Willkommen in Gravity Falls

Foto , Fair Use , by Disney

Dies ist ein Beitrag aus unserer Rubrik kleinergast, in der wir alle Gastartikel veröffentlichen. Dieses Mal kommt er von Claire.

Claire ist wohnhaft in Berlin. Schon von klein auf Serienjunkie, was früher die Trickserien am Samstagmittag waren, ist heute alles mit Kopf, Herz & Verstand (manchmal auch gerne Drama). Neben bezahltem Arbeiten im Online-Marketing-Bereich schreibt Claire an ihrer Masterarbeit über Superheld_innencomics

@_LoudandClaire

Was Spannendes? Was zum Lachen? Und tolle Figuren? Triple check! Mit „Gravity Falls“ entstand 2012 wohl DAS Trickserienüberraschungsei überhaupt. Die Serie wird von Disney Television Animation für den Disney Channel in den USA produziert. Kreativer Kopf hinter „Gravity Falls“ ist der noch recht junge Alex Hirsch, der neben der Konzeption auch noch ein paar Charaktere selbst einspricht. Gerade endete in den USA die erste Staffel, die von Serienjunkies aus aller Welt sofort ins fernsehförmige Herz geschlossen wurde und die mit ihrer Serienliebe in Form von Cosplay, Fanblogs sowie Gifs das Internet fluten.

Dipper, Mabel, Grunkle

Aber worum geht es in der Serie? Auf den ersten Blick verspricht das Setting keine großen Besonderheiten: die 12-jährigen Zwillinge Dipper und Mabel Pines verbringen ihren (offenbar sehr langen) Sommerurlaub bei ihrem „Grunkle“ (= Great uncle vielleicht aber auch Grumpy uncle) Stan im Ferienort Gravity Falls in Oregon. Grunkle Stan leitet dort offiziell den Souvenirladen Mystery Shack für Tourist_innen – inoffiziell versucht er aber mit allen Tricks seinen Kund_innen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Unterstützt wird er bei den Arbeiten im Laden von dem gutmütigen Soos und der coolen 15-jährigen Aushilfe Wendy.

Auf den zweiten Blick ist an Gravity Falls jedoch vieles anders, denn nichts im Örtchen ist wirklich normal! Die Serie lebt von ihrer Herzlichkeit, ihrem Einfallsreichtum und insbesondere den beiden Hauptcharakteren, allen voran der jungen Mabel Pines, die ihrem Zwillingsbruder Dipper oftmals die Show stiehlt. Gesprochen wird Mabel im US-amerikanischen Original von Kristen Schaal, die bereits in vielen Comedy-Serien (u.a. 30 Rock, Flight of the Concords) unter anderem durch ihre unverwechselbar schrille Stimme auffiel.

Auch Mabel ist entsprechend laut wie aufgeweckt und zeichnet sich durch ihre Neugierde, Ehrlichkeit, ihren Mut und ihre Energie aus. Auch optisch unterscheidet sie sich von anderen weiblichen Figuren der üblichen Serienformate, durch ihre auffälligen, meist mit Tierbildern bedruckten Wollpullover, ihre feste Zahnspange sowie ihr Hausschwein Waddles. Natürlich gleicht Mabels Bild somit eher dem Stereotyp einer Nerd, dennoch verzeiht man dies schnell aufgrund des Charmes, den dieses kleine Mädchen durchgängig versprüht. (Prä-)Pubertär hegt sie reges Interesse für Jungs und Boybands, dies wird jedoch auf spielerische Art und Weise abgebildet, denn Mabel ist im Umgang mit ihren Mitmenschen stets voller Selbstbewusstsein und bleibt sich selbst treu. Sie verstellt sich nicht, um anderen zu gefallen, weder im Umgang mit Jungs, noch mit den „coolen“ Mädchen aus der Umgebung, die auf Mabel wegen ihrer Art und Kleidung herabsehen.

Abenteuer, Mysterium, Kindsein

Im Zusammenspiel mit ihrem Zwillingsbruder Dipper, im US-Original von Jason Ritter gesprochen, ist es meistens Mabel, die sich mutig und unvoreingenommen den zu erlebenden Abenteuern stellt, wohingegen ihr Bruder als rationaler Counterpart agiert, der mittels eines gefundenen Buches die Geheimnisse der Ortschaft Gravity Falls und ihrer Bewohner_innen (Spoiler: es sind nicht nur Menschen und Tiere) aufdecken möchte.

Dipper ist abenteuerlustig und hinterfragt die Geschehnisse um ihn herum. Auch er hat mit den ersten Symptomen der Pubertät zu kämpfen: er ist unglücklich in die ältere und unnahbare Aushilfe Wendy verliebt. Bei den Versuchen Wendy zu beeindrucken, agiert Dipper jedoch weniger selbstbewusst, als seine Schwester es vormacht. Glücklicherweise findet auch Dipper immer wieder zu seinem wahren, kindlichen Ich zurück. Meist mit Hilfe seiner Schwester, die ihn darin bestärkt, einfach so zu sein, wie er halt ist. (Hach, jede_r sollte eine Mabel haben!)

Aber auch die anderen Figuren und Nebenfiguren in Gravity Falls bereiten große Freude: Grunkle Stan, der mufflige Schlawiner, der im Herzen aber ein guter Mensch ist und Soos, der gutgläubige Helfer im Souvenirshop. Er ist trotz des Altersunterschiedes mit Dipper befreundet und die Kombination aus Abenteuerlust, Kindlichkeit und dem richtigen Alter für einen Führerschein, machen ihn für die Zwillinge zu einem perfekten Partner in Abenteuer-Crime.

Dass „Gravity Falls“ in kürzester Zeit eine solch große Fangemeinde für sich gewonnen hat und im Internet beinahe täglich neue Tumblr-Seiten entstehen lässt, hat sicherlich auch mit den vielen Anspielungen und Symbolen zu tun, die sich leitmotivisch durch die Serie ziehen und die Herzen von Verschwörungsliebhaber_innen und Freund_innen der Illuminati höher schlagen lassen.


So gibt es z.B. zahlreiche Verweise auf die Freimaurer, sowie okkultische Anspielungen u.a. im absolut großartigen Vorspann, den man im Übrigen sowohl vorwärts als auch rückwärts anschauen kann – beide Versionen funktionieren einwandfrei. Wer genau hinhört vernimmt zudem am Ende ein flüsterndes Stimmchen, dass ebenfalls eine Botschaft an die Zuschauer_innen vermittelt, die hier aber nicht verraten wird. Immer wieder stößt man beim Angucken der Serie auf Bildchen oder Zeichen, die eine tiefere Bedeutung zu haben scheinen und die einen größeren Zusammenhang innerhalb der Gesamthandlung erahnen lassen. Mit Hilfe eines Buches, dass über jene Machenschaften aufklären möchte, versuchen Dipper und Mabel nach und nach hinter die geheimnisvolle Welt von Gravity Falls zu kommen. Blöd nur, dass die beiden nicht die Einzigen sind, die im Besitz eines solchen Buches sind… *evil laughter*.

Symbole, Verschwörung, Zeitreisen

Im Abspann versteckt sich schließlich jeweils ein chiffrierter Code zwischen den Credits, der Nachrichten an die Zuschauer_innen enthält und somit das Mysterium „Gravity Falls“ immer weiter vorantreibt. Das alles scheint das perfekte Lockmittel für die Ausformung einer treuen Fanbasis zu sein.

Dabei funktioniert die Serie sowohl mit Symbolik, als auch ohne. Das heißt, wer sich dafür nicht interessiert, kann die Anspielungen auch getrost ignorieren. Dennoch, Normabweichungen in Form von andersartigen Lebewesen oder Sci-Fi-Elementen gliedern sich wie selbstverständlich in das Handlungsgeschehen und werden nicht abgelehnt. Zeitreisen? Ja, was denn sonst? Zwerge? Na klaro! Daher bietet jede Folge auch beim zweiten, dritten oder auch vierten Mal gucken (Anmerkung der Verfasserin: Schuldig!) noch Spaß, da man immer wieder neue Anspielungen oder Symbole entdecken und sich auch einfach nicht sattsehen kann.

Diese Kreativität im Umgang mit Figuren und Handlungsgeschehen machen „Gravity Falls“ zu etwas herrlich Erfrischendem innerhalb der gezeichneten Serienwelt. Denn obwohl man zu Beginn einer Episode nie weiß, wo sie zum Ende hinführt, ist die Serie nie anstrengend oder überdreht, wie beispielsweise die eine oder andere Episode von „Adventure Time“. Die Mischung aus Abenteuern, Verrücktheit und tollen Charakteren ist wunderbar ausgewogen, so dass „Gravity Falls“ für jede Art Serienfan was zu bieten hat. Man merkt der Serie auch einfach an, dass alle Beteiligten einen Riesenspaß an ihrer „Arbeit“ haben – all die positive Energie überträgt sich beim Schauen geradezu.

Die zweite Staffel „Gravity Falls“ wurde übrigens bereits bestätigt, wann die Ausstrahlung fortgesetzt wird, steht hingegen noch nicht fest. Wie man die Wartezeit überbrücken kann, hingegen schon: einfach die Serie noch mal gucken und noch mal und noch mal…

7 Antworten zu “Willkommen in Gravity Falls”

  1. Anne Wizorek sagt:

    Vielen Dank für die schöne Zusammenfassung! :) Ich muss zugeben: All den mysteriösen Symbolen und so, bin ich noch gar nicht auf die Spur gegangen, aber das muss ich dann ja wohl echt noch nachholen. Am meisten hat mich an der Serie echt gefreut, wie sie mit konventionellen Mystery-Themen arbeitet, diese aber eben in ihre ganz eigene Welt einbaut. Und überhaupt! All diese herrlich schrägen Charaktere!

    Mabel ist definitiv eine Lieblingsfigur geworden und es ist so großartig zu sehen, wie ihre Dorkiness zelebriert wird (allein die Folge, in der sie sie eigentlich loswerden will?!) und sie nie den Glauben an das Gute verliert.

    http://youtu.be/DcGwPv9t6fo

  2. Kathi sagt:

    Aber ‚Adventure Time‘ ist doch nie anstrengend und überdreht. ;)

    • Claire sagt:

      Hihihi, nein, natürlich ist Adventure Time so, wie es ist, genau richtig ;) (= Mabel’sches Gesetz)

    • Anne Wizorek sagt:

      Was beiden Serien ja gemeinsam ist (und sie auch so toll macht): Wie sie mit so typischen Plots oder Dialogen aus, ich sage mal, herkömmlichen Kinderserien brechen. :)

  3. Mabel-Fan *-* sagt:

    Weis einer wo man diese geilen Pullover kaufen kann die Mabel immer trägt. Ich liebe die *-*