re:cap – Tag 3 der #rp13

Foto , CC BY 2.0 , by Tony Sojka für re:publica

Nach unseren Zusammenfassungen der re:publica am Tag 1 und Tag 2 fehlt nun natürlich noch der krönende Abschluss. Wir kratzen also unsere letzten Kräfte zusammen, die nicht beim Abschlusspartyquatschen im Hof verbraucht wurden und blicken auf das, was von Tag 3 und allem besonders hängengeblieben ist.

Lucie

Erwartungsgemäss starte ich den 3. Tag etwas spater, denn das Vorträge Anhören, Menschen treffen, Bloggen und alkoholische Getränke konsumieren fordert seinen Tribut.

Los ging es dann mit dem Vortrag von Felix Schwenzel aka @diplix mit einem 10-Punkte-Plan zur Verbesserung der Welt. Schwenzels Vorträge sind auf der re:publica bereits eine Institution, das schürt natürlich gewisse Erwartungen. Enttäuscht wurden sie auch nicht, aber es ist ja immer schwer, bereits mit Vorschusslorbeeren im Gepäck zu starten. In jedem Fall sind sein Humor, sein Vortragsstil und seine zumindest teilweise Filterblasenübergreifenden Denkanstösse überaus angenehm und ja, denkanstossend. Wie wir die Welt verbessern sollen, weiss ich jetzt immer noch nicht genau, aber das war wohl auch nicht sein Plan. Falls es einen gab, denn obwohl sein bräsiges Unvorbereitet-Wirken sicher einkalkuliert ist, wirkte es eben auch ein bisschen, naja, unvorbereitet. Sein Plädoyer fur Angstfreiheit und das Sezieren auf Angst basierender politischer Entscheidungen fand ich jedoch überzeugend. Denn Panik hat in der Regel noch nie etwas gebracht, das wusste schon Douglas Adams. Wahrenddessen wurde Sascha Lobo referenziert, Thomas Knüwer getadelt und Stefan Niggemeier gelobt – und da war es dann wieder doch sehr filterblasig. Irgendwann ist es dann leider auch ziemlich fad, wenn sich die immer gleichen Netz-Mannen auf die immer gleichen beziehen.

Intermezzo mit fliegenden Fischen (schön anzusehen, aber auch ein Marketingtrick von WWF, die mich gleich nach dem Twittern ebendort dafür freudig lobten):



Grundsätzlich halte ich es zum Thema Flugroboter zukünftig wohl eher so:



Da ich ja bekanntermaßen Gaming-begeistert bin, besuchte ich als nächstes einen Vortrag über Gaming-Kultur in Asien (Japan und Südkorea im Wesentlichen), und was wir für die deutsche Gesellschaft und das Bildungssystem daraus lernen konnen. Dieser stellte sich als ein gutes Beispiel heraus, wie man ein gutes Thema, zumindest für mich geradezu Nackenhaare aufstellend sowie überambitioniert und unterkomplex vortragen kann. Denn es war zur Erläuterung der Gaming-Kultur in Asien mitnichten nötig, einen halben Kontinent in einer Folie voll Bulletpoint-Stereotypisierungen schief und klischeehaft zu verflachen (“Ihr müsst wissen, die sind da so und so…”). Es ist anzunehmen, dass der Vortragende normalerweise vor Pädagog_innen spricht, die zumindest mit den Gamingkultur-Aspekten noch nicht näher in Berührung gekommen sind, aber ich schätze für ein durchschnittliches re:publica-Publikum mit Internetanschluss musste man nicht permament mit dem Gestus des “Das könnt ihr euch gar nicht vorstellen!!” über professionelle eSports etc. berichten. Ganz abgesehen von den ärgerlichen Verflachungen, was “die Asiaten” oder “die Südkoreaner” angeht, die zumal für das Kernthema – wie Gamekultur als fester Bestandteil einer Gesellschaft zu deren Digitalisierung beitragen kann – gar nicht nötig gewesen wären.

Ein weiterer Vortrag zu Games kam von Kirsten Gross (@hormonlotto), die sich mit dem Problem des Sexismus in der Gameskultur auseinandersetzte. Spannend fand ich daran, dass sie lange in ihrer “Spieler_innen-Peergroup” des Sexismus nicht stark erlebte oder nicht so störend empfand – aber sich im Zuge von #Aufschrei und den Geschehnissen rund um Anita Sarekeesian zunehmend damit zu beschäftigen und natürlich darüber aufzuregen begann. Auch ein persönlicher Auslöser trug dazu bei: im Mediamarkt ging ein eifriger MItarbeiter, freundlich, aber überzeugt davon aus, dass sie das Shooter-Spiel, nach dem sie sich erkundigte, für ihren Freund kaufen wolle. Auch wenn der Mitarbeiter sich nach Aufklärung des Irrtums sehr für sie ins Zeug legte (“hier ist eine FRAU, die Shooter spielt!!”), ärgerte Gross sich sehr über das Vorurteil, mit dem ihr begegnet wurde als jahrelang passionierte Spielerin. Für Zuhörer_innen, die sich mit dem Thema bereits ein wenig beschäftigt haben, bot der Vortrag vielleicht nicht mehr viel Neues, aber ich finde es ganz grundsätzlich gut, dass die republica dafür Raum geboten hat.

Vor dem grossen Finale folgte noch der von mir natürlich mit solidarischer Aufgregung erwartete Vortrag von Anne zu #Aufschrei, der für einen absolut stillen Saal 1 sorgte. Es war bewegend und eindringlich, und ich danke ihr dafür sehr!

Zu einer solch riesigen Veranstaltung ein kurzes, faires Fazit zu ziehen ist keine einfache Sache, zumindest finde ich, man sollte es sich nicht zu leicht machen. Ich hatte das Gefühl, es fanden eigentlich diverse re:publicas (re:publicen?) parallel statt: so viele Menschen, die ich kannte (toll!), und noch viel mehr Menschen, die ich nicht kannte. Die Programmgestaltung ermöglichte in jedem Fall, viele verschiedene Interessen abzudecken, auch wenn einige die Auswahlprozesse als intransparent empfunden haben. Allgemein wurde die mangelnde Qualität des Formats Panel beklagt. Mir geht das schon länger so, daher war ich auch quasi nur in Vorträgen und habe es nicht bereut.

rp13wifi

Was lange währt, wird gut: 2013 gab es erstmals stabiles Wlan auf der re:publica.

Ganz grundsätzlich ist es noch mal hervorzuheben, dass die re:publica, sich im Vorfeld um eine Erhöhung des Frauenanteils unter den Redner_innen bemüht hat und auf der wichtigen Livestream–Stage 1 einige zu sehen waren, u.a. Deanna Zandt, Laurie Penny und Anne Wizorek mit feministischen Themen. Gute Sache!

Last but not least ein triviales, aber nicht zu unterschätzendes Thema: die Essens- und Trinkssituation benötigt noch Verbesserung. Ja, ich ende damit. Ich esse halt gern!

Anne

Es klingt immer so schlimm wichtigpopichtig wenn man sagt, dass man von der re:publica nicht so viel mitbekommen habe, weil man selbst einen Vortrag halten musste. Aber nun ja, ich habe leider längst nicht so viel von der #rp13 mitnehmen können, wie ich gerne gewollt hätte, weil da eben dieser Talk war. Ich war zumindest am Montag unfassbar neidisch auf alle, die es schon hinter sich hatten und merkte, dass ich mich vor Ort mit all den vorfreudigen (und natürlich lieb gemeinten) Kommentaren zu meinem Talk einfach nicht entspannen konnte. Außerdem musste ich noch ein Zillion Screenshots machen – dazu passendes Zitat von Björn Grau: „Ich finde es gut, dass du dieses Jahr die Twitterlesung gemacht hast.“ – und hatte schlicht noch einiges zu tun, bevor an ein Feierabendbier auch nur zu denken war. Insofern trauere ich gerade all den verpassten tollen Internetmenschen nach und auch denen, die ich zwar sah, aber eben viiiel zu kurz – an dieser Stelle winke ich mal stellvertretend der tollen Kaltmamsell und Das Nuf! Hoffentlich kann ich im nächsten Jahr wieder wirklich, weil mehr, dabei sein.

Ansonsten bin ich einfach unendlich dankbar, dass ich diesen Tag und diese Erfahrung mit so vielen Lieblingsmenschen teilen konnte. Sie fühlt sich immer noch total surreal an und ich war wohl noch nie so aufgeregt – 2013 setzt da gerade echt neue Maßstäbe! Es freut mich auf jeden Fall sehr, dass mit dem Vortrag das rübergekommen ist, was ich einfangen wollte und dass er so viele Menschen berühren und zum Nachdenken anregen konnte. Allein die zahllosen lieben Reaktionen auf Twitter möchte ich mir gerne eintuppern und für schlechte Zeiten aufheben.

Und wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass die Aussage „Feminismus, fuck yeah!“ auf der großen re:publica-Bühne erstens stattfindet und zweitens, spontanen Applaus bekommt? Mich hat das jedenfalls komplett umgehauen.

Was uns allen aus dem Team übrigens auch sehr viel Lächeln bescherte, war außerdem die Tatsache, dass so viele Menschen die re:publica zum Anlass nahmen, um uns mal persönlich zu sagen, wie sehr sie kleinerdrei mögen. Es ist wirklich wundervoll zu wissen, dass wir nach so kurzer Zeit schon ein dermaßen tolles Plätzchen in dieser Blogosphäre gefunden haben. Daher auch noch mal an alle unsere lieben Leserinnen und Leser:

kleinerdreiftw

Meta Love mit dem „i“ der re:publica.

Is this the real life? Is this just fantasy? Uns bleibt hier nur noch zu sagen: Danke, re:publica! Wir sehen uns zwischen dem 5. und 9. Mai 2014 wieder. Und dann singen wir auch wieder aus vollem Halse „Bohemian Rhapsody“ mit, versprochen:

Wart ihr auch auf der re:publica und habt selbst Zusammenfassungen gebloggt? Dann postet sie gerne in den Kommentaren und wir versuchen uns mal an einer Liste. Wir sind jedenfalls auch sehr auf eure Eindrücke und Vortrags-Highlights gespannt!

Eine sehr schöne Übersicht des Sessionsplans inklusive der bereits hochgeladenen Videos der Talks findet ihr übrigens hier.

7 Antworten zu “re:cap – Tag 3 der #rp13”

  1. […] und Herm – Recap des ersten Tages bei Kleinerdrei – Recap – Tag 2 der #rp13 bei Kleinerdrei – re:cap – Tag 3 der #rp13 – Gilly mit seinem kurzweiligen Überblick der Konferenz – René hat die besten Beiträge mal […]

  2. Nils Müller sagt:

    Meine Gedanken zum ersten (http://bit.ly/12LHxWc ), zweiten (http://bit.ly/15nN2S1 ) und dritten (http://bit.ly/15IwFzl ) Tag der #rp13

  3. Lars Hahn sagt:

    Hier mein Beitrag zur #rp13. Ihr solltet noch mal twittern, wo Ihr sie denn sammeln wollt!

    http://systematischkaffeetrinken.de/2013/05/09/jobsuche-2-0-oder-hashtag-karriere-auf-der-republica/

  4. Charlotte sagt:

    merci merci fuers bloggen!

  5. diddeldumdiedeldei sagt:

    „dass sie lange in ihrer “Spieler_innen-Peergroup” des Sexismus nicht stark erlebte oder nicht so störend empfand – aber sich im Zuge von #Aufschrei und den Geschehnissen rund um Anita Sarekeesian zunehmend damit zu beschäftigen und natürlich darüber aufzuregen begann.“

    Und das verbucht ihr als Erfolg? Für mich ist das eher ein schönes Beispiel dafür, warum die ganze Kampagne völlig kontraproduktiv ist.

  6. […] her, dass die republica 13 endete. Ich möchte mich den Resümees und Rückblicken (z.B. bei KLEINERDREI) anschließen und meine Eindrücke als Neu-republica-ner […]