Normal ist das nicht!

Foto , CC BY-SA 2.0 , by bloggingberlin

Wir haben uns so an sexuelle Übergriffe jeglicher Art im Alltag gewöhnt, dass wir manchmal vergessen, uns dagegen zu wehren.

Als ich vor fünf Jahren nach Berlin zog, achtete ich darauf, dass meine Wohnung nicht an einer U-Bahn-Linie lag und ich stattdessen die Straßenbahn benutzen konnte. Der Grund ist simpel: Angst. Ich wollte auf diesem Weg die Gelegenheiten, alltäglichem Sexismus und Gewalt ausgesetzt zu sein, immerhin reduzieren. Auf der Straße statt im Untergrund fühle ich mich in der Dunkelheit wenigstens ein bisschen sicherer, halte ich die Wahrscheinlichkeit für geringer, angemacht oder gar überfallen zu werden – immerhin fahren hier nachts Autos, trifft man ab und zu auf Menschen und vielleicht würde im Notfall sogar jemand meine Hilferufe hören und mich retten. (Haha.)

Zu jener Zeit, in der die Google-Streetview-Wagen durch die Stadt fuhren, brachte mich gegen zwei Uhr nachts die Straßenbahn nach Hause. Der Weg von der Haltestelle bis zur Wohnung ist nicht weit. Dennoch folgten mir mit schnellen Schritten zwei junge Männer. Ich beeilte mich, öffnete mit zitternder Hand das Schloss der Haustüre und rannte über den Hof, um ins Hinterhaus zu gelangen. Als ich im ersten Stock ankam, merkte ich, dass die beiden Männer mir gefolgt waren. Ich hörte ihr Gelächter, sie johlten auf Französisch und nur wenige Treppenstufen trennten uns vom Sichtkontakt. Hektisch schloss ich die Wohnung auf, sprang in den Flur, warf die Türe zu, an die ich mich anschließend mit dem Rücken lehnte, um leise wieder zu Atem zu kommen und mich vor allem auch nicht mit Schritten zu verraten. Die Männer lärmten noch ein wenig im Treppenhaus herum und verschwanden anschließend.
Am nächsten Morgen sah ich, dass eine Scheibe der Haustüre eingeschlagen war. Sie ist mittlerweile längst repariert, aber das klaffende Loch von einst kann ich nach wie vor auf Streetview sehen und ich muss oft genug an das Erlebnis denken, wenn ich zu später Stunde nach Hause komme. Mittlerweile bin ich meist froh, wenn niemand mehr auf der Straße unterwegs ist und Taxifahrer bitte ich immer, erst dann davon zu fahren, wenn ich hinter der Haustüre verschwunden bin.

Es ist jedoch ein Irrtum, ich sei tagsüber sicher. Einmal wurde ich gegen Mittag am Kölner Neumarkt von drei jungen Männern umringt, angerempelt und mit dummen Sprüchen bedacht. Ich versuchte, mich verbal zu wehren, doch die Männer hörten nicht auf. Um uns herum floss der Strom einkaufender Menschen weiter, niemand nahm Notiz von mir und meiner Situation. Erst als ich meine Ellenbogen einsetzte, ließen die Männer von mir ab.

Solche Erlebnisse prägen – dabei kann ich noch von Glück sprechen, denn mir ist keine körperliche Gewalt widerfahren. Aber die Angst bleibt und geschürt wird sie immer wieder mit alltäglichen Sexismen, die ich und viele andere Menschen – meist Frauen – auf der Straße erleben. Wie sehr ich diese einfach so hingenommen habe, wurde mir erst bewusst, als ich im vergangenen August von Sofie Peeters Film „Femme de la Rue“ las, in dem sie die Belästigungen dokumentiert hat, denen sie täglich auf der Straße in Brüssel ausgesetzt ist. Ich hielt das Ganze zunächst für einen Fake. Niemand möchte wahrhaben, dass es so unangenehm sein kann, im Sommerkleid durch die Stadt zu spazieren. Es ist auch nicht unüblich, dass solche Ereignisse als Einzelfälle bezeichnet oder bestimmten Gegenden zugeschrieben werden. In den Tagen danach wurde ich jedoch gewahr, dass mein Alltag zwar nicht in dieser extremen Form von Street Harassment durchzogen war, ich jedoch mindestens ein Mal am Tag übergriffig behandelt wurde – weil ich eine Frau bin. Es war mir bloß nicht mehr aufgefallen, weil es bereits so normal geworden war.

Seither merke ich wieder, wie unangenehm es ist, jeden Tag an der gleichen Baustelle vorbei zu gehen und angegafft zu werden. Ich merke, wie unangenehm es ist, wenn ich in der vollen Bahn ununterbrochen anzüglich angestarrt werde und mich mangels Platz und Energie der Einfachheit halber umdrehe und den Rest der Fahrt gegen die Wand gucke. Ich merke, wie unangenehm es ist, wenn mir ein Mann gegenüber sitzt, der mich anglotzt und genau im Schritt eine Bierflasche platziert hat, die auf mich zeigt. Ich merke, wie unangenehm es ist, wenn mir ein Mann aus dem Bus auffordernd die wackelnde Zunge entgegenstreckt, als wolle er mich küssen. Ich merke, wie unangenehm es ist, beim Fahrradfahren mit anzüglichen Bemerkungen überholt zu werden. Ich merke, wie unangenehm es ist, aufgefordert zu werden, doch mal zu lächeln. Ich merke, wie unangenehm es ist, mich selbst dort, wo mich gar niemand belästigt, nicht mehr sicher zu fühlen. Sei es, mit einem fremden Mann alleine im Aufzug, an der U-Bahn-Haltestelle, auf dem Gehweg oder sonstwo. Phaedra Starling schrieb seinerzeit in diesem Zusammenhang von Schroedinger’s Rapist. Dies mag extrem erscheinen und tatsächlich sieht mein Alltag zum Glück nicht so aus, dass ich jedem Mann unterstelle, mich angreifen zu wollen. Aber für andere Frauen mag sich das so anfühlen, vor allem, wenn sie in der Vergangenheit (sexuelle) Gewalt erfahren mussten und auch ich gehe je nach Tagesform sehr unterschiedlich mit solchen Situationen um.

Dass den übergriffigen Männern oft gar nicht klar ist, was sie da tun, oder ihr Verhalten gar selbstverständlich finden, weil sie eben Männer sind, zeigen Ausschnitte aus Maggie Hadleigh-Wests Dokumentation „War Zone“ – die vollständige Version gibt es hier. Dabei spielt es keine Rolle, wo die Aufnahmen gemacht wurden: überall auf der Welt werden Frauen belästigt – auch in Deutschland. Dass meine Erlebnisse keine Einzelfälle sind, kann ich auch auf Twitter nachlesen:

fraeuleintessa

luzilla

marthadear

wondergirl

fraeuleintessa2

Laura Bates, Betreiberin der Seite everydaysexism.com, hat eine Aktion ins Leben gerufen, mittels des Hashtags #ShoutingBack Street Harassment auf Twitter sichtbar zu machen und so verbal zurück zu schlagen. Was hält uns davon ab, dort mitzumachen? Ebenso denkbar wäre es, einen deutschen Hashtag ins Leben zu rufen. (Update: mittlerweile gibt es den Hashtag #aufschrei <3 ) Vom 7. bis zum 13. April findet die International Anti Street Harassment Week statt, an der sich Menschen weltweit mit Aktionen beteiligen können. Wir haben also noch ein wenig Zeit, um uns wundervolle Dinge zu überlegen, mit denen wir dann in jener Woche die nötige Aufmerksamkeit schaffen können, um Sexismus im Alltag sichtbar zu machen. Und damit ich nachts sowie in U-Bahn-Stationen weniger ängstlich bin, habe ich mich dazu entschlossen, demnächst einen Selbstverteidigungskurs zu machen und anschließend hier davon zu berichten.

Es gibt übrigens einen einzigen fremden Mann, der einfach so die Worte Ich liebe Dich auf der Straße zu mir sagen darf: In meiner Nachbarschaft wohnt ein grauhaariger, bärtiger Opi, der ebendiesen Satz allen Menschen und Gegenständen zuflüstert, an denen er vorbeigeht. Erst gestern Abend sah ich ihn, wie er einen Baum umarmte und dabei lächelte.

112 Antworten zu “Normal ist das nicht!”

  1. Anne Wizorek sagt:

    Am meisten nerven mich in diesem Kontext Menschen, die dann nicht einmal nachvollziehen können, wie hart das (zwangsweise) macht. Die dann noch Frauen die Schuld für zwischenmenschliche Missverständnisse aufgrund fehlender Offenheit geben.

    Als ob ich gerne mit ständigem Misstrauen gegenüber dem möglichen Verhalten der Männer um mich herum durch die Straßen laufe!?

    • StHubi sagt:

      Ich muss zugeben, dass diese Diskussion um #Aufschrei anfangs dazu geführt hat, dass ich die Schuld auch bei den Frauen gesucht habe. Allerdings ist mir nach dem Lesen des Twitters klar geworden, dass es hier nicht um einfache Missverständnisse oder falsch verstandene Signale geht oder um eine einfache Verurteilung aller Männer.
      Es geht hier wirklich um übelstes Fehlverhalten und sogar um Verbrechen an seinen Mitmenschen, die von Leuten verübt werden, die in meinen Augen weder die Bezeichnung Mann noch Mensch wirklich verdient haben. Zumindest habe ich es so verstanden und mein erster falscher Eindruck ärgert mich.

      Twitter ist ein guter Anfang, aber die Beschränkung auf wenige Zeichen pro Posting halte ich für unpraktisch für ein derartig wichtiges Thema (Allerdings bin ich generell kein Freund von Twitter).

  2. […] “Normal ist das nicht“, schreibt Maike von Kleinerdrei.org: “Wir haben uns so an sexuelle Übergriffe jeglicher Art im Alltag gewöhnt, dass wir manchmal vergessen, uns dagegen zu wehren.” Der Beitrag erinnert mich daran, dass ich das Thema Street Harassment hier schon längst noch einmal aufgreifen wollte. […]

  3. Samya sagt:

    Selbstverteidigungskurse helfen nicht. Die Techniken fallen dir im Ernstfall nicht ein oder du traust dich nicht durchzuziehen oder die Typen sind im schlimmsten Fall eh in der Überzahl oder bewaffnet. Ich mache seit Jahren Kampfsport, hätte gegen mehrere Männer trotzdem keine Chance. Diese Kurse pushen vor allem das Selbstbewusstsein, aber du kannst als Frau noch so selbstbewusst sein, trotzdem oder gerade dann wirst du blöd angemacht. Es ist wirklich schlimm.

    • ruhepuls sagt:

      Ja, dass das kein perfekter Schutz ist, denke ich mir. Aber es geht mir auch um ebendieses Selbstbewusstsein, das mir vielleicht hilft, nicht auch an Orten Angst zu haben, wo es gar nicht nötig ist.

      • Seit ich vor etwas mehr als einem Jahr mit Kickboxen angefangen habe, fühle ich mich sicherer. Natürlich ist das subjektiv und wenn ich von mehreren Männern gleichzeitig überfallen werden würde, hätte ich keine Chance. Was es aber bewirkt ist, mit erhobenem Haupt und bei Bedarf mit geballter Faust durch die Nacht zu gehen. (Und Kickboxen macht ziemlich viel Spaß.)

  4. ruhepuls sagt:

    Ja, Belästigung passiert von ganz unterschiedlichen Männern. Es ist egal, wo sie herkommen oder wie alt sie sind.
    Eine Frau in der U-Bahn zu überholen ist sicherlich besser, als den ganzen Weg lang hinter ihr her zu gehen, wenngleich ich natürlich auch bei solchen Überholvorgängen manchmal kurz Angst habe. Aber anschließend bin ich erleichtert.

    Zu den Franzosen im Treppenhaus: Die beiden Männer sind mir hinterher gerannt(!) und haben ja auch anschließend das Haus wieder verlassen. Ich finde es schade, dass hier vermutet wird, ich könne da etwas falsch verstanden haben. Das minimiert meine Glaubwürdigkeit und tut so, als wäre das Ganze ja vielleicht gar nicht so schlimm gewesen und hätte nur in meiner Einbildung stattgefunden. Dem war nicht so.

    • A. sagt:

      Ein Freund wechselt in solchen Situationen immer die Straßenseite, um die Situation etwas zu entspannend. Das ist denke ich eine ganz gute Möglichkeit.

    • B sagt:

      Wollte noch ergänzen: mich hatte an der Geschichte eben gewundert daß Du noch Deine Tür aufsperren konntest, wenn die Männer hinter Dir hergerannt sind. Ich muss irgendwie oft an den Fall denken wo ein Ausländer verblutet ist, weil er bis zu seiner Wohnungstür verfolgt wurde und sich an der Glastür geschnitten hat. Daher überlege ich oft was ich tun würde wenn ich verfolgt werden würde und komme immer zu dem Schluss daß ich meine Wohnungstür sicher nicht schnell genug aufbekommen würde. Leider fällt mir auch keine Lösung ein, ausser möglichst schnell zu rennen und irgendwo andere Menschen zu finden.

  5. Anne Wizorek sagt:

    Es ist Männern nicht bewusst. Sie leben in diesem Sinne in einer anderen Welt.

    Aber wenn du das eigentlich verstehst, frage ich mich, wieso Maikes schlimme Erfahrung hier nun wieder in Frage gestellt werden muss? Genau diese Skepsis („übertreibst du nicht ein bisschen“, „hast du die Signale nicht vielleicht einfach nur falsch verstanden“) führt dazu, dass sich diese sexistische Kultur nur mehr verfestigt.

    • B sagt:

      Puh, also so viel Vertrauensvorschuss zu verlangen finde auch ein bisschen viel. Ich kenne euch doch gar nicht. Ich nehme die Geschichte zur Kenntnis und werde sicher in Zukunft darauf achten, ob sich sowas in meiner Gegenwart abspielt. Aber wegen einer Anekdote bin ich noch nicht überzeugt daß jede Frau jeden Tag sexuell belästigt wird, sorry. Auch diese Sammelblogs und Twitter-Hashtags bieten meiner Meinung nach nur ein verzerrtes Bild. Millionen Frauen passiert vielleicht nie was, aber sie Twittern eben nicht darüber (es gibt keinen „#heutewiedernichtbelästigt Hashtag). Sorry, ich bin Mathematiker, ich will erstmal Daten, nicht nur Geschichten.
      Ich werde auch mal drauf achten, wie oft ich den Hashtag in meiner Timeline sehe. Wenn das konsequent durchgezogen wird kann es vielleicht schon die awareness erhöhen.

      • daniel doublevé sagt:

        vorschlag: du könntest stattdessen auch einfach mal die frauen in deiner umgebung zu diesem thema befragen. dann bist du selbst aktiv und musst nicht warten, bis dir jemand die »daten« liefert.

      • Anne Wizorek sagt:

        *Eine* Anekdote? Srsly? ich fürchte, dann hast *du* hier gerade ein verzerrtes Bild.

        Und klar, ich erlebe auch nicht jeden Tag Belästigungen (hooray!), aber sobald ich auf die Straße gehe, muss ich mir dessen bewusst sein, dass dies kein sicherer Raum für mich ist, alleine aufgrund der Tatsache, dass ich eine Frau bin. Ich bin da permanent auf dem Präsentierteller und kann nicht lenken, wie das männliche Umfeld auf mich reagiert – ein Umfeld, das diese Reaktionen wohlgemerkt als berechtigt empfindet. Das ist ein verdammt beschissenes Gefühl, kann ich dir sagen.

        • B sagt:

          Vielleicht habe ich ein verzerrtes Bild, aber ich denke für die meisten Menschen ist nunmal das was sie selbst erlebt haben die erste Grundlage für ihre Weltsicht. Das finde ich auch richtig so und wichtig, sonst ist man zu leicht zu manipulieren. Wie gesagt ich werde vermehrt darauf achten, damit hat der Artikel doch schon etwas erreicht.

      • Claire sagt:

        Wenn du konkrete „Daten“ möchtest, solltest du einfach mal sämtlich Frauen in deinem Bekanntenkreis fragen, welche Erfahrungen sie in ihrem Alltag so machen, wie viel Zeit sie damit investieren zu überlegen, welche Strecken sie im Dunkeln langlaufen sollten oder nicht, welche Kleidung sie wann tragen/wann nicht, wie oft sie am Tag Angst/Unwohlsein verspüren, etc. JEDE Frau wird dir einen bunten Strauß trauriger Anekdoten berichten können, jede Frau…

      • motek sagt:

        millionen frauen passiert das natürlich alles.
        das ist der punkt.
        JEDER. PASSIERT. DAS. KONTINUIERLICH.
        es gibt keine frauen, die nicht schon dutzende, hunderte male belästigt wurden.
        jede von uns kennt das.
        jede von uns hat strategien, um es zu vermeiden.
        jede von uns hat die erfahrung gemacht, dass wir es nicht vermeiden können.

        • Dieda sagt:

          Ich bin 23 und mir ist so etwas höchstens ein, zweimal überhaupt passiert. Wenn ich allerdings mit meinen attraktiveren, feminineren Freundinnen unterwegs bin, habe ich schon manchmal mitbekommen, dass ihnen nachgerufen, gepfiffen, sie blöd angequatscht werden etc. Weshalb ich die Theorie vertrete, dass es eben doch (auch) mit dem Aussehen zu tun hat und ich als kurzhaarige, leicht übergewichtige Frau dieses Problem überhaupt nicht kenne. Jedenfalls finde ich es aufgrund meiner eigenen (Nicht-)Erfahrungen vermessen, zu behaupten, *jede* Frau würde belästigt werden.

      • bla sagt:

        dies als Anekdote zu bezeichnen, nimmt den Bericht mMn schon wieder die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit. Anekdoten sind normalerweise nette Geschichtchen aus der Vergangenheit.
        Und warum ist es so wichtig, dass es jeder Frau jeden Tag passiert? Reicht es nicht, wenn richtig üble Anmachen, die einen verängstigen, ein oder zweimal passieren, dafür aber sehr lange und nachhaltig weiterwirken? Und „nur“ die leichteren Anmachen öfters geschehen?

    • Matze sagt:

      Diese Aussage, (alle) Männer würden in einer anderen Welt leben und wären sich dessen nicht bewusst, trifft garantiert auf einen Großteil zu. Ich rede sehr ungern pro Männer, aber es sind eben nicht alle Männer. Die, diese Zustände verursachen, verursachen diese aber nicht, weil sie Männer sind, sondern weil sie als Menschen soziale, kommunikative sowie empathische Defizite haben. Erst dazu kommt das Geschlechterding.
      Ich weiß nicht genau, wie das zusammenhängt, aber diese Defizite führen oft auch zu diesem Größenwahn und der Einbildung, daß Männer die „Größten“ wären. Ähnliches habe ich auch schon vom weiblichen Geschlecht erleben dürfen, aber es passiert nicht in diesem Ausmaß und führt nicht zur (flächenverdeckenden) Verunsicherung der Männer.

      Weiterhin werde ich mich hüten, diese Schilderungen versuchen, zu entschärfen, weil ich es nicht kann. Mir ist das Thema nicht neu. Und wenn man aus Erzählungen aus dem eigenen Umfeld mal hochrechnet, erscheint einem die Brisanz leider glaubhaft.

      Und wenn man dann als Mann bei „Gesprächen unter Männern“ dann nicht mitmacht oder sogar Einspruch erhebt, kann man sich dann solche Titel wie „Weichei“ o.ä. gefallen lassen. Dabei ist es ja nicht mal so, daß ich die betreffende Person vielleicht unattraktiv finde. Aber ich finde es unzulässig, ein gewisses Level zu unterschreiten oder jeder Frau ungefragt meine Gedanken zu ihr mitzuteilen.
      Als Mann möchte man auch nicht ständig ungefragt hören, wie geil oder wie scheiße man sei – also, ich zumindest nicht

      Dazu kommt, daß mich das Thema insofern persönlich nervt, da man als Mann grundsätzlich dem Generalverdacht unterliegt – verständlicherweise.
      Wenn es passiert, daß ich mit einer unbekannten Frau irgendwie räumliche Nähe teilen muss, ist mir ständig bewusst, daß der Grat, wo die Frau verunsichert wird oder sogar Angst bekommt, sehr schmal ist.
      Ich empfinde es als grundsätzlich notwendig, aktiv die Situation zu entschärfen. Entweder versuche ich mich deutlich so zu verhalten, daß ich keine Gefahr darstelle und wenn das nicht geht, spreche ich es aktiv an.
      Wie oft habe ich schon präventiv Straßenseiten gewechselt oder zügig überholt, nur um einer mir unbekannten Person die Situation zu erleichtern.
      Ich finde es beschissen, daß man es überhaupt lang und breit klären muss. Aber es ist eben nicht selbstverständlich, sich so zu verhalten, daß das Umfeld nur vertretbar involviert wird. Aber selbst möchte man so gut wie nie vom Umfeld genervt werden. Aber da sind wir wieder bei den Defiziten. :(

      • Anne Wizorek sagt:

        Nun, mir lag es bei der Aussage fern, wild zu pauschalisieren. Insofern sorry dafür. :)

        Mein Punkt ist eher, dass Männer durch unsere sexistisch geprägte Gesellschaft nun mal eine andere Welt erleben – dabei ist aber im Grunde erst mal egal, ob bewusst oder nicht, denn das Privileg liegt im allgemeinen auf männlicher Seite. Die Frage ist eben, wie sie dann damit umgehen, was du ja auch aufgreifst (und dass das nicht einfach ist, ist mir ebenso klar – da haben wir eben leider schon einen sehr verfahrenen Zustand erreicht). Davon abgesehen erlebe ich es bei den Männern in meinem Leben immer wieder, dass sie sehr sensibel gegenüber Geschlechterthemen sind, sich aber eben nicht mal ansatzweise ausmalen können, wie es sich anfühlt, so durch die Straßen gehen zu müssen.

  6. daniel doublevé sagt:

    männer leben tatsächlich in dieser hinsicht in einer komplett anderen welt. obwohl ich mich in dieser hinsicht schon für sensibel halte, ist mir das ausmaß der täglichen sexuellen belästigung gegenüber frauen erst nach sofie peeters film klar geworden. ich habe mich danach mit vielen freundinnen kurzgeschlossen, fast alle hatten ähnliche erfahrungen wie du gemacht. ich war wirklich sehr, sehr schockiert (und bin es eigentlich immer noch). in was für einer gesellschaft leben wir eigentlich, in der meine freundinnen keine röcke tragen, wenn sie wissen, dass sie nach hause laufen müssen? das sind dinge, über die ich mir als mann niemals gedanken machen muss und frauen jeden tag.

    hier in paris ist es übrigens besonders schlimm. auch etwas, was ich vorher nicht gedacht hätte. allein als frau irgendwo zu sitzen, zu lesen, etwas zu trinken und dabei in ruhe gelassen zu werden – unmöglich. zumindest laut den erfahrungen, die mir zugetragen werden. ich finde das so traurig und es macht mich so wütend, dass sowas ständig abgebügelt wird, gerne auch, wie wir es gestern schon besprochen haben, mit vorgeworfener humorlosigkeit.

    männer sollten sich bei diesem thema also ganz zurücknehmen. da sie solche erfahrungen nicht gemacht haben und auch nicht machen können, können sie sich noch nicht einmal im entferntesten ausmalen wie die lage wirklich ist.

  7. jensbest sagt:

    für Kairo gibt es die http://www.harassmap.org – funktioniert mit tweet und SMS. Ist glaube ich Open Source

  8. Melebert sagt:

    Schnell überholen? Bitte nicht! Denn du musst sie als erstes einholen, also schneller sein als sie, du näherst dich ihr somit und das könnte als „jagen“ aufgefasst werden. Lauf lieber etwas langsamer und nimm dir mehr Zeit, bleibe sogar mal kurz stehen. Das sind ganz andere Signale als wenn du versuchts sie ein- und dann zu überholen. Du signalisierst nur, dass du nicht zu nahe kommen willst (in jeder Beziehung), indem du vor allem physischen Abstand hältst.

  9. ruhepuls sagt:

    Der Film ist nur ein Beispiel von vielen. Im anderen Film sind es andere Männer und in Deutschland sind es auch andere Männer. Mir ist es wichtig, diese Debatte losgelöst von Vorurteilen zu führen. Danke.

  10. ruhepuls sagt:

    Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden, mit dem ich hinterher in irgendeiner Form verbandelt war, auf der Straße kennengelernt. Es geht hier nicht um den Verbot des Flirtens. Es geht darum, dass ich tagsüber in Ruhe gelassen werden möchte und nicht von irgendwem einen blöden Spruch reingedrückt bekommen oder angestarrt werden will. Das ist alles nicht flirten und dient auch keiner seriösen Kontaktaufnahme.

    Auch die Meinung mit dem Doppelstandard teile ich nicht. Wieso vermutest du das, wenn du doch vorhin gesagt hast, du bekommst ohnehin gar nicht mit, dass Frauen so häufig angesprochen oder belästigt werden und das Ganze sei dir recht fremd. Ich finde Daniels Vorschlag weiter unten sehr gut, doch einfach einmal mit den Frauen, die du kennst, darüber zu sprechen.

    • B sagt:

      Es gibt ja genug Geschichten dazu, Frauen erzählen ja manchmal auch wie oft sie angemacht werden – manchmal ist das eventuell auch ein bisschen Status, denn es gibt auch Menschen die werden nie angemacht. Wie gesagt, manchmal ist es natürlich eindeutig Belästigung, oft aber eben auch nicht. Frauen haben es beim Flirten auch leichter da sie im Allgemeinen nicht den ersten Schritt machen (müssen). Eine Geschichte eines erfolgreichen netten Kennenlernens wäre doch auch mal interessant (muss noch nicht mal ein Flirt sein). Mir geht es um die Verständigung, es wird viel darüber geschrieben was nicht OK ist aber wenig darüber was OK ist.

      • daniel doublevé sagt:

        ich kann nicht für die frauen (oder: feministinnen, wie du verlangtest) sprechen, aber das sind die regeln, nach denen ich selbst behandelt werden möchte:

        hab respekt! flirten oder jegliche form der kontaktaufnahme ist nicht sowas wie dein »recht«, es »steht« dir nicht »zu« und du darfst es »ausüben«. nimm also nicht für selbstverständlich, dass irgendjemand mit dir reden möchte. wenn du dann doch jemanden ansprechen möchtest: sei nett, höflich, freundlich und gib dem gegenüber nie das gefühl, dass er nur zu deiner persönlichen bespaßung da ist. wenn du ernsthaft an jemandem interessiert bist, kannst du durch freundliches auftreten und ansprechen das auch vermitteln. wenn die andere person jedoch signalisiert (und auf diese signale muss man achten), dass er_sie nicht möchte, dann muss man das immer ernst nehmen und sich zurückziehen. und oft kann man diese signale schon vor der kontaktaufnahme lesen. eine person, die nachts alleine schnellen schrittes durch eine leere straße huscht, sendet für mich nicht die signale aus, angesprochen zu werden. deswegen hätte ich auch keinen grund ihr deshalb hinterher zu laufen.

        das sind für mich aber eher allgemeine regeln, die sich auf jede kontaktaufnahme beziehen können.

      • Rike sagt:

        Im Thread zu einem Artikel über Street Harrasment und sexuelle Belästigung nach Hinweisen zum Flirten zu fragen grenzt ja fast schon an Thema verfehlt, aber nichts desto trotz, hier hast du schon mal einen Tip:

        Hör auf Flirten und sexuelle Belästigung in den selben Topf zu werfen. Das eine hat mit dem anderen nicht das geringste zu tun. Oder willst
        du mir im Ernst erklären, dass es Männer gibt, die es für angemessene und erfolgversprechende Annäherungsstrategien halten, fremden Frauen auf offener
        Straße hinterherzurufen „du geiles Stück“ oder „Ey Süße, willste ficken?“, sie ungefragt und unerlaubt zu betatschen oder vor ihnen zu masturbieren, sie zu verfolgen und die Haustür zu demolieren? Das ist KEIN Flirten das ist sexuelle Belästigung. Verstehst du den Unterschied?

    • Mercyfulwitch sagt:

      Wie soll flirten ohne Blickkontakt überhaupt funktionieren frag ich mich? Und wenn DU auch nicht angesprochen werden möchtest schätze ich mal das Dir auch harmloser small talk nicht recht ist?

      • ruhepuls sagt:

        Das wiederum ist ein Irrtum. Ich bin ein sehr aufgeschlossener Mensch, ich spreche mit vielen Menschen, denen ich in der Öffentlickeit begegne. Ja, auch in öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch da gibt es Kommunikation, die ganz frei ist von Anmache und Übergriffigkeit.
        Schon zu wissen, dass dies ein schwieriges Thema ist und du in so einem Fall sensibel agierst und reagierst, könnte dann bei Bedarf helfen.

      • Liebe „Mercyfulwitch“, es gibt genug Männer, die irrtümlich der Überzeugung sind, die weibliche Welt da draußen sei ein mit Objekten gefüllter Selbstbedienungsladen. Und es ist in der Regel ziemlich leicht, zwischen harmlosem Smalltalk und dreistem Anmachspruch zu unterscheiden. Darüber hinaus gibt es freundliche Blicke, leere Blicke, ein nettes Lächeln ohne respektlos zu sein, desinteressierte und höflich interessierte Blicke – und es gibt solche, bei denen man das Gefühl hat, dem Betrachter tropft gleich Speichel aus dem Mund. Blicke, die eine vollkommen deplatzierte Dominanz gegenüber einer fremden Frau ausdrücken. Und die letztere Kategorie ist inakzeptabel. Am Besten wäre es doch, wenn wir Frauen darüber nicht auch noch diskutieren würden. Oder hast du es gern, wenn sich nachts jemand in einer leeren Tram neben dich setzt und fragt „na, Püppi, biste auf Männerfang? Ey komm Püppi, dit seh ick an dei`m Nagellack!“ ? Ist mir passiert. War ekelhaft, ich bin ausgestiegen, nachdem Anschreien nicht geholfen hat. Ein Beispiel von vielen.

        Am Besten wir einigen uns erstmal alle darauf, dass es Street Harassment gibt. Und dass es ein Problem ist. Und dann gehen wir es an, so lange, bis sich keiner mehr traut, Frauen gegenüber respektlos zu sein.

  11. A. sagt:

    Also ich finde, es ist ideal, wenn jede/r allein auf der Straße nach Hause laufen kann ohne Angst zu haben. Das sollte das Ziel sein.

  12. Majken sagt:

    Ich arbeite als Aushilfe beim Bäcker. Vor ein paar Wochen betrat ein Kunde den Laden, kaufte ein, und beim Rausgehen sagte er „Tschüß… du geiles Stück!“ – und ich war wie erstarrt und absolut sprachlos. Ich war in dem Moment alleine im Laden, und konnte einfach nicht reagieren, mal ganz davon abgesehen, dass der Typ schon längst wieder auf der Straße war, bis ich realisierte, WAS er da gesagt hat.
    Ich will diese Hilflosigkeit nicht, aber ich weiß auch jetzt nicht, wie ich hätte reagieren können, wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte.

    Und wenn ich weiß, dass ich nachts oder generell im Dunklen allein unterwegs sein muss, hab ich ein Messer dabei. Weil ich das Gefühl habe, dass mir die Welt um mich herum keine andere Chance lässt, und nicht, weil ich das will.

  13. ruhepuls sagt:

    Der letzte Satz ist albern.
    Darüber hinaus ist es in den meisten Fällen egal, wie die Frau aussieht und was sie trägt. Es genügt, dass sie eine Frau ist.

    Schade, dass du motek nicht glaubst. Aber dazu kannst du dann wie bereits erwähnt, die Frauen in deinem Umfeld befragen.

  14. Anne Wizorek sagt:

    „Halbe Vergewaltigung“? Würdest du bitte wieder im Kontext des Artikels diskutieren? Danke.

    Außerdem verstehe ich angesichts der mittlerweile zahlreichen Beispiele und Kommentare von Frauen hier nicht, dass du immer noch einen auf „Nee, glaub ich nicht“ machst. Da hast du doch deine Belege. Ich bin es wirklich leid, dass immer so getan wird, als würden wir alle nur doof und hysterisch übertreiben. Das erhält lediglich einen furchtbaren Status Quo aufrecht, mehr nicht.

  15. motek sagt:

    wie kannst du das denn nicht glauben, wo lebst du denn?

  16. Jens Hoffmann sagt:

    Entschuldige, aber das ist ausgemachter Bullshit. Das hat nichts mit Double Standard zu tun. Ich würde kein einziges der oben genannten Beispiele als Flirtverhalten bezeichnen, sondern allesamt als schlichtweg inakzeptabel. Und ich finde es ausgesprochen verständlich, dass niemand mit so etwas konfrontiert werden will, und schon gar nicht ständig.

  17. Boah, danke für die gute Note am Schluss. Schon als Leser hatte ich gegen Ende die Nase so voll, dass das bisschen Closure nötig war. Perfid ist ja wie chronisch und allgegenwärtig solche Zustände sind und wie einfach und sozial geduldet es als Mann ist, in einen Modus komplett fehlender Empathie zu gelangen. Danke fürs Schreiben. Gerne bitte mehr.

  18. Regina S. sagt:

    Bin ich zu hässlich oder flirte ich zu gerne ?

    Mich hat in den 35 Jahren meines Vollweibseins & meiner Touren durch die Tagwelt, die Nachtwelt und die Unterwelt noch nie jemand „harrassiert“. (Was ist denn das für ein Distanz-und Schuldzuweisungswort?)

    Ist männliche Anerkennung heutzutage verboten?
    Seit wann haben wir Frauen es nötig, uns als Opfer aufzuspielen ?!?

    „Geiles Stück“ ist kein sexueller Übergriff. Es ist ein Spiel. (Wer das nicht verstehen will sollte mal Waczlawik lesen). Es fordert entweder ein „Dito, Alder“ oder ein „verpiss Dich Du Arsch“ heraus und funktioniert prächtig.

    Allen in den Kommentaren im Chor einstimmenden JammerSistern kann ich nur raten: Achtet auf Eure Gedanken. Achtet darauf, was ihr affirmiert. Das was ihr denkt und erwartet wird in Euer Leben treten. Ob ihr ein glückliches Leben als eine begehrenswerte, selbstbewusste, attraktive, geliebte Frau führt oder ein Leben in Angst und Defensive – ist Eure Entscheidung.

    • ruhepuls sagt:

      Natürlich ist es sexuell übergriffig, wenn mich einer, den ich nicht kenne auf der Straße als „geiles Stück“ bezeichnet. Wenn das für dich okay ist, dann ist das so. Aber spreche uns nicht ab, dass wir nicht so angesprochen werden wollen. Ich will in Ruhe gelassen werden.

      Und ich brauche keine ‚männliche Ankerkennung‘, wenn die sich dergestalt ausdrückt, weil sie mich auf mein Äußeres und mein Geschlecht reduziert und zudem gar nicht mich meint, sondern mich objektifiziert. Aber ich freue mich über Anerkennung für Dinge, die ich tue : )

      Übergriffigkeit hat, wie schon an anderer Stelle geschrieben, wenig mit Äußerlichkeiten zu tun und wir jammern auch nicht, sondern zeigen etwas auf. Wenn es dich nicht belastet: prima. Ich verzichte übrigens im Gegenzug gerne darauf ein sogenanntes ‚Vollweib‘ zu sein.

    • Was ist, wenn ich nicht spielen will, sondern einfach nur was kaufen. Was ist, wenn ich eben nicht der Typ bin, der schlagfertig „Dito“ oder „Verpiss dich“ rausbringt. Ich bin weiß Gott kein schüchterner Mensch, aber ich will auf sowas einfach nicht reagieren müssen. Natürlich kann ich’s dann auch ignorieren, aber ich empfinde das trotzdem als unangenehm und für mich wird hier eine Grenze überschritten.

      Auch wenn es sicherlich immer Grauzonen gibt, über die man streiten kann, glaube ich ebenso, dass es bestimmte soziale Grundverhaltensregeln gibt, an die man sich halten kann. Und eine Kundin „geiles Stück“ zu nennen, gehört für mich nicht dazu, da muss ich auch nicht erklären, warum das so ist.

      Man könnte an dieser Stelle auch sagen: „Du siehst heute echt gut aus, darf ich dir das mal sagen?“ Es gibt sicherlich immer noch Frauen, die das als too much empfinden, aber es wäre weit weniger problematisch und drückt (hoffentlich) dennoch das gleiche aus.

    • Anne Wizorek sagt:

      „Das was ihr denkt und erwartet wird in Euer Leben treten.“ Aha. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann würde ich verdammt noch mal nicht auf der Straße angemacht werden. Denn genau das ist, es woran ich die ganze Zeit denke und was ich mir wünsche. Aber ich werde als menschliches Wesen nicht respektiert. Auf der Straße bin ich als Frau ein Objekt und damit „verfügbar“.

      Sexuelle Belästigungen zudem als „männliche Anerkennung“ zu deklarieren, ist nicht nur infam, sondern beleidigt zudem noch alle Männer, die sich ernsthaft Gedanken darum machen, wie sie in einer sexistische Gesellschaft mit den Frauen in ihrem Leben kommunizieren.

      • spicollidriver sagt:

        den letzten Teil möchte ich als ein Vertreter des (überwiegenden) „Täter“-Geschlechts nochmal ganz dick unterstreichen!

    • herr_john sagt:

      Es ist wohl schwierig aus den eigenem befinden eine allgemeine Regel zu formulieren. Wo wäre denn Deine Grenze? Wo würdest Du sagen, dass es zu weit geht?

      • Regina S. sagt:

        Sorry, aber hier behaupten wohl eher andere Frauen, eine „allgemeine Regel“ formulieren zu können. Das ist nicht korrekt. Gegenteilige Erfahrungen und Interpretationen – die hier offensichtlich nicht gewünscht sind – kann man natürlich runter-shitstormen. Existent bleiben sie trotzdem. Das Wesen des Mannes, seine (meinetwegen (intergenderbedingte) Sub-)Kultur, seine Biologie, wird vollkommen ignoriert. Das ist letztlich genau so rücksichtslos, egoistisch und gefühllos wie das angeprangerte Verhalten von „Männern“. Dass Frauen sich damit in eine minore Selbstbetrachtung begeben, sich und andere Frauen in ihrer durchaus vorhandenen Wehrhaftigkeit in eine Opferrolle bringen, wird nicht einmal annähernd in Betracht gezogen. Frauen haben es schon schwer genug. Sie sollten sich nicht auch noch offiziell von ihresgleichen als Opfer stilisieren lassen. Ich rate zu dringender Vorsicht in einer Angelegenheit die sich als ganz übeles Eigentor entpuppen kann.

    • Es wird nicht gejammert, sondern eine wichtige und überfällige Debatte angestoßen. Denk doch kurz darüber nach: Würdest du auf offener Straße, „Vollweib“ das du bist, einen dir unbekannten Mann mit „Hey, du geiles Stück“ anreden? Nein, weil es respektlos ist? Weil du den Typen gar nicht kennst und gar nicht weißt, was du von ihm hältst? Weil dich neben dem objektifizierten Mann die Person dahinter interessiert, was dich davon abhält, solche Äußerungen zu machen? Genau. Und hier herrscht ein Ungleichgewicht, auf das hier mit einem wie ich finde wichtigen und großartigen Text aufmerksam gemacht wird.

  19. Der Grund, warum mir seit Monaten kein Street Harrassment mehr begegnet: Ich verlasse nur noch selten alleine das Haus, wenn ich überhaupt mal raus gehe. Ein gutes Leben ist das nicht.

  20. Danke fürs Aufschreiben. Mir geht es ähnlich. Ich fühle mich abgestumpft, dabei sind die Übergriffe in der Masse einfach krass. Besonders in den wärmeren Jahreszeiten sogar mehr als täglich, das sind keine bedauerlichen Einzelfälle, es ist Normalität.

    Ich empfinde es als extreme Einschränkung, im Dunkeln nicht Laufen zu können. Aber auch im Sommer habe ich ein paar Wochen lang ausgesetzt, weil ich auch am Tag im Park belästigt wurde, mal wird man festgehalten, mal irgendwo an die Wand gedrückt.

    Also entwickelt sich zum einen diese Normalität gegenüber den Übergriffen, auf der anderen Seite, und das tut wirklich weh, frisst es sich aber ins Selbstbewusstsein. Ich will nicht jeden Tag spüren müssen, dass ich ein Stück Fleisch bin, dass angegrapscht und nach seinem Aussehen beurteilt wird. Ich will ein Kleid tragen können, ohne „geile Schlampe“ genannt zu werden. Ich will mich im öffentlichen Raum wohlfühlen, und nicht wie Dreck behandelt werden oder Angst haben müssen.

    Meine persönliche Sicht darauf ist, dass dieser Zustand gravierende gesamtgesellschaftliche Auswirkungen hat, als man gemeinhin denken könnte. Aber wenn viele Frauen über Jahre hinweg regelmäßig Übergriffen, Beleidigungen, Abwertungen und der Reduzierung auf ihren Körper als Sexobjekt ausgesetzt sind, verändert sich ihr Verhalten, ihr Vertrauen in die Welt und in andere Menschen, das Gefühl dafür, wer sie sind und was sie können. Ich fühle mich mit all diesen Gefühlen gehandicappt. Letztlich schlägt es auch auf meine Leistungsfähigkeit, Fröhlichkeit, Kreativität, die dazu beiträgt, dass ich, oder eben all die Betroffenen, eingeschränkt sind im schulischen, beruflichen Umfeld, im allgemeinen Lebensglück.

    Die vermeintlichen Kavaliersdelikte oder Kleinigkeiten haben de facto großen Gesellschaftlichen Einfluss, und sie machen diese Welt vor allem für Frauen weniger lebenswert.

    • Sophie sagt:

      Ein sehr schöner Kommentar. Nicht nur auf die Lebensfreude, Kreativität hat dieses ständig auf Alarmbereitschaft zu sein Auswirkungen, sondern auch auf die Gesundheit der eigenen Sexualität. Das man sich zum Beispiel nicht öffnen kann. Man ist als Frau nur eine Schlampe aber gleichzeitig haben Männer ein Zugriffsrecht wann immer sie wollen. Sie dürfen sich an den Körper der Frau masturbatorisch bedienen. Das birgt auch viele Schäden auf die weibliche Sexualität.

  21. A. sagt:

    Du findest, dass jemand, der eben unsicher auftritt, selbst schuld ist, weil er „damit einige unmögliche und aggressive Menschen“ einlädt?

    • tvf77 sagt:

      Ich glaube nicht, dass sie das so gemeint hat („lädst ein“ ist aber mindestens unglücklich formuliert). Das Verhalten der Belästiger ist hier unentschuldbar und schon gar nicht auf das Opfer abzuwälzen.
      Es gibt allerdings Menschen, die aufgrund von kleinsten Merkmalen von solchen Typen sofort als potenzielle Ziele erkannt werden. Wie auch ein(e) Mobber(in) einen sechsten Sinn dafür hat, wer ein gutes Ziel abgibt.

  22. Matthias sagt:

    Der Artikel und einige der hier in Kommentaren geschilderten Vorfälle, legen nahe, daß solche Über- und Angriffe an der Tagesordnung sind. Daß derartiges Verhalten immer wieder vorkommt, ist hinlänglich bekannt, aber daß es eine solche Verbreitung gibt, schockiert mich. Woran liegt es, daß ich, ein männlicher Bürger, der (vielleicht naturgemäß) solchen Belästigungen nicht ausgesetzt ist, nichts davon im täglichen Leben mitbekomme, daß anscheinend so viele Frauen in unserer Gesellschaft Opfer solcher Über- und Angriffe werden? Es beschämt mich, daß so viele meiner Geschlechtsgenossen ein solches Verhalten und das dazugehörige Gedankengut an den Tag legen.

    • Matze sagt:

      Vielleicht hast Du und Dein Umfeld Glück und Du bekommst weniger berichtet.
      Oder Deinem Umfeld ist nicht klar, daß Du sensibel genug wärest und erzählt Dir nichts zum Thema.
      Andererseits gibt es Frauen, denen ist das Thema bekannt, aber der Frustlevel ist noch nicht hoch genug, es zu kommunizieren.
      Fazit: Ich weiß es nicht. Frag Dein (weibliches) Umfeld.

    • StHubi sagt:

      Ich muss ehrlich zugeben, dass ich auch jahrelang dachte, dass in „meinem Umfeld“ so etwas nie passieren würde… Inzwischen weiß ich von zwei Vergewaltigungen und schwerem sexuellen Missbrauch in meinem Bekanntenkreis.

      Diese Dinge habe ich aber in allen Fällen erst Jahre später erfahren und nur von Frauen, die mir wirklich vollends vertrauen.

      Die Wut und Hilflosigkeit, die ich gespürt habe, als ich davon erfahren habe… Ich fasse das lieber nicht in Worte.

  23. Julian Finn sagt:

    Die Hysterie um „Aber darf man denn gar nicht flirten?“ ist mir unbegreiflich. Natürlich darf man das. Aber ja, es gibt Unterschiede. Im Zweifelsfall möge Mann sich einfach überlegen, ob das Verhalten Okay wäre, stünde eine Person gegenüber die man _wirklich_ respektiert.

    In den folgenden Sätzen lässt sich „mein Chef“ durch jegliche andere Respektsperson austauschen. Bei anständigen Menschen heisst das natürlich auch „der Typ oder die Frau neben mir in der U-Bahn“:

    Ist es Okay, meinem Chef/Kollegen/Einem wildfremden Mann an den Hintern zu fassen? Natürlich nicht.
    Ist es Okay, lautstark den Hintern meines Chefs zu kommentieren? Natürlich nicht.
    Ist es Okay, meinem Chef bis nach Hause hinterher zu laufen wenn ich etwas von ihm möchte er aber gerade darauf keine Lust hat? Natürlich nicht.

    Ist es Okay, meinem Chef ein lächeln zuzuwerfen? Klar.
    Ist es Okay, nochmal nachzufragen, wenn mein Chef dieses Lächeln ignoriert hat? Vielleicht noch einmal, aber dann wird’s schon penetrant.
    Ist es Okay, meinem Chef zu sagen „Du ich möchte jetzt mit dir reden“? Nein.
    Ist es Okay, nachzufragen, ob mein Chef mit mir reden möchte? Logisch.

    Und so weiter. Niemand verlangt eine direkte Nachfrage. Oft reicht auch ein lächeln oder ein Blick in die Augen, um zu sehen, ob eine Kontaktaufnahme erwünscht ist.

    Und wenn ihr die „hohe Kunst“ des Konsens-Ersuchens (kriegt man eigentlich in der Grundschule beigebracht, so prinzipiell) nicht beherrscht, ernsthaft? Dann lasst’s halt. Die Chancen, dass ihr für euer Gegenüber attraktiv seid, wenn wenn ihr euch nicht mal richtig ausdrücken könnt sind eher gering.

  24. […] in unserer Gesellschaft wenig darüber gesprochen wird, was Alltagssexismus ist. Daniel macht bei kleinerdrei in den Kommentaren einen ziemlich guten Vorschlag, wie ich […]

  25. mauerunkraut sagt:

    Es ist nicht so, als würde ich diese Erfahrung nie machen, aber ich könnte Fälle dieser Art gerade mal an einer Hand abzählen und in der Regel reichte es wenn ich die Männer offen ignoriert habe. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass man in Berlin häufiger damit rechnen muss.

    Allerdings ist es problematisch das zu thematisieren, weils ja in der Regel nicht ernst gemeint, nur Spaß oder man es doch bitte als Kompliment nehmen soll. So wird es gesehen, von den Männern und einem Großteil der Frauen allgemein, weil sie es nicht anders gelernt haben.

    Ein anderes Problem ist natürlich, dass diese „Anmachen“ oft nur schwer fassbar, weil sie oft nur verbal und im Wortlaut eigentlich nicht als sexuelle Belästigung zu werten sind. Und bei wem willste dich beschweren? Bei demjenigen, der das alles noch als sein gutes Recht ansieht?

    Aber da hilft nur aufklären, Männer und Frauen für diese Problematik sensibilisieren, am besten bei der nächsten Generation weiter arbeiten. Denn bei denen, bei denen dieses Verhalten tief in den Köpfen verankert ist, wird man nur schwer Veränderungen bewirken können.

  26. sunny sagt:

    Diese Überlegung: ‚Du musst unheimlich gut aussehen‘ ist extrem fatal, da ‚weniger schöne‘ Menschen dieser Argumentation nach ja niemals nicht Belästigungen ausgesetzt sein können – was eine grauenvolle Ping Pong Reaktion nach sich zieht – passiert es einem ‚weniger schönen‘ nämlich, dass er belästigt wird, egal in welchem Ausmaß, wird ihm/ihr witziger Weise nicht geglaubt, was dazu führt, dass ‚weniger schöne‘ Menschen erst gar nicht den Mut haben, Anzeige zu erstatten – zum Beispiel.

    • DieLoginatorin sagt:

      „Diese Überlegung: ‚Du musst unheimlich gut aussehen‘ ist extrem fatal,
      da ‚weniger schöne‘ Menschen dieser Argumentation nach ja niemals nicht
      Belästigungen ausgesetzt sein können“ – genau. Weil er meinte, „Du musst unheimlich gut aussehen WENN DIR DAS TÄGLICH PASSIERT“, heißt das plötzlich, dass es weniger gutaussehenden nie passieren kann. Ein wenig Logik anyone?

  27. Jenny sagt:

    Ich gehe ungern raus und fahre ungern mit dem Bus.. weil ich teilweise große Angstzustände bekomme… „Was ist wenn…“ ect.
    Jeder Kommentar, auch wenn ich versuche ’so zu tun als würde es mich nicht stören‘, bleibt in meinem Unterbewusstsein gespeichert und macht mich ängstlicher.
    Am schlimmsten sind dann diejenigen, die anfangen mich zu beschimpfen, wenn ich in keinster Weise auf ihre Kommentare reagiere.
    Ich bin jetzt 22 Jahre alt… Diese Kommentare, das Hinterherpfeifen, ‚ausversehen‘ angrabschen, mache ich jetzt seit knapp 9 Jahren mit.
    Wir sind im 21. Jahrhundert, ich frage mich was sich diese Männer dabei denken, ich befürchte, höchstwahrscheinlich, garnichts.

  28. Niklas D. sagt:

    Was kann man denn praktisch dagegen tun?

    Es gibt natürlich die offene und gut sichtbare Nötigung, bei der man auch als Außenstehender Zivilcourage zeigen kann. Ich habe es mal erlebt, dass auf meinem Heimweg ein Mann einer Frau hinterhergelaufen ist und ihr dabei wüst gedroht hat. Die Frau war sichtlich nervös, hat ihre Schritte immer mehr beschleunigt, der Mann dann hinterher usw. Es war ziemlich parallel zu meinem Heimweg von der Arbeit, und so konnte ich das Ganze eine Weile beobachten. Ich habe Blickkontakt zum Mann gesucht, einfach um ihm zu zeigen, dass er beobachtet wird, bin dann aber in meine Wohnung, als ich dort ankam und habe nichts weiter unternommen. Also nicht nichts unternommen, aber sehr wenig.

    Aber einzelne anzügliche Bemerkungen? Diese laufen ja meistens unter dem Radar der Umstehenden und erst recht unter dem Radar der Polizei.

    Ich werde – gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln – mal die Augen offenhalten, ob ich Zeuge von Bemerkungen wie den beschriebenen werde.

    Und die, die so auftreten, sind sicher auch öfters aggressiv oder gewaltbereit, wenn man als Außenstehender dazwischengeht.

    Es geht wohl nur über eine langfristige Veränderung des gesellschaftlichen Klimas.

  29. VaraNasa sagt:

    Vielen Dank für diesen Text! Mir war schon lange nicht mehr bewusst, wie sehr ich mich, inzwischen ganz automatisch, so kleide und verhalte, dass ich möglichst wenig auffalle. Mich irgendwie als kleine graue Maus durch diese Welt mogle, um mich zu schützen. Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich es mir momentan auch anders nicht vorstellen könnte. Aber wie furchtbar ist das eigentlich, wie sehr engt es uns ein, in dieser Angst zu leben. Ich habe, eigentlich aus Schutz für meinen Hund vor anderen Hunden, fast immer ein Pfefferspray in der Jackentasche. Und sobald mir ein Mann begegnet, wenn ich alleine unterwegs bin, greife ich in meine Tasche und halte das Spray griffbereit. Ganz automatisch. Jeder Mann ein potentieller Täter. Irgendwann war das mal noch eine bewusste Handlung, inzwischen ist es Routine. Nein, normal ist das nicht.

    Und ja, mir ist bewusst, dass man es nicht gegen Menschen anwenden darf, dass es ein Täter wohl schneller gegen mich verwenden würde als ich gegen ihn, dass es mir nie etwas genützt in all den Übergriffssituationen, die ich bisher erlebte- aber es ist der Hauch einer Hoffnung. Obwohl ich weiß, dass ich als Frau im Endeffekt gar keine Chance habe.

    Es verändert doch im Grunde unser ganzes Verständnis von uns selbst als Frauen, wenn wir uns irgendwann selbst nur noch als potentielle Opfer wahrnehmen und unser Leben danach planen und ausrichten, möglichst wenigen Belästigungen ausgesetzt zu sein.

    Wieso ist eine Frau in diesem hohen Maße Freiwild für die Männer? Wieso gibt es solch ausschweifende Diskussionen über eine Frauenquote auf Führungsebene- aber keine Diskussion über diese alltäglichen Übergriffe, Angriffe, Verletzungen der Menschenwürde der Frau?

    Danke für diesen Gedankenanstoß!!

  30. […] zum Thema Normal ist das nicht! bei kleinerdrei, Kein Kompliment, sondern eine Demütigung! bei Publikative, Ich hab keine Worte […]

  31. ruhepuls sagt:

    Danke für die vielen Kommentare und die Unterstützung!

  32. Keek sagt:

    Ich bin übers Bildblog hier gelandet. Habe aus eigener beruflicher Erfahrung viel mit dem Thema zu tun und denke, dass ein sexueller Übergriff und die damit verbundene Hilflosigkeit eine der schlimmsten Dinge sind, die einem Menschen widerfahren können (passiert übrigens wenn auch seltener auch Männern). Aber dumme Sprüche oder Blicke im Alltag als sexuellen Übergriff zu werten geht mir persönlich zu weit. Dumme Sprüche oder Blicke habe ich von Frauen auch schon bekommen. Sollte das eigene Leben aber nicht all zu sehr einschränken.

    • Kathrin sagt:

      Wie man am Lesen der Kommentare hier schon erkennen kann, passieren jedem Menschen und auch jeder Frau andere Dinge auf der Straße. Vielleicht anderen mehr als Dir, vielleicht hast Du weniger Angst auf der Straße, und Dir passiert deshalb weniger Degradierendes als anderen. Vielleicht. Du kannst jedenfalls nicht von Dir auf andere schließen.

      Weiterhin: es gibt dumme Sprüche ohne sexistischen Grundton, und es gibt dumme Sprüche mit sexistischem Grundton. Es ist eine Frage der Wahrnehmung. Manche nehmen Sexismus stark wahr, andere gar nicht. Hier geht es um dumme Sprüche mit sexistischem Grundton – und dass Du das möglicherweise nicht immer wahrnimmst, heisst nicht, dass andere es nicht doch wahrnehmen und sich daher sexuell belästigt fühlen.

    • Rike sagt:

      Sicher, auf den ersten Blick wirken dumme Sprüche oder aufdringliches Starren als nicht besonders schlimm, aber es kommt auch immer auf den Kontext an. Wenn einem das mal alle Jubeljahre unterkommt, kann man das vielleicht besser ignorieren als wenn es einem andauernd und penetrant passiert.

      Zudem leben wir in einer Gesellschaft, in der sich Frauen noch heute anhören müssen, dass wir uns Belästigungen selbst zuzuschreiben haben, wenn wir uns sexy kleiden. „Warum hast du denn den kurzen Rock und das knappe Shirt angezogen, wenn du nicht angemacht werden willst?“ ist eine Frage, die immer noch häufig gestellt wird. Attraktivität als Grund für sexuelle Belästigung wurde ja selbst hier in den Kommentaren gebracht. Mal abgesehen davon, dass es schlicht falsch ist, zeigt es doch auf, das in unserer Gesellschaft entgegen der „offiziellen“ Meinung sexuelle Belästigung von vielen immer noch als Kavaliersdelikt betrachtet wird. Und das ist ein Problem.

      Und schlussendlich, was mit einem dummen Spruch anfängt, bleibt nicht unbedingt ein dummer Spruch. Es gibt genug Männer, die regelrecht austesten, wie weit sie gehen können. Wenn frau sich nicht (genug) gegen den Spruch wehrt, wird als nächstes auf den Pelle gerückt. Und dann wird angefasst. Und dann wird gegrabscht… Dummerweise nur ist am Anfang nie klar ob der Belästiger „nur“ einen blöden Spruch loslassen wird oder ob er versuchen wird weiterzugehen. Aber das Potential besteht jedes mal und die meisten mussten lernen Frauen sich dieser Tatsache bewusst zu sein.

    • Sophie sagt:

      Bitte Männer lernt den Unterschied zwischen Geben/Schenken/Teilend und Wegnehmen/Grapschen/Masturbierend es kann nicht sein, dass es darüber so eine Empathiegestörtheit gibt. Nicht zu vergessen warum hat der Mann Zugriffsrechte auf Kosten anderer Menschen aber Frauen sind Schl*mp*n? Das ist einfach nur heuchlerisch.

  33. Kathrin sagt:

    Genau, und Street Harassment ist eben kein SmallTalk, man erkennt es daran, dass es sich degradierend anfühlt. Smalltalk tastet meine Würde nicht an, Belästigung schon. Und das ist der Unterschied!!!

  34. Kathrin sagt:

    Liebe Keek, ich finde es fatal, dass Du hier von einer „verzerrten Darstellung“ sprichst. Wieso nimmst Du Dir heraus, die anderen Beiträge und den Blog derart zu bewerten? Ja, hier werden sexuelle Übergriffe und sexistische Anmachen diskutiert, das ist keine „Verzerrung“, sondern eine Beleuchtung einer ganz bestimmten Tatsache. Man kann sicher auch andere Dinge beleuchten, jedoch ist das hier nicht das Thema! Ist es auch eine Verzerrung, wenn die Presse über Rassismus in Deutschland berichtet? Weil ja im Bericht nichts über die „guten“ rassismusfreien Situationen steht? Nein.

  35. […] Es ist eine der größte (und hoffentlich die folgenreichste) politische Twitter-Welle: Seit gestern Abend werden unter dem Hashtag #Aufschrei Twitter-Nachrichten gekennzeichnt, in denen Nutzerinnen alltägliche sexistische Belästigungen bis hin zur sexualler Gewalt öffentlich machten. Vorgeschlagen hatte die Aktion die Nutzerin Martha Dear. Eine ähnliche Aktion gibt es bereits in den USA unter dem Hashtag #ShoutingBack. Weitere Informationen in diesem lesenswerten Blog-Artikel “Normal ist das nicht”. […]

  36. […] Ich möchte das Beispiel einer Vergewaltigung und blöde, dahingesagte Sprüche ganz bestimmt nicht so ohne weiteres und ohne eine Erklärung miteinander vergleichen. Das eine habe ich nie erlebt, das andere wie so viele Menschen da draußen schon häufiger und beides ist das Resultat daraus, dass Menschen der Meinung sind, sie hätten irgendeine Form von Macht über einen anderen. Das kann körperliche Gewalt sein, aber auch verbal stattfinden. Das eine ist strafbar, das andere ist so sehr ein Teil von unserem Alltag geworden, dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen. (Sehr schön dazu: dieser Text auf kleinerdrei). […]

  37. […] für eben diese Menschen ein paar Links: kleinerdrei – Normal ist das nicht Mädchenmannschaft – Wie #aufschrei-en Happy Schnitzel – Besser spät als nie. Die […]

  38. Katrin sagt:

    Danke für deinen Beitrag. Ich frage mich oft genug, ob ich nicht überreagiere, wenn ich mich schnell sexuell belästigt fühle, weil ich als Kind sexuellen Missbrauch erlebt habe. Dein Beitrag hilft mir zu sehen, dass es nicht nur mir so geht.

  39. Tina sagt:

    Mir ist Gott sei Dank noch nie sowas Schlimmes passiert, wie hier teilweise geschildert wird. Trotzdem trage ich auch einige unschöne Erinnerungen mit mir herum, die mein Verhalten auch heute noch beeinflussen.

    – Nachts in der S-Bahn auf dem Rückweg von einem Club. Ein Mann (ich hab absolut keine Erinnerung an sein Aussehen oder sein Alter…vollständig verdrängt!) steigt ein, setzt sich in den Vierer neben mich und meine Freundin und fängt an, sich in unser Gespräch einzuklinken. Ich versuche ihn zu ignorieren bzw. verneine seine Nachfragen, ob er mir schnell was zu trinken aus dem Automaten am Hbf ziehen soll. Wir wechseln das Abteil, weil uns die Sache nicht geheuer ist. Irgendwann steigen wir aus – er leider auch. Wir gehen schnellen Schrittes, weil es regnet und wir schnell weg wollen. Er ruft uns von Weitem zu „Jaja, lauft nur – ich krieg euch schon!“ Das ist der Moment, in dem wir rennen. Wir rennen außer Sicht und verstecken uns irgendwo im Gebüsch. Nach 10 bangen Minuten trauen wir uns raus und hasten nach hause. Das war das letzte Mal, dass ich nachts von der S-Bahn zu Fuß nach hause gelaufen bin. Und ich war damals irgendwas um die 17. Ich habe das damals unter „Kranker Psycho“ verbucht, was sicherlich auch zutrifft. Ein klassisches Zur falschen Zeit am falschen Ort. Nichtsdestotrotz eine prägende Erfahrung für die Angstentwicklung beim nächtlichen Heimweg.

    – Ein paar Jahre später, wieder nachts in der S-Bahn auf dem Rückweg von einem Clubbesuch. Diesmal fängt die Geschichte schon am Einstiegsbahnhof an. Ich sitze mit mehreren Freundinnen da, eine Gruppe Jungs stößt dazu und sucht den Kontakt. Ich rede nicht mit ihnen – sie sind augenscheinlich mindestens angetrunken, ziemlich aufdringlich und reden Unfug. Aber meine Freundinnen lassen sich drauf ein. Irgendwann wirds Zeit, zum Zug zu gehen – ich fahre alleine, die anderen müssen woanders hin. Im Zug treffe ich 2 der Typen wieder. Ich sitze alleine auf dem Vierersitz und höre Musik. Ich will einfach nur noch nach hause, es ist schon wieder hell und ich ziemlich müde…. Die beiden setzen sich natürlich zu mir, obwohl überall genug Platz ist. Einer ist richtig zudringlich und kann offensichtlich nicht damit leben, dass ich nicht mit ihm reden will. Dem anderen scheint das irgendwie unangenehm zu sein, aber er tut nichts, um seinen Freund zurückzuhalten. Ich erzähle irgendwelche Lügengeschichten über mich und irgendwann habe ich die Schnauze voll und teile mit, dass ich jetzt lieber meine Ruhe hätte. Aber er redet immer weiter und fragt mich 1000 Sachen. Irgendwann gehe ich einfach weg, setze mich woanders hin. Dann fängt er an, durch den ganzen Waggon zu brüllen. Ich brülle zurück, dass er mich in Ruhe lassen soll. Er hört nicht auf. Zur Hilfe kommt mir übrigens niemand, ich werde nur doof angeguckt. Ich gehe dann in ein anderes Abteil. Zum Glück werde ich nicht verfolgt. Am Hbf steige ich aus und fahre den Rest des Wegs mit dem Taxi nach hause. Das war das letzte Mal, dass ich nachts mit der S-Bahn gefahren bin.

    Seitdem fahre ich nachts nur noch mit dem Auto irgendwo hin, weil ich mich in öffentlichen Verkehrsmitteln einfach nicht sicher fühle. Es gibt einfach so viele kranke Köpfe da draußen, und ich möchte nie wieder einem davon hilfslos ausgeliefert sein.

    Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, finde ich, dass das eigentlich nicht sein darf. Dass ich mich derart einschränke, aus purer Angst vor Zudringlichkeiten, die ich alleine nicht abwehren kann.

    Aber ich kann das für mich nicht mehr ändern. Die Angst ist da.

    Wenn ich kein Auto hätte, wäre ich so richtig am Arsch. Dann wäre mein Alltag so richtig betroffen von der Problematik. Dank Motorisierung ist es im Moment zum Glück nicht mehr als hässliche Erinnerung. Und eben – allgenwärtiger Angst.

  40. ein Mann sagt:

    Das klingt echt schlimm. Man hörte zwar immer mal wieder davon, das Frauen belästigt werden, aber bisher habe ich das auch mehr oder weniger als Einzelfälle abgetan. Aber auch das war schon deprimierend, wenn man dann teilweise (bei schlimmen Fällen) den Betroffenen riet, zur Polizei zu gehen bzw. Anzeige zu erstatten, die Betroffenen dies aber nicht wollten/konnten.

    Und noch was zu Schroedingers Rapist: natürlich ist es der Fall das jeder ein Vergewaltiger sein kann. Das bedeutet aber auch, dass es der Mann sein kann, der gerade neben dir auf dem Sofa sitzt und den du heiraten willst. Will man da wirklich so „pauschalisieren“?

  41. nichtsdestotrotz sagt:

    Da mein Beitrag nicht gepostet wurde, und anscheinend dem persönlichen Filter zum Opfer gefallen ist, möchte ich hier auf „das Schreien der Lämmer“ von Meike Lobo verweisen, welches äusserst objektiv, vor allem aber differenziert ist und eben auch meine Meinung widerspiegelt.

    Und dazu ein Zitat daraus (wobei ich empfehlen würde, den kompletten Text zu lesen):

    „Nicht alles ist Sexismus

    Menschen interagieren miteinander. Dabei geht manchmal etwas schief. Wenn es schief geht, ist das nicht zwangsläufig männlichem Dominanzverhalten geschuldet, sondern manchmal vielleicht auch einfach nur unglücklicher menschlicher Kommunikation.

    Der verunglückte Versuch, eine Frau einfach kennenzulernen.
    Fehleinschätzung einer zwischenmenschlichen Situation.
    Eine holperig gewählte Formulierung.
    Kein Gespür für Nähe und Distanz.
    Schlechte Kinderstube.
    Erfahrung.

    Nochmal: es geht nicht um eindeutige Bedrängungen, die (vermutlich) alle Frauen unangenehm finden, sondern um den Graubereich von Verhaltensweisen, die eben nicht eindeutig sind. Die man durchaus unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren kann. Nicht alle diese Verhaltensweisen gehen tatsächlich darauf zurück, dass der Mann seine weibliche Gesprächspartnerin nicht respektiert oder nur mit ihr ins Bett will. Nicht jeder Mann, der eine Frau einfach nur kennenlernen will und ihr das unbeholfen, holprig oder tollpatschig zeigt, ist ein rückständiger Arsch.“

  42. bla sagt:

    also, ich denke, es ging aus dem Bericht sehr deutlich hervor, dass diese Männer verschwanden, nachdem sie in der Wohnung verschwunden war und am nächsten Morgen das Glas in der Haustür kaputt war. Wieviel offensichtlicher muss es noch sein, damit einer geglaubt wird?

  43. suppenhuhn sagt:

    AAARGH,
    hinter einer Frau herrennen, eine Glasscheibe einschlagen, WAS gibt es da bitte falsch zu verstehen! Unglaublich! Übrigens interpretiere ich lieber einmal zu oft falsch, als das eine Mal zu wenig, nur mal so als Gedanke.
    Ich bin auch schon zwei mal geflüchtet, einmal sogar am helllichten Tag. Und jedes Mal hatte ich vorher eine intensive Diskussion mit mir selber ob das jetzt nicht total bescheuert ist, einfach so in gestrecktem Galopp durch Kleingärten zu hetzen, oder mitten in der Nacht auf Schleichwegen und ohne Licht am Fahrrad nach Hause zu fahren, weil ich mich verfolgt fühlte, beides Mal Großstadt, übrigens. Wie gesagt, einen „Beweis“, dass meine Angst gerechtfertigt war hab ich nicht, aber den will auch keine!

  44. ruhepuls sagt:

    Nur ganz kurz: es ist ja nun nicht so, als hätte ich keine Freude mehr am Leben und könnte die schönen Dinge nicht genießen. Da hast du einen falschen Eindruck bekommen. Ich sitze nicht zuhause und bin die ganze Zeit verängstigt, deprimiert oder traurig. Deshalb kann man sich aber dennoch in den entsprechenden Situationen unwohl fühlen oder eben auch mal Angst haben. Aber diese Angst dominiert keinesfalls mein Leben.

  45. artisticMink sagt:

    Für mich als Mann ist die Situation nicht nachvollziehbar, ich kann höchstens erahnen wie unangenehm solche täglichen Übergriffe sein müssen. Ich lebe einige Kilometer nördlich von Frankfurt und bin jeden Tag 2 Stunden mit dem Zug unterwegs. Dazu kommen dann noch öffentliche Verkehrsmittel und ich habe bisher sehr wenig solches Verhalten erlebt. Gut, ich bin männlich aber achte eigentlich recht viel auf meine Umwelt und kann mich in den letzten Jahren nur an wenige Vorfälle erinnern die mir aufgefallen sind. In allen konnte sich die Frau selbst recht gut zur Wehr setzen und ich sah mich nicht gezwungen einzugreifen. Ich muss aber zugeben: Ich lebe nicht in Berlin und ich kann mir gut vorstellen das die Großstadt ein anderes Pflaster ist.

    Wenn ich den Text als jemand lese der sonst nicht viel mit dem Thema zu tun hat, auch nicht im weiblichen Freundeskreis, wirkt es auf mich als wäre eigentlich schon alles verloren. Frauen sind potentielle Opfer ohne Chance auf Selbstbestimmung und Männer von Testosteron gesteuerte Vergewaltigungsmaschienen die im falschen Moment explodieren könnten. Das lässt für mich nur den Schluss zu: Man müsste Männer und Frauen an öffentlichen Orten trennen um die Gefahr potenzieller Übergriffe von Männer auf Frauen zu reduzieren.

    Das empfinde ich persönlich als sehr sexistisch. Warum? Dieses Argument kenne ich eher aus der patriacharlischen Ecke. „Die Frau müsse sich verhüllen damit der Mann sich nicht an ihr vergeht.“. Das ich dieses Behauptung als äußersten Schwachsinn empfinde brauche ich an dieser Stelle wohl nicht weiter auszuführen. Aber ist es nicht genauso anti-feministisch wenn wir davon ausgehen das jede Frau zum Opfer wird wenn sie mit einem fremden Mann allein ist?

    Ich werde sehen das ich mir die beiden hier genannten Dokus mal mit einer Freundin zusammen anschaue um vielleicht noch einen anderen Einblick in das Thema zu bekommen.

  46. […] mann sich das sparen sollte. Ich finde, das ist kein Mangel. Ich finde ihr solltet lieber die guten Texte von Frauen lesen zum Thema. Meinetwegen auch die schlechten, relativierenden Texte von Frauen. Ich […]

  47. AuchMaike sagt:

    Ich bin tatsächlich emotional irgendwann so abgestumpft, dass ich jetzt, als ich auf den Blog stieß, erstmal dachte: ist mir doch nur einmal passiert, in der U-Bahn in Tokyo, dass mir wirklich jemand an den Hintern gegrapscht hat… Aber dann fiel mir ein, wie ich mir als junge Frau in Gegenwehr diese ‚Ich bin Schlampe und stolz darauf‘-Haltung angewöhnt hatte. Dazu gehörte, wildfremden Männern, die an der Haltestelle mit ‚Hey Baby, ich liebe dich‘ ankamen, den Stinkefinger zu zeigen, den wildfremden Männern in der Bahn, die mir anboten ‚meine Wohnung ist um die Ecke‘, zu sagen, dass sie sich eine wie mich gar nicht leisten können. Dazu gehörte, bei jedem Blick auf Beine, Po und Busen zu denken: tja, hättste wohl gern, kriegste aber nicht…. Ich habe Kampfsport gemacht, dicke Stiefel zum Rock getragen und mich stark gefühlt, Männer aufgezogen, die mir dumm kamen… und trotzdem immer mal wieder Panik bekommen, wenn mir im Dunkeln Schritte gefolgt sind. Dazu gehörte aber auch, sich von der Angst nicht bestimmen zu lassen und trotzdem den Nachbus zu nehmen. Ich habe Glück gehabt: es ist mir nie schlimmeres passiert und ab Ende 20 wurde es besser. Inzwischen ziehe ich mich nicht mehr schick an, mir ist die Freude daran vergangen, und ich bin wohl auch sonst schon etwas zu alt für ‚Frischfleisch‘. Was mir allerdings immer noch begegnet, sind Männer, die einen im Computerladen wie ein Vollidiot behandeln, Männer, die erstaunt sind, dass man in der Lage ist, einen Vertragstext zu lesen oder eine Satzung zu entwerfen, Männer, die meinen als Frau müßte ich doch, quasi angeborenerweise, wissen, wie man mit Kindern umgeht (ich habe eines und es ist mit jeder neuen Entwicklungsstufe wieder ein Experiment!)…

    P.s. den Tip an Männer, die das nicht verstehen, sich statt ‚eine Frau‘ ‚Chef/Kollege/wildfremder Mann‘ zu denken, finde ich sehr gut. Schade, dass so etwas nötig ist, denn eigentlich sollte man meinen, dass erwachsene Menschen davon gehört haben, dass man sich in die Position des Anderen hineinversetzen sollte, bevor man Aussagen als Unsinn abwertet. Ich kenne viele Männer, die sowas können.

  48. Halloha sagt:

    “ Ich merke, wie unangenehm es ist, aufgefordert zu werden, doch mal zu lächeln.“

    Wie darf ich Frauen denn noch ansprechen? Wird jetzt jeder nicht erfolgreiche Annäherungsversuch als Belästigung im Internet gemeldet?

    Wäre zwar eindeutig nicht meine Art eine Frau anzusprechen aber irgendwie muss man es tun. Als Mann wird man doch eher selten von Frauen angesprochen.

    Die Fälle die hier teilweise in den Kommentaren geschildert werden finde ich heftig und sehe mich darin bestätigt Freundinnen wenn möglich bis vor die Haustür zu begleiten.

    • Achim sagt:

      Wie man(n) Frauen anspricht und kennenlernt? Nun, indem man höflich ist und sich allmählich ranrobbt, um Grenzen auszuloten. Im ürbigen habe ich noch NIE eine Freundschaft / Beziehung mit einer Frau begonnen, indem ich ihr auf der Straße oder in der U-Bahn aufs Geratewohl gesagt habe, wie hübsch sie ist oder ihr an den Hintern gefasst habe. Es sind immer Situationen gewesen, wo man sich in einer „sozial geregelten“ Situation kennenlernt (Uni, Arbeit, Sportverein, gemeinsame Freunde, …). Das geht auch in öffentlichen Verkehrsmitteln, eine meiner Beziehungen begann als Pendlerbekanntschaft, wir sind halt ins Gespräch gekommen. Das geht auch in der Disco, mit einer netten, lustigen Bemerkung (wenn man nicht so schüchtern ist wie ich). Das Wort „Respekt“ ist hier schon mehrfach gefallen, und genau darum geht es. Die Grenzen des Gegenübers zu respektieren. (Wenn du ihr Interesse geweckt hast, wird die Grenze sicherlich Schritt für Schritt verlegt ;-)

  49. Halloha sagt:

    Verwundert stelle ich gerade fest, dass mein Beitrag gelöscht wurde. Ich war nicht ausfallend, vielleicht ein wenig kritischer als die bisherigen Kommentare aber muss man nicht auch damit umgehen können?

    Meine Frage, wie ich Frauen ansprechen darf war durchaus ernst gemeint.

    Ich möchte nicht das mein Gegenüber sich belästigt fühlt.
    Und ich wiederhole, ich finde es wirklich heftig was man hier liest. Mir war nicht bewusst wie alltäglich auch körperliche Übergriffe auf Frauen sind. Werde weiterhin schön gucken, dass ich Freundinnen wenn möglich bis vor die Haustür begleite.

  50. Halloha sagt:

    Danke für diesen Beitrag, „double Standards“ habe ich genauso erlebt.
    Bin etwas verwundert das dieser Beitrag noch besteht. Meine nachfragenden Kommentare gibt es nicht mehr.

  51. Halloha sagt:

    So da meine nachfragenden Kommentare hier dauerhaft gelöscht werden kann ich diese Seite leider nicht mehr ernst nehmen.

    Wird nun aus meiner Chronik gelöscht und ich wünsche weiterhin fröhliches zensieren.

  52. Cory sagt:

    Der Artikel hat mich nachdenklich gestimmt, wie es schon lange keiner mehr geschafft hat. Mit Schrecken musste ich feststellen, dass für mich die Über- oder Eingriffe in die Privatsphäre schon längst zur Gewohnheit geworden sind. Es ist dabei nicht so, dass mich diese nicht stören oder wütend machen würden, ich nehme sie jedoch nach einer anfänglichen Frustphase mit einer gewissen Resignation zur Kenntnis. Mit Attraktivität hat das für mich nur bedingt etwas zu tun, sondern immer mit einer gewissen Machtausübung und Respektlosigkeit den Frauen gegenüber. (Jemand hat hier einen sehr guten Vergleich gezogen mit einer offensichtlichen Respektperson, wie zum Beispiel dem Chef /der Chefin).

    Ich bin weder auf den Mund gefallen, noch habe ich ein kleines Selbstbewusstsein. Wenn hier also argumentiert wird, man solle sich halt besser und lautstark dagegen wehren, trifft das den Nerv der Sache nicht. Nicht jede Frau hat das Selbstbewusstsein, die Reife und den Mut dagegenzuhalten. Ganz zu schweigen davon, dass dies gewisse Männer zu agressiverem Verhalten anstiftet. (Ich musste schon mit ansehen, wie auf Frauen eingeschlagen wurde).
    Mein Punkt: Ich möchte mich nicht wehren MÜSSEN, ich möchte nicht auf meinen Körper oder mein Aussehen angesprochen werden von Personen, die ich nicht kenne! Ich möchte nicht angegafft werden. Ich möchte meine Zeit nicht damit vergeuden, mich mit respektlosen Männern auseinandersetzen zu müssen. Ich finde, dass es allen Frauen zusteht, in Ruhe gelassen zu werden, egal, wie sie angezogen sind.

    Hier nur ein paar Beispiele, was mir schon passiert ist:
    Als 18-Jährige habe ich als Azubi im Büro von einem 20 Jahre älteren Kollegen erst „nette“, dann anzügliche E-Mails erhalten. Ich wusste nicht wie reagieren, hab ihm vor anderen Kollegen für die E-Mails gedankt um ihm zu zeigen, dass diese nicht im Verborgenen bleiben. Es war mir Alles höchst unangenehm, weil er mir gegenüber sass. Ich habe dann schlussendlich nicht mehr geantwortet, worauf er nicht mehr mit mir sprach. Ich wollte nicht zum Chef damit, um nicht als hysterisch abgestempelt zu werden. Heute würde ich anders reagieren.
    Ein Arbeitskollege sagte mir, ich solle doch bitte ein paar Knöpfe mehr zumachen bei meinem Hemd, unter dem ich ein T-Shirt ohne jeglichen Ausschnitt anhatte. Sonst könne er sich nicht konzentrieren.

    Mein Englischlehrer am Gymnasium gab mir (damals 16-jährig) zusätzliche Hausaufgaben (Bücher), um mich zu fördern. Als er diese dann mit mir besprach, kreiste das Thema immer wieder um mein Hobby (Sport), und was ich dabei für Unterwäsche tragen würde.

    Mein Deutschlehrer am Gymnasium sagte aus, dass er es nachvollziehen könne, dass die Vergewaltigunszahlen angestiegen sind, so wie die Frauen heutzutage rumlaufen würden.

    Ich wurde mehrmals in der vollen S-Bahn bedrängt, einmal sogar festgehalten, als ich weglaufen wollte. Zwei Männer haben über mich im gleichen Abteil in der zweiten Person gesprochen.

    Dann sind da noch die „kleinen“, aber unzähligen Dinge, wie zum Beispiel, dass Männer sich erlauben, mich bei meiner Arbeit im Restaurant mit „Hey, schöne Frau, komm mal her“ anzusprechen oder „hoffentlich schmeckt das Bier so, wie Sie aussehen“ zu sagen.

    Ich bin mir aber bewusst, dass das, was ich hier anprangere ein gesellschaftliches Phänomen ist, das sich nicht einfach von heute auf morgen umkehren lässt und dass meine Wünsche, wie ich behandelt werden möchte, dem schwer erreichbaren Idealzustand entsprechen. Würde mir noch mal Ähnliches passieren, wie ich es am Arbeitsplatz erlebt habe, würde ich sofort Gegenmassnahmen ergreifen. Alles andere versuche ich zu ignorieren und abzuhaken.

  53. […] bzw. üble sexuelle Nachrede während ihrer Recherchen als Journalistinnen gab ein Blogartikel von Kleinerdrei den Anstoß, einen Hashtag namens #aufschrei auf Twitter zu nutzen, um die täglichen […]

  54. […] kleinerdrei über sexuelle Übergriffe im Alltag: “Normal ist das nicht!“ […]

  55. […] Fernsehnachrichten abgespielt hat. Wer das noch nicht mitbekommen hat, möge sich hier, hier, oder hier schlau machen. […]

  56. […] Beiträge kamen u.a. von den Blogerinnen Meike Lobo, Magda Albrecht auf Mädchenmannschaft und @ruhepuls auf Kleinerdrei. Anders als in den Onlinemedien war Sexismus allerdings schon vor dem Stern-Artikel Thema in […]

  57. […] Debatte über Sexismus wird in den letzten Tagen an vielen Stellen aufgegriffen, Berichte wie Normal ist das nicht lassen mich kopfschüttelnd zurück. Damit das klar ist: Kopfschütteln darüber, […]

  58. […] Medien nach dem Ursprung, der Quelle der Kampagne. Sie fanden sie dann bei der Initiative von Kleinerdrei oder dem Tweet von Anne Wizorek, in dem sie das Hashtag […]

  59. Lena sagt:

    Danke für die Beschreibung des alltäglichen Sexismus’. Diese
    Arten der Belästigung kommen mir bekannt vor, bisher allerdings nerven und
    verärgern sie mich eher als dass sie mich ängstigen würden.

    Der Text beinhaltet m.E. zwei versteckte Hinweise, die anders
    ausgedrückt nicht mehr als pc gelten
    würden. Zum einen wird beschrieben, dass die Männer Französisch sprechen und
    zum anderen, dass die Gegend, in der diese Belästigungen gehäuft stattfinden,
    keine Rolle spiele. Später wird Bezug zum Film FEMMES DE LA RUE genommen. Damit
    möchte ich meine Erfahrungen sowie die von Freundinnen/Bekannten abgleichen,
    die sehr Ähnliches erlebt haben. Durch meine mittlerweile 12 Umzüge in diverse
    Städte/Gebiete stelle ich Zusammenhänge fest. Mittlerweile wohne ich in Köln-Chorweiler,
    einer Hochhaussiedlung und einem „sozialen Brennpunkt“. Zuvor wohnte ich in
    einem anderen Brennpunk Kölns, in Kalk. Auch in „teureren“ Gebieten wie
    Junkersdorf, Rodenkirchen und multi-kulti Ehrenfeld war ich etwa drei Jahre
    zuhause. Die Wohnsitze meiner Freunde erstrecken sich mittlerweile auf die
    etwas angeseheneren teureren Bezirke.

    Am Neumarkt (Innenstadt), in Rodenkirchen und Ehrenfeld
    werde ich nicht so oft belästigt wie in Chorweiler und Kalk – und die Intervalle, zu denen ich mich „auf
    der Straße“ aufhalte, sind etwas gleichgroß! Seit ich hier wohne, besucht mich
    keine mehr abends und alleine (was ich allerdings auch für übertrieben
    ängstlich halte).

    Die respektlosesten Erfahrungen mit verbalen sexuellen
    Beleidigungen und Berührungen habe ich mit „französischsprachigen“ (arabischen,
    nordafrikanischen) Männer zwischen etwa 12 und 30 Jahren gesammelt, die sich
    eben gehäuft in den „sozialen Brennpunkten“ Köln aufhalten. Dasselbe berichten
    Freundinnen sehr zaghaft, denn frau ist ja links oder rot-grün, Feministin und
    natürlich völlig vorurteilsfrei gegenüber anderen Kulturen. Niemand lässt sich
    gerne als RassistIn bezeichnen, also ist Dissonanzvermeidung gefragt.

    Mit Anfang zwanzig ist es mir das erste mal übel
    aufgestoßen, als ich an einer Bushaltestelle in Ludwigsburg an
    unterschiedlichen von verschiedenen französischsprachigen Männern angebaggert
    wurde. Es ist immer dasselbe: sie summen vor sich hin um Aufmerksamkeit in Form
    von Blickkontakt zu bekommen, dann kommen platte „Komplimente“ und bei
    ablehnenden Verhalten wird Frau beschimpft oder verfolgt.

    Mit Bildung hat dieses Phänomen anscheinend nichts zu tun,
    denn Ender der 90er-Jahre durften nordafrikanische junge Männer nicht mehr im
    Studentenwohnheim in Rodenkirchen wohnen, da diese „Gruppe“ immer wieder Frauen
    belästigt hatte. In Köln am Ebertplatz ist auf der mittleren Ebene der U-Bahn
    ein „schwarzer“ Club, an dem keine Frau die ich kenne, abends unangebaggert,
    berührt oder verfolgt bis in die Bahnen vorbei kommt. Eine Freundin aus
    Hannover hat dieselbe Wahrnehmung wie ich: korpulentere, blonde, langhaarige
    Frauen mit Nasenstecker werden umso mehr „begehrt“ (Sie stellt diesen Typ dar
    und ist genervt ohne Ende. Ich habe es nur öfters gesehen, dass viele Damen
    dieses Frauentypus’ ja auch freiwillig diese Clubs hoch frequentiert.). Der
    Film von Sofie Peeters spricht mir also aus der Seele, obwohl diese
    Belästigungen ja offenbar nicht in „sozialen Brennpunkten“ Brüssels abspielen.

    Damit keine Missverständnisse aufkommen. Ich habe dieses
    Thema aufgegriffen, da es oben „verschlüsselt“ angesprochen wird und ich nichts
    von Dissonanzvermeidung halte, denn dies würde keine Veränderung bedeuten. Man
    muss gegenwärtige zunächst Zustände benennen und analysieren. Mir ist bewusst,
    dass auch andere Kulturen und Bevölkerungsgruppe zu sexuellen Übergriffen
    neigen; auch hier könnte ich viele Beispiele nennen. Gehäuft und vor allem
    extrem übergriffig fällt es mir in den letzten Jahren allerdings bei o.g.
    Gruppe auf.

    Ich bin genervt, wenn mich etwa 12jährige Jungs als
    Hure/Schlampe beschimpfen, wenn ich weiblich gekleidet bin, und mir „Zwitter“
    hinterher rufen, wenn ich meine Arbeits- oder Freizeitkleidung trage und
    ungeschminkt zum Einkaufen gehe. Und, und, und. Es ist ein Jammer und beginnt
    im Privaten.

  60. […] 24. Januar 2013 veröffentlichte Maike auf kleinerdrei ihren Blogpost „Normal ist das nicht!“ und schilderte ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Alltagssexismus, wie er sich in […]

  61. […] in everyday life that we sometimes forget to defend ourselves against it.” This comes from German blogger Maike Hank who was quoted in a Forbes article about street harassment—and the problem in Germany is looking […]

  62. […] everyday life that we sometimes forget to defend ourselves against it.” This comes from German blogger Maike Hank who was quoted in a Forbes article about street harassment—and the problem in Germany is […]

  63. […] in everyday life that we sometimes forget to defend ourselves against it.” This comes from German blogger Maike Hank who was quoted in a Forbes article about street harassment—and the problem in Germany is looking […]

  64. […] Tweet war, wie schon einige zuvor, entstanden aufgrund eines Textes von Meike Hank im Weblog kleinerdrei.org, in der sie Situationen des Alltagssexismus beschreibt. […]

  65. […] Umnachtung einiger FDP Politiker, die ihren Kollegen in Schutz nahmen. Maike Hank schrieb einen herausragenden Artikel zu alltäglichen Sexismuserfahrungen. Wut hatte sich angestaut, bei vielen, über Wochen, Monate, Jahre hinweg. Ein paar Stunden später […]

  66. […] ein Jahr ist es her, dass Maike über sexuelle Belästigungen auf der Straße schrieb und fand “Normal ist das nicht!”. Sie wünschte sich eine Twitter-Aktion, die das Problem stärker als solches sichtbar macht und […]

  67. Almut Weidenprinzessin sagt:

    Die meisten Leute, die hier kommentieren, sagen mir indirekt, dass ich als Frau nicht das Haus verlassen sollte, wenn es mir schlecht geht. Dass das mein Problem ist oder ich sogar erst eins draus mache. Danke. Und WTF. Manche Menschen sind mal schwach, unsicher, ängstlich, verletzlich – aus welchem Grund auch immer. Ist es wirklich meine Schuld, wenn ich dann noch belästigt werde und mich das fertig macht? Warum reden wir nicht über die, die mich belästigen und die es einen Dreck interessiert wies mir geht, oder die sich daran noch aufgeilen? Es ist ein sehr schlimmes Gefühl, wenn man merkt, dass es jemanden gefällt oder vollkommen kalt lässt, dass man Angst vor ihm/ihr hat, sich unwohl fühlt oder sonst irgendwie leidet. Besonders für die, die so ein Verhalten schon einmal „in groß“ erlebt haben, zum Beispiel bei ihrem Vergewaltiger. Zusammenhänge sind hier für Betroffene eben nur schwer abzuschütteln. Weil es sie gibt. Aufklärungskampagnen wie „Don’t be that guy“ haben nachweislich Wirkung. Viele würden sich solche kleinen Übergriffe ganz schnell abgewöhnen, wenn es nicht mehr so stark sozial akzeptiert und normalisiert würde. Man kann es verlernen andere zu belästigen und erlernen was Flirten ist, mit Menschen die auch Flirten wollen (Stichwort: gegenseitiges Einverständnis). Ich weiß auch, dass ich klarkommen und Resilienz entwickeln muss. Alleine. Aber es wär viel leichter mit etwas mehr Solidarität auf meiner Seite als für irgendwelche respektlosen Idioten von der Straße, denen ich rein gar nichts getan habe als wie ein leichtes Ziel auszusehen. Und warum zur Hölle verwendet ihr soviel Zeit und Energie um „das Ziel“ zurechtzuweisen und nicht den, der geschossen hat?? Ich versuche nur von A nach B zu kommen. Wieso verdiene ich dabei nicht den Respekt, den ich anderen zolle?

  68. […] verlieren wir, wenn wir uns Mühe geben zu begreifen, was Alltagssexismus bedeutet? Ist es wirklich so schlimm, das N-Wort nicht zu sagen? Was kann schon ernsthaft […]

  69. ruhepuls sagt:

    Ja, das mit dem Schlüssel zwischen den Fingern kenne ich auch und mache ich, wenn ich besonders unwohl fühle.. Manchmal habe ich auch das Mobiltelefon in der Hand, um bei Bedarf noch einen Notruf absetzen zu können..