Eine schwere Geburt

Foto , CC BY 2.0 , by kellysue

[Triggerwarnung: Traumatische Geburt, Depression, Panikstörung]

Dies ist ein Beitrag aus unserer Rubrik kleinergast, in der wir alle Gastartikel veröffentlichen. Die Autorin will anonym bleiben, um ihre Mutter und ihren Sohn zu schützen. Außerdem hat sie keine Lust, für immer “die mit den Depressionen und der schlimmen Geburt” zu sein. Falls jemand nach dem Lesen eine gute Idee hat, um weiter für bestärkende Geburten einzutreten, freut sie sich über Kommentare. Die Autorin ist der Redaktion bekannt.

„Sehr geehrte Frau Kollegin,
wir berichten über Frau XX, geb. XX, die sich vom 23.4.2016 bis zum 28.4.2016 in unserer stationären Behandlung befand.
Anamnese: 34-jährige 1 Gravida 1 Para mit 41+4 SSW. (…)
Risiken: Frühere eigene schwere Erkrankung: (…) Depressionen, Panikattacken. Besondere psychische Belastung.
Geburtsrisiken: (…) Geburtsstillstand EP.
Geburt: Sekundäre Sectio caesarea nach Misgav_Ladach am 24.04.2016 um 12:25 Uhr(…)
Kind: (…) Das Kind wurde am 24.04.2016 um 12:26 Uhr in die Kinderklinik der Universität XX verlegt.
Verlegungsgrund: Schädigung des Fetus und Neugeborenen durch sonstige Medikation bei der Mutter.“

April 2017, mein Sohn wackelt auf seinen Beinchen seinem ersten Geburtstag entgegen, während ich ihn dabei beobachte, höre ich dem beginnenden Wahlkampf im Radio zu. Ja, 2017 ist nicht nur das Jahr, in dem mein Kind laufen lernt, in eine Betreuung gehen wird und seine ersten Wörter spricht, es ist auch ein Wahljahr, und das ist der Grund warum ich seinen oben zitierten Geburtsbericht angefordert habe und unsere Geschichte öffentlich mache – meine und seine. Denn die Situation in der Geburtshilfe bleibt allem Anschein nach ein Nischenthema – trotz kluger Artikel wie diesem hier oder Aktionen des Hebammenverbands wie dieser. Und ein Vertreter des Berufsverbands der Frauenärzte (sic!) Baden-Württembergs darf die eins-zu-eins-Betreuung von Frauen unter der Geburt als Luxus bezeichnen.

Mutige Frauen, die über traumatische Geburtserlebnisse berichten, gibt es glücklicherweise – anscheinend ist ihr Wohlbefinden allein aber nicht Grund genug für ein Umdenken. Und die Kinder? Können in der Regel noch nicht selbst sprechen, jedenfalls nicht in einer Sprache, die politisch Gehör finden wird. Welche Folgen es hat, wenn eine Mutter die Geburt als entmündigend und ausliefernd erfährt, was das für Gesundheit und Entwicklung des Kindes bedeutet, davon handelt dieser Artikel.

Früher war auch nichts besser

Februar 1982. Mein Geburtstag. Ich bin auf die Schilderungen meiner Eltern angewiesen; Geburtsberichte werden nach 10 Jahren vernichtet, der meiner Geburt ist somit nicht mehr einsehbar. Und mit Schilderungen, insbesondere meiner Mutter, bin ich aufgewachsen.

Meine Mutter ist Diabetikerin, ihre Schwangerschaft somit eine Risikoschwangerschaft. Doch sie lebt in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn, wird an der Uniklinik betreut, der Professor hat zu Schwangerschaften von Diabetikerinnen schon 1975 veröffentlicht. Meine Mutter, so erzählt es die Familienlegende, muss streng nach Plan essen und vertilgt neun Monate lang täglich ein abgewogenes Schnitzel. So weit so gut.

Dann naht der errechnete Termin – und verstreicht. Alle warten, ich soll endlich auf die Welt kommen. Man ist nervös. Die Geburt wird eingeleitet. Ab hier werden die Schilderungen bitter. Ich habe sie in meinem Leben so oft gehört, dass ich sie in meinem Kopf abspielen kann.

 

„Du wolltest eben einfach noch nicht raus. Ich war schon so lange am Wehentropf, aber du warst noch nicht bereit. Y hatte noch gesagt, mach das nicht mit der Einleitung. Und dann hat der Professor nochmal untersucht, und dann, das habe ich erst Jahre später verstanden, hat der mich so gekniffen. Da muss der dann die Fruchtblase gesprengt haben. Und dann musstest du raus.“

 

Ob meine Mutter das wirklich genau so immer erzählt? Ich habe sie nicht gebeten, die Geschichte für mich aufzuschreiben. Entscheidend für mein Leben ist die Geschichte, die ich gehört, gespeichert, mit der ich gelebt habe. Und mit der ich  immer noch lebe.

 

„Und dann haben die ewig nichts gemacht. Ich war schon völlig fertig und es ging einfach nicht voran. Und dann gingen die Herztöne runter und das hat dein Vater gesehen, und der hat dann gesagt „Sie müssen hier endlich mal was machen!“. Und dann ging es plötzlich ganz schnell, Vollnarkose, Notkaiserschnitt und du warst fast tot und wurdest in die Kinderklinik gebracht und lagst zwei Wochen im Inkubator. Und ich dachte, du wärst tot und die sagen mir das nicht. Ich hatte dich gar nicht gesehen, ich war selber halb tot, ich habe erst nach einer Woche mitgekriegt, dass der Kreißsaal gelb gestrichen war, ich dachte, der sei grau. Und du warst in einem anderen Krankenhaus am anderen Ende der Stadt.“

 

Aber warum eigentlich?

 

„Du hattest Apgar-Werte von 2 oder 3, du wärst fast gestorben, eigentlich müsstest du tot sein oder eine geistige Behinderung haben. Du hattest Wasser in der Lunge, die haben dich immer nur „den Säugling genannt“, bis dein Vater gesagt hat, „Das ist E!“ und dann hattest du einen Namen. Und dann musstest du eben im Inkubator liegen, und dein Vater hat daneben gesessen und seinen kleinen Finger reingesteckt und du hast den festgehalten.

Und mir ging es einfach nicht besser, und dann war da noch diese Krankenschwester, die mich aufmuntern wollte und mir eine Zeitschrift brachte, und da stand drin, dass der Kontakt zwischen Mutter und Kind in den ersten Lebenswochen entscheidend für die Zukunft sei. Da war ich dann richtig fertig.

Aber dann gab es noch diese andere Schwester, die hat das begriffen, dass ich mein Kind sehen musste. Und dann hat sie mich über den Dienstaufzug runtergeschmuggelt und ich konnte mit deinem Vater zu dir fahren und dich sehen. Ab da ging es wieder aufwärts.

Und nach 2 Wochen bist du endlich zu mir ins Krankenhaus deiner Geburt zurückgekommen und nach 3 Wochen durften wir nach Hause. Aber die haben mir ganz große Angst gemacht, wenn du zweimal hintereinander dein Fläschchen nicht leertrinken würdest, sollten wir sofort in die Notaufnahme. Ich dachte ja, dass ich nicht genug Milch haben könne, nach 2 Wochen Trennung gleich am Anfang, und habe dich aber trotzdem immer angelegt, nur für die Bindung. Du hast dein Fläschchen also nie leergetrunken, du warst einfach schon satt, ich habe dich richtig gemästet. Du warst kugelrund, aber ich hatte immer Angst, dass du plötzlich stirbst. Während der ersten Monate dachte ich immer, du könntest dich nochmal umentscheiden und einfach gehen. Einmal habe ich weinend Y angerufen und gesagt, die Kleine stirbt. „Ja was macht sie denn?“ – Sie schläft. „Wie sieht sie denn aus, wie sehen ihre Wangen aus?“ – Rosig. – Ich hatte einfach solche Angst um dich.“

 

Diese Geschichte, locker 4 bis 5 Mal im Jahr erzählt, gehört, nachgefühlt, macht mir bis heute einen Kloß im Hals. Mit ihr vergewisserten meine Mutter und ich uns unserer Liebe zueinander, unserer Stärke, eben unserer Geschichte. Doch wir bewältigten sie nicht. Und ich lernte lange nicht, wirksam zwischen meiner Mutter und mir zu unterscheiden. Ihre entmündigende, entwürdigende und traumatische Erfahrung ist so auch meine Erfahrung geworden. Meine eigene verängstigte und ebenfalls traumatische Erfahrung liegt darunter und musste erst ganz langsam entdeckt werden. Damit ich weiß, wer ich bin und wo meine eigene – schützende – Grenze liegt. Und das ist die Perspektive der Kinder, um die es in der Geburtshilfe eben auch geht.

 

Ich war ein schüchternes, ängstliches Kind. Fühlte mich schuldig, wenn ich nicht so glücklich war, wie ich meinte für meine Eltern sein zu müssen. Sprach nicht über meine Ängste: Zum Beispiel die Angst, am Bahnhof ausgesetzt zu werden, verloren zu gehen und nicht abgeholt zu werden.

Als ich älter wurde trennten sich meine Eltern, ich wurde stark. Äußerlich.

Ich wurde erwachsen, rannte dem nächstbesten Mann in die Arme und blieb dort viel zu lange.

Die Geschichte meiner Geburt wurde weiterhin erzählt, weiterhin gehört.

Und natürlich gab es in all den Jahren auch gute Zeiten.

Das Trauma meiner Mutter wurde auch zu meinem

Mit Anfang 20 nahm ich ein Studium der Erziehungswissenschaften auf, lernte gleich im ersten Semester die Grundlagen der Bindungstheorie und fühlte beklommen: Ich war nie sicher an meine Eltern gebunden. Ich spürte immer einen Mangel an Urvertrauen. Aber was mit diesem Gefühl anfangen? Ich genoss die Studienzeit und verbannte alle Ängste tief in meinen Bauch. Damit das klappte, durfte nichts in Frage gestellt werden: Weder die Beziehung zu meinem damaligen Freund, zu meiner Familie oder meinen Freunden. Ich hielt durch.

Mit Mitte 20 funktionierte das nicht mehr, ich hatte zu vieles unter den Teppich gekehrt. Es folgten Jahre der Depressionen, Panikattacken, panische Angst davor, allein zu sein.  Psychotherapie. Medikamente. Neue Perspektiven, Rückfälle. Und, trotz allem, ein Leben ohne permanenten Selbstbetrug.

Ich habe als Kind nicht gelernt, dass Angst und Wut vorbeigehen. Nicht, wie ich mich regulieren könnte. Ich kann Ängste lange auf Abstand halten, besonnen mit gefährlichen Situationen umgehen – wenn sie aber zu groß werden, bin ich ihnen mit Haut und Haar ausgeliefert, finde keine Ruhe, keinen Schlaf mehr, kann keinen Muskel mehr entspannen und kein anderes Gefühl mehr spüren. Und vor diesem Kontrollverlust habe ich Angst.

Ich habe auch nicht gelernt, zu akzeptieren, dass ich eben etwas ängstlicher bin. Dass es okay ist, gut auf sich zu achten und auch einige Eigenheiten zu haben. Und so habe ich mich immer wieder überfordert.

All das hat, so habe ich es über Jahre in Therapien erarbeitet, damit zu tun, dass meine schlimme Erfahrung beim „auf die Welt kommen“ nie aufgefangen wurde – und die meiner Mutter auch nicht. Hätte ich es leichter haben können?

Was war mit all den Ärzt_innen und dem medizinischen Personal, was ja rund um meine Geburt kontinuierlich mit uns befasst war, was war mit meinem Vater? Wo waren die Unterstützungsmöglichkeiten? Psychologische Beratung? Hebammen? Meinetwegen auch Seelsorger_innen?

Meine Mutter, soviel weiß ich, kann sich an keine einzige Hebamme erinnern, die damals ihren Weg gekreuzt hätte. Keine psychologischen Angebote, kein Problembewusstsein. Mein Leben, meine körperliche Gesundheit wurden auf dem damaligen Forschungsstand betreut und gesichert. Meine seelische Gesundheit und die meiner Mutter wurden dagegen regelrecht geschädigt – nicht nur durch die Trennung von Mutter und Kind, sondern auch durch die permanente Verunsicherung meiner Mutter durch allerhand „Hinweise“, worauf sie bei mir unbedingt achten solle, was mir alles noch passieren könne. Dadurch, dass sie mit all diesen Ängsten und mir den ganzen Tag allein zu Hause war. Und niemand auf die Idee kam, ihr psychologische Unterstützung zu empfehlen.

Ein eigenes Kind!

2015: Ich wünsche mir ein Kind, mein Partner auch. Ich weiß, dass meine seelische Gesundheit rund um die Geburt großen Risiken ausgesetzt sein wird. Aber ach, ein Baby! Ich werde es schon irgendwie schaffen. Und tatsächlich, als ich mich an die Schwangerschaft gewöhnt habe, genieße ich sie richtig. Ich bin verliebt in dieses kleine Wesen, dass mich permanent von innen anstupst, tritt und abtastet. Ich stelle mir eine ganz normale Geburt vor. Ohne besondere Zwischenfälle, ohne Trennung von diesem kleinen Menschen, der mit gerade so nah ist.

Natürlich denke ich auch an alles, was war. Frage mich, wie ich die Geburt so gestalten kann, dass ich psychisch gut betreut bin. Eine außerklinische Geburt kommt nicht in Frage, schon weil ich immer noch ein Medikament gegen die Angststörung nehme und für den Fall von Anpassungsstörungen beim Baby nach der Geburt Zugang zu einer Kinderstation bestehen sollte. Ich spreche mit einer Beleghebamme, sie könnte mich betreuen – hat allerdings nur mit einer Klinik ohne Kinderstation einen Vertrag. Das ist das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, dass meine Interessen und die meines Kindes gegeneinander ausgespielt werden – und natürlich „gewinnen“ immer die des Kindes. Der Satz „Das Kind geht natürlich vor!“ wird mich später noch verfolgen. Wie kann denn für das Kind etwas gut sein, was für mich schlecht ist? Warum kann ich mit meiner Beleghebamme nicht in ein Krankenhaus mit Kinderstation? Wäre das nicht für mein Kind das allerbeste? Und ist mein Wohlbefinden so egal?

Ich habe unheimlich viel Glück. Die Beleghebamme schließt während meiner Schwangerschaft einen neuen Vertrag mit einer großen Klinik in der Nachbarstadt ab. Ich fahre also 30 min Auto zur Klinik in der Nachbarstadt, anstatt 5 min zur Uni-Klinik um die Ecke zur laufen. Bezahle 450 € für die Rufbereitschaft der Hebamme. Hoffe auf ein Familienzimmer. Das ist der Plan.

Schwierig wird es, als ich zum ersten Mal einen Kreißsaal besichtige. Eigentlich sind alle nett, eigentlich ist alles gut. Innerlich erstarre ich. Nach zwei Tagen liege ich weinend allein auf dem Fußboden und begreife: Nie wieder will ich mich so einsam fühlen, wie ich es mit diesem Ort verbinde. Ich spreche mit meinem Partner, fühle mich besser. Beginne, täglich Achtsamkeitsübungen zu machen, um bei der Geburt die Gegenwart einfach so annehmen zu können, wie sie eben ist.

Das letzte Drittel der Schwangerschaft beginnt. Und mit diesem auch massive Schlafstörungen. Nächtelang wandere ich durch die Wohnung, angespannt, auf dem Sprung. Ich höre auf zu arbeiten, versuche mich zu entlasten, erhöhe die Dosis meines Medikaments.

Sechs Wochen vor der Geburt entgleite ich mir. Ich schlafe kaum. Maximal 4 Stunden pro Nacht. Bin völlig panisch. Kann nicht mehr allein sein, laufe stundenlang durch die Stadt verkrieche mich bei Freundinnen, halte es nicht aus und bitte diese, mit mir weiterzulaufen. Und diese supertollen Frauen laufen mit mir. Doch das ist nicht die Lösung.

Ich gehe ins Krankenhaus, in die Psychiatrie der Uni-Klinik, und warte hier auf die Geburt. Nehme 3 verschiedene Medikamente um schlafen zu können, meine Panik zu lindern, kann mich nicht mehr auf mein Baby freuen, hangele mich nur von Tag zu Tag. Die Spannung ist unerträglich. Die Beleggeburt abgesagt. Meine Psychiaterin kann mich auch auf der Geburtenstation betreuen, nicht aber in einem fremden Krankenhaus außerhalb der Stadt. Möchte ich psychiatrisch kontinuierlich von einer Vertrauensperson versorgt werden, so muss ich mein Kind in der Uniklinik bekommen. In meiner Angst entscheide ich für die psychiatrische Betreuung, gegen die Beleggeburt.

Und wieder: Wie kann es sein, dass ich mich zwischen zwei Dingen, die für meine Gesundheit absolut wichtig sind, entscheiden muss?

Verlassen vom Vertrauen

Ich spüre, und davon bin ich bis heute fest überzeugt, dass mein Körper seine eigene Logik verfolgt: Er lässt mein Kind nicht raus. Er steckt in dem traumatischen Gefühl, völlig verlassen zu sein fest. Keine Wehen. Keine Entspannung. Mein persönliches Empfinden, mir und dem Apparat um mich herum völlig ausgeliefert zu sein, ist unerträglich. Und so denke ich über einen Wunschkaiserschnitt nach. Auf der Psychiatrie wird mir zugehört. Niemand wertet, niemand rät irgendwas. Ich weine vor Erleichterung, fühle mich wieder handlungsfähig.

Die Gynäkologin der Uni-Klinik, die mich inzwischen regelmäßig betreut, sieht das anders. Ein psychiatrisches Krankheitsbild sei keine Indikation für einen Kaiserschnitt. Ich solle mir keine Sorgen machen. Ich falle in mich zusammen. Ein vernünftiges Gespräch gelingt nicht.

Im Nachhinein denke ich: Ich wollte keinen Kaiserschnitt, ich wollte einen Kaiserschnitttermin. Um das Gefühl zu haben, noch irgendeinen Einfluss auf mein Leben nehmen zu können. Um meinem Baby weitere Medikamenteneinnahmen zu ersparen. Um vielleicht endlich mal so ruhig werden zu können, dass die Wehen einsetzen könnten. Denn unter Adrenalin produziert der Körper nun mal keine Wehen.

Endlich. Es geht los.

Das Krankenhaus allerdings scheint unter Druck zu stehen, seine Kaiserschnittrate zu senken. Ich bin regelmäßig dort, am Ende alle zwei Tage zum CTG, ich werde über endlose Interventionsmöglichkeiten aufgeklärt, unterschreibe zahllose Papiere. Die Kaiserschnittaufklärung wird mir nicht vorgelegt, ich werde sie letztendlich 32,5 Stunden nach dem Blasensprung mit so einer Art Strich unterschreiben – keine Ahnung, wozu ich da mein Einverständnis gegeben habe. Aber zu diesem Zeitpunkt ist es mir dann wirklich herzlich egal.

Vorher allerdings wollen die letzten 2 Wochen überstanden werden. Immer wieder ziehe ich mich hoch, jedes Mal wenn ich beim CTG war, rutsche ich wieder in die Panik ab. Der Kreißsaal, wo die CTGs geschrieben werden, ist für mich ein Ort, an dem meine Ängste nicht gehört werden. Wenn ich dort war, brauche ich hinterher Beruhigungsmittel. Und es ändert sich nichts, obwohl die Abteilungen kooperieren, meine Psychiaterin mit der Gynäkologin telefoniert.

Dann endlich soll eingeleitet werden. Wenigstens das. Meine Patentante Y ist da, genau die, die schon 34 Jahre zuvor meine Mutter beruhigt hat. Das macht mir Mut. Mein Partner ist aufgeregt. Der Kreißsaal allerdings ist überfüllt, die Einleitung wird verschoben. Ich weine fürchterlich. In dieser Nacht springt die Fruchtblase. Mein Körper, mein Baby, ich, wir wollen jetzt endlich aus dieser Lage raus! So empfinde ich das. Aus der Psychiatrie werde ich direkt auf die Geburtenstation gebracht, mein Partner kommt dorthin. Kurze Untersuchung, Zweifel ob die Blase wirklich gesprungen ist, brummige Menschen. Erst am folgenden Mittag werde ich auf Anfrage erfahren, dass wirklich schon in der Nacht Fruchtwasser gemessen wurde. Vorerst döse ich noch ein wenig auf dem Gang der überfüllten Wöchnerinnenstation, frage mich durch, was als nächstes passiert, bin erstaunlich ruhig. Endlich geht es los, endlich kann ich mich der Angst stellen.

Ein Schichtwechsel der Hebammen verändert alles

Der Tag vergeht mit CTGs, leichten Wehen, Pillen. Später verliere ich plötzlich ganz viel Fruchtwasser, die Wehen werden stärker, ich darf in den Kreißsaal. Die diensthabende Hebamme schaut auf mein CTG und sagt, ich habe ja noch gar keine „richtigen“ Wehen. Danke, denke ich, dann kommt das Baby wenigstens nicht in deiner Schicht. Später werde ich im Geburtsbericht lesen, dass ich ab 22 Uhr kräftige Wehen gehabt habe. Da war Schichtwechsel. Plötzlich wurde die Lage anders eingeschätzt. Auch hier bin ich abhängig von einem Dienstplan, der Laune einer unterbezahlten Fachkraft, die mir regelmäßig erzählt, mein Muttermund sei noch komplett zu, die Wehen schwach, ein CTG könne man nur im Liegen schreiben, und schreiben müsse man es kontinuierlich. Wenigstens eine sitzende Position setze ich durch. Ansonsten bin ich froh, wenn die Frau woanders zu tun hat.

Die nächste Hebamme ist sehr nett, besteht allerdings auch auf permanentem CTG, empfiehlt mir eine PDA, die ich dankend annehme und möchte dann, dass ich ein wenig schlafe, denn da läge noch ein weiter Weg vor mir. Uff, sage ich, ich schlafe doch seit Wochen nicht richtig, wie soll das denn jetzt hier funktionieren? Doch, das wäre jetzt am besten. Sagt sie.

Die nächsten zwei Stunden versuche ich zwischen bimmelnden Geräten, am CTG, gespickt wie ein Nadelkissen zu schlafen. Alle paar Minuten kommt ein Arzt herein und sagt mir, dass etwas mit den Herztönen des Babies nicht in Ordnung sei. Aber wir probieren es weiter, denn „wir wollen ja die Spontangeburt“. Wer „wir“ ist, das erklärt keiner. Und spontan fühlt sich zwischen all den Kabeln und Schläuchen gar nichts mehr an. Die Nachtschicht vergeht, ich erinnere mich an irgendwelche Positionen aus dem Vorbereitungskurs und probiere die auf eigene Faust durch, die PDA wird ewig nicht aufgespritzt, es wird hell und die Geburt geht einfach nicht voran. Als mir gegen 8 Uhr morgens mitgeteilt wird, dass der Muttermund immer noch bei 3 cm steht, gebe ich auf. Von nun an erdulde ich die Schmerzen und warte, „bis sie es einsehen“. Dass ich es nicht schaffe.

Kaiserschnitt

Die nächste Schicht bringt eine nette Hebamme an die ich mich nur vage erinnere – und eine großartige Oberärztin, die mich ernst nimmt, die mit mir auf Augenhöhe kommuniziert, die im Team klare Ansagen macht und die ganz genau wissen will, ob mit meinem Kind alles in Ordnung ist. Ich fasse Vertrauen. Der Muttermund ist in den letzten zwei Stunden unter massiver Wehenmittelgabe fast ganz aufgegangen, die Schmerzen trotz PDA kaum mehr erträglich – wir machen einen Deal: Noch eine Stunde probieren wir es, wenn sich dann das Ende nicht abzeichnet, wird es ein Kaiserschnitt. Wo war diese Ärztin in den letzten vier Wochen? Eine Absprache unter Erwachsenen, ich fühle mich endlich gut aufgehoben. Und als ich nach 45 min vor Schmerzen weine, ist die Sache klar: Die Quälerei wird beendet. Kaiserschnitt. Ich werde auf den OP-Tisch gehievt, meine Arme und Beine werden festgeschnallt, der Anästhesist weist mich wieder und wieder darauf hin, dass ich keine Angst kriegen dürfe, denn dann müsse mein Partner gehen – es ist mir egal. Gleich wird es vorbei sein. Die Narkose sitzt, plötzlich spüre ich einen riesigen Hunger und Durst, ich habe in den letzten 24 Stunden fast nichts gegessen und getrunken. Um mich zu beruhigen, brumme ich leise vor mich hin. Für die Menschen um mich herum herrscht Routine, für meinen Partner und mich verändert sich gleich alles. Und dann geht es ganz schnell. Kurz darauf habe ich meinen Jungen. Nein, ich habe ihn nicht, er wird mir gezeigt, dann verschwindet er auf die Kinderstation und ich in den Aufwachraum. Und mein Partner? Der soll Mittagessen gehen. Seit wenigen Minuten sind wir eine Familie, schon werden wir auf verschiedene Stockwerke verteilt. Erst Stunden später darf ich mein Kind in die Arme nehmen. Er kackt, ich weine, und das ist ein Moment, den ich nie vergessen werde.

Glück und Trauer um das Versäumte

Die Oberärztin hat uns auf der überfüllten Station ein Familienzimmer organisiert, was tatsächlich die beste Behandlung ist, die ich in all den Krankenhauswochen bekommen habe. Nach einem Tag ist unser Sohn endlich bei uns, nach zwei Tagen ist geklärt, dass ich trotz der Medikamente, die ich regelmäßig einnehmen muss, stillen darf und ab da geht es aufwärts. Auf der überfüllten Station geht es stressig zu, aber insbesondere die Hebammenschülerinnen haben etwas mehr Zeit und ermutigen mich sehr. Eine umarmt mich zum Abschied und sagt „Sie sind ’ne gute Mutter!“. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber plötzlich fange ich an zu spüren: Ich bin eine Mutter.

Dann geht es nach Hause, durch die atemlose Wochenbettzeit. Zum Glück begleitet von meiner wunderbaren Hebamme, die sich alle meine Erzählungen und Fragen anhört, berät und immer ein Auge auf unser Kind hat. Sie wird (auf Rezept) weitaus länger als normal kommen und uns die ersten acht Monate begleiten.

Doch natürlich ist der Spuk damit dennoch nicht vorbei, nach allem was passiert ist gibt es viel zu verarbeiten, vor allem aber eine gnadenlose Erschöpfung, und so rutsche ich in die postpartale Depression, gehe nochmal zwei Monate zusammen mit meinem Sohn in die Psychiatrie und komme erst danach ganz langsam so richtig zu Hause an. Die Trauer um alles Versäumte ist groß – wie gern hätte ich eine andere Geburt erlebt, mein Baby  direkt danach in die Arme genommen! Meine Schuldgefühle, mein Selbsthass, weil ich den Kontakt zu meinem Kind zwischenzeitlich verloren hatte, es nur noch als Last wahrnehmen konnte, sind erdrückend. Aber war es so? War mein Kind eine Last?

Jedes Baby macht eine Menge Arbeit, praktisch, emotional, eine Geburt belastet Körper und Seele, aber eine Last? Mein Sohn ist keine Last, er wurde mir zur Last gemacht. „In seinem Interesse“ wurde ich gezwungen, viele Dinge mitzumachen, die belastend waren, bei meiner Mutter war es genauso. Und das ist das Problem.

Was niemals Luxus sein sollte

Nun gut, wird der eine oder die andere sich jetzt denken, die Autorin ist vermutlich Verfechterin von Hausgeburten oder Wunschkaiserschnitten oder irgendeiner anderen geburtshilflichen Maßnahme. Das bin ich nicht. Ich bin froh über einen hohen schulmedizinischen Standard, ohne diesen gäbe es mich letztendlich gar nicht. Ich bin froh über gute Hebammen, die Geburten Interventionsarm betreuen können. Und es gibt vermutlich tausende Varianten, wie eine Geburt positiv oder negativ erlebt werden kann. Was aber ganz und gar schief läuft, ist, dass diese Varianten gegeneinander ausgespielt werden, dass Mutter und Kind gegeneinander ausgespielt werden, dass die Ideologien derjenigen, die bei der Geburt helfen, darüber entscheiden, wie eine Geburtserfahrung für Mutter und Kind aussieht.. Die 1:1-Betreuung durch eine Hebamme soll Luxus sein? Auch drei Ultraschalle vor der Geburt sind in vielen Teilen der Welt Luxus. Eine PDA kann Luxus sein, und Lavendelduft im Kreißsaal sowieso. Was aber, egal unter welchen Umständen niemals Luxus sein sollte, das ist eine wertschätzende Kommunikation, die Wahrnehmung der Gebärenden als mündige Person. Das Wissen darum, dass starke Eltern gut für ihr Kind da sein können, und es deshalb Ermutigung und Zuspruch braucht. Und dass Schwangerschaft, Geburt und die ersten Lebenswochen nicht unbedingt (wie es meiner Mutter noch erzählt wurde) die ganze Zukunft eines Menschen bestimmen – schon eher aber die Frage, wie selbstbewusst die Eltern aus dieser Zeit hervorgehen.

Dieses Problem auf einen Streit zwischen Hebammen/Geburtspflegern und Ärzt_innen zu reduzieren, greift meines Erachtens zu kurz, wenngleich das ein wichtiger Aspekt ist. Denn ja, wir brauchen mehr Hebammen und diese müssen endlich vernünftig abgesichert werden. Sie gegen Ärzt_innen auszuspielen wird dennoch niemals funktionieren, denn es braucht nur den Standardsatz „also unser Kind wäre ohne Ärztin bei der Geburt gestorben“ und schon ist die Debatte beendet, welche Geschichte auch immer dahinter steckt.

Als studierte Pädagogin frage ich mich allerdings: Warum muss die Geburt, immerhin ein nicht per se medizinischer Vorgang, allein dem medizinischen Personal zugeordnet werden? Die Bindungsforschung ist über 70 Jahre alt, wo sind die Entwicklungspsycholog_innen auf den Geburtenstationen? Natürlich, jedes Krankenhaus „ermöglicht“ das Rooming-In der Babies, aber läuft das nicht doch eher unter Service und wird medizinischer Intervention jederzeit untergeordnet?

Und ganz simpel: Wie kann es sein, dass das mit der Geburt betraute Personal oft dermaßen überlastet ist?

Da läuft einiges falsch, und deshalb seid jetzt ihr dran. Diese Geschichte aufzuschreiben war nicht leicht. Ich habe es getan, weil ich eben nicht der Typ Mensch bin, der alles über sich ergehen lässt – vermutlich weil ich genau das erlebt habe, was ihr nun gelesen habt. Es muss sich etwas ändern!

Es ist falsch, dass die Geburtshilfe immer als Frauen- Familien- oder Gesundheitsthema wahrgenommen wird; Jeder Mensch ist irgendwie geboren worden, und deshalb betrifft es uns auch alle. Wenn das gut gelaufen ist, dann ist das keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk. Sich für bestärkende Geburten einzusetzen, ist eine Frage des Respekts – nicht zuletzt sich selbst gegenüber.

Deshalb sollte dieses Thema im Wahljahr 2017 eine Rolle spielen! Spannendes Spielchen: Einfach mal auf den Seiten der großen Parteien nach dem Schlagwort „Geburtshilfe“ suchen. Auf den Internetauftritten der CDU, FDP und AfD findet sich dazu einfach gar nichts, die Linke bietet kaum Aktuelles, die SPD versteckt ein kurzes Statement auf S. 43 eines 238 Seiten langen Beschlusspapiers, ironischerweise direkt vor dem Beschluss zur Verkürzung der Wartezeiten bei Behandlungen psychischen Erkrankungen. Die CSU hat sich immerhin schonmal mehr mit dem Thema befasst, die Grünen veröffentlichen am meisten und aktuellsten. Das kann es doch nicht gewesen sein!

Informiert euch, bezieht das Thema in eure Wahlentscheidung ein, sensibilisiert auch andere dafür. Am besten die Menschen, die darüber vielleicht nicht so oft diskutieren. Manche werden bei diesen Diskussionen von der Gesellschaft nämlich regelrecht vergessen. Lasst uns jede_r mindestens eine solche Person davon überzeugen. Zum Beispiel unsere eigenen Väter. Denn die mussten häufig daneben stehen und sich das Elend mit ansehen. Oder zu Hause warten. Auch nicht schön. Zeit, mit ihnen gemeinsam Forderungen zu stellen!

5 Antworten zu “Eine schwere Geburt”

  1. lilli sagt:

    Vielen Dank für diesen Artikel. Ich bin selbst keine Mama, aber mein Freund und ich denken viel über eigene Kinder nach, einfach weil im Bekanntenkreis gerade so viele Eltern werden. Das was du beschreibst, macht mir bei diesem Thema Elternwerden am meisten Angst. Denn ich kenne das. Eine Mama zu haben, die bei dem Thema so belastet ist, die jedes Jahr an meinem Geburtstag die Geschichte erzählt, wie ich auf die Welt gekommen bin („als sie dich geholt haben“ — Kaiserschnitt, extremes Frühchen) und die auch 30 Jahre danach nicht aufhören kann, an diesem Tag zu weinen, wenn sie erzählt. Dass sie sich den Kommentar des Oberarztes gemerkt hat („Frau XY, da haben Sie uns ja ein Sorgenkind geschenkt, das hätte besser laufen können…“), dass sie mich so lange nicht sehen durfte usw.

    Und mittlerweile macht es mich wütend, dass meiner Mutter so ein schlechtes Gewissen gemacht wurde, mit so vielen Dingen. Aber der Weg zu diesem wütend werden war sehr lang.
    Als ich dann da war, war ja klar, in welche Richtung meine Kindheit laufen würde. Meine Mutter hatte permanent Angst, dass mir etwas passiert, sie war so vorsichtig mit allem und ich wurde ein unglaublich ängstliches Kind und bin auch heute oft noch ein relativ ängstlicher Mensch.

    Es hat mich oft geärgert, dass ich eine so vorsichtige Mutter habe. Und ich war gestresst von diesen Geburtstagserzählungen, es hat mich total angekotzt, dass meine Mutter an jedem meiner Geburtstage so emotional wurde und gerade mit 16 oder 17 hatten wir uns deswegen (und nicht nur deswegen) permanent in den Haaren. Ich studierte später auch Erziehungswissenschaften und war mit Anfang 20 ebenfalls das erste Mal in Therapie – und es ging so viel um Familie.

    Mittlerweile versuche ich das, was meine Mutter erlebt hat und diese Familienerzählungen am Geburtstag einfach so zu nehmen, wie sie sind. Ich weiß, dass viele meiner eigenen Ängste vor dem Thema Elternwerden mit diesen Erzählungen zu tun haben und ich weiß noch nicht, was ich mit diesem schweren Erbe anfangen soll.
    Ich finde es total mutig von dir, dass du deine Geschichte aufgeschrieben hast.

  2. Katharina Hartmann sagt:

    Genau deshalb tun wir, was wir tun! Und wir werden nicht mehr damit aufhören – BIS ES ENDLICH BESSER IST!
    Frauen geben ihre Menschenrechte nicht mit Schwangerschaft und Geburt ab… und so oft geht es um das „wie“ (achtsam oder missbilligend, …) viel mehr als um das „was“ (Kaiserschnitt oder Hausgeburt, …)
    Vielen, vielen Dank für diesen straken Artikel, der so treffend ausdrückt, worum es wirklich geht!
    Katharina vom Team der Roses Revolution Deutschland

  3. Purzel Chen sagt:

    Herzlichen Dank für diesen Artikel und Ihre Offenheit! Trifft die Situationen genau auf den Punkt. Jede werdende Mutter/Familie und jedes Neugeborene hat es verdient willkommen geheißen zu werden. Sowas drückt sich aus im Umgang mit selbigen d.h. in Personalschlüsseln, in Klinik/Gesundheitsorganisationen in politischer Gesetzgebung. Wir dürfen diese unmenschlichen, gefährdenden und gesundheitsschädigenden Umständen, die ja langfristig der Gesellschaft sehr (auch teuer) schaden nicht mehr länger hinnehmen. Weiter den Menschen die Augen öffnen und in der Solidarität für eine menschliche Gesellschaft für Änderungen kämpfen.

  4. Sabine Schlotz sagt:

    Vielen Dank für den großen Mut, diesen Artikel zu schreiben! Ja, er drückt wirklich sehr treffend aus, was werdende Mütter heute vielfach in der Geburtshilfe widerfährt.
    Für beide, Mutter und Baby, und auch die Familienbildung im Ganzen, als Mama, Papa, Baby, wäre es wichtig, dass das Thema Bindungsentwicklung gleichwertig neben der Medizin ihren Stellenwert einnimmt, denn die ersten Erfahrungen, beginnend im Mutterleib, als kleiner Mensch, und die ersten Erfahrungen als werdende Mutter sind prägend.

    Es gibt Präventions- und Interventionsmöglichkeiten für werdende Mütter und geburtstraumatisierte Mütter und Babys! Nur sind sie (noch) nicht bekannt, (noch) nicht etabliert, gelten als wissenschaftlich nicht bewiesen und werden daher von den Kassen nicht übernommen. Aber sie werden von Müttern als hilfreich empfunden, wenn sie die Gelegenheit bekommen, damit ihre Erfahrung zu machen!

    Hier ein paar Möglichkeiten zur Unterstützung:
    Für Mütter, die sich eine bindungsorientierte Begleitung für sich selbst und ihr Baby wünschen, gibt es die vorgeburtliche Mutter-Kind-Bindungsförderung (oder Bindungsanalyse nach Raffai und Hidas, http://www.bindungsanalyse.de),
    für frühtraumatisierte Frauen (und Männer), sowie
    geburtstraumatisierte Mütter und Babys
    gibt es Therapeuten, die auf prä- und perinatale Themen spezialisiert sind (Ansprechpartner nenne ich gerne auf Anfrage, denn sie können hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden).

    Ich schicke allen betroffenen Frauen eine große Portion Verbundenheit in der Frauenseele und alles Liebe! Sabine Schlotz (Präxis für pränatale Psychologie, Schwangerschaft und Geburt, http://www.babybauchgefluester.de)

  5. susa sagt:

    Danke für den Mut, diese Erlebnisse so ausführlich kund zu tun.
    Ich kann bzgl. Krankenhaus gar nicht mitreden, da ich zwei gut verlaufene Hausgeburten mit einer gaanz tollen Hebamme erleben durfte. Um nichts in der Welt möchte ich das missen. Auch meine Kinder sind darüber sehr dankbar und finden es für sich wichtig, so geboren worden zu sein. Soviel zum Thema ‚Wie kam ich auf die Welt?‘ und ‚Was erzähle ich meinen Kindern von den Geburtserlebnissen?‘. Bzw die nächste Frage ist dann: Wie kann ich die Erlebnisse relativieren, und wenigstens dafür sorgen, daß sie nicht – wie im obigen Artikel – zu Schuldgefühlen beim Kind führen?!
    Im Geburtsvorbereitungskurs war eine Frau dabei, die für ihre zweite Geburt eine Hausgeburt plante – nach ihren Erlebnissen des Ausgeliefert-seins und über-den-Kopf-hinweg-bestimmt-werdens.
    Die massiven finanziellen Daumenschrauben per Versicherungsbeiträge für Hebammensind nicht in Ordnung. DIe Mentalität ‚Ich verklage wegen allem und jedem irgendwen‘ führt ja leider auch dazu.
    Das Bewußtsein in der Gesellschaft – die WIR ALLE SIND – muß hin zu einer Anerkennung der grundsätzlichen Natürlichkeit einer Schwangerschaft verändert werden.
    Und Angebote bei Verunsicherungen nach der Geburt müssen stärker bekannt und angeboten werden.
    Es gibt z.B. auch die sog. Entwicklungspsychologische Beratung EPB: als Angebot von sog. KoKi-Stellen (Koordinierende Kinderschutzstellen) oder auch bei Frühförderstellen für Eltern, die sich Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes machen (ist die Bindung zwischen Mutter und Kind schwirig aufzubauen, ist die kindliche Entwicklung in Gefahr!), Harlekin-Projekte an Kliniken (sofern sie als ’nötig‘ eingestuft werden).
    Gynäkolog_innen, Kinderärzt_innen brauchen hierzu oft auch noch mehr Informationen.