Kind und Adventskalender (2)

CC BY-NC-SA 4.0 , by Nicole

Zu Kindern gibt es viel interessantes Zeug zu erzählen. Das Glück, dass ich mit einem Kind zusammenwohne und Zeug erzählen kann! Ein neuer Teil unserer Kinderkolumne.

Seit ich ein kleines Kind großziehe, oder zumindest dem Kind beim Wachsen die Hand hinhalte, freue ich mich extra auf die Adventszeit. Ganz besonders darauf, mit dem Kind alle Sachen zu erleben, die ich als Kind selbst super fand. Klebrige Zuckerwattebärte, Karussellfahren, Teig schlotzen, Kerzenlicht. Und aus Erwachsenenperspektive: Strichlisten zu leuchtenden Kinderaugen führen und die Fäden ziehen bei dem, worum es im Advent eigentlich geht – Suspense!

Bestes Mittel um Spannung zu schaffen auf das, was da kommt (Bescherung!) und mit der nicht aushaltbaren Spannung (noch so viel mal schlafen!) umzugehen, sind Adventskalender. Ich liebe sie in Papier mit Glitzer und die Türchen so gefalzt, dass sie sich genau ins Bild einfügen, ich lieb sie selbstgemacht und ich lieb sie mit Playmobil. Nur die billigen Schokoadventskalender find ich ein bisschen fad. Ich selbst bin jedenfalls bestens versorgt; im Keller sind noch auf Vorrat gekaufte Papierkalender und dieses Jahr wartet ein besonders schönes Papierkalendergeschenk auf mich, ein Pralinenkalender und ein Wichtelwickelknäuladventskalender. (Letzteres sind 24 Geschenke in ein Wollknäuel eingewickelt, die man freistricken muss, um sie auspacken zu können.)

Und das Kind? Uh. Dieses Jahr die Challenge, dass es einen ersten Adventskalender bekommen soll. Und ich ein bisschen ratlos. Was ist pädagogisch sinnvoll, also so ungefähr dem Alter (ca. ein Jahr, plus minus irgendwas) angemessen? Was ist schön, aber nicht teuer? Soll die Adventskalenderform eine Tradition begründen und mich herausfordern, eine wiederverwendbare Form (aus Stoff? mit Holzschubladen?) für die Zukunft zu finden? Soll sein Inhalt im Wert mit den Jahren und dem wachsenden Geschenkebegehren des Kindes steigen können? Oder soll es sich über einfache Papierkalender so freuen können wie ich? (File under: “In deinem Alter bin ich noch barfuß durch zehn Meter hohen Schnee in die Schule gegangen!” Oder so.)

Was tun, wenn man in Geschenkefragen Orientierung braucht? Na, Pinterest aufmachen, eine Herde Tabs auf die Weide führen, sie nicht mehr einfangen können, Browser neu starten.

Klar ist, ich will keinen superaufwendigen Kalender aus Papier basteln für ein Kind, das diesen noch nicht wertschätzen kann, ich will keine DIY-Mutti-Wettbewerbe gewinnen (ich könnte, wenn ich wöllte!), ich will nicht viel Geld ausgeben, wenn das Kind noch keine Ansprüche oder Sonderwünsche hat. Es braucht überhaupt keinen Kalender, es kann ja noch nicht mal bis eins zählen. Gut, im Spielzeugladen schlich ich schon um den Kleinkindkalender von Playmobil , bis mir klar wurde, dass ICH den gerne hätte. Runde, niedliche Waldtiere aus Plastik, that’s how you get me. Aber es kommt mir so unnötig vor, etwas komplett Neues zu kaufen. Ob ich nicht das Spielzeug des Kindes verstecken, verpacken und neu ans Kind verschenken könnte? Hat das schon mal jemand ausprobiert?

Schön fand ich Geizkragen auch die Idee eines Aktivitäten-Adventskalenders; jeden Tag zieht das Kind einen Zettel mit einem Vorschlag, was es mit seinen Betreuungspersonen so machen kann. Oder es wird jeden Tag gemeinsam etwas gebastelt, womit man die Wohnung dekorieren kann, Papierschneeflocken zum Beispiel, und BOOM, Blizzard am Küchenfenster des 24. Dezembers. So richtig Spaß macht das (mit) Kindern wahrscheinlich erst, wenn sie lesen können, oder eine Schere halten ohne das Bedürfnis, sie zu essen.

Aber weil ich nicht nur ein Geizkragen bin, sondern auch horte, was geht, ist viel von meinem alten Spielzeug noch vorhanden und in Treppennähe. Kisten voller Duplo, Lego, Playmobil und mehr. Ich muss dem Kind nicht sein eigenes Spielzeug neu unterjubeln, es kann mein altes Spielzeug neu geschenkt bekommen. Also stapelte ich vor ein paar Tagen den Keller um, fand im untersten Umzugskarton, was ich suchte, und sortierte sogar nach Eisenbahnwelt und Wohnhaussteinen. Die Weihnachtsgeschenke für 2015 und 2016 stehen schon, ha!

Für die Verpackung wollte ich nichts nehmen, was Müll wird, auch meine Klorollensammlung noch nicht auf den Kopf hauen (siehe: horten). Ich wühlte stattdessen in Stoffresten und aussortierter Kleidung, trug zusammen und schnitt auseinander, was an rotem Stoff da war, in ähnlich große Haufen. Der Stoff musste dafür nicht gebügelt oder umgenäht werden, und falls ich mal lerne zu nähen, kann ich ihn wieder benutzen. Die staubigen Duplosteine kamen in die Waschmaschine (Spülmaschine geht sicher auch), dann schob ich sie zu 24 kleinen Häufchen zusammen, legte sie auf die Stoffreste und band den Stoff mit abgeschnittenen Bündchen zu Beuteln. An eine Schnur gehängt, zu der das Kind jeden morgen hochgehoben wird, die es nicht selbst herunterreißen kann. Tadaaa! Es ist sogar noch genug übrig, um dem Kind den Rest der Steine zu Weihnachten zu schenken.

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Liebe Adventskalenderbeauftragte für kleine Kinder – Ab wann bekamen eure Kinder ihre ersten Adventskalender? Wie sahen oder sehen die eigentlich aus?

9 Antworten zu “Kind und Adventskalender (2)”

  1. Natollie sagt:

    Wir haben irgendwann mal für den Sohn so einen Filzadventskalender in Tannenbaumform mit 24 Taschen gekauft, da kommen jedes Jahr diverse Sachen rein: Schokolade und anderer Süßkram, mal ein Badezusatz oder ein paar Sticker, an den Adventssonntagen jeweils ein Spielzeug bzw. wenns zu groß ist, gibt es das gesondert. Außerdem gibt’s bei Oma und Opa drüben noch einen Kalender mit Spielzeug oder kleinen Büchern. Dem Kind geht’s also ziemlich gut. ;) Ich mag die Tatsache, dass sein Adventskalender jedes Jahr gleich aussieht – wir hatten als Kinder zwar jedes Jahr neue Schokoladenadventskalender, aber die Kalender, die wir wirklich geliebt haben, das waren die uralten Dinger mit den hübschen Bildern drin, die zum Teil noch aus der Kindheit meiner Mutter stammten. Wir wussten schon auswendig, welche Bilder an welchem Datum zu sehen waren, und wenn ein Lieblingsbild an der Reihe war, hibbelte man gleich ein bisschen mehr. Hach ja.

    • Annika sagt:

      Kind1 hat letztes Jahr mit fast 2, den ersten Adventskalender bekommen, in zwölf Päckchen waren Stifte, in den anderen zwölf Luftballon, Luftschlangen und zum Nikolaus Seifenblasen. Mit dem täglich aufmachen hat es nicht so gut geklappt. Es gab dann immer ein Geschenk wenn das Kind eines wollte und zu Sylvester waren immernoch einige übrig.
      Heute dann war es ganz anders. Dieses Jahr ist in jedem Paket ein Duplo-Tier und mir wurde heute oft erzählt, dass heute ein Affe drin war und morgen ein weiteres Päckchen aufgemacht wird. Ich habe einen Adventskalender von meiner Mama bekommen, der von dem Kind auch ausführlich kommentiert wurde. Da waren heute nämlich Socken drin, aber nicht alle Päckchen sind weich und nicht überall Socken drin, sagt das Kind. Aber auch Mama darf erst morgen weiter auspacken.

  2. Giliell sagt:

    Ach, das kommt mir doch bekannt vor. Da ich zwei Stück Kind habe fand ich vor allem die Jahre eine Herausforderung, in denen das große Kind und das kleine Kind zwar noch sehr unterschiedliche Bedürfnisse, aber schon einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit hatten.
    Ja, second hand Playmobil gabs da auch. Ich gestehe, gekauft von mir weil ich das auch immer haben wollte (und nie bekam. Meine Eltern sind im besten Fall als „merkwürdig“ zu beschreiben). Dieses Jahr gibt es die Box mit den Legosteinen verteilt auf 48 kleine Päckchen. Das war mit 25 € für 2 Kinder nicht mal teuer im Vergleich was so ein „echter“ Lego oder Playmobil Kalender kostet. Und ich bekam dafür die unbezahlbare Freude 10 Minuten lang dem kleinen Kind heute Morgen dabei zusehen zu dürfen, wie aus ca. 15 wild gemischten Steinchen 2 „Baby-Schneeleoparden, aber der eine hat keine Flecken“ wurden. Bei allem Gender-Bockmist den Lego da baut, dafür liebe ich die Sachen einfach.
    Nett für größere Kinder ist auch ein Puzzle in 24 Häufchen zu teilen.
    Achso, der Kalender selbst ist aus Stoff, selbstgemacht und riesengroß.

  3. Thomas sagt:

    In meiner Kindheit hatte ich einmal einen Adventskalender wo jeden Tag ein kleines Teil eines Lego-Sets dazu kam. Das fand ich eine großartige Idee, zumindest im Nachhinein. Keine Ahnung, wann das war oder wie ich es damals empfand.

  4. Rike sagt:

    Meiner Meinung nach, tut es weder Kind noch Eltern weh, wenn man das hinauszögert. In einer Höher-schneller-weiter-Gesellschaft fängt der Wettlauf um die schönsten Kalender, die schönsten Geburtstage, die schönsten Geschenke noch früh genug an. Ich glaube mich zu erinnern, dass das große Kind drei war, als es los ging. Seit seinem vierten Lebensjahr stopfe ich kleine lustige Filztannenbäume selbst. Und selbstredend macht man das für das kleine Kind dann synchron. Sonst gibts Ärger ;-)

    LG
    Rike

  5. Giliell sagt:

    So als Nachtrag, die Kinder finden die 12 Legos pro Tag bereits bei Tag 2 langweilig, zumindest das Große davon…

  6. Momo sagt:

    Als Adventskalenderbastelexperte (ich habe schon mit 12 meinen Eltern einen „zurückgebastelt, weil ich es harmoniesüchtiges Kind nicht aushalten konnte, dass nur ich und meine Schwester einen hatte) kann ich sagen, 1 Jahr ist schwierig, weil Kinder ja noch nicht wirklich das Tagesgespür haben (also heute, morgen übermorgen). Da sind wohl Bilderkalender oder Schokolade (oder gesündere Alternativen) noch ganz gut. Auch das „warten“ bis etwas grosses entsteht, würde ich erst ab 3 anfangen (wo Kindergarten und Wochenende einen Rhythmus vorgeben). Aber als Alternative sind glitzernde Haargummis (für Mädchen) oder ein Stempelstift etc (halt was schon geht) und „gleich“ benutzt werden kann. Oder tatsächlich kleine Schokofiguren gar nicht blöd. Wichtig, alltägliches, nicht ZU spezielles. Plus den Kalender „ausser“ Reichweite aufhängen und mit dem Kind aufmachen. Tatsächlich fand meine Schwester den uralten Figuren/Bild Kalender aus Omas Zeiten in dem Alter besonders toll. Aber so einen hat ja nicht jeder.

    Ausserdem hat meine Mutter oft vergessene Spielzeuge einfach wiedergeschenkt. Als grosse Schwester fand ich das fies, meine kleine Schwester hat das gar nichts ausgemacht. Es geht halt hauptsächlich im jungen Alter. Meine Mutter hat oft ab Oktober so Spielzeuge, die unters Sofas oder hinter Betten gerieten, einfach aufbgehoben und dann im Dezember in den Kalender gegeben. Oft war das die besonderen Bausteine (die das Dach bilden), oder die einzige Giraffe im Zoo, und damit heiss „wiedergewünscht“.

    PS: in dem Alter kann man auch „leere“ Behälter hängen und die kurz vorher befüllen (das entsresst zum Teil). So geht auch mal ein Stück Lieblingsbrötchen vom Bäcker, ne Mandarine oder so etc. Was hilft – sagen meine kinderprobten Kollegen – ist Routine. Immer nach dem Mittagessen aufmachen, beim Frühstück etc. Aber alle haben den bis 3-4 Jahre ausserhalb der Reichweite hängen. Denn das Aufheben und nicht öffnen der Tür ist in dem Alter einfach schwer. Und oft verstehen die wegen dem fehlenden Zeitgefühl das Schimpfen dann gar nicht.

  7. almut sagt:

    Meine Mutter hat ihren Enkeln einen geschenkt, da komm jetzt täglich kleines Spielzeug heraus, das einmal meins war. Von dem ich gar nicht wusste, dass sie es aufbewahrt hatte! Ich pendle also täglich zwischen „Hey, das ist aber meins!“ und „Hach, wie schön, hatte ich ja ganz vergessen“ :-)