Weg mit dem Kram

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Meine Beziehung zu Unterhaltungsmedien ist ja eher mittelstark neurotisch. Nicht erst seit meinem letzten Umzug, aber der hatte durchaus ein traumatisierendes Moment. Ich entschloss mich nämlich diesen ganzen Kram, der sich so angesammelt hatte, zu entsorgen.

Nach einer Inventur stelle sich „der Kram“ dann als 300 DVDs, mehrere hundert Bücher und 4 Regalmeter Musik-CDs heraus. Das musste weg! Ich bin doch keine Leihbibliothek. Also alles verschenkt, gespendet und sonstwie verklappt. Dabei tausend kleine Herzensbrüche – vielleicht auch eher mikroskopische Herz-Haarrisse.

Als hätte die „Ronny’s Pop Show 18“ und ihr Status als meine erste CD in irgendeiner Weise sentimentalen Wert. Oder gar kulturhistorische Relevanz. Trotzdem dieses Gefühl von Lebwohl-ich-werde-dich-nie-wiedersehen. Jedes Mal wenn ich eins der Bücher in die „Kann weg“-Kiste packe. Als könnte ich mir das – für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich doch noch einmal „Homo Faber“ lesen will – nicht einfach im Internet klicken. Das ist doch albern. Diese objektfixierte Nostalgie. Natürlich gibt es Gegenstände mit sentimentalem Wert. Aber ob das jetzt zwingend die DVD Fassung von „2001“ sein muss, nur weil ich den Film mag? Ich weiss ja nicht… Von dem emotionalen Kraftakt, drei Kubikmeter Disketten und Computerspieleverpackungen wegzuwerfen, will ich hier mal gar nicht anfangen. Am Ende muss noch jemand weinen. (Im Zweifel ich.) Das Absurde: An Datenverlust habe ich mich mittlerweile einfach gewöhnt. Der Verlust von A:\GEHEIM\GEDICHTE.TXT, die mein 14-jähriges Ego auf eine grüne 3¼ Zoll Diskette speicherte, schmerzt kaum. Auf jeden Fall weniger als der Verlust der grünen Diskette. Die Erlebnisse mit den gespeicherten Daten projiziere ich wohl auf das physische Medium. Das Taschenbuch-Exemplar von The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy saugt all den Dank und die emotionale Bindung in sich auf, die ich eigentlich Text oder Autor für all die Lachtränchen (und den Fisch) schulde.

Also – klar ersichtlich – der map hat ne Macke weg, was Informationsdatenträger angeht. Meine Strategie, damit umzugehen ist eine einfache: Keinen Kram mehr kaufen, der sich nicht auch aus dem Internet mit ein bisschen Gefuchtel auf Glasoberflächen herbeizaubern lässt. Ich weiß, das grenzt jetzt an Häresie, aber ich bin mittlerweile sogar an einem Punkt angelangt, an dem ich zum Beispiel für ein digitales Buch mehr zu zahlen bereit bin, als für eins dass ich rumschleppen und endlagern muss. Eine Zusatzgebühr für die entkörperlichte Information, die nichts wiegt und keinen Platz in Umzugskisten wegnimmt, sozusagen.

Gerade bei Büchern ist das für manche noch schwierig, sehe ich ein. Persönlich finde ich aber das Lesen auf einem eReader ähnlich angenehm wie das Blättern in einem Buch. Was rein haptisch vielleicht noch etwas ungelenker ist, macht das eBook schon durch andere Qualitäten wett: Ich muss mir zum Beispiel keine Sorgen um einen gebrochenen Buchrücken machen. Meine Buchrücken-Neurose könnte wahrscheinlich sowieso noch mal einen eigenen Artikel füllen. Manchmal kaufe ich mir die eBook-Version, wenn ich von jemand ein Buch leihe, nur um das Buch unbeschadet zurückgeben zu können. Die feine Staubdecke auf dem meinen Schreibtisch zierenden Germaine Greer-Buch könnte da eine lange Geschichte erzählen.

Bei anderen Sachen, deren Haptik sowieso nie eine so grosse Rolle gespielt hat, habe ich es da schon schwerer, die weit verbreitete Präferenz des Physischen nachzuvollziehen. Wer kauft denn eigentlich noch Musik-CDs? Schallplatten, okay, das kann ich verstehen. Aber CDs? Oder Computerspiele. Ich freue mich ja schon, wenn sich der Download auch für Konsolen und die sogenannten Triple-A-Titel – also den grossen Titeln namhafter Hersteller – durchgesetzt hat. Nie wieder den Datenträger irgendwo vergessen haben! PC-Spiele sind da ja schon weiter und zeigen noch weitere Vorteile auf: Ich fühle mich sehr viel wohler mit der immer länger werdenden Liste von ungespielten Spielen in meinem Steam-Account, als mit dem sogenannten „Pile of Shame“, der sich physisch neben der Konsole langsam auftürmt. Dafür nehme ich dann für mich persönlich auch zähneknirschend in Kauf, das Spiel nicht weiterveräußern und verleihen zu können.

Die Frage die mich nach solchen Nabelschauen dann immer befällt: Ist das eigentlich noch irgendwie halbwegs normal? Oder ist diese Medien-Bindungsangst irgendwo zwischen liebenswerter Macke und nerviger Alltagsneurose zu verorten? Und wie ernst will ich mich eigentlich selbst noch nehmen, wenn ich dann doch „Superspiele und Utilities für CPC 464 und 664“ aus der Reihe „aktiv computern“ des Vogel-Buchverlag Würzburg in meinem Bücherregal wiederfinde? Egal. Was ich sicher weiß: Je weniger Bücher, DVDs, CDs, Blu-rays und sonstiger Redundanz-Kram meine Wohnung verstopft, desto „freier“ fühle ich mich. In jedem Fall desto umzugsfähiger.

Um es kurz zu sagen, ich denke: Digital ist besser. Und ihr so?

20 Antworten zu “Weg mit dem Kram”

  1. Wayne sagt:

    Im Prinzip dafür. Mag aber nicht, dass ich nicht wirklich Eigentümer der entsprechenden Textkopie bin.

  2. madmalik sagt:

    Das geht mir sehr ähnlich. Ich hab irgendwann (ebenfalls) bei einem Umzug angefangen was physisch an Datenträgern rumstand einfach nciht mehr auszupacken und hab sie in einer stillen Ecke eines Dachbodens zwischengelagert. Bücher will ich seitdem ich einen Kindle habe nicht mehr in Papierform lesen, und optische Medien kann ich mittlerweile nicht mal mehr auslesen.

    Es war nicht mal eine bewusste Entscheidung, eher die Faulheit all den Kram wieder in Regale zu packen, und mittlerweile würde es mich keine 10 Sekunden beschäftigen wenn das alles komplett weg wäre.

    Seitdem baue ich immer mehr diese irrationale Sentimentalität gegenüber Gegenständen ab. All die Gitarren die bei mir rumstehen haben mir mal sehr viel bedeutet, mittlerweile ist mir nur noch wichtig dass ich eine spielbare Gitarre habe. Sie müsste mir nicht mal gehören. So geht es mir mittlerweile mit fast allen Gegenständen.

    Aber es lässt sich auch noch weiter treiben. Ich hatte letztens eine interessante Diskussion mit einem Musikliebhaber, der ähnlich alt wie ich schon in der Filesharing-Ära musikalisch sozialisiert wurde, dem es außerordentlich wichtig war eine große Musiksammlung auf seinen eigenen Festplatten zu haben. Was mir mal ähnlich ging, und was ich mit dem Umstieg auf eine SSD im Laptop und entsprechend weniger Speicherplatz sein gelassen habe.
    Mir reicht es mittlerweile dass „meine“ Musik über einen Streaminganbieter wie Spotify kommt und dass ich Mixsets höre die ich in zwei Jahren nie wieder finden werde.

    Es hat was mit loslassen zu tun und dem Vertrauen dass auch in 10 Jahren der Anhalter noch lesbar sein wird, auch wenn wir nicht jeder einzeln eine Kopie davon horten.

  3. Stephan Urbach sagt:

    Als ich das letzte Mal umzog, hatte ich vorher knapp eine Tonne Sachen weggeworfen/verschenkt: Bücher, CDs, DVDs, den Fernseher, Möbel zur Lagerung derselben.

    Ich mag Bücher sehr gerne. Ich liebe Bücher. Meine alte Ausgabe fliegendes Klassenzimmer. Die Alana von Trebond Reihe. Tales from the City. Es sind Bücher, die mich auf meinen Reisen durch die Republik und auf der Reise in das „Erwachsenenalter“ begleitet haben. Ich kann sie nicht weggeben. Ich kann es nicht, denn wenn ich es tue, dann gebe ich den Rest meiner Jugend weg. Dann gebe ich die Erinnerung weg, die immer wieder hochkommt, wenn ich das Buch sehe. Die ich gerne habe. Wie das Buch.

    Ich habe auch einen eBook-Reader. Darauf lese ich vor allem Fachbücher, weniger Belletristik. Ich bin froh, meine „Fachbibliothek“ weg zu haben. Das war Ballast, den ich nicht mehr bereit bin, durch die Welt zu tragen. Oh, nd seit neuestem kaufe ich auch Belletristik für den Reader.

    Einige CDs habe ich aufgehoben – weil es limitierte Erstauflagen in wunderschönen Digipacks sind. Weil ich die Alben teilweise mit produziert habe. Weil mir diese speziellen Geschichten aus meinem Leben erzählen. Ich bin höllisch froh, dass ich aber das meiste digital habe, neue Musik kaufe ich digital, manchmal lade ich es runter.

    bei mir stauben Bücher und CDs ein. Es sind alte Bücher, alte CDs, alte Erinnerungen, die da einstauben und manchmal, da puste ich drüber, entferne den Staub und lächle wie damals, als ich mit dem Buch in der Tasche und der CD im Discman eine staubige Straße lang lief – immer Richtung Sonne.

  4. Claire sagt:

    Digitales Lesen stellt für mich bisher höchstens eine Zusatzfunktion dar, beiweiten aber keinen Ersatz. Bauchschmerzen bereiten mir vor allem DRM (wird hier gar nicht erwähnt?!) und die explizite Bindung an einen speziellen Gerätehersteller, da nicht alle E-Books mit allen E-Book-Readern kompatibel sind. Zudem möchte ich meine Bücher verleihen/verschenken/selbst ausleihen, empfehlen, Stellen zeigen, rummalen, knicken (!!), durchblättern und riechen (!!).

    Perfekt wäre, wenn man immer beides zusammen erhalten würde und den digitalen Büchern ein kleiner Duftspender beiliegen würde, der den Geruch eines neuen Buches versprüht ;)

  5. die_krabbe sagt:

    Ich verstehe das sehr gut. In Teilen zumindest. Gerade der Umzugsaspekt und die Wohnung nach den Regalmetern, die dort irgendwie hinein passen sollen auszusuchen, ist mittelmäßig hirnrissig.

    Es ist schon ganz nett einfach seinen Laptop zuklappen zu können und alle kulturellen Besitztümer dabei zu haben. Allein wegen der ständigen Möglichkeit des Zugriffs auf selbige. Andererseits ist es auch etwas traurig, wenn das ganze Leben in zwei Umzugskartons passt. Irgendwie fühlt sich das so an, als hätte man in seinem Leben nichts „geleistet“ (sprich angesammelt). Sicher ist das, gerade wenn man so wie du ständig die Stadt wechselt, sehr befreiend. Man ist einfach mobiler.

    Ich persönlich habe mich auch von meinen CD’s getrennt und nie wirklich DVD’s besessen, weil ich die Sammelleidenschaft diesbezüglich nie verstanden habe. (Wie oft schaut man sich einen Film durchschnittlich an, dass es den physischen Besitz dessen rechtfertigt?)

    Bei Musik sehe ich das anders. Meine Schallplatten würde ich nie aufgeben, zu sehr höre ich bewusst Musik und habe Spaß an aufwendig gestalteten Alben. Andererseits kaufe ich die Platte eher nicht, wenn sie nicht auch einen Download-Code dabei hat. Schließlich will ich die Musik auch unterwegs dabei haben.

    Den einzigen physischen Besitz von Büchern, den ich wirklich verteidigen würde, ist der von Kochbüchern und Ähnlichem, in dem man blättert, ohne intensiv darin zu lesen. Das können ebooks noch nicht leisten.

    Ich bin also im Wesentlichen deiner Meinung, wenn auch mit Einschränkungen.

    Was leider bei dem Wegwurf aller physischen Medien verloren geht, ist das „Zeig mir dein Regal und ich sag dir, wer du bist.“ Es wird wohl niemand deine iTunes Bibliothek durchscrollen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was du für einen Musik-/Film-/Serien-/Büchergeschmack hast.

  6. Claire sagt:

    Nachtrag: Bei Musik sieht das übrigens bei mir schon gaaanz anders aus, da überwiegt digital, weil ich es auch nur digital höre, CDs also nur umständlich wären (und CD-Ständer schon immer hässlich waren). Ausnahmen sind Liebhaberstücke oder Plattenunterstützungskäufe, damit die Bands mehr dran verdienen.

    Als Ergänzung zu den E-Books: Hörbücher! Die auch meistens digital, zum unterwegs hören.

    Analog-Digitale Mischformen, die man beim Kauf zusätzlich erhält, wären aber in allen Bereichen mein Favorit, denn bisher gibt es immer aus Geldbeutelgründen immer nur entweder/oder.

  7. Nachdem mir mein zweiter Kindle wieder innerhalb eines Jahres kaputt gegangen ist habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr auf ebook-Reader. Ich bevorzuge Bücher, da hält der Akku länger, der Kontrast ist besser, sie können mir nicht einfach weg genommen werden und ich kann sie beliebig verleihen oder verschenken.

    Wenn ich mir mal ein Tablet zulege, werde ich wohl wieder mit ebooks anfangen, vorher sehe ich da kein Bedarf für.

    Außerdem das was Stephan sagt ;)

  8. Niklas D. sagt:

    Es geht mir bei physischen Medien eher darum, die Dinge tatsächlich zu besitzen, und nicht nur eine Nutzungslizenz zu erwerben. Ein Buch geht nicht weg, wenn man sein Amazon-Konto kündigt, eine CD kann nicht heimlich geändert werden und eine DVD meldet nicht dein Verhalten beim Anschauen an das Filmstudio.
    E-Books habe ich z.B. nur eine Handvoll, die meisten davon kostenlos oder Fachbücher zu technischen Themen. Musik nutze ich nur so, dass ich die MP3s ohne DRM auf einem von mir kontrollierten Gerät habe, bei Diensten wie Spotify habe ich mich nicht angemeldet. Filme meistens als DVD. die meisten Video-on-Demand-Dienste laufen eh nicht unter Linux und auch Blu.-Rays lehne ich aufgrund des Kopierschutzes ab.

  9. Arne sagt:

    Ich glaube, es geht mir in der Frage relativ ähnlich wie dem Stephan Urbach. Damit meine ich in erster Linie, dass ich Medien nicht gleich behandle.

    Ich besitze einen eBook-Reader und benutze ihn gerne, genau so wie ich Musik fast ausschließlich digital und direkt übers Netz kaufe. Auch DVDs und den ganzen Kram finde meist eher lästig.

    Klingt alles ganz einfach und platzsparend. Doch dann gibt es da noch diese Ausnahmen. Die Bücher, Comics, Platten, die ich nicht nur mag, sondern wirklich innig liebe. Und wenn ich etwas wirklich liebe, habe ich das Bedürfnis nach nähe und das fällt mir dann doch sehr schwer mit reinen Daten auf einem Datenträger (Das schließt CDs lustiger weise mit ein, Schallplatte it is).

    Das mögen viele sentimental nennen, aber ich sage: FUCK YEAH SENTIMENTALITÄT! <3

    Ich liebe es, mich entspannt in meinen Lieblingssessel zu setzen und nichts anderes zu tun, als meinen Blick über die Rücken meiner Lieblingsbücher schweifen zu lassen und mich dabei zu erinnern. An den Inhalt, an die Lebenssituation in der ich damals war oder an die Person, die es mir geschenkt hat.

    Ein Blick auf meinen Kindle kann das nicht.

    Aber wie gesagt sind das Ausnahmen. Bei mir steht ein Regal und dieses eine Regal ist mein Maßstab für "zu viel". Ist es voll, fange ich an zu sortieren.

    Das klappt bisher noch recht gut, wenn ich damit irgendwann an die Grenzen stoße, denke ich neu. Soll ja gesund sein. :-)

  10. Ach, ach. Ich mag bei Papierbüchern, die ich habe, dass sie mir zugänglich sind, ohne, dass ich darauf hoffen und bitten muss, dass eine Plattform mir ihre Informationen bereitstellt. Das ist mir bei Musikstreaming aufgefallen. Ich muss das Zeug nicht besitzen. Aber ich will darauf zugreifen können und mich darauf verlassen können, dass ich es finden und „benutzen“ kann. (Schüttelfaust als Grooveshark nicht mehr funktionierte.) Weil ich kein Einkommen habe, kommt es nicht infrage, für diese Dienste zu bezahlen, ich bin darauf angewiesen, beschenkt zu werden.
    Dass ich CDs besitze ist eigentlich albern, ja, meistens sind sie nicht in ihren Hüllen, und die, die ich oft und am allerallerallerliebsten höre, sind auch die allerallerallerverkratztesten. Doesn’t word so well.
    Und so gut ich es finde, Bücher, die ich suche, aus dem Regal ziehen zu können, sie so oft benutzen zu können wie und wann es mir passt, (und oh die Befriedigung, sie zu einzusortieren!) so sehr fuchst es mich, dass sie keine Suchfunktion haben. Was soll das? Gerade bei Büchern, die schlauer sind als ich, will ich Sachen wiederfinden können. Und copypasten.
    Seit kurzem habe ich Geräte, um VHS- und Audiokassetten digitalisieren zu können, dann werde ich mich mindestens von denen trennen können. Weil ich nicht vorhabe, in dieser Wohnung zu sterben, wird der Kram definitiv nochmal ein Thema sein.

  11. daniel doublevé sagt:

    ich stimme eigentlich mit dir überein; meine musik konsumiere ich nur noch digital, bei filmen und videospielen bin ich auf dem besten weg dahin. auch kenne ich dieses befreiendes gefühl, wenn man stapelweise bücher, die man nie wieder lesen wird oder überhaupt nie gelesen hat, weggibt (niemals wegwirft).

    es gibt nur eine (womöglich berufsbedingte) ausnahme: literatur.
    ich besitze zwar einen kindle, aber ich nutze ihn kaum. viele der bücher bzw. der texte, die ich lese, sind digital einfach noch nicht verfügbar. viele davon werden noch nicht einmal mehr verlegt und ich muss sie ohnehin gebraucht bzw. antiquarisch kaufen (macht, sagen wir mal, die hälfte meines literaturkonsums aus) – oder ich suche einfach nicht richtig. gesamt-, werk- oder kritische ausgaben sind auch – soweit ich das sehe – eher die seltenheit. ich bin aber auf sie angewiesen. und zu guter letzt bin ich ein fan experimenteller literatur und da gibt es einige fälle, die explizit an das medium buch (bzw. papier) gebunden sind.

    das sind aber keine gründe gegen die digitalisierung, nur eher hinweise, wo nachholbedarf besteht. generell, die wissenschaftliche beschäftigung mit literatur sollte sich langsam mal auf ebooks einstellen (gibt es z. b. schon ein zitiersystem, wenn es keine fixen seitenzahlen mehr gibt?). dabei bietet es so viele vorteile: einmal digital zur verfügung gestellt, bleiben sie verfügbar und ich komme nicht mehr in die situation ein dünnes buch für viele viele euros zu kaufen oder es gar nicht mehr zu finden. das wäre ein traum!

  12. Martin sagt:

    Wenn Texte und Musik ganz selbstverständlich als wav oder txt verkauft werden würden, und es universelle Lesegeräte, die Wert auf Qualität legen, gäbe, wäre ich ähnlich euphorisch.

  13. The Real Abfallkorb sagt:

    Ich bin da mal wiedr konsequent inkonsequent: Ich kann Dinge gut loslassen, die keinen ideellen Wert für mich haben und was man leicht wieder bekommen kann. DVDs, die ich nie oder einmal gesehen habe? Weg damit! Bücher, die auf meinem Stapel der ungelesenen Büchwer seit 2 Jahren rumgammeln? Kein Bedarf mehr. Aber Bücher, die ich liebe, einfach weggeben? Kann ich nicht. Ich habe auch einen ebook Reader, auf dem ich auch ganz gerne lese zwischendurch. Vor allem, wenn ich auf Reisen gehe und keine dicken Bücher mitschleppen möchte. Aber trotzdem habe ich nicht das gleich haptische Erlebnis wie bei einem Buch mit papier und Geruch und so.
    Auch bei der Musik vertraue ich eigentlich am liebsten auf CDs. Denn ich hatte eine tolle, große, schöne, elektonische Musiksammlung. Bis die externe Festplatte angeschmiert ist. Dann war alles weg. Da ist schon ein Stückchen von mir mitgestorben. Ich habe also gerne Sicherheiten, denn ich traue der Elektronik nicht. Die ist mir zu launisch!

  14. Anne Wizorek sagt:

    Ich weiß noch ganz genau, wie ich das erste Mal ein Album nur digital kaufte (es war „Show your bones“ von den Yeah Yeah Yeahs) und es total bizarr fand, es dann nicht auch in der Hand zu halten, aber eben doch gleich hören zu können, anstatt erst in den Laden zu gehen oder irgendwo auf einen Bestellknopf zu drücken, damit es dann irgendwann im Briefkasten liegt.

    Es war cool und seltsam zugleich. Vor allem, weil ich es als Musikfan ganz anders gewohnt war und sonst sehr viel Zeit in Plattenläden verbrachte.

    Heute schaue ich meine CD-Regale an, von denen ich mich (noch) nicht trennen kann und weiß nicht mal mehr, für welche CD ich zuletzt Geld ausgab. Weggeben oder gar -schmeißen kann ich sie aber z.B. schon mal deswegen nicht, weil ich wenn ich denn alle Jubeljahre mal wieder auflege, das eben gerne mit CDs mache und auch allein dadurch schon sehr sehr viele Erinnerungen dran hängen – ob ich das beim nächsten Umzug schon anders sehe, vermag ich allerdings auch nicht zu sagen. :)

    Viel Musik kaufe ich trotzdem immer noch, daran hat sich nichts geändert – die Sammlung wird nur in Kohlenstoffform nicht weitergeführt. Für Spotify bezahle ich auch liebend gerne den höchsten Betrag und nutze es mittlerweile öfter als meine iTunes Library. Und neue Musik entdecke ich schon lange übers Netz, da allerdings auch ohne die „Hilfe“ von Musikredaktionen.

    In Bezug auf Bücher hat sich bei mir mit dem Kauf eines Kindle etwas gezeigt, das mich sehr gefreut hat: Ich lese wieder viel viel mehr und kaufe dementsprechend auch mehr Bücher (wobei ich es auch immer fürs Lesen von Blogartikeln etc. nutze, von denen ich folglich auch mehr lese, statt sie im Google Reader – chrchr – vergammeln zu lassen). Aktuell mehr Sachbücher, aber das ist eher ein Interessensding, denn mit dem Medium eReader zusammenhängend. Wenn es endlich möglich wäre eBooks problemlos zu verschenken, wäre das grandios. Wobei ich das dann vermutlich stärker als Dankeschön für Zwischendurch nutzen würde und für Geburtstage und dergleichen weiterhin das klassische Geschenke einpacken vorzöge – was ich übrigens auch nicht missen möchte.

    Ich glaube, ich bin da wirklich eine Mischform und sehe aber auch nicht, warum wir zwangsweise auf das eine oder das andere System umstellen müssen. Optimierungen sind auf beiden Seiten dennoch möglich, z.B. Download Codes bei gekauften Büchern inklusive zu haben oder dass Verlage ihr bisheriges Repertoire mal komplett digitaliseren, statt sich nur auf Neuerscheinungen zu konzentrieren.

    (Das Fass mit dem Problem für Fans internationaler TV-Serien mache ich hier noch nicht mal auf. Aber was da ein ordentlicher Streaming-Dienst bringen würde, hach!)

  15. Samya sagt:

    Also ich könnte keine Bücher wegwerfen, das tut mir in der Seele weh. Wenn wir umziehen, kommen alle Bücher und auch die zwei großen Regale voll CDs mit. Ich finde CDs schön, weil der Sound aus einer Anlage doch viel besser ist als aus Laptop-Boxen.

    • q____q sagt:

      Kabel ausm Laptop via Kopfhörerbuchse raus, in den Verstärker der Anlage rein, Problem gelöst! Mach‘ ich seit Jahren so.

  16. carsten sagt:

    Also ich sehe das ganze wohl immernoch etwas altmodisch :) Bei Büchern kann ich nicht wirklich mitreden, da ich keine großartige Leseratte bin.

    Das Album eines Künstlers, welches ich mir kaufe, möchte ich hingegen in den Händen halten und mir in das Regal stellen. Neben dem Artwork ist mir selbst das „umständliche“ Einlegen der CD in die Anlage oder das ständige Wenden und Auflegen der Platten wichtig. Es gehört für mich einfach zum Musikkonsum dazu . Auch ich trage mehrer GB an Musik auf meinen Ipod mit mir rum und höre ständig nebenbei Musik. Es ist allerdings etwas anderes sich auf das Sofa zu setzten und eine Platte aufzulegen. Das ist -nur für mich persönlich- einfach ein ganz anderer Musikgenuss. Viel konzentrierter und entspannter. Unabhängig vom emotionalen Wert eines bestimmten Albums sind Schallplatten auch recht Preisstabil (viele LPs erlangen einen hohen Sammlerwert, was man von MP3 sicher nicht behaupten kann), langlebig und mit rudimentärer Technik abspielbar. Sicher, man braucht einen Plattenspieler. Aber diese alte Technik, welche selbst älter als 50 Jahre ist, wird wohl noch in 50 Jahren verwendbar sein. Alles was man braucht ist Strom, einen Spieler und die Platte.

    Übrigens bekommt man mitlerweile zu den meisten Schallplatten einen Downloadcode. Man bekommt für den normalen Preis also das Album in digitaler Form für unterwegs und einmal als feste „Investition“ für Zuhause ;)

    Ich weiß, es ist etwas paranoid, aber ich habe immer im Hinterkopf, das alles, was uns das Leben gerade so schön erleichtert, irgendwann nicht mehr verfügbar sein wird. Was machen wir wenn unsere Daten mal „verschwinden“, wenn das Netz „kaputt“ geht oder wenn wir auf Wikipedia nicht mehr zugreifen können und unsere alte gebunde Brockhaus Enzyklopädie, welche wir von unseren Eltern geerbt haben, längst auf den Speermüll gelandet ist?

    Es mag altmodisch von mir sein, aber ich mag diesen ganzen neuen Trends und technischen Innovationen nicht wirklich vertrauen. Auch wenn sie wirklich viele Vorteile mir sich bringen.

  17. Félin sagt:

    Musik war mir einfach noch nie so wichtig, von daher nutz ich schon seit relativ langem Musik eigentlich nur noch auf dem Rechner (Ausnahmen hierbei Lieblingsband, da möchte ich die CD einfach im Regal haben.)
    Bei Büchern, nunja, unterschiedlich. Für mich hat der Ebook-Reader die Bibliothek ersetzt. Es gibt Genre, die ich mir eher nicht kaufe (Krimis, Thriller), die les ich nur auf dem Kindle. Wenn mir Bücher wirklich gut gefallen, kauf ich sie in echt für ins Regal stellen und manchmal ist mir einfach danach, in einem echten Buch zu blättern (wenn das auch erschreckend wenig geworden ist, ich hab vorgestern mein erstes Papierbuch dieses Jahr gelesen).
    Was ich mir wünschen würde: mehr Verzahnung. Ich finde es super, wie das bei Lobo/Passig war, mit dem Code im Buch für den Download des Ebooks. Weil ich tatsächlich gern alle Bücher, die ich im Regal stehen habe, auch auf dem Reader haben möchte, für immer dabei haben.

  18. spicollidriver sagt:

    Ich oute mich mal als absoluter „Dinosaurier“. Ich habe zwar kein „Problem“ mit downloads. Ganz im Gegenteil. Aber letztlich läuft es darauf hinaus, daß ich so ziemlich alle Veröffentlichungen, die ich richtig, richtig gut finde, doch noch in physischer Form (= Platte) kauft. Den Tonträger „in echt“ zu „besitzen“ fühlt sich für mich dann doch noch irgenwie anders an als Dinge, die nur „virtuell“ existieren.

  19. Krisse sagt:

    Hm…

    CDs und Schallplatten kaufe ich immer noch und sogar zunehmend als physisches Medium, dann aber wenn möglich gebraucht oder direkt von meinem Lieblingslabel bzw. auf einem Konzert. Ich mag es auch sehr auf dem Flohmarkt zu stöbern. Habe einige Titel auch digital gekauft und dabei festgestellt, dass bestimmte Alben mit der Zeit dann doch wichtiger wurden, also der Wunsch bestand sie auch als CD zu haben. So teilt sich meine Musiksammlung in viele CDs und einige Downloads. Wichtigste Kriterien sind persönliche Bindung und Preis.
    Schallplatten habe ich immer auch sls CD.

    Bei DVDs habe ich gründlich ausgemistet und nur noch mir sehr wichtige Filme im Regal. Das Leihen oder Streamen ist günstiger und nimmt weniger Platz weg.

    Bücher und Comics habe ich immer noch lieber im Regal liegen. Wobei ich auch Hörbücher nutze und die auch als Download okay sind. Bei Fachliteratur sind mir digitale Quellen wegen der Suchfunktion sogar lieber.

    Außerdem habe ich noch eine wachsende Brettspielsammlung (bei Videospielen entscheidet der Preis über die Distributionsform, während meine Freunde auf der Schachtel im Regal bestehen.).

    Alles in allem fühle ich mich durch meine Mediensammlung nicht eingeschränkt oder so.

    Bei physischen Medien hat man einfach eine höhere Datensicherheit und alle Eigentumsrechte am Medium, Punkte, die ein Download nicht erfüllen kann.