„We fight monsters and protect humanity and stuff.“ – Über die Serie „Steven Universe“

Liebes tumblr-Dashboard, dieser Text beginnt mit einer kleinen Liebeserklärung an dich und einer noch größeren Danksagung. Zum wiederholten Male hast du dich mit zahllosen bunten Screencaps und charmanten GIFs gefüllt bis mich die Neugier schlicht nicht mehr losließ und ich aus deinen Hashtags die Information sog, dass ich ihn mir doch mal anschauen müsste, diesen Steven Universe.

Nun, wie du selbst am besten weißt, liebes Dashboard, wurde ich nicht enttäuscht. Im Gegenteil. „Steven Universe“ ist mittlerweile mit Abstand meine liebste Animationsserie geworden und deswegen ist es an der höchsten Zeit sie auch endlich den kleinerdrei-Leser_innen ans Herz zu legen.

… aaand Steven!

Beginnen wir direkt beim Namensgeber der Show, Steven Quartz Universe. Er wohnt im beschaulichen Ort namens Beach City und wächst mit den drei außerirdischen Wesen Garnet, Amethyst und Pearl auf – den Crystal Gems.

Was genau Gems eigentlich sind bzw. wie sie funktionieren, erklärt dieser Kurzfilm ganz gut:



Also: Gem-Körper sind eigentlich Projektionen, die wiederum durch ihren Edelstein entstehen. Gems können eine Menge ab, doch wenn sie zu stark verletzt werden, ziehen sie sich in die Edelsteinform zurück und müssen erst mal regenerieren.

Bonus Facts: Gems sind alterslos, haben kein definiertes Gender, werden (bis auf Steven) mit weiblichen Pronomen angesprochen, können ihre Form verändern und holen ihre Waffen ebenfalls aus ihrem Edelstein.

Alles klar?

Zurück zu Steven: Seine Mutter Rose lebt nicht mehr, sie war einst die Anführerin der Crystal Gems und starb leider bei Stevens Geburt. Sie hatte sich in einen Erdenbewohner verliebt, aber Schwangerschaft und Geburt sind offenbar nichts, wofür Crystal Gems geschaffen sind. Zusammen mit Garnet, Amethyst und Pearl führte Rose einst eine schlachtenreiche Rebellion gegen ihren eigenen Gem-Heimatplaneten, der plötzlich auf ziemlich finstere Pläne mit der Erde kam. Seither beschützen die verbliebenen Crystal Gems die Erde und räumen quasi immer noch die Hinterbliebenschaften der Gem Wars auf.

Steven ist halb Mensch, halb Gem und der erste seiner Art. Vor allem ist er aber ein aufgeweckter kleiner Junge (wie alt er genau ist, ist tatsächlich unklar), der genauso gerne Videogames spielt und mit den Angestellten des Donut-Shops quatscht wie er „gem stuff“-Abenteuer besteht. Gegenüber neuen Menschen (oder anderen Wesen) ist er sehr aufgeschlossen und generell schnell begeisterungsfähig, was wiederum auch sehr ansteckend für sein Umfeld ist.

Zu Beginn der Serie versucht er herauszubekommen, was seine Superkraft eigentlich sein könnte – der verheißungsvolle Edelstein befindet sich dort wo sein Bauchnabel wäre, hat aber bisher noch keinen Mucks von sich gegeben. Als sich herausstellt, dass er den Schild seiner Mutter geerbt hat und sogar eine Schutzblase komplett um Menschen/Gems legen kann, darf er auch endlich mit den Crystal Gems auf Missionen gehen, statt nur zu Hause auf sie zu warten.

Bevor Steven bei den Gems einzog, wohnte er übrigens mit seinem Vater Greg Universe zusammen. Dieser ist (ehemaliger) Musiker, verdingt sich mittlerweile aber mit einer Waschanlage und lebt (immer noch) in einem Van. Am Anfang hatte ich etwas Sorge, dass hier das Loser-Dad-Stereotyp ausgespielt würde, aber wie sich herausstellt, haben Steven und Greg eine sehr liebevolle und ehrliche Beziehung, die mit der Zeit weiter wächst und auch die teils etwas snobistischen Crystal Gems (I’m looking at you, Pearl!) lernen Greg immer besser kennen.

Stevens beste Freundin ist Connie Maheswaran, die sich als introvertierter Bücherwurm auszeichnet, zugleich aber durchaus neugierig und natürlich sehr smart ist. Ihre Eltern sind äußerst streng und verbieten ihr viele Dinge, die andere Kinder ganz selbstverständlich dürfen – wie zum Beispiel Süßigkeiten – weswegen es für sie auch nicht immer ganz risikoarm ist mit Steven herumzuhängen, was sie natürlich trotzdem liebend gerne tut.

Howdy! Bang. – Garnet

Garnet ist die aktuelle Anführerin der Crystal Gems und schlicht und ergreifend: eine coole Sau. Sie ist definitiv meine Lieblings-Gem. Sie besticht vor allem am Anfang durch eine recht einsilbige aber bestimmte Kommunikation und sagt im Zweifelsfall eben wo es lang geht. Das nicht immer basierend auf analytischem Kalkül, sondern auch mal auf einer guten Portion Bauchgefühl. Manchmal sind es nur kurze Augenblicke, in denen ihre Toughness durchdrungen wird, aber sie sind zum Dahinschmelzen. Trotz ihrer Distanziertheit ist Garnet voller Wärme und ihr trockener Witz ist einfach unschlagbar.

Die Edelsteine von Garnet befinden sich in den Handflächen und verwandeln sich in riesige Panzerhandschuhe mit denen sie ordentlich auf den Putz sowie Feind_innen hauen kann. [Spoiler] Außerdem ist es Garnet möglich in die Zukunft zu sehen, denn hinter ihrer schicken Brille verbirgt sich ein drittes Auge. Allerdings sieht sie nicht die Zukunft so wie sie sich auf jeden Fall abspielen wird, sondern mehrere mögliche Verläufe, darunter auch vollkommen absurde. [/Spoiler]

Gesprochen wird Garnet von der britischen Sängerin Estelle (ja, die mit „American Boy“ <3) und ich sage euch das nicht nur, weil dieser Fakt extrem cool ist, sondern weil ich mir sehr lange den Kopf zerbrach, warum mir denn diese Stimme so unfassbar bekannt vorkommt!1!

„Uh, chill it dude.“ – Amethyst

Die nächste in der Runde ist Amethyst. Sie ist (neben Steven) der Wildfang und dadurch gerne auch mal das schwarze Schaf der Crystal Gems. Sie ist laut, impulsiv, chaotisch und eigentlich immer auf der Suche nach mehr oder weniger sinnvollen Herausforderungen und Spaß – oft auch gemeinsam mit Steven. Eine Peitsche ist die Waffe ihrer Wahl. Zwar können alle Gems ihre Gestalt wandeln, aber Amethyst beherrscht das eindeutig am besten und so können wir sie vom Beachvolleyball bis zur Eule auch immer wieder in allen möglichen Variationen sehen – selbstverständlich immer in den amethyst-typischen Lilatönen.

Obwohl Gems weder schlafen noch essen müssen um zu existieren, tut Amethyst es trotzdem. Einfach, weil es geht und sie es lustig findet. Allein das beschreibt ihren Charakter vermutlich schon am besten. Das, und die Tatsache, dass sie ein Messie ist (wie gut, dass Gem-Zimmer über riesige Kapazitäten verfügen).

Hinter der lauten Fassade verbergen sich allerdings auch eine Menge Selbstzweifel (woher die kommen, müsst ihr selbst herausfinden) und der Wunsch nach Bestätigung durch die anderen Gems, was sie eben mit ihrem polternden Verhalten zu kaschieren versucht.

„Strong in the real way“ – Pearl

Es ist wohl kaum verwunderlich, dass Amethyst am meisten mit Pearl aneinander gerät. Sie ist die Ordentliche bis Penible der Gruppe und geht mit Eleganz vor, wo die anderen beiden eher draufhauen. Ihre Bewegungen im Kampf haben daher auch etwas von Ballett und ihr Outfit passt ebenfalls bestens dazu wenn sie ihren Speer schwingt. Aufgrund ihres Perfektionismus ist Pearl allerdings schneller aus der Ruhe zu bringen, wenn mal etwas nicht nach ihrem Fahrplan läuft. Und auch wenn sie sich nach außen eher flawless gibt, so hat sie ebenso an einem Mangel an Selbstwertgefühl zu knabbern.

Sie versteht sich von allen Gems am ehesten als Lehrerin Stevens und ist jedes Mal entzückt wenn dieser mehr über die Herkunft seiner Mutter und Gem-Fähigkeiten im Allgemeinen lernen möchte. Pearl braucht eine Anführerin und war (bzw. ist immer noch) eine treue Anhängerin von Rose. Allerdings hat sie nie so richtig verstanden, was diese an Menschen so faszinierend fand und Pearls Unverständnis wuchs nur noch mehr als Greg in Roses Leben trat. Mittlerweile ist sie aber nicht mehr ganz so eifersüchtig auf den großen Mr. Universe und lernt mindestens genauso viel durch seinen Sohn Steven wie dieser von ihr.

Fusionier mit mir

Der absolute Knaller in der Gem-Superkräfte-Palette ist die Fähigkeit zu fusionieren! Sämtliche Gems sind dazu in der Lage (ob Steven als Halb-Gem das auch auch kann, lasse ich an dieser Stelle mal offen und euch selbst herausfinden) und können sich zu vollkommen neuen Gems zusammentun, die wiederum eigene Namen haben, da sie eben auch ganz eigene Charaktere sind (Mini Spoiler: Eine von ihnen wird von Nicki Minaj gesprochen!). Ob zwei, drei und vermutlich auch noch mehr Gems: Körper und Geist werden bei der Verschmelzung eins. Durch die geballte Kraft sind sie weitaus größer als einzelne Gems, weswegen Steven zum Beispiel den Spitznamen „Giant woman“ vergibt.

Die Fusion wird jedoch nur eingeleitet wenn es wirklich notwendig ist (nun ja, meistens jedenfalls), zumal das Miteinander sich als sehr persönliche Angelegenheit gestaltet und das Aufeinandertreffen der Kräfte einige Anstrengung von den Gems erfordert, um die Verschmelzung aufrecht zu erhalten. Wenn es aber so weit ist, dass eine Vereinigung ansteht, nähern sich die Beteiligten tanzend einander an. Diese Szenen gehören mit zu meinen liebsten, denn sie sind nicht nur unglaublich schön gemacht, da jede Gem ihren ganz eigenen Tanzstil mitbringt, sondern bei manchen Fusionen können diese dadurch auch sehr intim und geradezu leidenschaftlich wirken.

„Get open, get honest, invent yourselves together.

That’s fusion.“ – Garnet

(Öffnet euch, seid aufrichtig, erfindet euch zusammen neu. Das ist Verschmelzung.)

Die Schöpferin: Rebecca Sugar

Die Idee zu „Steven Universe“ stammt von Rebecca Sugar, die sich für die Figur des Steven wiederum von ihrem kleinen Bruder Steven inspirieren ließ (mittlerweile arbeitet er auch als Illustrator an der Show mit), da sie früher gemeinsam Cartoons schauten, rumnerdeten und einfach als beste Freund_innen aufwuchsen. Die Show läuft seit November 2013 auf Cartoon Network und ist dort die erste Sendung die von einer Frau gestaltet wird. Als leitende Produzentin hat Sugar vom Artwork bis zu Songkompositionen überall ihre Finger drin, aber am meisten ist sie im Storywriting involviert.

Fun fact: Vorher arbeitete Rebecca Sugar für „Adventure Time“ und schrieb unter anderem eine meiner Lieblingsfolgen, „Simon & Marcy“. Als die Doppelbelastung ihres Jobs für „Adventure Time“ und der Entwicklung einer eigenen Serie aber zu groß wurde, entschied sie sich für die Vollzeitarbeit an „Steven Universe“.

Steven steht im Zentrum der Geschichten, daher entdecken wir gemeinsam mit ihm, was es mit den Gem Wars und den aktuellen Bedrohungen der Erde auf sich hat, aber wir entdecken genauso, was es für ihn heißt Kind zu sein. Somit ist „Steven Universe“ auch eine Coming-of-Age-Geschichte. Die Gems sind seine Mentorinnen, Freundinnen und Familie. Jede von ihnen hat eine besondere Beziehung zu Steven, die jedoch immer von einem Aspekt geprägt ist: Sie haben Steven einfach ganz furchtbar lieb!

Wir erleben die Show also durch Stevens Perspektive, doch alle weiteren wichtigen Hauptcharaktere sind als weiblich angelegt (bzw. können als weiblich gelesen werden). Eine absichtliche Entscheidung wie Rebecca Sugar im Interview mit Entertainment Weekly bestätigte:

„Mein Ziel war es mit der Show die Semiotik rund um Gender und Kinder-Cartoons aufzubrechen und damit zu spielen, denn ich finde die Vorstellung total absurd, dass eine Show für kleine Mädchen grundlegend anders sein müsste als eine Show für kleine Jungs. […] Als ich ein junges Mädchen war, mochte ich viele Serien, die hartnäckig auf ein Jungspublikum ausgerichtet waren und ich weiß, dass das andersrum genauso passiert – warum sollten wir also nicht etwas haben, das alle gerne schauen?“

(Originalzitat hier)

Alle Charaktere sind in ihrer jeweiligen Art respektvoll miteinander, ohne sich zu verbiegen. Denn auch wenn sie nicht immer sämtliche Eigenheiten aneinander nachvollziehen können, schätzen sie diese dann doch. Und obwohl die Gems stark sind und schon etwas länger in diesem Universum unterwegs, wissen auch sie längst nicht alles und sind verletzliche Individuen. Das Stereotyp der „strong female characters“ die nur stark und sonst nichts sein dürfen, wird bei „Steven Universe“ zerschmettert wie eins der Kristallmonster. Konflikte gibt es natürlich auch, aber diese werden auf eine sehr einfühlsame Weise gelöst bzw. ausgetragen. Fehler dürfen gemacht werden, doch sie definieren nicht die jeweilige Person bzw. das jeweilige Wesen.

Es sind vor allem kleine Details, die diese Show so liebenswert und dadurch groß machen. Es ist die Show, wo ich zum allerersten Mal auf den herablassenden Kommentar eines männlichen Charakters über Frauen höre: „Ugh, Marty, women are people!“ (Igitt Marty, Frauen sind Menschen!“) Die Crystal Gems werden alle von Frauen of color gesprochen und auch unter den Nebencharakteren gibt es ganz selbstverständlich mehrere die Personen of color sind (und auch von POC synchronisiert werden). Es ist die Show, wo Garnet einem übereifrigen Verehrer erklärt: „Love at first sight doesn’t exist. Love takes time, and love takes work. At the very least you have to know the other person… And you literally have no idea who or what I am.“ (Liebe auf den ersten Blick gibt es nicht. Liebe braucht Zeit und bedeutet Arbeit. Du musst die andere Person doch wenigstens ein bisschen kennen… und du hast im wahrsten Sinne des Wortes nicht die geringste Ahnung, wer oder was ich bin.) Und allein die Gems kommen in allen denkbaren Körperformen und -größen daher, wobei keine davon etwa als besser oder gar schöner beschrieben wird. Sie sind einfach alle gut so wie sie sind…

„Steven Universe“ ist schlau, unschuldig, kreativ, lustig, spannend, einfühlsam – und ich erspare euch (und mir) an dieser Stelle den bescheuerten Einwurf „Ist nicht nur was für Kinder“, denn wenn etwas großartig ist, sollten einfach alle damit Freude haben.

Das ist nämlich ganz in Stevens Sinne.

Emoji-Fazit: 👯💃✨💖💪😍👩‍❤️‍💋‍👩

Verlinkt und auf einen Blick

Steven Universe bei Carton Network
Tumblr des Steven Universe Teams (Crewniverse)
Tumblr von Rebecca Sugar
Steven Universe Wiki
„Attack the Light“ – Steven Universe Light RPG (Rebecca Sugar hat die Story mitentwickelt)
„Crystal Gem Rag“, Fan-Video des Serienintros im bezaubernden Old School Trickfilm-Stil

5 Antworten zu “„We fight monsters and protect humanity and stuff.“ – Über die Serie „Steven Universe“”

  1. j____l sagt:

    Can confirm: This show is superawesome! ◕ ‿ ◕

  2. kami sagt:

    Danke für den Tip. Hab mir gleich mal die ersten paar Episoden angeschaut, die ich sehr amüsant fand, bei der mir aber auch die deutlichen Anlehnungen an Anime-Klassiker wie Sailor Moon oder Revolutionary Girl Utena auffielen, insbesondere bei den Verwandlungs- und Kampfszenen. Schöne Hommage.

  3. […] Siehe Artikel bei <3 […]