„Top of the Lake“ – Weibliche Hauptrollen in Krimiserien
Dies ist ein Beitrag aus unserer Rubrik kleinergast, in der wir alle Gastartikel veröffentlichen. Dieses Mal kommt er von Marika.
Marika hat Psychologie und Informatik in Würzburg und Budapest studiert und beginnt jetzt ihr Masterstudium in Leipzig. Sie hat ein Faible für gute Krimiserien, die sie besonders gern beim gemütlichen Frühstück im Bett anschaut.
[Triggerwarnung: ableistische Sprache]
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„Frauen sind immer nur Beigabe, zumindest in den amerikanischen Filmen“ – diese Aussage stammt aus einem Interview, das die Süddeutsche Zeitung mit der Schauspielerin Diane Kruger führte. Damit greift Kruger ein Thema auf, das seit Jahren in der Branche aktuell ist: Die Häufigkeit und die Darstellung von Frauenrollen in Kinofilmen. Immer noch sind weibliche Charaktere in Filmen und Serien stark in der Unterzahl und werden häufig stereotyp dargestellt. Am deutlichsten wird das, wenn man die Verteilung der Hauptrollen beobachtet.
Hoffnung soll es laut Kruger jedoch im Fernsehen geben, es sei „das einzige Medium, in dem Charakterrollen für Frauen geschrieben werden“.
Kruger selbst spielt die Hauptermittlerin in der sehr erfolgreichen Krimiserie The Bridge – America, der amerikanischen Version der dänisch-schwedischen Serie Bron. Und tatsächlich: Genau im Genre der Krimiserien kamen in den vergangenen Jahren deutlich mehr weibliche, coole Ermittlerinnen zum Einsatz. Das ist besonders bemerkenswert, da das Genre jahrelang durch die klassische Aufstellung dominiert wurde, bei der die ermittelnden Personen männlich, heterosexuell und cool sind, die relevanten Frauen jedoch nur als attraktive Sidekicks oder in Leichensäcken auftreten.
Eine dieser TV-Shows, die durch weibliche Detectives bestechen, ist die Mini-Krimiserie Top of the Lake von der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion. Ursprünglich 2013 beim Sundance Film Festival ausgestrahlt, wurde die Serie international zu einem großen Erfolg und wurde unter anderem mit dem Critics’ Choice Television Award und dem Golden Globe Award ausgezeichnet. Im Zusammenhang mit der Serie fällt – neben Vergleichen zu David Lynchs Werk Twin Peaks – seitens der amerikanischen Kritiker*innen meistens auch das Wort „feministisch“.
Große Worte findet man etwa im Ms.Magazine-Blog: Top of the Lake zeige eine feministisches Bezwingen patriarchalischer Rape Culture. Es ist weiterhin die Rede von einer feministischen Linse, durch die Situationen aufgenommen und untersucht werden. Das Genre des Detective Thrillers werde durch die Serie wie in einem feministischen Essay untersucht. Verwunderlich ist, dass es auf feministischer Seite kaum Kritiken am Gesamtkonzept der Serie gibt. Sie wird gefeiert und gelobt. Dabei gibt es einige Punkte, die durchaus Anlass zum Nachdenken geben und eine Grundfrage der Behandlung feministischer Themen in Serien aufstellen.
UM WAS GEHT ES IN DER SERIE?
Eines ist bei Top of the Lake gleich zu Beginn hervorzuheben: Regisseurin Campion schafft es, durch die Darstellung der unheimlichen Berglandschaft Laketops und einer ordentlichen Portion Mystik eine bedrückende Atmosphäre zu gestalten, die die Zuschauenden sofort einfängt. Schon die Anfangsszene bildet den Auftakt hierfür: Ein Mädchen watet vollständig bekleidet in einen See, langsam und bedächtig, bis zum Hals. Augenblicke später steigt eine Frau aus einem Bus, rennt ihr hinterher und schreit „Are you crazy?“.
Das Mädchen aus dem kleinen Ort Laketop in Neuseeland heißt Tui Mitcham (Jacqueline Joe) und ist zwölf Jahre alt. Nachdem sie aus dem Wasser geholt und ins Krankenhaus gebracht wird, stellt sich heraus, dass sie im fünften Monat schwanger ist. Wie das Baby entstand, weiß Tui sich nicht zu erklären. Am nächsten Tag ist das Mädchen verschwunden. Mit dem Fall beauftragt wird Detective Robin Griffin (Elisabeth Moss) aus Sydney, die in Laketop aufgewachsen ist und dort gerade ihre kranke Mutter besucht. Griffin ist eine kühle, intelligente Polizistin, die abgeklärt und durchsetzungsfähig scheint. Als Expertin für Sexualdelikte hinzugezogen, arbeitet sie in Laketop mit dem örtlichen Polizeirevier zusammen. Dessen Chef Al Parker (David Wenham) ist ein schmieriger Chauvinist, der hinter Griffins Rücken durch abwertende Gesten und Aussagen auffällt, sich ihr gegenüber jedoch freundlich und teilweise flirtend verhält. Es zeigt sich jedoch, dass Parker nur die Spitze des Eisbergs ist; die Polizist*innen des Reviers könnten nicht konservativer sein. Überwiegend männlich und chauvinistisch, tun sie sich sehr schwer, eine Frau als Vorgesetzte zu akzeptieren – nicht viel anders sind die restlichen Bewohner*innen des kleinen Ortes.
Neben diesen Figuren existieren zwei weitere wichtige Personenkreise: Zum Einen ist das die Familie Mitcham, der Tui angehört. Oberhaupt der Familie ist Matt Mitcham (Peter Mullan), Klischeeexemplar eines Patriarchen. Frauenfeindliche Äußerungen und Handlungen knüpfen an ein verrohtes, ungekämmtes Erscheinungsbild und raue, gewalttätige Umgangsformen. Seine Söhne sind junge, tätowierte Männer, die kaugummikauend und mit freiem Oberkörper ihr Selbstbewusstsein demonstrieren. Nur Sohn Johnno (Thomas M. Wright) unterscheidet sich vom Rest und zieht es vor, nicht im familieneigenen Haus, sondern weiter weg in einem Zelt zu wohnen. Eine Mutter ist in der Familie nicht anwesend.
Matt Mitcham scheint weniger beeindruckt vom Schicksal seiner kleinen Tochter als vom Verkauf eines Stück Landes nahe eines Sees, das er als sein Eigen ansieht und auf dem nun der zweite wichtige Personenkreis der Serie wohnt: Eine Frauenkommune, angeleitet von der spirituellen, seltsamen Führerin G.J. (Holly Hunter). Die Frauen sind alle über Vierzig und erholen sich dort von erlittenen Verlusten in ihren Leben oder kommen aus gewalttätigen Ehen und Beziehungen.
Mit dieser Startaufstellung entwickelt sich die Serie weiter; Detective Griffin geht im Falle von Tuis Schwangerschaft und Verschwinden von einem Verbrechen aus und ermittelt gegen die Männer Laketops. Über mehrere Episoden entwickelt sich zudem eine komplizierte, aber intensive Liebesbeziehung zwischen ihr und ihrer Jugendliebe, Mitchams Sohn Johnno.
Die Zuschauenden erfahren außerdem, dass Griffin im Alter von 15 selbst Opfer einer mehrfachen Vergewaltigung durch verschiedene Bewohner der Stadt war – einer der Täter wohnt sogar noch vor Ort. In mehreren Szenen wird angedeutet, dass Griffins Motivation, Tui zu finden, leicht besessene Züge bekommt und mit ihrer Vergangenheit zusammenhängen könnte.
Zentral sind bei Top of the Lake die Darstellungen der einzelnen Figuren – sie werden klar und überzeugend gezeichnet, im Fortgang der Serie lernt man alle wichtigen Charaktere hautnah kennen. Durch aussagekräftige Bilder und atmosphärische Szenen wird Laketop und dessen Gesellschaft für die Zuschauenden schnell zu dem, was sie sein sollen: unheimlich, bedrohlich, voller Geheimnisse, mit einem starren Machtgefälle.
WAS IST SO FEMINISTISCH AN DER SERIE
Warum nun also die Reden von einem feministischen Meisterwerk? Für diese Aussagen und Kritiken gibt es zahlreiche Gründe; in der Tat weist die Serie in diesem Zusammenhang einige wichtige Aspekte auf.
Zum Einen ist dies natürlich das Auftreten einer weiblichen Hauptfigur, die in ihrem Verhalten und Aussehen nicht stereotyp erscheint. Entscheidender Aspekt hierbei: Die Protagonistin ist nicht nur eine wichtige Frau, sondern auch extrem gut in ihrem Job und tritt in diesem gegen eine massive Überzahl von Männern an. Überspitzt lässt sich hier sagen, dass ein weibliches Vergewaltigungsopfer gegen eine Gesellschaft aus Männern kämpft, in der Vergewaltigungen und männliche Dominanz gegenüber Frauen tief verwurzelte und normalisierte Verhaltensweisen sind. In unserer realen Gesellschaft existiert weitläufig das Bild, Vergewaltiger seien „Monster“, deren Taten eine Art psychische Störung, irgendeine Abnormalität zugrunde liegt. Top of the Lake räumt mit dieser Darstellung auf.
Zweifellos ist dies einer der stärksten Punkte der Serie. Es wird klar: Das Problem liegt nicht bei einem einzelnen Individuum, sondern ist tief in der Gesellschaft verankert – sexuelle Gewalt ist kein Delikt von einzelnen „Verrückten“, das Problem ist hier, nah, im Alltag vorhanden. In feministischen Kreisen wird in diesem Kontext von Rape Culture gesprochen als einer Kultur, in der sexuelle Gewalt verbreitet und normalisiert ist, in der Taten verharmlost und Opfer beschuldigt werden. Ausdruck einer solchen Rape Culture ist beispielsweise die Auffassung, Frauen wären durch ihre Kleidungsweise an Übergriffen mitschuldig. Campion thematisiert in Top of the Lake die Frage, wie diese Rape Culture gestoppt werden kann, wenn die Wurzel des Phänomens, Patriarchalismus, sich nicht einfach eliminieren lässt.
Deutlich wird das auch in der Darstellung der Mitcham-Familie. Überpatriarch Matt Mitcham rast in einer beispielhaften Szene mit seinem Truck in die Behausungen der Frauenkommune. Die Beschuldigung von Opfern wird sichtbar, als er dabei eine Frau aus dem Weg rammt, mit der er kurz zuvor geschlafen hat, und flucht „Stupid bitch, see what you made me fuckin‘ do“. Im Fortgang der Szene beschimpft er die Frauen der Kommune als „unfuckable“ – was die Auffassung ausdrückt, dass der Wert einer Frau rein in ihrer sexuellen Attraktivität und ihrer Jugend bestünde, somit also vom Urteil des heterosexuellen Mannes abhänge. Derlei Szenen thematisieren tatsächlich in der Realität vorherrschende Strukturen.
Abseits vom sexuellen Kontext stellt die Serie auch Probleme im Berufs- und Alltagsleben anhand von Griffins Arbeit mit den Männern der Polizeistation gut dar. Griffin wird während gemeinsamer Konferenzen unterbrochen, die Kollegen verlassen die Sitzung zu früh, im Verhalten der Männer ihr gegenüber ist Widerwillen zu spüren, hinter ihrem Rücken wird teilweise geschmunzelt. Szenen, die so oder so ähnlich vielen Frauen bekannt sind und reale Hindernisse für Frauen im Berufsalltag darstellen.
Insgesamt modelliert Top of the Lake das patriarchalische Gesellschaftssystem und stellt dieses durch die Abbildung der negativen Konsequenzen in Frage.
WAS IST DARAN PROBLEMATISCH?
Die Darstellung dieser Gesellschaftsstrukturen bringt einige Probleme mit sich. Das größte Manko der Serie: Sie baut Lager auf. Es gibt gefühlt genau zwei Arten von Menschen in Laketop: Männer, die gewalttätig, frauenfeindlich, pädophil oder Vergewaltiger sind. Und Frauen, die Opfer sind. Männer und Schweine, Frauen und Opfer werden hier synonym verhandelt. Es gibt einige Ausnahmen wie etwa Griffins Liebhaber Johnno, Tuis besten Freund Jamie (Luke Buchanan) sowie Turangi (Calvin Tuteao), Lebensgefährte von Robins Mutter. Besonders präsent ist jedoch nur ersterer und die Mehrheit der Figuren folgt mehr oder weniger der oben genannten Vereinfachung. Mit dieser Darstellung bildet die Serie Stereotype ab und schiebt Menschen des weiblichen und männlichen Geschlechts in Kategorien.
Die Aussage, dass Frauen häufiger Opferrollen einnehmen und Männer häufig Dominanz über Frauen ausüben, ist in der Tendenz sicherlich zutreffend. Doch die Frage bleibt: Was nützt es, dieses Ungleichgewicht darzustellen? Einziger vorstellbarer Gewinn bestünde darin, dass Zuschauende die Handlungen auf ihren Lebensalltag übertragen und folglich Problematiken erkennen. Es bleibt jedoch die Einseitigkeit der Darstellung: Eine Identifizierung mit den Personen in Top of the Lake gestaltet sich für viele Zuschauenden sehr schwer – die Kategorien sind hier stark abgegrenzt, die Eigenschaften der Personen überspitzt. In einer Szene etwa unterhalten sich Mitcham und sein Sohn, während dieser mit seiner Freundin Sex hat, was niemand von den drei Personen sonderlich stört. Es fällt leicht, sich von den gezeichneten Figuren aufgrund dieser Extreme abzugrenzen. Die Gesellschaftsstrukturen der Serie erscheinen mehr wie eine Parallelwelt als wie eine überzeichnete Darstellung der Realität.
Und selbst wenn die Identifizierung doch gelingt, stellt sich dabei eine generelle Frage: Ist dies überhaupt eine gute Art, im TV an soziale Probleme heranzugehen? Eine Serie kann Probleme darstellen und kritisieren. Doch wäre es generell nicht besser, Lösungen zu präsentieren? Durch Medienkonsum lernen wir maßgeblich, wie die Welt um uns herum aufgebaut ist. Wir lernen, wer etwas zu sagen hat, wer gesellschaftliche Relevanz hat. Wir lernen, was „normal“ ist und was nicht. Wir lernen dies natürlich auch durch viele andere Faktoren. Doch Medien tragen entscheidend dazu bei, unser Bild einer „normalen“ Umwelt zu prägen.
Dies führt zu einer Grundsatzfrage der Darstellung feministischer Inhalte: Wäre es nicht besser, in Serien das darzustellen, was erreicht werden soll? Wäre es nicht besser, coole Männer zu präsentieren, die Frauen auf Augenhöhe respektieren? Wäre es nicht besser, mehr Frauen aus der Opferrolle zu heben? Männliche Charaktere können in TV-Serien die unterschiedlichsten Persönlichkeiten annehmen: Es gibt knallharte Helden, nachdenkliche Melancholiker, einsame Wölfe, eigenbrötlerische Freaks, gutmütige Vaterfiguren und noch viel mehr.
Diese Bandbreite an Rollen sollte auch weiblichen Charakteren zugutekommen. Eine Darstellung der Probleme in Serien wie Top of the Lake lenkt den Fokus wieder auf die „weibliche Verletzbarkeit“. Gerade im Genre der Krimiserien wird dieser Zusammenhang (Frauen – Verletzbarkeit) jedoch überstrapaziert, allein schon durch die Häufigkeit weiblicher Vergewaltigungs- und Mordopfer. Realistischere Serien wären also auf der einen Seite möglicherweise lehrreich, doch auf der anderen Seite reproduzieren sie vorherrschende Stereotype.
Im Fall von Top of the Lake wird dies auch bei einer näheren Betrachtung der Hauptfigur Robin Griffin deutlich. Die Polizistin hat einige Badass-Szenen: Ihrem einstigen Vergewaltiger rammt sie eine zerbrochene Flasche in den Bauch, einem frauenfeindlichen Pub-Besucher wirft sie einen Dartpfeil in die Brust. Dennoch ist und bleibt Griffin durch ihre frühere Vergewaltigung in der Opferrolle. Problematisch ist auch, dass damit die Motivation der Ermittlerin nicht aus reiner Überzeugung, ihren Job gut zu machen, entsteht, sondern mit ihrem schlimmen Schicksal zusammenhängt. Es entsteht der Eindruck, als müsste ihre Aktivität erklärt werden. Andere Serien stellen hier überzeugendere Frauenfiguren auf, wie etwa Sarah Linden aus The Killing, Sonya Cross aus The Bridge – America oder Ellie Miller aus Broadchurch.
Die erwähnte Grundsatzfrage kann auch im Zusammenhang mit Griffin wieder gestellt werden, denn abseits der spirituellen Frauenkommunen-Chefin G.J. ist die Polizistin die einzige wichtige Frau in einem riesigen Männerhaufen. In der Serie macht das natürlich Sinn, das Ungleichgewicht soll ja dargestellt werden. Problem dabei: Wieder werden Strukturen reproduziert, die man so eigentlich nicht mehr haben möchte.
GELINGT DAS ANDEREN SERIEN BESSER?
Selbst wenn gerade im Bereich der Detective-Serien das Vorkommen weiblicher Hauptfiguren sehr zunimmt, kann man das Problem der „einzigen Frau“ auch in anderen Serien oft feststellen. Das Phänomen nennt sich Smurfette-Principle (Schlumpfine-Prinzip) und beschreibt, wenn sich in einem Ensemble von Hauptcharakteren nur eine einzige Frau befindet. Dieses Extrem lässt sich etwa bei der Serie Homeland beobachten, in abgestufter Form auch beim Polizeiensemble von The Killing.
Nicht nur dieses Manko weisen viele Krimiserien auf – beim genaueren Hinschauen findet man Szenen, die im feministischen Kontext kritisch sind. Homelands Hauptfigur Carrie Mathison ist in der ersten Staffel eine herausragende und kluge Ermittlerin der CIA, deren zentrale Eigenschaft die Leidenschaft für ihren Job ist. Diese vergisst sie in den nachfolgenden Staffeln völlig über die Liebe zu einem Mann. In The Killing gibt es problematische Szenen, bei denen die Ermittelnden einer möglichen Vergewaltigung nicht nachgehen. Die Opfer in der Serie sind zudem überwiegend weiblich und werden von Männern vergewaltigt und/oder ermordet.
Es ist also noch viel zu tun – auch im Fernsehen. Wie Diane Kruger angemerkt hat, gibt es dort zwar tatsächlich interessante Rollen für Frauen. Jedoch darf sich auf der Darstellung von weiblichen Hauptpersonen nicht „ausgeruht“ werden, denn dies alleine ändert nicht viel. Auch die Darstellung von Problematiken ändert an diesen selbst oft nichts – stattdessen müssen mehr positive Rollenbilder her. Mehr wichtige, nicht stereotype Frauen müssen gezeigt werden, mehr Dialoge zwischen Frauen, weniger weibliche Opferrollen, mehr Frauen in leitenden Positionen. Gleichzeitig müssen mehr Männer präsentiert werden, die Frauen auf Augenhöhe gegenübertreten.
Die genannten Krimiserien haben trotz ihrer Mankos alle etwas gemeinsam: Im Vergleich zu Top of the Lake werden die weiblichen Hauptfiguren nicht nur differenziert, sondern auch respektiert dargestellt – so auch die Ermittlerinnen aus The Bridge – America und Broadchurch. Sexistische Szenen sind in allen Serien (zumindest bezogen auf die Hauptfiguren) äußerst selten.
Das mag die Realität nicht widerspiegeln, zeichnet aber ein gutes Bild von dem Zustand, den man gerne haben möchte, ohne übertrieben gewollt zu wirken. Der Fokus der Darstellung der Charaktere liegt bei diesen Serien nicht auf der Weiblichkeit und der damit einhergehenden möglichen gesellschaftlichen Probleme, sondern schöpft die Vielseitigkeit von Persönlichkeiten im gleichen Maße aus wie es bei männlichen Hauptdarstellern der Fall ist. Dies könnte einen maßgeblichen Einfluss auf Zuschauende haben, die sich an den positiven Rollenbildern orientieren und dadurch Stereotype abbauen könnten. Dieser Vorgang ist bei Top of the Lake unwahrscheinlich. Die Serie zeigt zwar ein sehr gutes, bedrückendes Abbild der Realität, schafft es, Atmosphäre aufzubauen und Zuschauende zu fesseln. Letzten Endes bleibt die Serie jedoch einzig und allein eine scharfe Kritik.
Das erschreckende an dem Artikel ist, dass mir das erst jetzt bewusst wird.
Danke für den Artikel!
Ich möchte in dem Zusammenhang gern die Serie „The Fall“ erwähnen. Sie stellt meiner Meinung nach auch in großen Teilen nur die bittere Realität dar, hat mich aber trotzdem immer wieder zum Nachdenken gebracht. Und das ist doch schon mal was?
@Marika: Hast du „The Fall“ gesehen? Wie würdest du die Serie einordnen?
btw: hier zeigt sich mal wieder die Crux solcher Artikel (also die ein bißchen mehr ins Detail gehen, was „Analyse“ von Medieninhalten angeht). einerseits hätte ich den Artikel wahnsinnig gern gelesen (vor allem, weil das die genannten shows auf meiner „Warteliste“ sicher weiter nach oben katapultiert hätte), andererseits habe finde ich es immer schade, daß ich dann schon so viele spoiler gelesen habe.
(aus einem ähnlichen Grund schaue ich bspw. keine trailer für Kinofilme mehr)
@smo: „The Fall“ habe ich noch nicht gesehen, werde es mir aber merken und bin gespannt :)
Ok, viel Spaß dabei! :)