The Cave

Foto , fair use , by double fine productions

Double Fine Productions ist eigentlich schon seit Psychonauts eins meiner Lieblings-Spiele-Studios. Natürlich auch weil Gründer Tim Schafer meine Kindheit mit den ersten beiden Monkey Island Teilen und Day of the Tentacle wesentlich begleitet hat. Die gute alte Zeit der LucasArts (oder gar Lucasfilm Games!) Adventures. Hach!

Ron Gilbert ist nach seinen Spielen für Hothead Games nun also auch bei Double Fine – und damit bei seinem alten LucasArt Kollegen – gelandet und bringt uns mit „The Cave“ Futter für die Adventure Fans von anno dazumal in einem frischen Gewand. Kein Point-and-Click, dafür ein bisschen Jump-and-Puzzle.

The Cave begrüßt uns an einem lauen Sommerabend am Lagerfeuer. Ja, richtig: „begrüßt“. Die Höhle selbst erzählt die Geschichte und erklärt uns auch warum es sprechende Höhlen nicht immer ganz einfach haben. Am Lagerfeuer stehen sieben Gestalten aus denen die Spieler_innen drei auswählen dürfen um mit ihnen hüpfend, laufend und puzzelnd speläologisch tätig zu werden. Je nach dem mit wem das Abenteuer bestritten wird, ändert sich der Weg durch die Höhle. Ein paar der Rätselpassagen sind universell, ein paar jeweils nur für einen Charakter um dessen Geschichte zu erzählen. Meist erreicht man die dann auch nur mit der Spezialfähigkeit der jeweiligen Figur, und da ist von Luftanhalten über Teleportieren bis Unverwundbarkeit alles dabei. Neben diesen „Leveln“ kann man seine Geschichte auch in der Höhle als Wandmalereien im Comicstil finden und sammeln. Leider kommt ansonsten das Storytelling zu kurz, was ich als etwas unbefriedigend, aber ultimativ nicht schlimm empfand.

An dieser Stelle sei kurz angemerkt, dass ich sehr positiv überrascht war, von den Geschlechterrollen und -verteilungen bei The Cave: Die sieben Spielfiguren teilen sich in vier Frauen* und vier Männer*. (Eine „Spielfigur“ ist ein Pärchen Zwillingsgeschwister). Die weiblichen Rollen sind mit Wissenschaftlerin, Zeitreisender und Abenteuerin angenehm klischeearm besetzt. In einer Zeit in der es andere Entwickler für okay halten Special-Editions ihrer Spiele mit blutigen Frauentorsos im Bikini zu verzieren, definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Von mehr wagt man ja fast schon gar nicht mehr zu träumen.

Die Rätsel die es in der Cave zu lösen gilt sind nicht übermäßig anspruchsvoll, erfordern aber manchmal doch etwas Geschick und/oder angestrengtes Nachdenken. Es kann immer nur ein Gegenstand pro Spielfigur mitgenommen werden, also steht Kollaboration oft im Mittelpunkt von Lösungsansätzen. Egal ob man das jetzt wirklich mit drei Controllern gemeinsam spielt oder alleine zwischen den Figuren umherschaltet. Wer früher zum Beispiel Lost Vikings spielte, wird sich gleich zu Hause fühlen.

Was die Geschichten der „Held_innen“ angeht, sind die Ziele für sich durchaus nachvollziehbar und menschlich, jedoch wählen unsere Spielfiguren immer einen sehr direkten Weg dorthin ohne Rücksicht auf moralische Bedenken. Man hält beim Spielen laufend unfreiwillig die Steigbügel für skrupellose Protagonist_innen. In der Welt von The Cave korrumpiert Erfolg und jeder Traum fußt auf einem Fundament aus dunklen Geheimnissen. Leider verschenkt das Spiel ein bisschen die Möglichkeit hier mehr zum nachdenken anzuregen. Aber selber denken ist ja auch schön.

Als jemand der viel Wert auf schöne Enden legt, hat mich The Cave überhaupt ein bisschen enttäuscht. Keine große Outro-Sequenz, keine explizite Moral. Es ist dann einfach vorbei und die Credits scrollen. Auch hier könnte man The Cave sehr frei interpretieren: Auf dem Weg zu seinem Ziel hat man jede Menge Spass, am Ende ist ein erfüllter Traum aber eben auch erstmal vorbei und für sich auch oft eher unbefriedigend. (Und dann hat man im wahrsten Sinne des Wortes auch noch Leichen im Keller!)

Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Alles in allem ist The Cave ein Titel der gespielt werden muss. Am besten zum dritt, weil er dank seiner fabelhaften jede_r-darf-alles Steuerung so am schönsten ist. Und mal ehrlich: Adventures haben immer schon am meisten Spass gemacht, wenn man gemeinsam vor dem Bildschirm saß. Halb mitlösend, halb schadenfroh.

Dringende Spielempfehlung, zweiundvierzig Herzen und ein dreiköpfiger Affe auf der nach oben offenen kleinerdrei Wertungsskala. Gibt es für fast alles, außer eurem Toaster, zum Download für verhältnismäßig kleines Geld. Für Multiplayer empfiehlt sich eine Konsole.

Eine Antwort zu “The Cave”

  1. Anne Wizorek sagt:

    das mit dem grog-automaten musst du jetzt aber noch erklären. :)