Die Angst bleibt
Dies ist ein Beitrag aus unserer Rubrik kleinergast, in der wir alle Gastartikel veröffentlichen. Dieses Mal kommt er von Amina.
Amina, studiert in Göttingen Sozialwissenschaften ist gern viel unterwegs, Feministin und gute Zuhörerin. Sie hätte gern ein Einhorn, hat aber bisher keins gefunden.
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Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich diesen Text schreiben soll oder nicht. Ich habe mich jetzt dazu entschieden dass ich ihn schreiben muss, für mich und für die Menschen in meinem Umfeld.
Ich bin in Deutschland aufgewachsen und fühle mich hier zu Hause. Ich spreche Hochdeutsch, habe Abitur, studiere und engagiere mich politisch. Ich bin in einem muslimischen Umfeld groß geworden, trage aber weder ein Kopftuch, noch erkennt man auf den ersten Blick, dass ich mit dem muslimischen Glauben aufgewachsen bin.
Allein durch mein Aussehen werde ich immer wieder als Migrantin oder Ausländerin abgestempelt. Doch genau das bin ich nicht. Ich fühle mich nicht als Ausländerin oder Migrantin und möchte auch nicht als solche wahrgenommen werden. In Bayern wurde ich in einem Restaurant einmal gelobt, dass ich ja so „toll“ deutsch rede. Als ich erzählte, dass ich ja auch aus Hannover komme, meinten sie mir sagen zu müssen, „so wie Sie aussehen, kommen Sie doch bestimmt nicht aus Hannover“.
„Woher kommst du?“
In regelmäßigen Abständen werde ich gefragt, wo ich herkomme. Dass ich aus Hannover bin, glauben mir die wenigsten direkt. Wenn ich dann sage, dass ich Britin bin, glauben sie mir das auch nicht, obwohl ich seit meiner Geburt die britische Staatsbürgerschaft habe. Jemand der „so“ aussieht, kann nicht aus Großbritannien kommen. Dass gerade die Briten eine Kolonialmacht waren, wird dabei völlig außer Acht gelassen. Um Menschen entgegenzukommen und damit ich mich nicht wieder rechtfertigen muss, sage ich inzwischen immer, dass mein Vater Pakistaner ist.
Die Reaktion ist immer gleich: „Ach das hab ich mir doch gedacht!“ Mich ermüdet es jedes Mal meine Hautfarbe zu rechtfertigen. Ich habe immer das Gefühl, ich muss 10-mal besser sein als andere, um überhaupt als gleichwertig wahrgenommen zu werden. Ich arbeite mehr als viele andere, einfach weil ich sonst als faul bezeichnet werde.
Wenn dann bei der Arbeit (ich arbeite in einem Haushaltswarengeschäft) immer meine weiße Kollegin angesprochen wird, obwohl ich schon deutlich länger da arbeite und den Kund*innen mindestens genauso kompetent helfen kann, ist das vielleicht Zufall, aber als Frau mit Migrationshintergrund – als die ich mich eigentlich nicht bezeichnen möchte, denn ich selbst empfinde den Begriff „Migrationshintergrund“ als einen sehr ungenauen. Ab welcher Generation hat man keinen Migrationshintergrund mehr? Sehr verschiedene Menschen werden durch den Begriff zu einer Masse, ohne dass differenziert auf diese eingegangen wird – fällt mir das immer wieder auf.
Auf Konferenzen die in Deutschland stattfinden, werde ich grundsätzlich (!) erst mal auf Englisch angesprochen. Meinen Nachnamen muss ich immer buchstabieren. Meinen Vornamen meist nicht, wobei das auch nur meiner Mutter zu verdanken ist. Dabei ist es eigentlich fast ein wenig traurig. Denn ich heiße Amina, weil meine Mama mir einen Namen geben wollte, der in Europa auch aussprechbar ist. (Übrigens liebe ich meinen Namen und würde keine anderen haben wollen. Aber allein der Gedankengang ist irgendwie abstrus).
Gedanken die keine Ruhe lassen
Ich will und wollte nie „die Ausländerin“ sein. Aber andere entscheiden jeden Tag aufs Neue für mich, dass ich genau das bin. Ich rege mich über diese Zuschreibung auf. Will aufklären und verdeutlichen, wer ich bin und dass ich nicht unter einem Begriff zusammengefasst werden kann. Doch jeden Tag aufs Neue dagegen anzukämpfen, kostet Kraft und Energie und an manchen Tagen fehlt mir die Kraft, wieder zu diskutieren, wieder zu erklären und wieder zu merken, dass mir nicht geglaubt wird.
Aber in den letzten Wochen habe ich immer wieder das Gefühl, ich müsste mich noch mehr rechtfertigen, mich noch mehr erklären. Dabei bekomme ich immer mehr Angst. Angst vor dem, was hier in Deutschland gerade passiert. Die „Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) haben inzwischen eine solche Eigendynamik, dass ich Angst habe, wie sich das noch weiterentwickelt. Ich habe Angst, dass ich nicht unbeschwert allein durch Deutschland reisen kann. Ich habe Angst, offen meine Meinung zu sagen. Ich habe Angst vor einer Vorverurteilung allein durch mein Aussehen.
Ich bin seit einigen Wochen mit meinen Gedanken oft woanders, komme nicht zur Ruhe. Das hat einen Höhepunkt erreicht, als in Paris der Anschlag auf die Zeitschrift „Charlie Hebdo“ verübt wurde. Ich habe Karikaturen von „Charlie Hebdo“ durchaus auch als rassistisch erlebt. Trotzdem ist der Gewaltakt der in Paris stattfand, unverzeihlich. Natürlich finde ich das auch als Frau mit muslimischem Hintergrund unverzeihlich, ich verstehe nicht, wieso das überhaupt in Frage gestellt wird. Ich verlange ja auch von keinem Menschen dass er*sie sich vom Ku-Klux-Klan distanzieren soll, oder auch vom Nationalsozialistischen Untergrund. Aber ich soll mich dagegen von jedem terroristischen Gewaltakt von radikalen Islamist*innen distanzieren? Diese Logik erschließt sich mir nicht.
Und dann ist wieder Montag
Jedes Mal, wenn ich über diese Themen mit Menschen rede, kommt irgendwann der Punkt, an dem ich mich für meine Gedanken und Gefühle rechtfertigen muss. Dafür welche Religion meine Eltern haben, mit welcher Religion ich aufgewachsen bin. Ich muss Angst davor haben, meine eigene Angst zu kommunizieren. Die Angst vor rassistischen Anfeindungen und in letzter Konsequenz vor körperlichen Angriffen. Und das macht es alles noch schlimmer.
Zwei Tage lang kamen im Stundentakt „Eil-Meldungen“ von Nachrichtenagenturen auf mein Handy, die sich mit den Geschehnissen in Frankreich beschäftigen. Jedes Mal wenn mein Handy vibrierte, erstarrte ich für einen Augenblick. Ich hatte Angst davor zu lesen, was passiert ist. Angst, dass noch mehr Menschen gestorben sind. Überall gehen Tausende von Menschen auf die Straße um sich mit den Redakteur*innen und Überlebenden der Charlie Hebdo solidarisch zu zeigen und um sich von solchen Gewaltakten zu distanzieren.
Und dann ist aber auch wieder Montag.
Montage haben sich in den letzten Wochen zu Angst-Tagen entwickelt. Angst davor, wie viele Menschen wieder gegen die vermeintliche “Islamisierung des Abendlandes“ auf die Straße gehen werden. Die mir damit praktisch sagen, dass ich hier nicht willkommen bin. Natürlich gibt es Gegenbewegungen – die Angst ist bei mir aber inzwischen allgegenwärtig.
Am 12. Januar 2015 wurde Khaled Idris Bahray, ein Asylbewerber in Dresden, (zeitlich gesehen) während der Pegida-Demo umgebracht. Augenzeug*innen sprechen von einem blutüberströmten Körper, die Polizei davon dass „Fremdverschulden ausgeschlossen werden kann“. Nach der Obduktion heißt es dann aber, dass der junge Eritreer aufgrund von mehreren Messerstichen im Hals- und Bauchbereich starb. Ich frage mich wie man dies übersehen kann?! Die Mitbewohner*innen von Khaled geben an, dass sie sich eigentlich montags gar nicht mehr aus den Haus trauen und Kahled nur schnell zum Supermarkt wollte, aber nicht wieder zurück kam.
Die Angst bleibt
Ich bin jahrelang durch ganz Deutschland gefahren, ganz häufig allein. Nie habe ich mich unsicher gefühlt. Aber mittlerweile habe ich Angst, wenn ich so unterwegs bin. Ganz unabhängig davon, wohin es mich verschlägt. Dabei hat sich Sachsen und insbesondere Dresden für mich zu einem Ort entwickelt, an dem ich nicht sein möchte. Ich finde es schade, dass ich als junge Frau sagen muss, dass ich in Deutschland nicht sicher allein unterwegs sein kann.
Ich freue mich natürlich, wenn in Städten tausende Menschen auf die Straße gehen und für eine Willkommenskultur eintreten, dass Woche für Woche auch Gegenveranstaltungen zu den Pegida-Demos stattfinden. Außerdem kann ich glücklich darüber sein, dass ich Menschen um mich habe, die mich schätzen so wie ich bin und mich unterstützen. Ich wüsste manchmal gar nicht, was ich ohne sie täte.
Nichtsdestotrotz, die Angst bleibt.
Vielen Dank für diesen Artikel! Als „Halbinderin“ mit deutschem Pass kenne ich die beschriebenen Erlebnisse sehr gut. In der Kindheit war das ebenfalls ein großes Thema – in den letzten 20 Jahren dann eher weniger. In den letzten 2 Jahren taucht aber das beschriebene Verhalten wieder sehr häufig auf. Ich werde auch ständig danach gefragt woher ich komme oder für mein gutes Deutsch (Muttersprache) gelobt. Schlimm finde ich, dass die Leute die sich so verhalten, ja eigentlich noch die „Interessierten“ sind und erst mal gar nicht merken, was dieses Verhalten auslöst. Die Menschen die einen aufgrund dieser phänotypischen Merkmal sowieso ablehnen, kommen ja erst gar nicht mit mir in Kontakt, da sie diesen vermutlich meinen. Diskriminierung aufgrund meines Namens kenne ich leider auch – immer mal wieder. Und ich bin keine Muslima und „Indien“ ist nicht so negativ konnotiert wie andere Länder meinem Gefühl nach. Ich kann mir sehr gut ausmalen, wie Menschen mit muslimischem Glauben im Augenblick fühlen oder Menschen mit dunklerer bzw. anderer „Hautfarbe“. Traurig.
Viele Grüße,
RMM
Traurig so etwas lesen zu müssen :(
Ich empfehle mittlerweile auch alleinreisenen, internationalen Freunden gewissen Städte/Gegenden/Verkehrsmittel/Uhrzeiten (Fußballspiele im Osten) zu meiden.
Liebe Amina,
als jemand, deren Eltern beide aus Lateinamerika kommen, die aber trotzdem zufällig ziemlich „biodeutsch“ aussieht, kann ich mir gut vorstellen, wie schwierig es sein muss, die innere Identitäts-Unsicherheit die man als Kosmopolit glaube ich immer zumindest latent hat auch noch quasi sichtbar „auf der Haut“ zu tragen und ständig von außen damit konfrontiert zu werden.
Bitte habe keine Angst, sondern umgib Dich mit Menschen, die Dich kennen und bestärken. Benutze Deinen gesunden Menschenverstand um bedrohliche Situationen zu vermeiden, aber bleib dabei mutig und stark. Angst ist das, was Extremisten auf allen Seiten erzeugen wollen, um die Gesellschaft zu spalten und Menschen gegeneinander aufzuhetzen, die eigentlich nur in Ruhe leben wollen.
Hab. Keine. Angst.
Ich finde es nicht schlimm oder verkehrt, Angst zu haben. Die Angst hat ja Ursachen, Gründe.
das alleine ist wohl zu wenig, in einem land wo faschistische moerder von den behoerden bezahlt und gedeckt werden, wo auslaenderheime brennen, wo menschen ermordet werden weil sie eine andere hautfarbe haben (der pass oder herkunft ist ja dabei egal) wo menschen auf die strasse gehen um gegen schwaechere zu demonstrieren statt sich gegen ungerechtigkeit und probleme der eigenen regierung zu wenden, gibt es genuegend gruende um angst zu haben. wie wuerdest du es empfinden wenn man dich jagen wuerde? wenn man menschen einfacht toetet weil sie braune augen haben oder schwarze haare? und behoerden weg sehen? vor allem in sachsen. der deutsche stamm den es bis england verschlagen hat und dort mit einem anderen deutschen stamm einen grossteil der bevoelkerung stellt. auch wenn viele es nicht verstehen wollen, aber deutschland hat 2 weltkriege verloren, blutig und massiev. keine weltherrschaft eines herrenvolkes, da es ein solches nicht gibt.
Danke für den Artikel. Es ist völlig untragbar, dass Menschen Angst haben müssen! Deshalb ist es wichtig, das publik zu machen.
Ich bin auf Kreta geboren und dort drei Jahre alt geworden. Mir sieht man das nicht an und doch habe ich im deutschen Süden früh gelernt, zu erwähnen, dass meine Eltern Deutsche sind, wenn jemand meinen Geburtsort erfuhr. Ich kenne diese Gefühle.
Längst lasse ich die Menschen gerne im Glauben ich sei Grieche. Manchmal, gönne ich es mir, die verwirrten Gesichter zu genießen, wenn ich völlig unmotiviert von den Kirschfeldern meiner Oma im Rheinland erzähle oder ihrem Kindheitstrauma, dass die jüdischen Kinder nie mehr zur Schule kamen.
Dennoch möchte ich das „Woher kommst Du?“ verteidigen. RMM schrieb, dass das die Interessierten fragen und so ist es ja auch meistens. Ich habe regelmäßig Couchsurfer aus aller Welt zu Gast und auch sonst ist es doch eines der interessantesten Themen, wie Menschen aufgrund ihres Backgrounds zu dem wurden, was sie sind! Viele Amerikaner quatschen Dich stets von sich aus mit Ihren x Generationen weit zurückliegenden Roots voll. Hochinteressant ist es auch, ob jemand im Osten oder im Westen Deutschlands sozialisiert wurde, die Differenzen und Gemeinsamkeiten nach 40 Jahren Trennung, Pittiplatsch und Bibi Bloxberg. Oder nehmen wir die süddeutsche „Herzlichkeit“ vs. norddeutsche „Direktheit“. Oder oder oder.
Natürlich macht es einen Unterschied, ob Du bei der Frage als etwas exotisches betrachtet wirst, oder eben als Individuum – dennoch: Ich bin für mehr Unterschiede, für mehr „Woher kommst du?“!
Es gibt Unterschiede (und sei es nur die Hautfarbe) und es hilft nicht, so zu tun, als seien sie nicht da. Stattdessen sollten wir sie feiern, sie als Bereicherung empfinden!
Ha, und zum Vornamen: Ich heiße Nikolaos, weil Felix nicht griechisch-orthodox-kompatibel ist, Integration und so – ein Irrsinn!
Die Frage „Woher kommst du“ ist ja nicht unbedingt in jeder Situation problematisch (soweit ich das als Weiße beurteilen kann). Aber viel zu oft impliziert sie in der Art, wie sie bspw. in Deutschland gestellt wird: dass das Gegenüber ja wohl nicht von hier sein kann und daher auch nicht richtig (bzw. gar nicht) dazu gehört, nicht hierher gehört. Dass ist die diskriminierende Botschaft darin.
In anderen Kontexten (auf Reisen, wenn ich Gäste habe etc.) ist das etwas anderes. Aber um diese Kontexte geht es hier ja nicht.
Ohne dir die Hoffnung nehmen zu wollen: Die Menschen werden Fremden gegenüber zu einem gewissen Teil immer feindlich gesonnen sein, und es liegt nur an den Randbedingungen wie offen.
Aber sie ist keine Fremde.
ab wann ist man deiner meinung nach kein fremder mehr? mein vater kam im krieg von der grenze bosnien/serbien, angesiedelt wurden die dort um 1700, vorher waren sie an der grenze zu den tuerken also heute bulgarien/rumaenien, davor waren sie aus dem bereich kleve, fremde? sie waren immer mitglieder des „deutschen reiches“ verteidiger der katholischen kriche, grenzwaechter und wehrbauer (auch wenn es mit typischen bauern nichts zu tun hatte) sie waren dort zu hause wo man sie hingeschickt hat. wie es immer in europa ueblich war. heute bin ich fremd, ich lebe in irland, nicht das land in dem ich geborhen bin, ja man fragt mich woher ich komme, aber hier ist keiner feindlich gesinnt, nicht gegen meine freunde aus australien, marokko, sudan, polen, deutschland, amerika, lithauen, spanien, sri lanka, indien um nur einige aufzuzaehlen. menschen wie du versuchen ihren hass auf andere und ihre irrationale angst vor anderen zu begruenden. warum? sag es einfach, du magst keine leute mit anderer hautfarbe weil du angst hast, ist keine schande, gibt menschen die haben angst vor spinnen. beides ist unbegruendet und heilbar, so bald man sich das problem eingesteht.
„menschen wie du versuchen ihren hass auf andere und ihre irrationale angst vor anderen zu begruenden. warum? sag es einfach, du magst keine leute mit anderer hautfarbe weil du angst hast“
Auch wenn ich dir zustimme, dass die Aussage von Udo diskussionwürdig ist, würde ich dich bitten, im Sinne eines guten Klimas im Kommentarbereich, keine Dinge kausal zu unterstellen.
Liebe Amina. DANKE für diesen Text und den Einblick in deine Perspektive. Es ist schockierend zu lesen, und zeitgleich sehr bestärkend zu wissen, dass wir mit der gleichen Wahrnehmung und Angst nicht allein sind. Ich mache mir fast täglich Gedanken darüber, ob ich die Zeichen erkenne, ab wann es für meine Familie und mich zu gefährlich sein wird länger in unserem eigentlichen Heimatland Deutschland zu bleiben. Auch wenn ich dem Rassismus und dem Hass von Pegidioten und co nicht das Feld räumen will, ist mir das Aufwachsen meiner Kinder in Wohlergehen und Sicherheit doch viel wichtiger.
Hey Amina,
Danke für den Artikel, sehr lesenswert!
Die Sache mit der Frage woher du kommst, bzw. wo deine Wurzeln liegen macht mich aber etwas nachdenklich.
Ich würde Dich das auch fragen, vielleicht nicht gleich als erstes, aber nicht böse gemeint sondern weil ich es einfach interessant finde, wie Menschen nach Deutschland finden. (In welcher Generaion sie hier sind ist da ja vollkommen egal) Ich mag fremde Kulturen und Reise gerne durch die Welt (und wurde dort auch schon einfach als „der Ausländer“ bezeichnet).
Jetzt mache ich mir Gedanken wie ich das in Zukunft machen kann, ohne jemanden zu beleidigen oder zu nerven.
Liebe Amina,
danke, dass Du Deine Gedanken mit uns geteilt hast.
Das mit dem Namen finde ich jetzt nicht so komisch, denn mein Erstgeborener hat auch türkische Wurzeln und ich hab damals, als ich mit ihm schwanger war, nicht sicher gewußt, ob wir in Deutschland, der Türkei oder den USA leben werden. Daher habe ich ihm einen „biblischen“ Namen gegeben, weil ich weiß, daß dieser in allen drei Kulturen aussprechbar ist.
Doch ich kenne natürlich auch die abwertenden Blicke und verletzenden Bemerkungen, wenn Leute erfahren, wie unsere Familienstruktur ist. Und ich weiß, wie weh ihm das tut- und dabei sieht er noch relativ Mitteleuropäisch aus…
Was ich damit sagen will- daß Menschen fremdländische Namen nicht aussprechen können oder wollen hat manchmal weniger mit Ablehnung als mit eigenem Unvermögen zu tun (wenn ich da an meine Eltern denke, die weder Englisch noch irgend einen andere Fremdsprache je gelernt haben…).
Die Frage nach der Herkunft beschäftigt mich dagegen auch sehr, ich hoffe ich kränke niemanden damit, denn ich mach das auch ab und zu. Ich arbeite im Dienstleistungssektor und bei mir müssen Menschen oft warten- um die Situation aufzulockern unterhalten wir uns dann oft: „Sie klingen so, als kämen Sie nicht von hier?“ zum Beispiel, wenn derjenige eine anderen Dialekt spricht, also nicht bayrisch. Oft erzählen die Leute dann von sich aus, was sie hierher verschlagen hat, ich mag diese Geschichten…. Und bei fremdländischen Namen frag ich schon auch mal nach, woher die Menschen kommen- also urprünglich, allerdings frage ich meist nach der Herkunft des Namens, nicht nach der des Menschen. Irgendwie mache ich mir jetzt Sorgen, ob das verletzend sein könnte…vielleicht wird das die nächste Frage :-)
Langer Text- sorry wenn ich zu viel geschrieben hab. Ich wollt Dir nur sagen, dass Du mich zum Nachdenken gebracht hast, danke dafür.
Gruß mone
Heutzutage ist es wirklich schwer … Ich wurde auch gestern von einem fremden Mann am Bahnhof angesprochen, wie ich zur ISIS als Moslem stehe. Und wir Moslems könnten uns nicht mehr hinter dem Argument:“Medienhetze“ verstecken. Schließlich würden die ISIS-Anhänger sich auf den Koran berufen. Einfach traurig … Ich bin so froh, dass ich nicht so häufig Begegnung mit Rassismus habe. Dennoch spüre ich häufiger die Angst und frage mich, ob ich später in diesem Land wirklich leben kann, wenn dem Rechtsextremismus kein Einhalt geboten wird. Wir sollten dennoch stark bleiben und uns nicht unterkriegen lassen.
Falls Interesse besteht, auch ich habe meine Erfahrungen diesbezüglich in einem Blogeintrag verfasst. wp.me/p5aBOb-38.
Liebe Grüße :)
Hallo Kurt, ein Anmerkung: Ich denke, es ist besser „schwarz“ zu schreiben und nicht schwarzhäutig. Bei schwarz geht es nicht um eine Farbe. Mehr dazu kannst du hier nachlesen: http://www.derbraunemob.info/faq/#f02
[…] Amina will und wollte nie „die Ausländerin“ sein. Aber andere entscheiden jeden Tag aufs Neue für sie, dass sie genau das ist. Und in diesen Tagen bleibt bei ihr vor allem eines zurück: Angst. […]
[…] eine nicht-weiße Person, als Frau gibt es für mich Teile des Landes, wo ich mich einfach schon länger nicht mehr sicher fühle. Und nein, nicht weil ich davon ausgehe, dass ich besser oder schlauer bin, als diejenigen, die AfD […]