Ich reise allein

CC BY-NC-ND 4.0 , by Lena Reinhard

Ein Donnerstag im späten Frühling auf Sardinien. Es ist 12 Uhr. Eben ist mein Flugzeug gelandet, ich bin mit dem Bus nach Olbia gefahren, nun stehe ich an einer Kreuzung. Ich möchte mit dem nächsten Überlandbus gen Süden fahren, aber ich habe keine Ahnung, wo genau der Bus abfährt. Ich war die ganze Nacht unterwegs, ich bin seit 26 Stunden wach und sehr müde. Ich gehe langsam die Straße entlang, da kommt mir eine ältere Dame entgegen. Ich spreche sie an und frage, ob sie wisse, wo die Bushaltestelle sei. Sie überlegt, nein, sie sei nicht sicher. Ich folge ihr in ein Café, sie fragt dort nach. Auch nichts. Sie schüttelt missmutig den Kopf, das könne ja wohl nicht wahr sein, und bedeutet mir, ihr zu folgen. Wir gehen weiter die Straße entlang. Links und rechts von uns kleine Läden, sie grüßt immer wieder, die Leute winken ihr, fragen mit Blick auf mich, ob ihre Tochter zu Besuch sei. Sie lacht, verneint, und erzählt mir von ihrer Tochter, die in meinem Alter sei und ab und an aus Rom zu Besuch käme. An einer Straßenecke spricht sie eine Gruppe Wartender an, ja, die Bushaltestelle, die sei hier, sie sei wegen einer Baustelle verlegt worden. Die Dame ist ganz aus dem Häuschen, sie freut sich riesig, dass wir endlich gefunden haben, was wir suchten. Ich bin ihr so dankbar, ich möchte ihr um den Hals fallen. Der Bus fährt in 10 Minuten, meine Retterin verabschiedet sich, geht weiter, ich setze meinen Rucksack ab und mich auf eine Mauer. Plötzlich dreht sie sich noch einmal um und kommt zurück: “Aber, sag mal, wo ist denn dein Freund?” Ich lächle: “Io viaggio da sola.” –

Ich reise allein.

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Neun Jahre ist es her, dass ich das erste Mal alleine ins Ausland gefahren bin. Seither war ich noch häufiger alleine unterwegs – in Schweden, Dänemark, Norwegen, Polen, Italien, Sardinien, Frankreich, Großbritannien und vor zwei Wochen Island. Und “alleine”, damit meine ich: ich fahre alleine los, ich übernachte irgendwo und bin vor Ort alleine unterwegs. Wenn ich von diesen Reisen erzähle, höre ich regelmäßig ähnliche Fragen: “wirklich? Alleine reisen? Wieso das denn?”. “Hast du keine Freunde?”, oder, gerne auch, “Ist dir das nicht zu gefährlich?”. Und dann erzähle ich manchmal …

Gründe, warum ich das sehr, sehr gerne mache:
Alleine reisen ist Freiheit

Ich liebe es, endlose Straßen entlangzugehen oder mit dem Auto entlangzufahren, zu beobachten, was am Rand passiert, wie das Licht sich verändert, und da anzuhalten, wo es gut ist.

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Ich liebe es, mich durch Städte und Dörfer treiben zu lassen, einfach abzubiegen, wo ich möchte, stehenzubleiben, sobald ich ein schönes Motiv sehe, ein Bild zu machen, es zu prüfen, eventuell noch ein zweites oder drittes zu machen, bis Perspektive, Beleuchtung, Schärfentiefe optimal sind. Ich bin Fotografin, ich habe einen Sucher im Kopf, und diesen Sucher kann ich nicht abstellen – genauso wenig wie den Drang, etwas, das der Sucher findet, festzuhalten. Das alles ist auch möglich mit guten Reisebegleiter_innen, mit Menschen, die das verstehen und kein Problem damit haben, dann eben schon einmal alleine weiterzugehen. (Auch mit anderen Fotograf_innen ist das sehr angenehm.) Hinzu kommt, dass meine Art des Urlaubmachens nicht unbedingt jeder und jedem liegt: Ich bin meist mit Rucksack und Zelt unterwegs, das muss man beides erstmal wollen, erst recht, wenn absehbar ist, dass das Wetter nicht immer das beste sein wird. Wenn ich in einem Land bin, bin ich dort sehr gerne viel unterwegs, dafür stehe ich auch gerne sehr früh auf. Und ich bin nicht sehr für Museumsbesuche und das Abklappern von Sehenswürdigkeiten zu begeistern. Ich mag mich treiben lassen, abwarten, was passiert, ohne große Pläne zu machen, und einfach sehen, was kommt. Menschen zu finden, die genau diese Art des Reisens selbst gerne mögen, und mit denen ich mich so gut verstehe, dass es auch kein Problem ist, gemeinsam fünf Tage lang bei Dauerregen im Zelt zu sitzen, ist nicht so ganz einfach.

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Der wichtigste Punkt dabei ist: wenn ich mit anderen Menschen unterwegs bin, möchte ich auch auf diese Menschen eingehen. Ich betrachte das als Selbstverständlichkeit, und dazu gehört dann eben auch, dass ich nachfrage, ob es in Ordnung ist, wenn wir irgendwo anhalten, oder Bescheid sage, wenn ich stehenbleibe. Es gibt Menschen, mit denen das alles sehr entspannt ist, und mit denen ich dann bisweilen auch gemeinsam wegfahre. Aber wenn ich ehrlich bin: wirklich frei und unabhängig fühle ich mich, wenn ich dabei alleine bin. Wenn ich tun und lassen kann, was mir gefällt, wenn ich nicht nachfragen muss, wann wo und was gegessen wird, wo das Zelt stehen soll, wann es Zeit zum Schlafen und wieder Zeit zum Aufstehen und weiterfahren ist. Das ist ein großer Luxus, und den genieße ich sehr.

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Verarbeitungs- und Entwicklungszeit

So gerne ich in Berlin lebe, so sehr fehlt mir hier häufig die Muße, um Eindrücke zu verarbeiten. Ein Freund nennt diesen Prozess immer “Processing Time”, Entwicklungszeit, und ich mag, dass darin das Bild von einem Film steckt, der entwickelt wird: Film aus der Kamera raus, Bilder zu Negativen, davon einige vergrößern, andere so klein belassen, und dann einen neuen Film in die Kamera, wieder von vorne anfangen und neue Momente festhalten.

Ich mag Gegenden mit weiten Landschaften, einem Horizont, an dem keine Häuser stehen und einer Weite, in der ich meinen Blick versenken kann. Meine Reisen sind daher auch Zeiten, in denen ich schreiben kann, in denen Texte einfach so wachsen, größer werden. Dann beruhigen sich die Filme in meinem Kopf, sortieren sich zu einzelnen Szenen, die sich hintereinander zusammenfügen. Und die besten Szenen entstehen ohnehin zwischendurch, beim Abspülen des Campinggeschirrs, beim Wäscheaufhängen, beim Herumliegen im Zelt nach dem Aufwachen, wenn die Zelttür offen ist und ich nach draußen schaue, was da so passiert.

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Dinge für mich behalten

Wir teilen jeden Tag so viel, in unseren Jobs, mit Bekannten und Freund_innen, wir teilen unsere Zeit, unser Wissen, unsere Fähigkeiten, und obendrein teilen wir dann auch noch Statusupdates in sozialen Netzwerken. Das Alleinereisen ist für mich eine Zeit, in der ich anders teile: nämlich erst einmal mit niemandem. Und dann, vielleicht, doch einmal: einen Moment, eine Mahlzeit, einen Kaffee, ein Gespräch, mit irgendjemandem, der einfach da ist. Wenn niemand da ist oder ich niemanden um mich haben möchte, dann teile ich meine Zeit ganz einfach nur mit mir.

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Selbstfürsorge

Ich habe lange Zeit in sehr stressigen Jobs gearbeitet: täglich Kundengespräche und -telefonate, Abstimmung mit Kollegen und Dienstleistern, dazu nebenher eigene Projekte und nebenher freiberufliche Aufträge. Meine Reisen wurden so zu kleinen Fluchten, zu Zeiten, in denen das Telefon nicht klingelte (gut, meistens nicht), in denen ich mit niemandem reden musste und einfach nur vor mich hin im Sand herumliegen oder durch Mooslandschaften wandern konnte. Das Reisen, und zwar unbedingt alleine, wurde so zur Regenerationszeit, dem großen Kontrastprogramm zu meinem Bürojob. Eine Art der Selbstfürsorge, die für mich auch heute noch wichtig ist.

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Hinzu kommt: es hat lange gedauert, aber vor einiger Zeit habe ich begriffen, dass ich introvertiert bin (meine Lieblings-Erklärungen dazu gibt es hier und hier und einen tollen Text über „Coming out as a secret introvert“). Ich mag Menschen, manche davon sogar sehr gerne, aber auch im Alltag brauche ich regelmäßig Abende, an denen ich alleine sein und wieder Energie tanken kann, mich daran regelmäßig zu erinnern, ist noch viel wichtiger als das Reisen. Bisweilen aber muss ich trotzdem einfach mal ganz raus, dahin, wo keine Menschen, aber vor allem keine sozialen Interaktionen sind. Alleine zu reisen bedeutet für mich daher auch, dass ich mir immer wieder bewusst mache, dass ich bisweilen den sozialen Stecker ziehen muss, damit es mir gut geht, und dann irgendwo hinfahre, wo es schön ist und ich wieder Kräfte sammeln kann. Das Tolle ist: egal was vorher alles los war – spätestens nach drei Tagen verliere ich mein Zeitgefühl und mein Kopf ist so frei, dass ich wieder alles neu sortieren kann. Für mich ist diese Zeit eine, in der mir mühelos gelingt, was mich sonst sehr viel Kraft kostet: mich auf das Wesentliche konzentrieren. Mich um mich selbst kümmern. Der Abschaltfaktor eines solchen Urlaubs ist für mich durch nichts zu ersetzen.

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Und ich fühle mich auf diesen Reisen sehr gut. Es ist bisweilen anstrengend, manchmal ermüdend, und brachte mich schon oft an meine Grenzen, egal ob körperlich oder physisch. Und trotzdem: ich merke immer wieder, dass ich Dinge, Aufgaben, Situationen alleine bewältigen kann, dass es dafür niemanden braucht, und es stellt sich ein Gefühl großer Stärke und Kraft ein. Und das hält noch sehr lange vor.

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Begegnen und lernen

Ich habe das Reisen ohne Begleitung immer als große Chance gesehen, viel über mich zu lernen: darüber, wie ich bin, was mir wichtig ist und welche Bedürfnisse ich habe, gerade auch was Nähe und Distanz angeht. Ein häufig geäußerter Einwand an dieser Stelle ist, dass Reisen so doch viel mehr eine Flucht sei, vor mir selbst, dem Alltag und möglichen Problemen zuhause. Eine Art Ticket zum Täuschungsmanöver quasi. Manchmal wäre dieses Fluchtprogramm tatsächlich recht nützlich, nur leider funktioniert das so aber nicht, jedenfalls nicht bei mir: zum einen, weil ich alles, was mich beschäftigt, ohnehin überallhin mitnehme. Zum anderen vor allem auch deshalb, weil ich gerade durch diese Art des Reisens häufig neue Impulse erhalte und Blickwinkel finde, die mir vorher verborgen waren. Viele wichtige Erkenntnisse der letzten Jahre habe ich von diesen Reisen mitgebracht. Erkenntnisse, die nach eingen Tagen oder Wochen alleine plötzlich klar auf der Hand lagen. Manchmal versuche ich beim Reisen, beispielsweise beim Wandern, bewusst über Dinge nachzudenken. Meist kommt mir dann aber dazwischen, dass ich etwas sehe, das mich so in seinen Bann zieht, dass ich mich voll darauf konzentrieren muss. (Ja, manchmal auch ein Eichhörnchen.) Dann mache ich ein Bild oder zwei, gehe weiter, suche weiter, und so gehen oft die Tage ins Land. Und trotzdem: wenn ich später meinen Gedankengang wieder aufgreife, ist dann häufig einfach schon die Lösung da. Wie ein Paket, das ich nicht bestellt habe und das trotzdem geliefert wird. Bisweilen kommen solche Erkenntnisse auch erst mit Verzögerung an: nach der Rückkehr, wenn der Alltag wieder Einzug hält. Wenn es wieder einen Vergleichswert gibt, ein Urlaubs-Gefühl und ein Post-Urlaubs-Gefühl, wenn ein Unterschied deutlich wird und ich begreife, was ich verändern sollte. In solchen Zeiten setzen sich bisweilen Prioritäten neu. Auf eine Art ist das Alleinereisen eine Extremsituation, auch durch den großen Kontrast zu meinem Alltag, und gerade dadurch verstehe ich häufig Dinge besser und kann sie anders einschätzen. Und oft habe ich hinterher das Gefühl, dass sich alles wie von selbst wieder geordnet hat.

Die zweite Art des Begegnens ist die mit der Fremde. Es ist die Ausgesetztheit, die darin liegt, alleine, ohne die Möglichkeit des Austauschs, etwas Neuem zu begegnen. Es sind die Gesichter der Menschen, die Gerüche der Straßen, der Städte, der Meere und Seen, die Klänge der Sprachen und Stimmen, die Geräusche der Busse, Bahnen und Gegenden. Alledem fühle ich mich ausgesetzt, fast schutzlos, und genau das liebe ich: das Gefühl, dass etwas Neues ganz nah an mich herankommt. Dass ich abwarten kann, was passiert, was all das mit mir macht.

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Die dritte Art des Begegnen ist die konkreteste von allen. Es sind die tatsächlichen Begegnungen mit Menschen, und sei es nur, dass ich in einem kleinen Supermarkt in Italien an der Kasse stehe und die Frau hinter mir in der Schlange mich freundlich grüßt und fragt, wie es mir ginge. Ich freue mich, antworte, krame derweil in meinen Erinnerungen und versuche verzweifelt, herauszufinden, woher sie mir bekannt vorkommt, bis mir einfällt, dass sie mir schon ein, zwei Mal auf der Dorfstraße begegnet ist. Diese Art des kurzen Aufeinandertreffens mit Menschen mag ich sehr. Zugegeben, ich lege es nicht immer darauf an und lese dann doch mal lieber ein Buch oder schreibe, als mich mit einer Gruppe Touristen in einem isländischen Hostel Bier zu trinken.
Ich reise nicht alleine, um unterwegs neue Freundschaften zu schließen. Wenn ich ehrlich bin, meide ich meist auch eher große Zusammenrottungen von Menschen. Ich mag diese kleinen Begegnungen, wie letztens mit einer Frau aus London im Bus durch Reykjavik, wir waren uns sympathisch und gingen am nächsten Tag noch gemeinsam schwimmen. Mein Hauptziel des Alleinereisens ist nicht, permanent neue Menschen kennenzulernen. Deshalb bin ich auch nur bedingt begeistert von “Tipps zum Alleinereisen”, die gerne als erstes vorschlagen, sich schnellstmöglich Anschluss an Einheimische oder andere Touristen zu suchen. Und doch, ich freue mich, wenn sich von Zeit zu Zeit schöne Gespräche und womöglich gemeinsame Erlebnisse ergeben.

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Ich glaube ohnehin, dass diese Art der Begegnungen mit Menschen eine andere ist, wenn man alleine reist, besonders in Ländern, deren Landessprache man nicht (oder nur rudimentär) beherrscht. Ich habe den Eindruck, dass es für alleine reisende Menschen nicht so leicht ist, sich abzuschotten, in ihrer Gruppe und ihrer eigenen Sprache, diese Art von Schutzraum fällt weg, und so entsteht eine andere Form der Zugänglichkeit und Ansprechbarkeit. Offenheit gegenüber Menschen zu zeigen hat mir in der Vergangenheit viele schöne Begegnungen beschert. Häufig habe ich gerade Frauen im Ausland häufig als weit zugänglicher erlebt, wenn ich alleine unterwegs war, und vielleicht ist es gerade eine gewisse Unmittelbarkeit von Begegnungen, die erst durch die Schutzlosigkeit alleine Reisender möglich wird. Und womöglich entstehen so erst Situationen wie diese vor drei Wochen, als ich an einem Sonntag Abend in einem winzigen Hotel in einem Dorf an der isländischen Westküste gelandet war. Eine Dame hatte mich sehr freundlich empfangen, ich bezog mein Zimmer, schlief ein, spät am Abend ging ich noch einmal nach unten, um zu rauchen. Da sprach mich ein älterer Mann an, der Hotelbesitzer, wir kamen ins Gespräch, er erzählte von seinem Hotel, ich wunderte mich über das leise Brummen im Hintergrund. Später stellte sich heraus, dass er eigentlich Software-Entwickler ist und neben dem Hotel im selben Gebäude einen isländischen Telefon- und Internetprovider betreibt.

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Warum? Weil ich es kann

Ich betrachte es als großes Privileg, alleine reisen zu können. Zum einen, weil ich gesundheitlich, sowohl physisch als auch psychisch, dazu in der Lage bin. Auch, weil ich es mir finanziell leisten kann: diese Urlaube, besonders die Zelturlaube, sind zwar recht günstig, und dennoch kosten sie Geld. Es sind aber auch Privilegien, dass ich in meinen Berufen von überall aus arbeiten kann, dass ich keine Sorgearbeit zu leisten habe, und dass ich immer Partner_innen hatte, die mein Bedürfnis, alleine wegzufahren, verstanden und unterstützt haben.

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Aber wenn ich ehrlich bin: so sehr ich das Alleinereisen liebe – in dem Umfang, in dem ich es gerne machen würde, kann ich es dann doch nicht unbedingt. Denn da kommt ein Punkt noch ins Spiel:

Wie ist das, so als Frau*?

Ich habe das Reisen als Frau* bislang immer sehr positiv erlebt. Aber ich versuche, mich vorsichtig zu verhalten. Darunter fällt: ich gehe, auch in Städten, abends nicht lange weg, wenn ich mich nicht auskenne, und selbst wenn ich mich auskenne, trinke ich wenig oder nichts. Wenn ich zelte, dann, wenn irgend möglich, nur auf Zeltplätzen. Ich hole mir meine Getränke in Bars selbst und bin vorsichtig gegenüber Fremden. Und auch wenn sich das jetzt zunächst anders anhören mag: ich habe keine Angst. Aber es gibt ein paar Reisen, die ich sehr gerne machen würde, vor allem Roadtrips und Wanderungen durch weiter entfernte Länder. Dies sind Reisen, die ich mit Sicherheit machen werde. Die ich dann aber nicht unbedingt alleine unternehmen werde.

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Die Nachteile oder: Aber was ist mit Fotos?

Es gibt einen Punkt beim Alleinereisen, der, je nach Sichtweise, ein Vor- oder Nachteil sein kann: die Fotografin ist nie im Bild. Natürlich lässt sich das alles lösen, es gibt Stative, Mauern, Selbst- und Fernauslöser, Selfies und womöglich auch Menschen, die ein Foto für eine_n machen, ich finde aber diesen Gedankengang grundsätzlich interessant: obwohl Fotograf_innen bei allen Bildern von einer Reise präsent waren, sind sie nie zu sehen. Es gibt in den Standardeinstellungen des Alleinereisens keinen Beweis dafür, dass die Fotografin wirklich da war. Dieser Punkt lässt sich aber auch ignorieren und ersetzen durch Fotos von Eis, das in der Sonne wegschmilzt:

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Aber, von diesem nicht ganz ernst gemeinten Punkt einmal abgesehen: das Reisen ohne Begleitung ist nicht immer eitel Sonnenschein, bisweilen ist es eher eine Woche Dauerregen im Zelt. Einmal bin ich beim Baden im Meer in etwas hineingetreten und habe danach einen Tag damit verbracht, mir Stacheln unbekannter Herkunft aus den Fußsohlen zu ziehen. Ein andermal bekam ich nach einer Woche Fieber und hing fünf Tage lang in einer Art Delirium in meiner Hängematte herum. Das Auftreten belastender Umstände durch Krankheiten oder Unfälle, ganz zu schweigen davon, wenn Reisende Opfer von Straftaten oder Gewalt werden, sind auf einer Reise ohne Begleitung noch schlimmer als ohnehin. Selbst bei noch so guter Planung lässt sich all das nicht voraussehen.

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Für das Davor und das Währenddessen

Hier ein paar Dinge, die ich zusätzlich zum “normalen” Reisegepäck und den gewöhnlichen Vorbereitungen bisher immer als recht nützlich empfunden habe:

Vorbereitung

  1. Impfungen aktuell halten, im Vorfeld der Reise frühzeitig darum kümmern.
  2. Das Auswärtige Amt stellt Sicherheitshinweise für Reisen bereit. Selbst bei der Fahrt in ein “ungefährliches” Land sind die Tipps häufig sehr nützlich (hier finden sich u.a. auch Impfempfehlungen).
  3. Auslandsreisekrankenversicherung mit Rückholversicherung. Ist bisweilen beim Beantragen von Visa auch Pflicht.
  4. Menschen zuhause informieren, wo es hingeht und was geplant ist, bei Ortswechseln wenn möglich kurz Updates schicken

Zum Einpacken

  1. Miniatur-Hausapotheke, Pflaster, etwas Verbandsmaterial
  2. Kopien wichtiger Dokumente (besonders Personalausweis, Führerschein) einpacken und getrennt von den Hauptdokumenten mitführen
  3. Handy mit Sim-Karte und geladenen Ersatzakku bzw. Akku-Pack
  4. gute Taschenlampe
  5. gut waschbare, schnell trocknende Kleidung
  6. ein Schlafsack (macht sich auch dann gut, wenn ihr nicht zelten wollt)
  7. eventuell: kleines, leichtes Kamerastativ (zum Beispiel ein Gorillapod)

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Für unterwegs

  1. Bei Tagestrips, besonders auch in Regionen mit häufigem Wetterumschwung: jemanden vor Ort (Hotel, Zeltplatz etc.), über geplante Reiseroute und Rückkehrzeit informieren.
  2. Auf Wertsachen aufpassen. Das ist an sich ja eh klar. Aber: dazu kann schon auch gehören, nicht in jeder Situation die teure Spiegelreflexkamera vor dem Bauch hängen zu haben :)
  3. Für Unabhängigkeit optimieren. Das ist mein zweitliebster Punkt. Er schließt zum Beispiel ein: immer etwas mehr Lebensmittel und vor allem Wasser dabei haben, als akut nötig ist. Bei Planung von Fahrten mit Auto oder Fahrrad kleine Reparaturen selbst ausführen können. So packen, dass man selbst das Gepäck gut und bequem (!) tragen und damit auch länger laufen kann.
  4. Das Wichtigste: auf sich aufpassen. Keine Sachen machen, bei denen man kein gutes Gefühl hat. Auf dieses Bauchgefühl vertrauen.

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Und doch …

Klar, beim Alleinereisen ist da eben niemand, mit dem sich jederzeit ein Gespräch beginnen lässt, niemand, der einen verarztet, wenn man sich nachts das Knie aufgeschlagen hat, weil man auf dem Weg zum Pinkeln eine Baumwurzel übersehen hat und niemand, der mit einem gemeinsam Pläne schmiedet, wo man jetzt trockene Klamotten herbekommt, weil es seit drei Tagen ununterbrochen regnet. Da ist auch niemand, der mit einem rätselt, was dieses seltsame isländische Wort auf der Restaurantkarte heißt, niemand, der mit einem einem das Zelt aufbaut, zu Abend isst und den Sonnenuntergang anschaut.

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Aber: Schweigen ist eine völlig unterschätzte und sehr gute Sache. Für alles andere gibt es Pflaster, Handtücher, Wörterbücher und vor allem viele bereichernde Erlebnisse und Begegnungen. Und dazu diese ganz leise und doch so große Freude, die sich einstellt, wenn alles um mich herum so schön ist, dass es einfach genug ist und ich genau weiß, dass es genau das ist, was ich will. Mehr als das brauche ich nicht. Ach, und wenn doch: irgendeine Art von Schönheit und ein bisschen Liebe begegnet einem überall. Man muss nur manchmal etwas genauer hinschauen.

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Weiterführende Links

Sieben Tipps für allein reisende Frauen und eine Linkliste zu inspirierenden Reiseberichten gibt es bei Frollein Europa.
Tipps für Solo-Backpacker
Allgemeine Tipps zum Alleinereisen
Ein ganzes Blog: Frau auf Reisen

Und jetzt ihr

Wie macht ihr das? Reist ihr alleine, und, wenn ja, aus welchen Gründen? Welche Vorbereitungen trefft ihr? Und habt ihr weitere Linktipps für uns?

35 Antworten zu “Ich reise allein”

  1. Tahija sagt:

    Das ist sooo schön beschrieben, ich kann dich so gut verstehen. Vor allem nach der Weihnachtszeit mit Familientreffen und was so dazu gehört, ist meine Sehnsucht nach Alleinreisen sehr groß. Nicht, dass mir diese Zeit keinen Spaß machen würde, aber es gibt einfach Zeiten für solches und Zeiten für solches ;-)

  2. Ninia LaGrande sagt:

    Ich war bis jetzt noch nie allein auf Reisen. Nach deinem Text hätte ich aber große Lust dazu – vielen Dank für die Tipps und Erzählungen.

  3. Julchen sagt:

    Seit Mai bin ich wieder Single, und hatte einige Zeit mit mir gehadert, ob ich trotzdem im Sommer in den Urlaub fahren soll. Allein, ohne Begleitung, ohne einen richtigen Plan…Ich war dann eine Woche Wandern in Bayern und es war herrlich!! Ich würde es sofort wiedermachen, und auch ich genieße die Ruhe, Eindrücke um mich herum und ja, man ist dabei richtig „Selbst und glücklich“ !! Danke für Deinen wunderbaren Blog!!

  4. julianeleopold sagt:

    Ich habe den Text sehr gern gelesen und mich in manchem wiedergefunden. Vor allem der Punkt Abschalten und Processing Time zulassen hallt in mir nach. Leider verbunden mit: Das fällt mir inzwischen viel schwerer als früher – mein Alltag lässt meinen Kopf nicht los. Ich bin erst unlängst alleine verreist (mache das immer mal wieder. War schon alleine in Mexiko, London, New York, Austin, Griechenland, Türkei) und bin dabei auch das erste Mal beim Alleine reisen krank geworden. Nichts dramatisches, aber schon ätzend, weil die Zeit, die man fürs Rausgehen verwenden möchte, fürs Drinbleiben draufgeht und keiner einen neben sich ins Auto setzt und sagt „So, ich mache jetzt mal für dich, du musst dich um nix kümmern.“. Das war unschön. Gleichzeitig genieße ich auch total die Freiheit, keinen Kompromiss machen zu müssen und keine Erklärungen abgeben zu müssen. Schlechte Erfahrungen habe ich selten gemacht, sie beschränken sich auf dumme Sprüche („Zieh dir lieber ne Hose an, wenn du alleine raus gehst abends!“ von einem Passanten beim abendlichen Spaziergang) sowie die Weigerung eines Autovermieters, mir ein Moped zu verleihen, da ich mit Sicherheit nicht fahren könne. Ätzend, aber nicht auf Dauer dramatisch. Dein Text macht mir Mut, es nochmal mit längeren Zeitabschnitten alleine unterwegs zu versuchen (um das Abschalten hinzubekommen). Danke dir.

  5. Stylewalker sagt:

    Super Text und die Motivation kann ich total gut nachvollziehen. Das Gefühl der Freiheit und des Bei-sich-seins ist selten so stark wie wenn man alleine unterwegs ist, stundenlang aus dem Busfenster schaut, Leute wie zufällig kennen lernt und sich einfach treiben lässt.

    Ich habe dafür auch mal eine kleine Liste gemacht http://www.stylewalker.net/2011/02/11/10-tips-to-self-when-travelling/

    • Miel sagt:

      Ich mag in der Liste vor allem die Punkte, alles immer am selben Platz zu haben (sehr wichtig!) und sich bisweilen umzudrehen, um sich einen Weg aus der Gegenrichtung einzuprägen. Danke für den Link!

  6. Thomas sagt:

    Ganz toller Artikel. Ich erkunde fremde Städte und Länder auch lieber auf eigene Faust und lasse mich dabei treiben, folge meinem Bauchgefühl. Dabei entdeckt man manchmal faszinierende Orte, Dinge und Personen, die in keinem Reiseführer dieser Welt stehen.

    Bisher habe ich allerdings noch nie den Mut aufgebracht, mal ganz alleine zu verreisen. Warum kann ich nichtmal genau sagen. Aber wenn ich mit Freunden in Urlaub war, habe ich mir auch immer mal einige Stunden und manchmal auch Tage genommen, um ganz allein die Gegend zu erkunden.
    Dieser Text motiviert mich dazu, doch endlich einmal ganz alleine zu verreisen. Danke schonmal dafür. Und auch Danke für die Tipps und die weiterführenden Links. Das kommt jetzt auf meine ToDo Liste für 2014 :-)

  7. Anne Wizorek sagt:

    Ich mache bisher quasi die Light-Version des Alleinereisens, indem ich zwar Freund_innen im Ausland besuche und in der Regel auch bei ihnen wohne, aber dennoch sehr viel Zeit für mich allein einräume und meist ohne andere Menschen die jeweiligen Reiseziele für mich erkunde (je nachdem kenne ich sie halt schon und suche Lieblingsorte auf, aber neue entdecke ich auch wahnsinnig gerne bzw. an den bereits bekannten Orten gibt es auch immer noch etwas Neues zu entdecken). Das ergibt sich meist allein schon deswegen, da meine Gastgeber_innen ihrem regulären Brotjob nachgehen, während ich zu Besuch bin. Vorteil für sie: Kein schlechtes Gewissen wegen der Freundin, die „bespaßt“ werden muss. Vorteil für mich: Ich sehe sie mal wieder, bin aber eben auch ausreichend für mich alleine. Am liebsten sind mir die Menschen, die ich besuchen oder mit denen ich verreisen kann, mit denen ich zusammen und trotzdem auch für mich sein kann (wenn ich möchte). Ich schätze das einfach wahnsinnig an ihnen.

    Ich kann jedenfalls nur bestätigen, dass der Abstand mit das Beste ist, was es für Entwirrung der Gedanken und klare Sicht auf bestimmte Dinge gibt. Das, in der Mischung mit den jeweiligen Reisezielen, ergibt für mich dann auch an Orten wo ich schon war, immer wieder eine ganz andere Reiseerfahrung. Das ist dann so, wie wenn man bei bestimmten Gerüchen an bestimmte Situationen denken muss. An bestimmten Orten werde ich einfach auch immer wieder daran denken, wie es mir beim letzten oder 1. Mal dort ging und was heute anders oder auch gleich geblieben ist. Das ist dann so ein bisschen wie sich selbst Tiefenschärfe zu verleihen. (Ich bin Fotografie-n00b, bear with me falls diese Analogie totaler Quatsch ist. ;)

  8. jottkah sagt:

    Ich werde im Januar zum ersten Mal alleine reisen und schwanke noch zwischen Vorfreude und Panik. Nach diesem Text überwiegt allerdings deutlich die Vorfreude.

    Beim Thema „Fotos von sich selbst“ mußte ich doch sehr lachen, genau dazu fand ich nämlich kürzlich das hier: http://jottkah.tumblr.com/post/67856910468

  9. kiwi sagt:

    Jedes Jahr gehe ich für einige Tage alleine pilgern und laufe so Stück für Stück den Jakobsweg von der dänischen Grenze bis… na, mal sehen, wie weit ich komme. Von diesen Tagen zehre ich dann noch monatelang. Das Pilgern auf deutschen Pilgerwegen ist eine tolle Zwischenlösung, wenn man nicht viel Zeit, Geld oder Mut hat, um gleich für mehrere Wochen ins Ausland zu gehen…

    • Robin Urban sagt:

      Ich lasse mal ein „Buen Camino!“ da :) Grüße von einer Mitperegrina!

    • Naomi sagt:

      Hallo Kiwi, das ist eine gute Idee mit dem Pilgern auf deutschen Pilgerwegen!!
      Hatte ich auch schon letztes Jahr vor und zwar in Brandenburg von Berlin nach Frankfurt/Oder. Nur eines hat mich ein wenig abgeschreckt, wo übernachten ?! Soweit ich weiss, gibt es da noch keine kostengünstige Möglichkeit (z.B. Herbergen). Hast du damit gute Erfahrung?! Und welchen Weg kannst du daraus empfehlen?! Auch wenn ich seit Jahrzehnten immer mal wieder gerne alleine verreise, so habe ich doch nicht den Mut ganz alleine in der „Pampas“ zu übernachten… schöne Weihnachten…. danke für die Tips… Dagmar

  10. Robin Urban sagt:

    In meinem Erwachsenenleben war ich bisher mehr allein unterwegs als mit Begleitung – das aber auch ganz bewusst.

    Es fing mit dem Traum an, eines Tages den Jakobsweg zu wandern, wobei mir von Anfang an klar war, dass ich niemanden kenne, der davon ebenso begeistert wäre wie ich. Es stand also fest, dass ich allein gehen werde, um nicht enttäuscht zu werden. Und das war absolut richtig.

    Dieses Jahr war ich zum 3. Mal allein auf dem Camino unterwegs und hatte mich dieses Mal zumindest für die ersten paar hundert Kilometer für eine Strecke entschieden, die noch nicht sehr erschlossen ist. Es packte auf die Erfahrung „allein reisen“ dann nochmal eine Schippe drauf, denn tatsächlich war ich die ersten zwei Wochen völlig allein (womit ich allerdings auch nicht gerechnet habe). Es gab praktisch keine anderen Pilger und, wie in Spanien zumindest auf dem Land absolut üblich, auch kaum jemanden, der englisch sprach (ich kann dafür fast kein spanisch). Ich habe also zwei Wochen lang kaum Unterhaltungen geführt, die über Smalltalk hinaus gingen.

    Zum Ende hin hat das schon ein wenig an meinen Nerven gezerrt, zumal da ja auch immer die körperliche Belastung hinzu kommt. Dafür war ich megaglücklich, als ich endlich die Hauptroute erreichte und sofort mit ein paar anderen Pilgern ins Gespräch kam.

    Wer sich nicht so richtig traut, allein zu reisen bzw. zu wandern, für den bietet der Jakobsweg tatsächlich eine gute Alternative: Man findet praktisch überall Anschluss, wenn man will, aber gerade auf dem Camino ist NIEMAND sauer, wenn man ein Gespräch freundlich ablehnt mit dem Hinweis, man möchte allein sein. Religiöse Gründe zum Pilgern spielen für die wenigsten heute noch eine Rolle, aber Selfcare wird ganz groß geschrieben :)

    Mir sagte mal eine Bekannte: „Ich würde ja auch gerne den Jakobsweg wandern, aber nur mit Bodyguard und in Nonnentracht.“ Das halte ich für absolut übertrieben. Es gibt sicher einige Flecken auf der Welt, die für Alleinreisende (für Männer, aber noch mehr für Frauen) zu gefährlich sind, aber der Großteil von Europa gehört nicht dazu. Ich hatte niemals Angst. Auf diesem Weg lauerte nichts, was mir nicht auch auf dem Weg zum nächsten Supermarkt hätte zustoßen können. Trotzdem habe ich jeden Tag mindestens ein fassungsloses „sóla?!“ kassiert.

    Auch habe ich beobachten können, wie auf dem Weg Freundschaften zerbrachen und Beziehungen auf eine harte Probe gestellt wurden. Vor allem, wenn man an diesen Weg einen spirituellen Anspruch stellt, ist Streit einfach vorprogrammiert. Dazu kommt die unterschiedliche körperliche Belastbarkeit. Es ist für den Langsameren furchtbar, sich an ein schnelleres Gehtempo anpassen zu müssen, aber langsamer zu laufen, als man eigentlich könnte, ist fast genauso schlimm.

    Auch ich bin mal über den Camino gehetzt und habe an anderen Tagen eine halbe Stunde damit verbracht, einen schönen Schmetterling zu fotographieren. Ich glaube, man muss schon praktisch seelenverwandt sein, um solche Trips ohne Streit hinter sich zu bringen.

    Für mich sind Reisen alleine etwas ganz anderes als die Reisen zu zweit oder in der Gruppe. Beides kann toll sein, aber man kann es eigentlich nicht vergleichen.

    (Ich habe über die ersten Tage meines diesjährigen Jakobsweges ausführlich gebloggt, hatte dann später aber leider keine Zeit mehr. Ich bin immer noch damit beschäftigt, meine Restnotizen zu verarbeiten. http://robinsurbanlifestories.wordpress.com/2013/07/11/jakobsweg-1-anreise-und-montserrat/ )

  11. CarlKnutsen sagt:

    Ein wunderschöner Text, der inspiriert und zum Nachdenken anregt. Vielen Dank dafür. Als ebenfalls introvertierter Mensch kann ich vieles davon unterschreiben, da ich auch Ruhe und Alleinzeit brauche, um Energie zu tanken. Daher war ich auch schon häufiger alleine im Urlaub, allerdings bisher nie für eine lange Zeit. Meist beschränkte es sich auf vier bis sieben Tage ins benachbarte Ausland. Länger wegfahren? Ganz alleine? Ich habe das meist abgetan als suboptimale Idee gegenüber der Fahrt mit jemand anderem, um sich über die vielen Eindrücke austauschen zu können und gemeinsam das Erlebnis Urlaub genießen zu können. Sicher auch korrekt, aber dieser Text demonstriert bildlich in knalligen Farben wie schön die Kombination Urlaub und Alleinzeit sein kann.

    Ein zweiter Aspekt ist die Auszeit vom hektischen Alltagsleben, den ich auch komplett unterschreiben kann. Ich wandere und campe sehr gerne, und habe dies auch als die wirkungsvollste Variante erlebt, um diese Auszeit zu ermöglichen. Mir reichen da oft schon vier Tage in der Wildnis, um wieder zu mir zu kommen, abzuschalten, jeden Moment intensiv zu erleben. Die Erfahrungen, die dieser Text auf schöne Weise transportiert, formen in mir den Wunsch, nächstes Jahr eine längere Tour mit Rucksack und Zelt zu unternehmen.

  12. Frau auf Reisen sagt:

    Ein großartiger Artikel. Sehr vieles von Deinen Motivationen und Beschreibungen kann ich ganz genau unterschreiben. Das Glück alleine zu reisen … in sehr genaue Worte gefasst. Natürlich freue ich mich auch enorm über die Verlinkung meines Blogs. Vielen Dank dafür. Heute ist es spät oder früh… ICh melde mich aber sicher noch mal. Dieser Artikel hat mich sehr gefreut!

  13. Okeo sagt:

    Ich habe es einmal mit ~20 Jahren ausprobiert, alleine mit der Bahn durch D fahren und vieles sehen und treiben lassen. Nach drei Tagen habe ich es abgebrochen und den Rest der Zeit lieber gearbeitet. Ich mochte es einfach nicht, allein zu sein und konnte es nicht genießen. Ich spürte aber deutlich, dass es einfach nur nichts für _mich_ ist und finde es daher toll, dass Sie es können.

  14. blauhai sagt:

    Hello! Eigentlich will ich nur kurz sagen: coole Fotos!
    Ich konnte die Gruende fuers alleine reisen schon immer nachvollziehen, in diesem Text sind die Vorzuege aber besonders verlockend beschrieben :) Persoenlich reise ich trotzdem am liebsten zu zweit, aber die Gruende dafuer spielen hier keine Rolle.

  15. sarah sagt:

    was für unglaublich schöne bilder…

  16. Sandra sagt:

    Ich bin in diesem Jahr zum ersten Mal allein verreist – und ich muss gestehen, dass es mir schwer fiel. Mir fehlte vor allem der Humor, den man nur mit Menschen teilen kann, die die gleiche Sprache sprechen und zu denen man einen guten Draht hat. (http://wortkonfetti.blogspot.de/2013/09/u-wie-urlaub-allein-bali-1.html).

    Aber es tut gut zu lesen, was man daran genießen kann. Merk ich mir fürs nächste Mal :-)

  17. Nina sagt:

    Ich wohne auch in Berlin und wünschte ich hätte das Geld zu reisen.. Aber auch diesen Mut hätte ich gerne.. Ich bin zwar noch sehr jung, aber vielleicht habe ich irgendwann den Mut und das Vertrauen, selbst auf die Reise zu gehen.

    • Trippmadam sagt:

      Ein guter Anfang ist möglicherweise ein Sommerkurs im Ausland. Es gibt alle möglichen Angebote, Sprachen, Theater, Ballett … was immer die persönlichen Hobbies und Vorlieben sein mögen. Da ist man einerseits selbstständig, andererseits sind da andere Leute, die in der selben Situation sind und an die man sich wenden kann, wenn man einsam oder ratlos ist. Billig sind die Kurse zwar auch nicht, aber vielleicht spendieren die Eltern einen Teilbetrag?

    • Stefan Rinke sagt:

      ich glaube es ist ein Trugschluss zu glauben dass Reisen teuer ist. Auf einer thailändischen Insel wohnst Du im Strandbungalow günstiger als in Berlin (und deine Wohnung kannst Du ja zwischenvermieten). Wenn Du zwei-drei Monate dort bleibst fällt auch der Flug kaum ins Gewicht.
      Falls Du noch bei den Eltern wohnst, die freuen sich vielleicht sogar dir einen Spanischkurs in Guatemala mit Familienunterbringung zu finanzieren. Das ist zwar eine andere Art von Reisen als im Artikel beschrieben aber nicht minder spannend und Weltbild-ändernd.

  18. Michaela sagt:

    Ach da werde ich immer ganz neidisch wenn ich so tolle Reiseberichte sehe. So tolle Fotos und so viele Erfahrungen und Eindrücke. Wie gern würde ich auch solche Reisen unternehmen mit bliebt lediglich der Gedanke und der Traum daran, da ich mir so etwas einfach nicht leisten kann. Zumindest kann ich an Orten wie diesen als alleinreisende mit meinem Budget manchmal ausspannen und auch nette Leute kennen lernen.

    Grüße, Michi

  19. […] Auch wenn verlassene Orte alleine vermutlich etwas unheimlich sind, auf Reisen ist alleine sein vielleicht besser als gedacht, wie Lena Reinhard sehr schön beschreibt. […]

  20. Glumm sagt:

    wenn introvertierte raus in die welt gehen, erlebt die welt ihre innigsten überaschungen.

  21. Guest sagt:

    schön geschrieben. vielleicht ein bisschen viel >ich<, so als introvertierter Mensch – aber schöne Bilder und vor allem eins: der Fernwehmodus wurde aktiviert

    Ich denke Reisen ist niemals Flucht – es kann so genutzt werden, aber es gibt dir immer mehr zurück. Es kommt natürlich drauf an wie man reist, wie sehr man sich mit Geld die Bequemlichkeiten erkauft, die man vielleicht eigentlich los werden will ? Und natürlich, kann man auch so reisen, in dem man vor allem flieht – seiner Eigenverantwortlichkeit als Mensch in dieser Welt insbesondere – aber bei der Fähigkeit zur Selbstkritik steht es vermutlich nicht so schlimm.

    Wenn ich mir die Kommentare so anschaue – habt den Mut, macht eine kleine Reise und dann weitet es immer mehr aus, fahrt länger und weiter weg – naja Hauptsache länger eigentlich. Schmeisst alles hin, verkauft all den unnützen Kram den ihr nicht braucht.
    Eine gute Erkenntis des Reisens an sich – ein paar Unterhosen, ne Regenhose, ein Rucksack und ein paar Bücher – fast mehr braucht man doch nicht :)

  22. […] gern mochte ich zum Beispiel “Wieviel Uhr ist es?” von Hakan, “Zwei Brüder” von Map und “Ich reise allein” von Lena. Und noch etwa drölfzig […]

  23. Stefan Rinke sagt:

    toller Text und tolle Fotos.
    Als Tipp zum Thema kann ich das Buch von Rolf Potts:
    „Vagabonding, An Uncommon Guide to the Art of Long-Term World Travel“
    empfehlen. In vieler Hinsicht sagt er das gleiche wie die Autorin. Auch wenn es bei ihm darum geht jahrelang allein unterwegs zu sein, rät auch er dazu sich treiben zu lassen und Zufallsbegegnungen statt Touristenattraktionen ins Zentrum der Reise zu stellen.

  24. […] Noch ein Tipp zum Thema: Einen wunderbaren Artikel zum glücklichen alleine Reisen gibt es bereits (entstanden vor der Blogparade) von Lena. […]

  25. […] Noch ein Tipp zum Thema: Einen wunderbaren Artikel zum glücklichen alleine Reisen gibt es bereits (entstanden vor der Blogparade) von Lena. […]

  26. Eremita sagt:

    ehrlich und nicht naiv! Macht Spaß, den Bericht zu lesen. Interessieren würden mich ein paar konkrete Tipps, was deine bisherigen Reiseziele angeht. Denn hier kann man sich pima austauschen und die Erfahrung des Anderen vielleicht zum nächsten eigenen Reiseziel machen!

    • Miel sagt:

      Bisher und was mir gerade einfällt: Trips mit dem Auto durch Südschweden, Dänemark, Island, Süd- und Nord-Norwegen; Wandern und Zelten in Polen (Küste), Toskana, Sardinien, Surfen und Zelten in Südfrankreich, Städtetrips nach Reykjavik und London. Vielleicht ist da ja was für dich dabei. Gute Reise jedenfalls!

  27. Marianne sagt:

    Ich reise auch sehr gern allein, habe mit europäischen Zielen angefangen, um zu sehen, ob mir diese Form des Reisens liegt. Und ich habe festgestellt, dass das Reisen allein sehr viel intensiver ist als mit Reisepartnern, auf die man sich einstellen muss und möchte, wofür einiges an Aufmerksamkeit und Energie notwendig ist. Nach Sylt,Paris, Mailand und Neapel wage ich mich als nächstes an Australien heran. So taste ich mich voran. Und ich höre auf mein Bauchgefühl, mache nichts, was mir nicht liegt, auch bei der Auswahl der Art zu reisen und der Auswahl des Ziels.

    Schöne Grüße von Marianne https://alleinereisenjetzt.wordpress.com/

  28. […] reisen aus den unterschiedlichsten Gründen allein. Hier nennt eine Autorin names Lena ihre ganz persönlichen. Mit vielen ihrer Gedanken kann ich mich […]