Nach dem #waagnis

CC BY-NC 2.0 , by Nicole

Letzte Woche hatten Ninia, Kathrin, Leelah, Johanna und ich dazu aufgerufen, die unnötigen Körperwaagen wegzuwerfen, um freier zu sein. Die Resonanz auf unsere zu kurz gedachte Aktion war nicht nur positiv, sondern rief auch berechtigte Kritik hervor. Beispielsweise, weil es mit dem Aussetzen der Waage natürlich nicht getan ist, wenn sich nicht an unseren Haltungen, unserem Verhalten und vor allem an der Gesellschaft, die dies alles beeinflusst, etwas ändert. Ein Punkt, der in unseren Beiträgen zu sehr außen vor blieb. Für viele Menschen ist unsere Aktion zudem völlig irrelevant oder gar ausschließend, da sie aufgrund ihres Gewichts auch mit weggeworfener Waage täglich diskriminiert werden und sich von uns vor den Kopf gestoßen fühlten. Zumal wir mit keinem Wort Texte oder Blogs erwähnten, die sich schon seit langem mit Themen wie Body Acceptance oder Fat Acceptance beschäftigten. Das tut mir sehr leid. (Ninia hat sich bereits vor ein paar Tagen dazu geäußert.)

Ich bin dennoch froh, dass wir die Aktion ins Leben gerufen haben, denn es wurden seither gute Gespräche geführt, es wurde diskutiert und es wurden vor allem sehr viele Texte zum Thema geschrieben, von denen ich einige hier zusammengestellt habe. Ich freue mich zudem über Hinweise auf weitere Beiträge oder Links zum Thema in den Kommentaren. Dankeschön!

Journelle schreibt darüber, dass die Aktion immerhin ein Anfang sein kann, und Happy Schnitzel hebt hervor, wie wichtig es ist, wie wir miteinander umgehen. Claudia Kilian und Frau Mutti wollen sich nicht von ihren Waagen trennen, letztere aber nun endlich mal von ein paar schon lange nicht mehr passenden Kleidungsstücken.

Onyx beschreibt, dass sie schon sehr lange gar keine Waage mehr hat. Pjotrpetka hat auch keine Waage mehr, er wollte sich ständig wiegen, weil ihm alle sagten, er sei zu dünn.

Auch in der Crafting-Szene sind Körpernormen schon länger ein Thema. Im Rahmen der Aktion haben sich hier die Quartalsstrickerein, drehmumdiebolzeningenieur, Allures und Couture, die Linkshänderin und Crafteln geäußert.

Natalie zeigt die Kernpunkte der Kritik an unserer Aktion auf und riotmango beleuchtet ausführlicher die von uns nicht berücksichtigten Perspektiven und fordert Fat-Positive-Debatten ein. Artnouveau antwortet darauf und erzählt von ihren Erfahrungen und Lippy Answer hat eine Linkliste zu Body Acceptance zusammengestellt.

Antje Schrupp schreibt, sie fände sich zu dick, aber das sei ihr egal und bringt die politische Arbeit mit ins Spiel, die sie dahingehend geprägt haben könnte (TW: in der Debatte in den Kommentaren findet inzwischen auch Fat-Shaming statt), worauf Nele Tabler einen konträren Text über die Symbiose von Gewicht und Politik schrieb.

Rumbaumeln bemängelt, dass selbst in den gängigen Fat-/Body-Acceptance-Debatten class und race meist außer Acht gelassen wird und verweist in diesem Zusammenhang auch auf einen Text von schizoanalyse, die darüber hinaus noch weitere Punkte in Bezug aufs Essen berantet. Distelfliege bezieht sich auf diesen Text und erläutert ebenfalls die Verschränkung von class und race.

 

Und dann ist da noch das wundervolle Tumblr von @HannaRosenblatt und @bergdame entstanden, in dem Bilder von essenden Frauen gesammelt werden.

5 Antworten zu “Nach dem #waagnis”

  1. distelfliege sagt:

    heyho, danke für die Zusammenfassung! Die Verschränkung von Class und Race kam schon beim Artikel von Bäumchen (Rumbaumeln) vor, wollte ich nur ergänzend anmerken!

  2. Frische Brise sagt:

    Ich habe dazu auch ein par Gedanken aufgeschrieben:

    http://berlinerluftinhamburg.blogspot.de/2013/06/nebenan_14.html

  3. Pixella sagt:

    Ich habe auch ein bisschen über mein eigenes Waagnis geschrieben:
    http://pixella-bloggt.com/2013/06/12/mein-waagnis/

  4. Michaela sagt:

    Ich finde die Aktion recht gut, denn sie fordert zum Nachdenken auf. Was bei meinen Überlegungen heraus gekommen ist, habe ich in folgenden Blogpost niedergeschrieben: http://bit.ly/104B3V0