The Rachel Maddow Show

Foto , fair use , by MSNBC

Mein Wecker hat keinen Snooze-Button. Mein Wecker hat einen Rachel Maddow-Button.

Die Podcast-App hat die Rachel Maddow Show von letzter Nacht bereits runtergeladen. Ich fummle mich tapsig durch die Menüs und drücke „Play“. Während Maddow guten Abend sagt, döse ich noch mal kurz weg.

Nie für lange. Spätestens nach 5 Minuten geht es um etwas, das mich wach macht: Wendy Davis Filibuster für reproduktive Rechte und der zugehörige Backlash. Governor Scott „Ultrasound“ Walker, die Tea Party und die Debt Ceiling, „Don’t Ask, Don’t Tell“. Wahlrechtsmanipulation, …

Nichts macht so gut Blutdruck am Morgen wie Maddows Mix aus politischen Tagesgeschehen und Themen, die sonst zu kurz kämen. Maddow ist links, lesbisch und feministisch. Nichts davon klebt explizit als Etikett auf ihrer Show – aber es ist einfach Teil ihrer Perspektive auf die Welt. Die Sendung lebt von einer offensichtlich sehr gut zusammengestellten Redaktion die diese Perspektive teilen kann, aber auch sehr von Maddows Moderationsstil. Wenn eine Vertretung ihre Show übernimmt, macht alles nur halb so viel Spass. Ist Rachel im Urlaub (oder für Newsjunkies, denen eine Stunde am Tag zu wenig ist) gibt es aber seit einigen Monaten in Anschluss an Maddows Show übrigens die ebenso sehenswerte Melissa Harris Perry.

Neben der Daily Show ist Maddow meine Hauptquelle für politische Nachrichten. Die Hintergründe, die bei ersterer dem Tempo und Humor der Sendung zum Opfer fallen, erklärt ihre Show exzellent. Es ist schade, dass hierzulande für beides kein ernstzunehmendes Äquivalent existiert. Das ist vermutlich eher dem Stand der Comedy und des Journalismus in Deutschland geschuldet als der Politik. Die gäbe doch genug Anlass für eine zugleich kritisch-differenzierte und unterhaltsame Berichterstattung!

Maddow ist aber nicht nur schlau und sympathisch – sie hat auch das mit dem Internet verstanden. Ihre Show hat ein ziemlich gutes Blog, Netzpolitik ist kein Fremdwort und regelmässig finden sogar Memes und Internetgedöhns on-air Erwähnung. Mal als Insider-Joke, mal ausführlich, um einen Metapher zu illustrieren. Man stelle sich mal vor, jemand würde in der Tagesschau das Ryan Gosling „Hey Girl“ Meme erklären!

Um es also kurz zu sagen: Maddow ist eine Nerd. Als Aufheiterung nach den ernsten Themen ihrer Sendung gibt es nicht nur die üblichen „Wellensittich fährt Wasserski“ Grinsemeldungen, sondern auch News for Nerds aus Wissenschaft und Technik. Gerade kürzlich zum Beispiel ging es um den Tar Pitch Drop – noch ein Grund, sich in Maddow und ihre Sendung zu verlieben.

Man mag die „TV Pundit“ Kultur – also die offen mit persönlicher Agenda und Kommentaren angereicherte politische Berichterstattung – der Vereinigten Staaten kritisch sehen, aber wenn sie neben FoxNews auch dazu führt, dass jemand wie Rachel Maddow jeden Tag eine Stunde die Öffentlichkeit informieren und beeinflussen darf, dann ist sie vielleicht nicht nur schlecht.

 

Die Rachel Maddow Show gibt es in voller Länge werktags im Netz, als Videopodcast und als Audiopodcast. No excuses.

 

 

2 Antworten zu “The Rachel Maddow Show”

  1. die_krabbe sagt:

    thx. Dass es die Sendung bequem als Podcast gibt, war mir nicht bewusst. Ein Grund das jetzt regelmäßiger zu sehen/hören.

  2. birdwire sagt:

    Tolle Show! Bin beeindruckt wie smart kritische Themen aufbereitet werden. An den Moderationsstil musste ich mich erstmal gewöhnen… aber dann empfand ich ihn als wirklich mitreißend.