Eine Schwangere bekommt ein Kind. Sie selbst ist keines.

Foto , CC BY-NC-SA 2.0 , by Sarah Gilbert

Barkeeperin Hanna T. aus Bonn fragte sich im SZ-Magazin, ob sie einer hochschwangeren Frau ein Bier ausschenken darf – oder ob sie es ihr nicht verwehren müsste. Eine spannende Frage, die eigentlich aus zwei Fragen besteht.

1. Dürfen Schwangere Alkohol trinken?
2. Darf jede_r einer Schwangeren sagen, was sie zu tun und zu lassen hat?

Nehmen wir der Einfachheit halber an, die Antwort auf Frage 1 wäre unumstritten: Schwangere sollten keinerlei Alkohol trinken. Das ist die offizielle Botschaft, die in jedem Ratgeber und auf den ersten Blick in jeder seriösen Studie nachzulesen ist (wie es auf den zweiten Blick aussieht, dazu später mehr). In Deutschland kommen Schätzungen zufolge jedes Jahr 2000 Kinder schwer geschädigt zur Welt, weil ihre Mütter getrunken haben.

Babyleben gegen Frauenfreiheit
– das ist doch einfach!

Darf einer Schwangeren deswegen jede_r ins Glas schauen und ihr vorschreiben, was sie zu sich nehmen darf und was nicht? Ja, finden viele und argumentieren mit dem ungeborenen Kind, das es vor der verantwortungslosen Mutter zu schützen gelte. Nein, finden andere und werfen Freiheit und Selbstbestimmung der Frau in die Waagschale. Babyleben gegen Frauenfreiheit – das ist doch einfach, denkt sich die Gesellschaft. Einfach die Frauen ein bisschen bevormunden und schon haben wir 2000 gesunde Babys mehr pro Jahr.

Auch 13.000 Verkehrsunfälle mit Verletzten oder Toten könnten wir mit ein bisschen mehr Einmischung in die Freiheit anderer Menschen vermeiden. Laut Statistischem Bundesamt gab es im vergangenen Jahr 13.000 Unfälle mit Verletzten oder Toten, bei denen Fahrer oder Fahrerin Alkohol getrunken hatten. Auch diese Zahl sollte runter gehen, wenn künftig alle Gastronomiebeschäftigten den Autoschlüssel konfiszieren, bevor sie das zweite Bier bringen.

Doch das wäre irgendwie – entmündigend? Genau. Deswegen macht es niemand. Schwangeren wird jedoch ungehemmt in ihr Leben reingeredet, sobald die Wölbung sichtbar ist. Ich möchte hier keinesfalls zum betrunken Autofahren aufrufen, noch dazu, in der Schwangerschaft hemmungslos zu saufen. Aber wie wäre es mit ein bisschen mehr Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht schwangerer Frauen?

“Das ist nichts für Sie”

“Hoffentlich koffeinfrei?”, fragt der Kollege die Schwangere, die einen Kaffeebecher trägt.
Mit dem Satz “Das ist nichts für Sie” zieht die Hostess das Tablett mit Macarons weg.
“Sind rohe Eier drin.”

“Ich habe in der Küche Bescheid gesagt, dein Steak braten sie ganz durch”, sagt die Braut fürsorglich zu ihrem schwangeren Gast.

Vielleicht nett gemeint. Trotzdem übergriffig. Die Frau bekommt ein Kind. Sie selbst ist keines. Mit Sicherheit will sie das Beste für sich und für ihr Baby, vielleicht hält sie aber etwas anderes für “das Beste” als ihre Umgebung.

Buchtipp für selbstbestimmtes Schwangersein:
“Expecting Better” von Emily Oster

Von den ganzen Ernährungsverboten und Verhaltensanweisungen für Schwangere war auch Wirtschaftswissenschaftlerin Emily Oster genervt – so genervt, dass sie sich viele Schwangerschaftsregeln nochmal ganz genau angeschaut hat. Für ihr Buch “Expecting Better: Why the conventional pregnancy wisdom is wrong and what you really need to know” arbeitete sie sich bis zu den Ursprungsstudien durch und nahm die methodischen Designs unter die Lupe.

Zum Beispiel beim Thema Schwangerschaft und Alkohol. Erwiesen ist demnach nur: Saufen in der Schwangerschaft schadet dem Kind. Doch die Schwangere vom Einstiegsbeispiel bestellt bei Barkeeperin Hanna ein Bier. Keine Kanne Long Island Ice Tea.

Dass Frauen, die gelegentlich kleine Mengen Alkohol zu sich nehmen (in den Studien ist das meistens mit 1-2 “Alkoholeinheiten” pro Woche definiert, also 1-2 kleine Gläser Bier, Sekt oder Wein) ihrem Kind schaden, konnte Oster zufolge nicht wirklich belegt werden. Meistens wird einfach gefolgert: Viel Alkohol schadet sehr – also kann ein bisschen Alkohol ein bisschen schaden und wer ganz sicher gehen will, bleibt abstinent. (In diesem Artikel erklärt Emily Oster das selbst sehr lesenswert.)

Ein anderes Schwangerschafts-No-Go ist angeblich Koffein. Frauen, die während der Schwangerschaft Kaffee trinken, haben häufiger Fehlgeburten – also kein Koffein, kein Abgang? Nicht jede statistische Korrelation ist auch ein kausaler Zusammenhang, schreibt Oster. Hinlänglich bekannt ist, dass Frauen, denen in der Schwangerschaft oft übel ist, seltener eine Fehlgeburt erleiden. Wenn einer Frau schlecht ist, hat sie aber meistens keine Lust auf Kaffee. Studien, die die statistische Verzerrung durch die Schwangerschaftsübelkeit berücksichtigen und die trotzdem einen negativen Effekt von Kaffee nachweisen, findet Oster keine. Auch dass andere koffeinhaltige Getränke wie Cola oder Tee dem Ungeborenen schaden, wurde noch nicht nachgewiesen.

Was darf ich essen, was darf ich trinken?

Auch bezüglich der ellenlangen Liste der verbotenen Lebensmittel hat Oster gute Nachrichten: Nicht alles ist gleich gefährlich.

Rohes Fleisch kann Toxoplasmose verursachen. Das Risiko einer Ansteckung ist zwar gering, die Folgen für das Baby jedoch schwerwiegend.

Rohmilchprodukte: Stehen im Verdacht, Listeriose zu verursachen, eine für Mutter wie Fötus sehr gefährliche Infektion. Allerdings ist nicht so richtig klar, ob das Vermeiden von Rohmilchkäse viel bringt. Listeria-Bakterien waren auch schon auf vielen anderen Lebensmitteln zu finden, was eine genau meiden muss, um eine Infektion zu verhindern, ist schwer zu sagen.

Sushi und rohe Eier: Können natürlich immer zu einer Salmonelleninfektion führen. Die ist jedoch für eine Schwangere nicht gefährlicher als für eine Nicht-Schwangere.

Oster trifft Entscheidungen für sich,
nicht für ihre Leserin

Für sich folgert die Autorin daher, dass zwei bis vier Tassen Kaffee am Tag und ein gelegentliches Glas Wein okay sind, sie isst kein rohes Fleisch und keinen rohen Käse. Bei Sushi und Tiramisu ist sie entspannt.

Ihren Leserinnen rät sie nichts – denn das ist ihr Anliegen. Schwangere Frauen brauchen nicht noch ein Buch, das ihnen sagt, was sie tun dürfen uns was nicht. Sie brauchen ein Buch, dass ihnen alle vorhandenen Informationen zusammenfasst und ihnen dann zutraut, selbst eine gute Entscheidung zu treffen.

Ich zum Beispiel habe mir bei meiner letzten Schwangerschaft ein Kaffeelimit von zwei Tassen am Tag verordnet. Alkohol habe ich meistens gar keinen getrunken, aber dank Emily Oster auch kein total schlechtes Gewissen gehabt, als ich mir im Sommer ein halbes Radler und an Weihnachten ein Glas Sekt erlaubt habe. Richtig weh tat mir der Verzicht auf Salami und rohen Schinken – aber die zitierten Studien zur Toxoplasmose haben mich überzeugt.

Erst bei der Lektüre von “Expecting better” fiel mir so richtig auf, wie sehr eine die meisten anderen Schwangerschaftsratgeber bevormunden. Sie strotzen zwar vor Regeln – bei der Erklärung, wann und warum eine etwas lassen soll, bleiben sie aber im Ungefähren. Lieber einfach den Schwangeren alles verbieten, sicher ist schließlich sicher!

Nach diesem Motto beraten auch manche Ärzt_Innen. Sie wissen zwar auch, dass geringer Alkoholkonsum nicht erwiesermaßen schädlich ist, predigen aber trotzdem völlige Abstinenz mit der Begründung “Wenn ich zu einer Frau sage, dass sie ein Glas trinken darf, trinkt sie drei. Also sage ich: Trinke gar nichts und hoffe, dass sie nur eines trinkt.” Damit suggerieren sie, dass Schwangere nicht in der Lage sind, vernünftige Entscheidung zu treffen, weswegen sie ein bisschen verschaukelt – ach, sagen wir es deutlicher: verarscht werden müssen.

“Expecting better” ist ein wohltuender Kontrast zu den vielen Schwangerschaftsratgebern, die weniger mit Rat als mit Regeln aufwarten. Ich würde hier schreiben, dass das Buch ein Must-Read für Schwangere ist. Wenn das nicht auch schon wieder eine Anweisung wäre.

11 Antworten zu “Eine Schwangere bekommt ein Kind. Sie selbst ist keines.”

  1. Esther Uiuiui sagt:

    Vielen Dank für diesen Artikel und die Empfehlung des Buchs. Zur nächsten Schwangerschaft werde ich es definitiv lesen. Ich höre grade die Podcast Serie „Neun Monate“ von der WDR5 Sendung Leonardo über die Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Obgleich ich nicht von der Formulierung jedes einzelnen Satzes komplett begeistert bin, weil manches doch zu ratgeberisch oder zu verallgemeinernd ausgedrückt wird, finde ich im Großen und Ganzen die dort gebotenen Informationen interessant und teilweise auch nützlich (Link: http://www1.wdr.de/radio/podcasts/wdr5/mythen116.html ). Aber auch bei solchen Sendungen könnte man noch mehr darauf achten den Frauen selbst die Entscheidung zu überlassen.

    Was ich mir von Autorinnen wie Emily Oster für die Zukunft wünschen würde, wären entsprechende Bücher über den Umgang mit frisch geborenen Säuglingen. Ich finde bezüglich kindlicher Entwicklung das Buch „Babyjahre“ von Largo ganz interessant, da seine Daten aus der Züricher Langzeitstudie entstammen und sehr oft darauf ausgerichtet sind, den Druck von Eltern zu nehmen und gleichzeitig den Respekt vor Kindern zu fördern. Aber es gibt diese tausend Richtlinien über den Umgang mit Säuglingen, die nach der Geburt auf mich als Mutter niedergeprasselt sind. Das fängt an beim plötzlichen Kindstod, wo eine Kinderärztin tatsächlich zu mir sagte, dass man ja heute die Ursachen kennen würde. Dann kam das Übliche: Zu warmes Schlafzimmer, Kuscheltiere im Bett, etc. Meine spätere und nur oberflächliche Recherche kam zu dem Ergebnis, dass diese Aussage weit gefehlt ist, denn man kennt die Ursache des plötzlichen Kindstods nicht und die Datenlage dazu ist schwierig. Dann kommen die ganzen Bevormundungen zum Thema Stillen und Einführung der Beikost, etc. Und immer wird so getan, als würden die Rat-„Schläger“ sich auf harte Fakten berufen, was meist nicht der Fall ist. Daher würde ich ein Buch, das den Ratschlägen zur Säuglingspflege mal nachgeht, genauso begrüßen, wie das vorgestellte Buch über die Schwangerschaft.
    Beste Grüße
    Esther

    • Esther Uiuiui sagt:

      Ich muss hier nochmal ergänzend zu dem von mir vorhin erwähnten Podcast „Neun Monate“ schreiben, dass ich erst heute die letzten beiden Folgen 8 und 9 gehört habe, und sie deutlich problematischer finde, als die restlichen Folgen, die wie schon geschrieben, auch nicht völlig frei sind von gesellschaftlichem Druck auf die Schwangeren. Aber es wird schlimmer.
      In Folge 8 geht es unter anderem darum, wie negativ sich Stress während der Schwangerschaft auf das Baby auswirkt und es wird immer wieder darauf verwiesen, wie wichtig es ist, dass die Mutter zum Ungeborenen bereits eine Beziehung herstellt. Auch wenn viele Details interessant sind, liegt mir der Tenor viel zu stark darauf, was die Mutter tun muss. Aber bei Stress ist da der Fokus falsch gesetzt. Es gibt zwar einige Techniken, um Stress zu reduzieren, aber der echte Diss-Stress, den sie dort meinen, den kann die Mutter nur sehr bedingt selbst reduzieren. Hier wäre die Gesellschaft gefragt einfach bessere Bedingungen für werdende Mütter zu schaffen. Wer beispielsweise während der Schwangerschaft feststellt, dass es mit dem Kindsvater doch nicht so dolle ist, der steht vor der Option in der toxischen Beziehung zu bleiben oder einer Zukunft ins Auge zu gucken, die wahrscheinlich von Armut und Überforderung geprägt ist. Warum da kein gesellschaftlicher Appell in der Sendung mit gedacht wird, sondern der ganze Druck auf der werdenden Mutter lasten muss? Tja. Weiterhin kenne ich viele Frauen, die nur in der ersten Schwangerschaft die Ruhe hatten die Bindung zum ungeborenen Kind, so wie dort gefordert, aufzubauen, weil die bereits geborenen Kinder eben ihre Aufmerksamkeit brauchen. Ich halte das für unproblematisch und finde deshalb, dass diese Folge auch Schwangere viel zu stark und völlig unnötiger Weise unter Druck setzt.
      In Folge 9 geht es um die Geburt und dort muss ich kritisieren, dass ausführlich über die negativen Aspekte der PDA gesprochen wird. Das finde ich schwierig. Letztlich reißt es nur der letzte Satz über die mangelnde 1:1 Betreuung durch Hebammen etwas wieder raus. Daher möchte ich hier meine vorhin getätigte halbwegs-Empfehlung für diese Podcast Reihe weiter einschränken. Vielleicht lieber mit kritischem Ohr hören, wenn man grade nicht schwanger ist. Es gibt definitiv einige interessante Stellen, aber auch viele problematische.
      Viele Grüße
      Esther

  2. Anne sagt:

    Ich bin total bei dir, was das Thema Selbstbestimmung angeht (und auch dabei, dass man schwanger nicht unbedingt auf alles verzichten muss, was einem so suggeriert wird), aber ich weiß nicht, ob ich Emily Oster so 100% trauen würde, wenn es darum geht, medizinische Studien zu bewerten. Studien lesen und besonders Statistiken richtig bewerten ist nicht so besonders einfach und wenn man sich mal die 1-Stern-Bewertungen bei amazon.com so anschaut, scheint sie das nicht so ganz raus zu haben. Ich hab das Buch nicht gelesen, aber irgendwie.. nicht so sehr vertrauenswürdig.

    • Auto_focus sagt:

      Ich denke grundsätzlich eine kritische Haltung beim Lesen von Ratgebern / Sachbüchern zu haben ist eine gute Sachen, und inwiefern Oster hier einen guten Job macht kann ich nicht beurteilen. Allerdings bin ich sehr skeptisch, was den Expertise und die Qualität von 1-Stern-Bewertungen auf Amazon angeht – diese Kommentare sind oft sehr viel mehr von Emotion geprägt (und das ist ja ein emotional sehr aufgeladenes Thema) als von allem anderen, und da behauptet sich schnell viel. Da würde ich vermutlich tendenziell einer Frau, die sich hingesetzt und für ein Buch recherchiert hat, noch mehr Glaubwürdigkeit zugestehen.

    • Barbara Vorsamer sagt:

      Emily Oster ist eine in Harvard ausgebildete Professorin für Wirtschaftswissenchaften, medizinische Studien und Statistiken zu bewerten ist ihr Job. Insofern traue ich ihr zu, dass sie das richtig gemacht hat. Was und wem du glaubst, ist absolut deine Sache – mein Anliegen ist es vor allem, allen Menschen, auch Schwangeren, eigene Entscheidungen zuzugestehen, statt sich gegenseitig zu bevormunden.

  3. Rosalie sagt:

    Seit dem ersten Tag der ersten Schwangerschaft ertrage ich es nun, dass man auf mich einprügelt. Es hat mich komplett einsam gemacht, denn ich ertrage es eben nicht und ziehe mich komplett zurück. Nun bin ich zum 3. Mal guter Hoffnung und die Drohungen sind gleich geblieben. Jeder Vorsorgetermin verursacht mir schlaflose Nächte und Unwohlsein – schon eine Woche im Voraus.
    Dabei bin ich ein deutscher Staatsbürger, mit verbrieften Grundrechten, einem Staat, der die Menschenrechte achten wollte. Für den Fötus in meinem Bauch gilt keines dieser offiziellen Rechte. Würde er heute sterben, würde er im Müll entsorgt. Aber für mich gelten diese Rechte. Dass man sie mir jedoch abspricht und einen 9cm Fötus über meine Person stellt ist nichts anderes, als ein klassisches Machtinstrument. Jeder, dem ich begegne will Macht über mich haben, sogar völlig Fremde. Das Schlimme ist ja, dass mich bewusst niemand als Person ernst nimmt, der Arzt nicht, die Hebamme nicht, keiner. Im Gegenteil, jeder sieht meine verwundbare Stelle und scheint einen Teleskopschlagstock in der Tasche zu haben, den er sofort zückt und immer in diese Kerbe reinhaut.
    Kinder bekommen und groß ziehen ist in unserer Gesellschaft so schwierig, weil wir einander nicht halbwegs friedlich gesinnt sind. Jeder ist jedermanns Feind und jeder Feind hat eine Schwäche.
    Ich habe nun 7 Gyns und mehrere Hebammen durch und mir wird immer klarer, weshalb sich manche Frauen komplett dem System entziehen und ihr Kind allein zu Hause gebären. Dort wird einem wenigstens nicht mit toten Babys gedroht, wenn man dem ‚Fachmann‘ auch nur eine Frage stellt. Meine Mündigkeit gegen einen 9cm Fötus und ich kann mich nur verteidigen, indem ich mich zu Hause einschließe. Mich macht das komplett ratlos.

    Zudem ist die Unterstellung infam, jede Frau, die auch nur einen Kaffee trinkt, sei ein schlechter Mensch, weil eine schlechte Mutter. Eine Mutter, die sich opfern soll ist keine Mutter, sondern ein Opfer. Eine Mutter jedoch muss Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Eine Mutter hat gar keine Zeit und Muse für Opferrituale.

  4. Lukas sagt:

    Ich hatte einmal folgende Situation mit der ich heute noch hadere. Länger schon war ich mit einer Gruppe zusammen, zu der auch eine hoch schwangere Frau gehörte, die Kette rauchte. Das hat mich fuchsteufelswild gemacht, bis mir eines Tages der Kragen platzte und ich sie zur Rede stellte, wie sie das ihrem Kind eigentlich antun könnte. Ich war damals wütend, aber was hatte mich eigentlich so wütend gemacht? Natürlich ist es das gute Recht der Frau so viel zu Rauchen wie sie will, ich wusste allerdings auch, dass bereits zwei ihrer Kinder vom Jugendamt abgeholt worden waren( weil die Zustände bei ihr zu Hause fürchterlich waren) und sie erzählte jeden Tag aufs neue, dass ihre Kinder alle auch mit chronischen Atemwegserkrankungen zu tun hätten (Husten, etc)
    Manchmal versuchte ich dann einen Zusammenhang herzustellen:“Ständiges Rauchen, die grundlegende mir ist doch eh alles egal Haltung der Frau, sowie weitere (für mich fragwürdige Aktivitäten) etwa Reiten, sowie mehrere Reitunfälle im schwangeren und hochschwangeren Zustand (bei denen ja duch Glück nie etwas passiert war) als vielleicht nicht so förderlich zu bezeichnen, was ihr (scheinbar) egal war.

    Das machte mich als Zuhörer unglaublich wütend.

    Im Nachhinein betrachtet hatte ich kein Recht dazu, die Frau deswegen anzubrüllen. Es ist ihr Leben und ich kann zwar den Möchtegernmaulhelden raus hängen lassen, weil ich mich angeblich oder gefühlt um das Kind schere, aber letztendlich werde ich nicht derjenige sein, der sich am Ende darum kümmert. Das wird sie tun (oder das Amt) letztendlich habe ich der Frau vermutlich nur ein Gefühl gegeben, was sie sowieso schon zu genüge kannte…

    Zum Recht auf Selbstbestimmung gehört auch das Recht auf Selbstzerstörung. Bevormundung ist nicht angebracht und Wut und Frust rauszulassen bringt vermutlich eh keine kehrtwendung, selbst wenn man sich selbst danach vielleicht ein paar Sekunden besser fühlt…

  5. Bettina @ Books, Bikes, and Fo sagt:

    Ich habe gelernt (von einem Biochemiker, der zu Embryonalentwicklung forscht), dass das Problem mit dem Alkohol hauptsächlich ganz zu Anfang der Schwangerschaft besteht. Dann können wohl auch schon recht geringe Mengen dem Fötus schaden (z.B. einen Abend einen über den Durst getrunken). Allerdings haben die Frauen dann oft noch gar nicht gemerkt, dass sie überhaupt schwanger sind. Seine Empfehlung war, keinen Alkohol mehr zu trinken, wenn man anfängt, es mit dem Kinderkriegen zu versuchen. Später ist es dann wohl nicht mehr ganz so gefährlich, wenn man ab und zu mal ein bisschen was trinkt. Allerdings ist es natürlich so, dass nicht alle Frauen ihre Schwangerschaft so planen können, dass das mit der „präventiven Abstinenz“ funktioniert.

  6. Krixi sagt:

    Danke für den Artikel.
    Mit der Schwangerschaft geht es ja los und in der Stillzeit geht es dann munter weiter, mit Sachen die man nicht Essen/Trinken soll/ darf.
    Auf Sushi und rohe Eier verzichte ich peersönlich in der Schwangerschaft schon, weil eine Magen-Darm-Geschichte in der Schwamgerschaft echt keinen Spaß mach – aber das gilt für alles leicjt verderbliche.

  7. Laura sagt:

    Immerhin ist in Deutschland und anderen Ländern der Mutterschutz schon flexibel. Hier in Österreich gibt es diesbezüglich ABSOLUTE Bevormundung von Schwangeren durch den Staat: 8 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt gilt ein absolutes Beschäftigungsverbot!!! Es gibt für unselbstständig Beschäftigte keinerlei Möglichkeit, den Mutterschutz auf eigenen Wunsch und legal zu verkürzen.

    DAS nenne ich Bevormundung. Dagegen sind diverse „Handlungsempfehlungen“ noch recht harmlos, finde ich.

  8. Melanie Trommer sagt:

    Toll, danke für diesen Post!