Ich hör‘ nix

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Antje Schrupp schrieb kürzlich einen klugen Text über das Schwangerwerdenkönnen. Jedoch, ob ich schwanger werden kann, weiß ich nur in der Theorie – ich war es nämlich noch nie und seit zwanzig Jahren beantworte ich mir die Frage, ob ich überhaupt ein Kind oder gar mehrere bekommen möchte, mit dem Satz: Ach, ich habe doch noch Zeit.

Als ich 35 war, begann ich noch hinzuzufügen, dass ich die Altersobergrenze für mich bei 43 sähe. In etwa einem Monat ist es soweit und noch immer verspüre ich nicht den Drang, auf der Stelle ein Kind zu zeugen. Frauen über 40 wird ja gerne nachgesagt, sie seien spätestens jetzt auf der Suche nach einem Mann, mit dem sie eine Familie gründen können. Sollte ich demnächst einen Partner haben, dann möchte ich diese Beziehung jedoch erst einmal in Ruhe erleben.

 

kinder

Ein Kind zu bekommen, hat für mich zunächst nichts mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun – anders handhabt es ja auch die aktuelle Familienpolitik nicht -, sondern vielmehr mit meiner Verantwortung für das Kind und dem Kind selbst. In jenen Phasen, in denen ich eine Beziehung hatte, glaubte ich, dieser Pflicht nicht gewachsen zu sein. Ich fühlte mich viel zu jung dafür, wollte erst einmal uneingeschränkt mein Leben genießen und vor allem mit mir ins Reine kommen. Wie hätte jemand mit so viel Chaos in sich ein Kind erziehen können? Zudem hatte ich so gut wie keinen Kontakt mehr zu Menschen mit Kindern und traf ich doch einmal auf welche, merkte ich, wie unfähig ich mittlerweile geworden war, mich in die Kinder hineinzudenken, mit ihnen zu sprechen oder gar zu spielen. Ich fremdelte mindestens genauso wie sie, was zur Folge hatte, dass sie mich nicht wirklich mochten und ich mich manchmal gar als Kinderschreck bezeichnete. Dies wiederum bestärkte mich darin, dass jetzt einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt sei.

Vor zwei Jahren lernte ich die zehnjährige Tochter eines guten Freundes kennen, die mir bereits beim zweiten Treffen regelrecht in die Arme sprang und mir einen Kuss auf die Wange setzte. Bei den darauffolgenden Begegnungen war ich anfangs noch ein wenig unsicher, bekam jedoch schnell Freude daran, mir Tagebucheinträge zeigen zu lassen, Geschichten zu Kuscheltieren und Berichten aus der Schule zu lauschen oder lustigen Tanzeinlagen zuzuschauen. Eine mir völlig fremde Welt, die aber gleichzeitig auch Erinnerungen an meine Kindheit hervorrief, die es mir erleichterten, mich auf diese Welt einzulassen und mittlerweile ist mir das Mädchen sehr ans Herz gewachsen.

Jüngste Erlebnisse

Auf der letzten Silvesterparty war auch ein Paar zu Gast, das ein wenige Wochen altes Baby mitbrachte. Innerlich verdrehte ich die Augen, weil mit Erscheinen der Familie das übliche Oh-mein-Gott-ist-das-niedlich-Gekreische fast aller Beteiligten in Gang gesetzt wurde und offenbar alle außer mir das Baby auf den Arm nehmen wollten. Selbst als jemand neben mir saß und mir verklärt das Gesicht des Kindes hinstreckte, wollte ich mich der Begeisterung verweigern, guckte nur höflich hin – und dann passierte etwas Betörendes: das Baby lächelte mich an und es konnte mir nicht mehr egal sein.

Bereits eine Woche später hatte ich eine berufliche Verabredung in einem Kreuzberger Café mit einer alleinerziehenden Mutter Anfang vierzig. Als sie zum ersten Mal auf die Toilette ging, saß ihre überdrehte, sehr niedliche, acht Monate alte Tochter noch in einem Kinderstuhl und meine Aufgabe bestand lediglich darin, dafür zu sorgen, dass sie nicht heraus stieg. Beim zweiten Mal bekam ich das Kind einfach auf den Schoß gesetzt. Da wurde ich gewahr, dass ich seit mehr als zwanzig Jahren kein kleines Kind mehr auf dem Arm hatte! Und dass ich gerade ja gar nichts falsch machte, wie zuvor immer befürchtet. Ich guckte mich um, denn es würde für alle Menschen, die das Café jetzt betraten, so aussehen, als sei das Kind auf meinem Arm meines. Ich lächelte, weil es sich gar nicht so fremd anfühlte.

Ende Januar übernachtete ich bei meiner alten Schulfreundin, die mittlerweile zwei Kinder hat. Wir waren vorher aus gewesen und nun lag ich im Bett ihrer 12-jährigen Tochter, umzingelt von Spielsachen. Es war sonderbar gemütlich, ein bisschen so, als sei ich für jene Nacht Teil dieser Familie. Als ich am nächsten Tag aufwachte und verkatert zum Frühstückstisch schlich, machte ich auf dem Weg dorthin Halt beim fünfjährigen Sohn, der auf dem Boden hockend mit Murmeln spielte und ließ mir gerne erklären, was er da tat. Wahnsinn! Später sah ich zu, wie meine Schulfreundin die Kinder zum Schlittenfahren anzog sowie andere familiären Dinge organisierte und fand das alles richtig gut.

Am Ende dieser drei Begebenheiten dachte ich aber jedes Mal: Ach, ich habe ja noch Zeit.

Überlegungen

Ich habe immer noch nicht herausgefunden, ob ich das mit dem Kinderkriegen womöglich nur deshalb nicht ad acta lege, weil ich mit jener Vorstellung sozialisiert wurde, dass zu einem Leben Partnerschaft und Familie gehören. Dabei werde ich von meiner Familie selbst nicht einmal unter Druck gesetzt. Viele meiner meist kinderlosen Freunde und Freundinnen sind jünger als ich und ich unterscheide mich in meinem Lebenswandel nicht von ihnen. Was ist, wenn ich erst mit fünfzig das Bedürfnis habe, Kinder zu bekommen und eine Familie zu gründen? Müsste ich dem nicht mit meinem jetzigen Verhalten vorgreifen? Hinzu kommt eine diffuse Angst davor, dass ich neben dem für mich als Einzelkind leider niemals erfahrbaren Gefühl Geschwister zu haben, dann eben auch zusätzlich nicht wüsste, wie das ist mit einem Kind.

Dass dies sehr schön sein kann und man dadurch nicht gänzlich auf sein bisheriges Leben verzichten muss, haben mir vor allem auch die vielen tollen Menschen mit Kindern gezeigt, denen ich auf Twitter folge oder deren Blogs ich lese und die ich mittlerweile zum Teil auch persönlich kenne. Aber das Internet ist auch voll mit jenen, die sich so wie ich nicht sicher sind, die das Kinderkriegen eben nicht kategorisch ausschließen oder befürworten können. So gibt es sinnlose Psychotests auf Frauenberatungsseiten, teure Seminare und entsprechende Literatur.
Vielleicht bin ich es auch einfach nicht gewohnt, feste Pläne für die Zukunft zu machen. Zu sehr ließ ich mich in der Vergangenheit vom Zufall und unvorhersehbaren Entscheidungen treiben. Und wie groß wäre womöglich die Enttäuschung, würde ich mich nun auf einen Kinderwunsch festlegen, der dann nicht erfüllt werden kann, weil es sich zufällig nicht ergibt mit einem dafür geeigneten Partner?

 

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Ja, es ginge im Zweifelsfall sogar ohne. Aber ich kann mir nicht vorstellen, alleine ein Kind zu bekommen und großzuziehen, weil ich der Situation finanziell nicht gewachsen wäre, womit ich voll im Trend – selbst bei Paaren – liege. Mit dem gesetzlichen Anspruch von fünf Mal vier Stunden Kita-Betreuung, den Familien ab August dieses Jahres (theoretisch) haben, lässt sich kaum einer Arbeit nachgehen. Ganz abgesehen davon, dass unklar ist, welche qualitativen Konsequenzen es hat, dass noch so absurd viele Betreuungsplätze fehlen.

Die Möglichkeit, in Deutschland mit Hilfe einer Samenspende ein Kind zur Welt zu bringen, besteht für alleinstehende Frauen oder lesbische Paare auf offiziellem Weg ohnehin nicht und setzt den Gang in die Niederlande oder nach Dänemark voraus – oder den Weg in Foren, wo sich Männer als Samenspender, mal mit, mal ohne Erziehungsbeteiligung, zur Verfügung stellen. Da würde ich wohl lieber einen Freund um Kooperation bitten, doch rechtlich ist das schwierig, denn Frauen, die auf privatem Weg auf eine Samenspende zurückgreifen, können offenbar nachträglich Unterhalt einklagen, selbst wenn dies vorher vertraglich anders festgelegt wurde.

Die Wahrheit

Ich weiß natürlich längst, dass ich nicht mehr Zeit in dem Ausmaß habe, wie es sich für mich momentan anfühlt. Vielleicht ist das ja auch gar nicht so schlimm. Schwieriger wäre es wohl, verspürte ich nun tatsächlich die Dringlichkeit, ein Kind zu bekommen, denn momentan sieht es hierfür nicht gut aus. Eventuell genügt es also, wenn ich in den nächsten Monaten ab und an entspannt in mich hinein horche und ansonsten die Dinge weiterhin auf mich zukommen lasse. So lange genieße ich am besten jene Momente mit Kindern, die mir im Alltag begegnen – und streichle zuhause meine beiden Katzen.

18 Antworten zu “Ich hör‘ nix”

  1. schuehsch sagt:

    Es erscheint uns so erstrebenswert, ein Kind in Sicherheit zu bekommen, also mit ein bisschen Geld und gerne einem Partner, einer Partnerin, die uns bei allem unterstützt. Ich nehme mich da nicht aus. Aber eine der Mütter, die mich am meisten beeindruckt hat, ist meine ehemalige Chemielehrerin. Als Lehrerin großartig und ich wusste lange überhaupt nicht, dass sie alleinerziehende Mutter ist (was ihr sicherlich sehr geholfen hat: ihre Eltern wohnten in der Nähe und waren recht wohlhabend). Sie hat aber zwei Kinder, beide im Studium bekommen und beide mehr so… zufällig. Natürlich fallen Kinder nicht vom Himmel, aber es war in beiden Fällen nicht geplant, passierte nicht mit dem Mann fürs Leben sondern durch Pannen oder Zufall oder irgendwas (das hat sie mir nie genau erzählt). Und sie erzählte mal sehr begeistert, dass sie es so am besten fand – während des Studiums und irgendwie unerwartet. Irgendwie glaube ich ihr das immer noch :)

    Viel beschworen, aber ich glaube, da ist etwas drann. Also: ein Plädoyer für „spontanes“ Kinderkriegen. Aber: Bisher habe ich es selbst auch nicht gemacht bzw ermöglicht :)

  2. Als ich jünger war dachte ich, es müsse alles passen, um Kinder perfekt aufwachsen zu lassen, bloß dieser Moment war nie da: mal fehlt das Geld, mal fehlt die Zeit. Bis ein Freund mir sagte: „Es ist immer der falsche Moment um Kinder zu bekommen, und es ist immer der richtige Moment Kinder zu bekommen.“ Ich dachte mir, er hat recht und jetzt haben wir zwei Kinder (10 und 8).

    Meine Erfahrung ist, mit Kindern kommt alles schlimmer, als man denkt und viel besser, als man hofft. Selbst wenn man denkt, man wäre jetzt mit sich im Reinen und nahezu perfekt, dann merkt man schnell, dass Perfektion bei Kindern eine Illusion oder nur das Glück eines sehr kurzen Augenblicks ist. Es gibt nicht die perfekten Eltern und perfekt sind die Kinder, die so werden, wie sie sein wollen. Es geht als Eltern nicht darum, alles richtig zu machen, sondern nur darum, nicht zu viel falsch zu machen. Um den Rest kümmern sich Kinder ganz von alleine. Auch brauchen Kinder nicht wirklich viel: Liebe, Inspiration, Bildung, Essen & Trinken, ein Dach über dem Kopf. Das das für manche schwierig werden kann, ist auch klar, dessen sollte man sich selber vorher bewusst werden, aber ein Weg findet sich.

    Für mich kann ich feststellen, ich bin persönlich an und mit meinen Kindern gewachsen und das geht so weiter. Mir würde etwas fehlen, ohne sie.

    • ruhepuls sagt:

      Merci für diesen Einblick.

    • isolierstationen sagt:

      „schlimmer, als man denkt und besser, als man hofft“ trifft es m.E. ganz gut und auch, dass immer, wenn eigentlich gerade alles passen würde, irgendwas dazwischen kommt. Und trotzdem alles immer wieder durch die kurzen Augenblicke nahe am Glücklichsein aufgewogen wird, die aus auch -wenn auch seltener- noch gibt, wenn die Kinder älter werden und man sich mit Liebeskummer, Studien- und Berufswahlproblemen und ähnlichem auseinandersetzen muss, oder gar der „Gefahr“ schon bald die nächste Generation mit dem Kinderwagen durch die Siedlung schuckeln zu müssen, während man sich doch eigentlich schon wieder unabhängig und halb auf einer ausgedehnten Motorradtour durch Südeuropa wähnte.

      Lange Rede, kurzer Sinn: hätte man mich damals vorher entscheiden lassen (und nicht das Schicksal für mich entschieden), hätte ich mich sicher gegen ein Kind entschieden, und gleichzeitig würde ich nichts anders machen und möchte keine Minute missen. Ok, ein paar vielleicht schon….

  3. hophnung sagt:

    ach, das war bei mir auch so..ich war nie bereit und hab’s immer gemütlich verschoben, weil ich noch so viel zu tun und zu erleben hatte..insgeheim aus der angst heraus, das alles (also mein jetziges leben) würde mit einem kind spontan enden und alles würde nur komplizierter, anstrengender, verantwortungsvoller etc. werden. irgendwann letztes jahr hab ich’s dann mit 35 auf mich zukommen lassen, quasi der sprung ins kalte nass. auch während der schwangerschaft war ich der meinung, dass ich noch nicht wirklich bereit für ein kind wäre und hab mir eigentlich ständig sorgen gemacht, dass jetzt alles doof wird.

    lange rede, kurzer sinn.. es war natürlich alles quatsch. mein kind ist eine berreicherung, sie hat alles umgedreht in meinem leben aber nur ins positive. plötzlich sind andere dinge wichtig, die einen komplett glücklich erfüllen und ich wundere mich, warum ich nicht schon viel früher… naja, man kennt das aus anderen lebenssituationen.

    wenn der passende mann nicht da ist, dann kommt er bald. eigentlich ist es doch immer so. sobald man sich innerlich verändert, kommen auch andere menschen ins leben geschneit..vielleicht ist er bald da und alle sorgen sind verflogen zu dem thema :-) ich wünsch dir viel glück auf deinem weg, wie immer er verläuft.

  4. Giliell sagt:

    „Vater werden ist nicht schwer, Vater sen dagegen sehr“ sagt ein altes Sprichwort. Mutter werden ist da zwar im Vergleich ungleich schwerer, aber in Relation zu dem was dann kommt aber immer noch ein Kinderspiel. Deshalb möchte ich alle Menschen bitten sich die Sache mit den Kindern gut zu überlegen, denn es ist eine große Verantwortung die man da mal für die nächsten 20 Jahre übernimmt und wenn’s schief geht ruiniert man nicht nur im Zweifelsfall das eigene Leben sondern auch noch das eines Menschen, der zu dieser Entscheidung dank Nichtexistenz nichts beizutragen hatte.
    Aber zu diesem unsäglichen Kinder-Katzen-Rente-Tweet:
    Niemand, der nicht einer religiösen Sekte angehört bekommt Kinder für die Geburtenstatistik.
    Vielleicht sollten sich die Herr- und Damschaften die solche Bemerkungen machen eher mal dafür einsetzen dass sich Frauen nicht nach wie vor zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen. Oder dass nicht kinderlose Besserverdiener vom Ehegattensplitting profitieren, ein alleinerziehendes Elternteil diesen Steuerbonus finanzieren muss.

    • ruhepuls sagt:

      Hui, die Warnung macht aber ggf. einigen Menschen zu viel Angst. Reflexion ist wichtig, aber wenn ich nun anfinge bis ins Detail über alles alles nachzudenken, was da eventuell schiefgehen kann, dann wird das ganz bestimmt nichts mehr mit dem Kinderkriegen. Und bei vielen anderen vermutlich auch nicht.

      • Giliell sagt:

        Ich will nicht warnen oder Angst machen. Ich hab selbst zwei kleine Mäuse, sie waren überlegt, geplant und sind geliebt. Auch wenn nicht alles perfekt ist, die Umstände schon gar nicht (kämpfe noch mit meinem Studium und mein Mann arbeitet außerhalb, bin also quasi Teilzeit-Alleinerziehend) und ich nicht perfekt bin und eigentlich ganz viel durcheinander geht.
        Aber es gibt ganz viele schlechte Gründe um Kinder zu kriegen. Der Familienbetrieb, der Stammhalter, damit die Beziehung hält, weil die Eltern Enkel wollen, weil es einfach dazu gehört…
        Kinder sind keine Lifestyle Acessoires (das will ich dir gar nicht unterstellen), sondern Menschen.
        Und wenn man ein Kind bekommen möchte, weil man sein Leben mit einem neuen Menschen teilen möchte, diesem helfen möchte großzuwerden, dann ist das ein wunderbarer Grund ein Kind zu kriegen. Ob mit oder ohne Partner, in 2 oder 20 Zimmern, mit 20, 30 oder 40, das finde ich dann erst mal nebensächlich.

  5. unsichtbares sagt:

    neben der möglichkeit selbst ein kind zu gebären, gibt es ja noch tausend andere möglichkeiten mit kindern zu leben. wir planen gerade den einzug ins gemeinschaftliche wohnen, wo eben auch viele beteiligt sind, die selbst keine kinder haben aber gerne mit ihnen zusammen sind… und ich kenn soviele die ihre kinder gefunden haben oder die kinder sie.

  6. Liebe Maike,

    eine Vorgesetzte ist mit Mitte 40 das erste Mal mit Zwillingen schwanger geworden und mit Ende vierzig folgen nun die nächsten beiden Racker. Den Kindern und der Mutter geht es gut. Sie hat ihre Entscheidung eben später als andere gefällt, als sie meinte es sei der geeignete Zeitpunkt. Die Familie wirkt – soweit ich das beurteilen kann – sehr glücklich. Bleib entspannt, mit Druck funktioniert das sowieso nicht. Liebste Grüße :-)

  7. Samya sagt:

    Ich bin mitten im Studium und habe vor kurzem eine kleine Tochter bekommen. Anders als du war ich mir sicher, dass ich Kinder will und eigentlich wollte ich sie auch früh – ich habe mich nur nicht getraut. Als sich die Kleine dann trotz Pille ankündigte, waren mein Mann und ich überglücklich (Geschichte zum Nachlesen gibt’s hier: http://www.sexintheair.de/liebebeziehungen/this-could-be-paradise/). Und irgendwie funktioniert es auch. Ich habe Glück, dass ich selten schräg angeguckt werde – meine Kommilitonen sind ganz begeistert und wenn ich in der Stadt unterwegs bin, ist meistens mein Mann mit dabei und entweder traut sich keiner, irgendeinen abfälligen Kommentar über junge Mütter zu machen oder ich bekomme es nicht mit. Leider kommt das generell aber schon sehr oft vor. Genauso werden „alte“ Mütter kritisiert, schließlich ist das Risiko für Krankheiten ja größer, je älter die Mutter wird. Wie man’s macht ist es falsch. Erst Karriere – dann wird man als Karrierefrau abgestempelt und für’s späte Kinderkriegen kritisiert. Halbe Karriere – im schlimmsten Fall wird man vom Arbeitgeber kritisiert, dass man als Arbeitskraft ausfällt, außerdem hat man es später vielleicht schwer, wieder einzusteigen. Erst Kind, dann Karriere – Kritik kommt, weil man ja noch so jung ist und das wahrscheinlich alles gar nicht richtig durchdacht hat, außerdem verpasst man ja angeblich so viel…Wie gesagt: Wie man’s macht, macht man’s falsch. Also: Kinderkriegen, wenn und wann man sich danach fühlt. Kinder brauchen schließlich auch Eltern, die sie wollen. Da ist es Unsinn, früh oder spät anzufangen, wenn man sich gar nicht bereit fühlt.

  8. Edita sagt:

    Die Lebensräume in unseren Gesellschaften werden immer unterschiedlicher. So bereichernd dies einerseits ist, andererseits führt es quasi zu einer generativen Entfremdung. D.h. Menschen in anderen Entwicklungsphasen oder -situationen werden uns fremd und es verbindet uns kaum noch etwas mit ihnen. In der ausgedehnten Phase des ‚Jung-Erwachsenen‘ werden einem die Phasen der Kindheit, Jugend, aber auf auch der Elternschaft, des jungen Alters und des alten Alters meist recht fremd.
    Wie wir uns durch diese chronologisch geordneten Sonderlebensräume bewegen, ist recht unterschiedlich. Aber das westlich-aufgeklärte Ideal hält uns ganz klar das Bild eines unabhängigen selbständigen Menschen vor. Und diesem Ideal können Kinder, Menschen mit Kindern, Kranke, Behinderte oder Alte kaum entsprechen. Das macht den Kontakt mit Menschen in diesen anderen Lebensräumen so zwiespältig – gesellschaftlich und persönlich. Mir scheint es dieser Zwiespalt zu sein, den Du beschreibst.

  9. Mmmatze sagt:

    Danke für die Einblicke, Maike. Ich habe das Gefühl, ich befinde mich in einer ähnlichen Situation (nur vom anderen Geschlecht). Ich gehe mittlerweile von Mitte auf Ende Dreissig zu, lebe seit ein paar Jahren mit einer minimal älteren Frau in einer Partnerschaft und alle paar Monate kommt das Kinderthema mal auf den Tisch.

    Im Laufe der Zeit habe ich mich mal mehr, mal weniger bereit gefühlt, Vater zu werden, in den letzten Jahren dann wieder weniger. Zum Einen aus dem Gefühl heraus, dass ich mich in meinem Leben so ganz wohl fühle, ohne Kinder, auch weil ich in meinem Umfeld gesehen habe, wie das Kinderkriegen das Leben der Freunde verändert hat. Zum Anderen, weil ich mich geweigert habe, den Weg des „gesellschaftlich Normalen“ zu gehen, der/die irgendwann Kinder kriegt, „weil man das halt so macht“.

    Jetzt, wo Partnerin und ich so langsam auf die 40 zugehen, wird die Frage dringlicher. Derzeit führe ich immer wieder interessante Gespräche mit meiner Mutter, die, jetzt im Rentenalter, in ihrer Grossmutterrolle voll aufgeht (ich habe eine Nichte und einen Neffen) und bei kinderlosen (alleinstehenden) Freundinnen von ihr merkt, wie diese „unglücklich“ sind. Bzw. das auch selbst von sich behaupten. Dieser Punkt – die potentielle Freude an potentiellen Enkelkindern – hat sich somit in den letzten Wochen auch in mein Bewusstsein geschlichen, wenn ich Gedanken über’s Kinderkriegen anstelle.

    Was das für meine Partnerin und mich bedeutet, ist noch nicht endgültig geklärt. Noch sagen wir uns, wir hätten ja noch Zeit.

  10. casino sagt:

    was für ein schöner text. so sollte es sein, in freiheit, in bewegung und irgendwas mit liebe. viel glück!

  11. Robin Urban sagt:

    Ich bin gerade so alt geworden, wie meine Mutter war, als sie mich bekam… das bringt einen schon zum Nachdenken.

    Ich möchte auf jeden Fall Kinder… oder jedenfalls eines. Noch habe ich dazu gut 15 Jahre Zeit (dann habe ich deine selbstgewählte Grenze erreicht), aber dennoch ist das ein Thema, das man gerade als Frau nun mal nicht unendlich lange ignorieren kann, weil es sonst irgendwann zu spät ist.

    Ich bin inzwischen an dem Punkt, wo es mir fast sinnlos erscheint, mit einem Mann zusammen zu sein, der sicher ist, dass er niemals Kinder haben will. Natürlich kann sich so eine Meinung auch noch ändern, aber ich frage mich dann wirklich, ob ich mit so jemanden Zeit verschwenden will (das klingt vermutlich sehr hart)? Es gibt ja das schöne Modell des „Lebensabschnittsgefährten“, aber ich stehe da nicht so drauf. Wenn ich mit jemanden zusammen bin, möchte ich das Gefühl haben, dass die Beziehung bis zum Ende meines Lebens hält. Wenn dann die persönliche Lebensplanung dann so auseinander geht…

    Ich bin selbst als Kind einer Frau entstanden, die unbedingt eins haben wollte, ob ein Vater nun anwesend ist oder nicht. ich habe also am eigenen Leib erfahren, wie schrecklich das sein kann, daher kann ich auch die Frau, die diese Samenbank auf Herausgabe der Daten ihres Vaters verklagt hat, voll verstehen. Man fühlt sich einfach nicht ganz, wenn man nur eine Hälfte der Menschen, die das genetisches Material für die eigene Person geliefert haben, kennt. Das fängt bei eher praktischen Dingen an („Gibt es in der Familie meines Vaters Erbkrankheiten etc., auf die ich daher achten sollte?“) und hört bei recht existenziellen Fragen auf („Warum bin ich so, wie ich bin?“). Und selbst wenn man seinen Vater dann kennen lernt – wie ich – tut es einfach weh zu sehen, dass man diesem nicht viel bedeutet.

    Trotzdem denke ich paradoxerweise darüber nach, ein ähnliches Modell zu verfolgen, sollte sich ein passender Partner am Ende meiner fruchtbaren Phase nicht eingestellt haben.

    Die Sache mit dem Unterhalt ist ein Problem. Meine Mutter hat damals drauf verzichtet, deshalb taucht mein Vater nirgendwo amtlich auf. Das hätte sie aber nicht tun dürfen, denn rein rechtlich ist das nicht ihr Geld, das sie abgelehnt hat, sondern meines. Geld übrigens, dass ich gut gebrauchen könnte.

    Kinder, gerne… aber momentan ist das Thema aber noch ziemlich weit weg. Ich schaffe es ja aktuell nicht mal, mich um eine Topfpflanze zu kümmern…