In Sierra Leone

Foto , CC BY-NC-ND 2.0 , by Lena Reinhard

Bis vor Kurzem habe ich für eine amerikanisch-nigerianische Nichtregierungsorganisation (NGO) gearbeitet. Die Organisation mit Hauptsitz in Nigeria arbeitet seit Jahren an Projekten im Gesundheitswesen, insbesondere in West- und Zentralafrika. Als Teil meiner Arbeit mit der NGO war ich Anfang dieses Jahres in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, um für einige Zeit mit den Kolleg_innen vor Ort zu arbeiten.

Durch die enge Zusammenarbeit mit den Teams in Sierra Leone in den Monaten vor meinem Besuch hatte ich wenigstens schon eine ungefähre Vorstellung davon bekommen, wie es dort sein würde – auch wenn jede Vorstellung im Vergleich zur Realität eh nur ein schlechter Abklatsch ist.

Sierra Leone liegt in Westafrika, seine direkten Nachbarländer sind Guinea und Liberia, und im Süden liegt es am Atlantik. Mit einer Fläche von 71.740km² ist das Land ungefähr so groß wie Irland. In Freetown selbst leben schätzungsweise 950.000, im Rest des Landes 4,46 Millionen Menschen. Und es ist warm dort – die Temperaturen übers Jahr liegen zwischen 20°C und 37°C, wobei es im Norden weit wärmer ist als an der Küste, wo auch Freetown liegt.

Das Land hat eine lange Geschichte der Kolonialisierung, Sklaverei und Kriege hinter sich. 1961 erklärte Sierra Leone seine Unabhänigkeit von Großbritannien, und wurde 1971 zur Republik erklärt.

Sierra Leone ist eines der ärmsten Länder der Welt. In den Human Development Index der Vereinten Nationen (UN) fließen Werte wie die Lebenserwartung bei Geburt, durchschnittliche und erwartete Dauer der Schulausbildung, und das nationale Durchschnittseinkommen ein. Auf der Skala liegt Norwegen auf Platz eins, die USA auf fünf, Deutschland auf sechs. Sierra Leone liegt auf Platz 183 von 187.

Die Landeswährung heißt Sierra Leonean Leone (SLL). 1000 SLL entsprechen knapp über 20 Cent, 10.000 SLL ungefähr 2,07 EUR. Auf dem Bild unten sind 480.000 SLL zu sehen – zum Zeitpunkt meiner Reise der Gegenwert zu den 100 USD, die ich bei meiner Ankunft eintauschte:

IMG_9591

Ebenso wie Guinea und Liberia wurden auch Sierra Leone und die Menschen vom Ebola-Ausbruch getroffen. Dort waren bis heute über 11.900 Personen erkrankt und überlebten, 3.500 starben. 3.500 Menschen. Schulen und andere öffentliche Einrichtungen schlossen in einigen Gebieten, Notfall-Koordinations- und Behandlungszentren sowie Quarantänestationen wurden eingerichtet, Reisebeschränkungen erhoben, Grenzen geschlossen, das Land für mehrere Tage abgeriegelt. 3.500 Menschen starben. Auch Anfang 2015 noch gehören Gesundheitskontrollen und Fiebermessungen bei der Einreise, außerdem bei jedem Betreten von Supermärkten oder Büros, genauso wie eine Handdesinfektion zum Alltag. Initiativen aus der Bevölkerung richten Straßensperren ein, die nur passieren darf, wer bei allen Mitfahrenden im Auto eine Fiebermessung durchführen lässt und die Mitführung von Desinfektionsmittel nachweisen kann. Schilder an den Straßen weisen auf Ebola, Maßnahmen zum Schutz vor der Krankheit und Notrufnummern hin.

sierraleone-29

sierraleone-34

sierraleone-38

sierraleone-15

In Luftlinie liegen Berlin und Freetown knapp 5.500km voneinander entfernt. Und auch wenn ich in meiner Zeit in Freetown und der näheren Umgebung versucht habe, vor, während und nach der Arbeit so viel wie möglich davon mitzubekommen, was dort passiert – mein Blick auf alles und meine Bilder (ja, in jedem Sinn) entstammen einer sehr privilegierten Perspektive.

Das ist ein kleiner Ausschnitt dessen, was ich dort gesehen habe.

sierraleone-13 sierraleone-12 sierraleone-11 sierraleone-10 sierraleone-9 sierraleone-8 sierraleone-7 sierraleone-6 sierraleone-5 sierraleone-4 sierraleone-3 sierraleone-2
sierraleone-27 sierraleone-26 sierraleone-25 sierraleone-24 sierraleone-23 sierraleone-22 sierraleone-21 sierraleone-20 sierraleone-19 sierraleone-18 sierraleone-17 sierraleone-16 sierraleone-28 sierraleone-39 sierraleone-37 sierraleone-36 sierraleone-35 sierraleone-32 sierraleone-31

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Gelegenheit bekommen habe in Sierra Leone mit meinen Kolleg_innen zu arbeiten und dieses Land wenigstens ein klein wenig kennenzulernen. Nachdem Liberia erst kürzlich als Ebola-frei erklärt wurde hoffe ich sehr, dass das in Sierra Leone ebenfalls sehr bald geschieht.

Und ein wenig hoffe ich für mich, dass ich eines Tages dorthin zurückkehren kann.

sierraleone-1

Weiterführende Links (EN)

Eine Antwort zu “In Sierra Leone”

  1. Anna Nanas sagt:

    Hallo Lena,

    Ich finde es total spannend, deine Bilder anzuschauen, und würde gern mehr darüber wissen als das Offensichtliche („Strand“ usw.) – am liebsten all die Geschichten: wie/in welchen Situationen die Bilder entstanden sind, wer diese Menschen sind, die du fotografiert hast, wo die einzelnen Orte liegen usw. Auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass du wahrscheinlich eh noch viele andere Dinge zu tun hast, und ich vielleicht mit meiner Bitte auf taube Ohren stoße – aber ich glaube, eine Kontextualisierung wäre wertvoll, nicht nur für mich, sondern bestimmt auch für andere … :-)

    Also jedenfalls würd ich mich sehr freuen! :)

    Ansonsten aber auf jeden Fall vielen, vielen Dank für das Teilen deiner Eindrücke!!!!