Einladung zur Schlachteplatte

Foto , CC BY-ND 2.0 , by gynti

Deutschland und die popkulturelle Vergangenheitsbewältigung, das ist noch fast niemals gut gegangen. Erinnert sei hier exemplarisch an den Kinofilm “Der Untergang”, mit dem der Produzent Bernd Eichinger erklärtermaßen “Hitler mal menschlich” zeigen wollte, sowie den TV-Zweiteiler “Die Flucht”, in der Maria Furtwängler fotogen übers Eis vor den Russen floh. Beiden Werken ist gemeinsam, dass sie ihre Protagonisten unter jenen fanden, von denen der zweite Weltkrieg ausging. Nicht für die Opfer der Nationalsozialisten, sondern für die Täter wurden Identifikations- und damit auch Empathieangebote gemacht. Als Maria Furtwängler angsterfüllt im Sattel sitzend ihre ostelbischen Güter zurückließ und dabei brandschatzende, marodierende Soldaten der Roten Armee fürchtete, waren die 20 Millionen Menschen, die die Nationalsozialisten in Russland töteten, kein Thema.

Feiern, wie sie fielen

Auf andere Art übernahm in der vergangenen Woche die Verwurstung eines weiteren geschichtlichen Ereignisses den olympischen Staffelstab des Fails: Die Völkerschlacht bei Leipzig wurde anlässlich ihres 200. Jahrestags an Orginalschauplätzen nachgestellt, mit allem, was dazu gehört: 6.000 Freiwilligen in historischen Kostümen, Waffennachbildungen und den historisch verbrieften Truppenbewegungen. Allen, die den in der Region großplakatierten Aufrufen des Besuchs der Schlacht nicht folgen konnten oder wollten, brachte der Rundfunk mit Bildungsauftrag in Gestalt des MDR das – man muss es wohl so nennen – Spektakel näher. Wer nicht live dabei sein konnte, um zu sehen, wie Menschen, die niemals Krieg erlebt haben, Krieg nachspielen, konnte das vom heimischen Rechner aus machen. Der MDR bot einen Liveticker, für ganz besonders Bildungsinteressierte ein Quiz über die Beschaffenheit alter Waffen, (fiktive) Point-of-view-Videos von den Köpfen beteiligter Soldaten, sowie ein thematisch stringentes Headerbild mit Blutspritzern nur einen Klick hinter Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni, der dem Ticker zum Gemetzel sein Konterfei lieh.

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Infotainment oder Zynimsus in Staffage?

Die Befürworter des „Historienevents“ sagen, so könne Geschichte effektiv vermittelt werden und Interesse dafür geweckt werden. Ich glaube vielmehr, dass eine Nachstellung dieser Art und eine Aufbereitung wie beim MDR das Grauen der Schlacht trivialisiert und bagatellisiert. Alles, was nicht in die Idee einer entspannten Nachmittagsveranstaltung passt, wird ausgeblendet: Das Blutvergießen, abgetrennte Gliedmaßen, das Schreien verletzter und sterbender Soldaten auf dem Schlachtfeld, der Gestank verrottenden, menschlichen Fleisches. Was nicht in die familienfreundliche Disney-Version der Schlacht passt, findet nicht statt.

Das Grauen war aber Teil der historischen Realität. Schlussfolgerung daraus soll nun nicht sein, dass eine Rohrleitung mit Kunstblut aufs nächste Schlachtfeld gelegt werden soll oder Blutspritzer im MDR-Seitenheader auftauchen sollten. Die Nichtdarstellbarkeit von Grauen rührt an das Grundproblem der Nachstellung von Krieg. Sich in einem Kostüm samt historischen Kenntnisvorsprung und dem Luxus, sich keine echten Verletzungen zuzuziehen, auf einen Gegner zu stürzen, von dem man weiß, dass man danach mit ihm im Eventzelt ein Bier trinkt, ist im besten Fall Naivität und im schlimmsten Fall Zynismus.

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Das wird meines Erachtens nach auch dadurch nicht besser, dass Re-Enactments – das Hobby der Nachstellung historischer Schlachten – in den USA und Großbritannien als normale Freizeitbeschäftigung gelten oder hierzulande seit Jahren stattfinden. Geschmacklosigkeit wird nicht dadurch besser, dass sie international betrieben wird und lange währt.

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Ihren Gipfel erreicht sie allerdings dann, wenn sich gebührenfinanzierte Angebote wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk kritiklos einer Eventisierung von Geschichte hingeben. Das bedeutet nicht, dass er den Jahrestag eines für die Region prägenden geschichtlichen Ereignisses ignorieren soll. Aber er könnte das seriös machen, ohne Blutspritzer und ohne ein Quiz über das Gewicht von Waffen.

Welche Spuren die Schlacht in der Region hinterlassen hat, wo noch heute zu spüren ist, dass es eine Zeit unter Napoleon gab – das wäre die Brücke ins Heute und das wäre eine adäquate Erfüllung des Bildungsauftrags. Ingo Zamperoni, der Truppenbewegungen tickert, ist es nicht.

17 Antworten zu “Einladung zur Schlachteplatte”

  1. Carla sagt:

    Erstmal: Was das bescheuerte Völkerschlacht-Reenactment anbelangt, gebe ich Ihnen vollkommen Recht.
    Zum Anfang: Den Satz „Beiden Werken ist gemeinsam, dass sie ihre Protagonisten unter jenen fanden, von denen der zweite Weltkrieg ausging“ sollten Sie vielleicht noch einmal überdenken.
    Im Falle des Führerbunker-Ensembles im „Untergang“ mag das stimmen. Die Verantwortung für den Krieg jedoch einer fiktiven ostpreußischen Landgräfin anzuheften, halte ich jedoch für sehr bedenklich, impliziert es doch, alle Frauen mit deutschem Ausweis hätten gewissermaßen verdient, was ihnen durch die Rote Armee um 1945 angetan wurde.
    Ich kann dieses deutschtümelnde Vertriebengedöns ja auch nicht ab und finde Erika Steinbach bestimmt genauso schrecklich wie Sie. Auch bin ich der Meinung, die Vertreibung der Deutschen sollte im Rahmen des historischen Kontextes und nicht isoliert erzählt werden. Aber Menschen in Sippenhaft zu nehmen und dadurch Massenvergewaltigungen zu relativieren, kann’s ja auch nicht sein.

    • julianeleopold sagt:

      Danke für Ihren Hinweis, ich werde das überdenken. Ich wollte (etwas provokativ formuliert) darauf hinaus, dass Erzählungen fehlen, die mit großen Budgets und medialer Begleitung die Perspektiven der Opfer nationalsozialistischer Herrschaft beleuchten. Ich bedaure die mediale Konzentration auf die Erfahrungen der Deutschen als Kriegsverlierer, weil sie Empathie und Aufmerksamkeit für diejenigen nimmt, die unter einem Krieg, den die Deutschen herbeigeführt haben, gelitten haben.

  2. Bernd Oswald sagt:

    das Nachstellen der Schlacht halte ich auch für ein überflüssiges und historisch arg verkürztes Event. Den MDR-Topnews-Ansatz finde ich hingegen schon innovativ. Vor allem für eine öffentlich-rechtliche Anstalt. Ich habe durch die Sendungen viel über die Völkerschlacht gelernt – und ich glaube auch, dass gerade jüngere, geschichtsferne Leute so gewonnen werden können. Nur die Folgen kommen mir deutlich zu kurz. Siehe dazu auch meinen Blogpost bei Onlinejournalismus.de: http://www.onlinejournalismus.de/2013/10/21/volkerschlacht-mdr-holt-geschichte-in-die-gegenwart/

  3. Es gibt eine Menge Filme aus Sicht der Juden oder Russen oder sonstwem. Nur die Nazis wurden bis vor wenigen Jahren eher in Kommödien (z.B. mit Atze Schröder in U-900) gezeigt. Verstehe nicht, warum manche Perspektiven nicht dargestellt werden dürfen? Zumal beim Untergang die Nazis wahrlich nicht gut wegkommen.

    • julianeleopold sagt:

      Ich finde den Ton im ersten Satz deines Kommentars etwas despektierlich. Inwiefern sind Juden und Russen in eine Aufzählung mit „sonstwem“ zu nehmen, wenn es um die Opferschaft in der NS-Zeit geht? Warum du ausgerechnet einen Atze Schröder-Film als exemplarisch für die Darstellung des Nationalsozialismus in Deutschland zur Rate ziehst, erschließt sich mir nicht. Ja, den gab es wohl, aber „der Untergang“ war wohl ungleich publicityträchtiger. Das die Nazis „nicht gut weggekommen“ sind in „Der Untergang“ halte ich für eine Selbstverständlichkeit für einen Spielfilm, der nicht gerade als reaktionär, faschistoid und revanchistisch rüberkommen möchte, mein Punkt war lediglich, dass er in seinem Bemühen, Täterperspektiven zu zeigen die der Opfer ausblendet. Das halte ich in der Tat für problematisch, egal wie „schlecht die Nazis wegkommen“. Ihnen Aufmerksamkeit zu zollen, bedeutet, Angebote der Aufmerksamkeitsgenerierung zu machen, die besser bei Opfern lägen.

      • > etwas despektierlich

        Das sollte eigentlich keine Wertung sein, sorry.

        > „der Untergang“ war wohl ungleich publicityträchtiger

        Im Vergleich zu den Komödien ja. Im Vergleich zu Sophie Scholl sicherlich, aber Anne Frank und Schindlers Liste sind doch sehr bekannt, oder?

        Ich finde es gerade spannend, mich in jemanden hineinzudenken, der ich gar nicht sein möchte. Man ist auch nicht im echten Leben die Heldin, die man sein möchte. Vielleicht kann man die Darstellung als moralischen Zwist bezeichnen. Meines Erachtens müssen die Hauptrollen nicht immer die unfehlbar Guten sein. Auch nicht bei historischen Filmen. Bei der Darstellung aus Sicht des Bösen wird ganz schnell eine Ekelgrenze überschritten. Man möchte nicht mehr „man selbst“ sein. Kann das ganz schwer beschreiben, aber ich find’s spannend.

        Jetzt könntest du argumentieren, dass Hitler gar nicht als ekelig empfunden wird. Hmm.

      • Kinch sagt:

        Es gibt viele bekannte Filme aus der Opfer-Perspektive des Nationalsozialismus, Anne Franke und Schindlers Liste wurden ja genannt, daneben fallen mir spontan noch „Sophies Entscheidung“ und „Ist das Leben nicht schön“ ein. Es gibt dazu noch unzählige weitere mehr oder weniger bekannte Filme.

        Welche Filme vor „der Untergang” haben denn die Täter-Perspektive aufgegriffen? „Der Untergang“ ist imho auch deshalb so bekannt geworden, weil er wirklich als einer der ersten Filme eine neue Perspektive auf den Nationalsozialismus zeigte.

        „Ihnen Aufmerksamkeit zu zollen, bedeutet, Angebote der Aufmerksamkeitsgenerierung zu machen, die besser bei Opfern lägen.“

        Das ist ein Totschlag-Argument. Letzendlich ließe sich damit jede Darstellung von Nazis als unmoralisch betrachten.

        • julianeleopold sagt:

          Ich glaube, du hast in meinem Text Dinge überlesen. Sophies Entscheidung, Shoa und Schindlers Liste sind allesamt US-Produktionen. Es ist bezeichnend, dass gerade Shoa die Diskussion über den Holocaust in den 80ern anregte- als TV-Serie, die den Deutschen seitens der USA auf die Bildschirme gebracht werden musste.

          Die Filme aus Perspektive der Täter inadäquat zu finden, weil sie Identifikationsangebote mit diesen Menschen machen, ist kein Totschlagargument, es ist überhaupt ein Argument. Du hast die Möglichkeit, sachlich ein Gegenargument zu suchen.

          • Kinch sagt:

            „Ich glaube, du hast in meinem Text Dinge überlesen. Sophies Entscheidung, Shoa und Schindlers Liste sind allesamt US-Produktionen.“

            Sie waren nicht zu letzt aber auch in Deutschland sehr erfolgreich. Zu behaupten, in Deutschland gäbe es keine popkulturelle Vergangenheitsbewältigung, weil es US-Produktionen sind, halte ich für deutlich zu kurz gegriffen.

            „Die Filme aus Perspektive der Täter inadäquat zu finden, weil sie Identifikationsangebote mit diesen Menschen machen, ist kein Totschlagargument, es ist überhaupt ein Argument.“

            Ein Film inadäquat _zu finden_, ist erstmal kein Argument, sondern nur eine Meinung. Natürlich ist es legitim, etwas inadäquat zu finden, aber es ist keine Basis für eine sachliche Diskussion. Vor allem aber: Ich habe etwas anderes zitiert. Deine Aussage war, Aufmerksamkeit für Täter zu generieren sei unmoralisch, weil die Aufmerksamkeit besser in die Opfer investiert wäre. Und das IST nunmal ein Totschlag-Argument. Man findet für nahzu jede Produktion eine moralisch bessere Alternative. Auch die 300 Millionen Dollar, die Schindlers Liste eingespielt hatte, wären besser in Entschädigungen für Oper investiert worden, oder für sonst einen besseren Zweck, als für einen Film.

            Man kann nunmal nicht entscheiden, ob A schlecht ist, nur weil B besser ist.

          • julianeleopold sagt:

            Es geht mit in meinem Text nicht darum, was in Deutschland erfolgreich war, es geht mir darum, was hier an Filmen gemacht wird. Für mich ist die Sinnhaftigkeit des Austauschs an dieser Stelle erschöpft.

          • Kinch sagt:

            „Es geht mit in meinem Text nicht darum, was in Deutschland erfolgreich war, es geht mir darum, was hier an Filmen gemacht wird.“

            Dann verstehe ich deinen Punkt noch weniger, denn in Deutschland sind sehr viele Filme aus Opfer-Perspektive gemacht worden und zwar lange vor „Der Untergang“. Warum du dich nicht etwa exemplarisch an „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“ erinnerst, verstehe ich daher nicht.

            Deine zwar exemplarisch genannte, aber unbegründete Filmauswahl hat für mich etwas willkürliches. Aber gut, wenn für dich das Darstellen der Täter-Perspektive per se etwas unmoralische darstellt, reicht ein Film aus Täter-Perspektive natürlich aus, um die Popkultur in Deutschland zu kritisieren; das stimmt vermutlich.

            „Für mich ist die Sinnhaftigkeit des Austauschs an dieser Stelle erschöpft.“

            Dito.

          • Kinch sagt:

            Nachtrag:

            „Für mich ist die Sinnhaftigkeit des Austauschs an dieser Stelle erschöpft.“

            Was ich neben dem Dito noch sagen wollte: Vielen Dank für die Diskussion soweit.

          • Susann sagt:

            „Shoah“ ist ein französischer Dokumentarfilm. Meinen Sie vielleicht die Serie „Holocaust“?

            Aber warum sollten deutsche Sender nicht auf bereits vorhandene, exzellente Filme zurückgreifen? Nichts, was die ARD drehen könnte, käme der grauenvollen Intensität von „Shoah“ gleich! Warum dann also nicht gleich zum besten Material greifen, das man kriegen kann?

            Ein Film, der Identifikationsangebote mit einem Täter macht, kann viel anspruchsvoller und fordernder sein als ein Film, der „die Nazis“ nur als dumme, brutale Monster zeigt, oder nur Helden oder Unschuldige zeigt, mit denen sich zu identifizieren unser erster Impuls wäre.

            Aber der Witz ist ja der, dass die Täter, auch, die „Intensivtäter“ großteils eben keine völlig abgehobenen Monster waren, sondern ziemliche Durchschnittstypen. Ich bin mir sehr sicher, dass man das auch in einem Film gebührend rüberbringen kann, und dem Zuschauer genau diese Tatsache verdeutlichen: jemand, mit dem ich ohne unangenehme Gefühle am Mittagstisch in der Kantine plaudern würde, könnte sich als einer entpuppen, der an einer Erschießungsgrube zig hunderte Menschen erschießt und dann abends im Kameradenkreis Karten spielt. (Ich empfehle dazu den Vortrag von Welzer über „Tötungsarbeit“, kann man auf youtube anhören.)

            Ob ein Film ein Identifikationsangebot anbietet, ist übrigens Sache der Darstellung – das ist kein Selbstläufer und kein Automatismus.

  4. MS sagt:

    Zur Ehrenrettung des MDR: In dieser Nachrichtensendung gab es durchaus auch eine „Liveschalte“ in ein Feldlazarett, wo ein Arzt fleißig diverse Gliedmaße amputierte und dann von der schlechten Situation berichtete. So ganz steril kam das also im TV nicht rüber.

  5. […] Kleiner.drei hat einen spannenden Beitrag zum […]

  6. susann sagt:

    Hmmm…hallo? Irgendeiner hat hier nicht aufgepasst…oder beurteilt das Ganze nur aus der Ferne. Ich habe mir das Völkerschlacht-Special des MDR über die drei Tage immer wieder zu Gemüte geführt, weil ich die Idee eines Newstickers ausgesprochen gut fand. Ohne gezielt auszuwählen und lange rumzusuchen, habe ich drastische Beiträge sehen dürfen zum Thema
    – miese medizinische Versorgung im Feldlazarett: Kugel wird mit kleiner Sonde rausgeholt, dann Wunde ausgebrannt, Bein wird amputiert, der arme Mann hat natürlich keinerlei Anästhesie zur Verfügung
    – miese Transportmöglichkeiten für Verwundete, die darob auf dem „Feld der Ehre“ (haha) liegenbleiben und keinen erfreulichen Anblick für Auge und Gemüt bieten
    – preußische Marketenderinnen, die dann die Leichen ausplündern und das verwertbare Ausrüstungszeug weiterverkaufen. Ebenfalls drastisch, fand ich.
    Das war alles andere als kriegsverherrlichend (Ich oute mich als Weichei, mir wurde ganz schnell ganz übel), ich verstehe nicht, wie man dem MDR da mangelnde kritische Darstellung vorwerfen kann.

    Und natürlich wird man in einer Fernsehsendung, die eine Flucht aus dem Osten aus der Sicht einer betroffenen Frau zeigt in erster Linie deren Nöte und Ängste zeigen, statt das Wüten der deutschen Truppen in Russland. No na. Es ist ja nicht so, als würde das öffentlich-rechtliche Fernsehen nichts tun als Hitler im hellsten Licht zeigen und den Holocaust leugnen. Es gibt ein breitgefächertes Angebot zum Thema „Greuel des III. Reiches“, und wer dann gerne nach der Fluchtschmonzette die andere Seite sehen möchte, hat mehr als Gelegenheit dazu.

    „Nichtdarstellung des Grauens“ ist mir zu hoch, ich würde allerdings von den Reenactors auch nicht verlangen, sich ein Bein abzuhacken, um menr Authentizität ins Geschehen zu bringen. Ich kenne ein paar Reenactors, und das sind Leute, die sich mehr als flüchtig mit dem Grauen beschäftigen, und die ganz genau wissen, wie klasse es ist, mit einer weithin sichtbaren, schweren, kratzigen Uniform ein unglaublich schweres Gewehr zu schleppen, das dann im entscheidenden Augenblick versagt. Gerade von vielen Reenactors kann man reichlich Infos über die Scheußlichkeit des Krieges bekommen. Nicht, dass es nicht wie in jeder beliebigen Szene seltsame Typen gäbe, aber die Kriegsverherrlicher sind wahrscheinlich nur eine Splittergruppe.

  7. ssk sagt:

    Zitat: „Alles, was nicht in die Idee einer entspannten Nachmittagsveranstaltung
    passt, wird ausgeblendet: Das Blutvergießen, abgetrennte Gliedmaßen, das
    Schreien verletzter und sterbender Soldaten auf dem Schlachtfeld, der
    Gestank verrottenden, menschlichen Fleisches.“

    Komischerweise werden diese Details im Fernsehen generell ausgeblendet, so bspw. beim allwöchentlichen Tatort, bei dem die Details der Leichenschau dann doch weggelassen werden.

    Auch bei den beliebten Mittelaltermärkten gehört eine Keilerei zwischen guten und bösen RIttern zum Programm. Auch diese Form der Gewaltdarstellung stört den normalen Besucher nicht und auch dort fordert niemand Blut.

    Also warum immer auf der fehlenden Darstellung von Blut und Verletzungen und Elend rumreiten. Man bekommt den Eindruck, dass hier die eine linksgrüne Autorin/Gutmensch von der/dem anderen abschreibt nach dem Motto ich habe da mal von jemanden was gehört, dessen Freund einen kennt und dann mit den gleichen Argumente ins Felde zieht. Vielleicht sollte man einfach mal hingehen, sich ein eigenes Bild machen und mal mit den Leuten reden, welche dort angeblich „Krieg spielen“.

    Komischerweise wurde die Schlachtdarstellung von der Leipziger Bevölkerung gut angenommen, vielleicht ist es das, was die Autoren eigentlich stört. Hier ist also Fremdschämen unangebracht.

    Wie wurde in einem anderen Forum geschrieben: Die Veranstaltung wurde von 35.000 Leuten besucht, welche nur durch eine Handvoll Polizisten abgesichert wurde, von denen der Großteil den Verkehr von und zu den Parkplätzen leitete.

    Zur MDR-Sondersendung: Die Aufbereitung von Geschichte mit modernen Mitteln in zeitgemäßer Präsentation schafft die Möglichkeit, Bevölkerungsgruppen zu erreichen, die um Museen in der Regel einen großen Bogen machen. Und genau das war wohl der Anspruch, welcher aus meiner Sicht gut umgesetzt wurde.