Bob’s Burgers: Home is where the fart is

© 2010 , by FOX BROADCASTING

In letzter Zeit passiert es immer häufiger, dass ich Filme und Serien gucke, weil ich über gifs zur Serie stolpere. Reaction-gifs, bei denen ich erst nach einer langen Weile rausfinde, um was für eine Serie es sich überhaupt handelt oder gifs mit Dialogschnippseln, die es leicht machen, das herauszufinden und mich sehr neugierig. Bob’s Burgers ist eine dieser Serien. Nicht zuletzt half, dass Anne von ihr schwärmte. Und das will ich jetzt weitergeben, schwärmen mit gifs, denn omg, ich bin verknallt und ihr könnt euch mit mir verknallen!

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Nachdem ich nur gifs kannte, war es ein bisschen seltsam, Bob’s Burger nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören. Es folgten nicht gerade die Stimmen, mit denen ich gerechnet hatte. Aber eine Folge später war das alles genau richtig so, die Besetzung der Sprecher_innen trägt erheblich zum Charme der Serie bei. Und die Charaktere habe ich SOFORT ins Herz geschlossen.

Es geht um die Familie Belcher, die aus Vater Bob, Mutter Linda und den Kindern Tina, Gene und Louise besteht. Die Familie führt einen Burgerladen, der eher so mittelschlecht läuft, in einer amerikanischen Küstenstadt, und dann passiert immer irgendwas.

Wie bei den Dinos liegt auch bei dieser Zeichentrickserie der Vergleich zu den Simpsons nahe, allein schon aufgrund der Familienkonstellation. Aber Bob’s Burgers kann mehr und macht als Serie ein eigenes Ding. Obwohl es eine gezeichnete Familienserie mit ungewöhnlichen Ereignissen und unwahrscheinlichen Wendungen ist, obwohl die Serie mit allem, was passiert und was die Figuren sagen, ein bisschen (sehr) over the top ist, obwohl die Familienverhältnisse der Belchers nicht meinen entsprechen – selten habe ich mich so mit dem Familienleben in einer Serie und gleich mehreren ihrer Familienmitgliedern identifiziert wie bei dieser Serie. Oder das Gefühl gehabt, dass die Familie meiner Familie und meiner Erinnerung von Aufwachsen am Realistischsten entspricht.

Bob: Listen, you’re my children and I love you
but you’re all terrible at what you do here

Einen besonders warmen Platz in meinem Herzen hat Bob. Es dauerte ein bisschen, bis es mir auffiel, jetzt ist es das, was ich am Deutlichsten sehe: Bob zeichnet sich dadurch aus ein guter Vater zu sein. Bob liebt seine Kinder und das nicht aus der Distanz eines Vaters, der die Mutter seiner Kinder die Care-Arbeit übernehmen lässt. Er kümmert sich, er bringt sich in Gefahr für sie, er will ihr Bestes und gibt sich Mühe für sie. Und nicht als Supervater, der sich selbst die Schulter dafür klopft. Klar, er ist oft genervt von ihnen, oder mal sauer. Aber anders als zum Beispiel Homer Simpson ist er weder gewalttätig oder verantwortungslos oder so überfordert und abwesend wie Earl Sinclair. Oder wenn ich an andere animierte Serienväter denke: Peter Griffin aus Family Guy und Stanley Smith aus American Dad habe ich als ganz schön schrecklich in Erinnerung (auch als Partner), während Homer und Earl immerhin noch empathisch sind, wenn sie dahin geschubst werden. Während die als Parodien auf typische amerikanische Väter zu verstehen sind, kommt mir Bob so viel realistischer vor. Und näher. (Möglicherweise bin ich etwas beeinflusst davon, dass mein Freund und Vater vom Kind zufällig so einen Schnauzer trägt wie Bob.)

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Oder, charakerisiert von Gene, der seinen Vater imitiert:

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Linda: Alriiiiight!

Lindas Liebe für die Kinder ist ein bisschen exaltierter und ambitionierter aber nicht weniger ehrlich oder tief. Anders als viele Animations-(und darüber hinaus)-Familienmütter ist sie nicht das moralische Oberhaupt ihrer Familie, ihre Liebe hat oft eine ehrgeizige oder selbstsüchtige Komponente. Sie ist von sich aus stolz auf ihre Kinder, freut sich aber über Gründe für mehr Stolz von außen. Meistens überschreitet sie die Grenzen von anderen (meistens Bob) und Geheimnisse kann sie nicht behalten.

Dass sie keine Übermutter ist, sondern ihren Bedürfnissen selbstverständlich Platz einräumt, ist erfrischend. Sie ist extrovertiert, liebt es zu singen, trinkt gerne Wein, hat gerne Sex und sammelt Porzellanbabies. Während ich ein paar mal dachte, na, so wie Linda könnte ich in echt nicht sein, manchmal ist sie sehr pushy, hatte ich neulich einen Moment, in dem ich überlegte, ob ich meinem Freund meine Achsel entgegenstrecken und “Riech mal!” rufen soll. WWLD.

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linda - drunk mommy

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(Klickt mal auf das gif)

Tina: I’m a dork for horses, zombies and butts

Tina ist die älteste Tochter, super dorky und mitten in der Pubertät. Sie weiß, auf was sie steht (schöne Hintern zum Beispiel), schreibt Erotic Friend Fiction, und obwohl sie oft unsicher ist und vielleicht nicht Schönheitsnormen für Mädchen ihres Alters entspricht, wird sie in der Serie nicht zur Witzfigur gemacht, oder für ihre erotischen Interessen (Zombies, der Familienzahnarzt) beschämt. Sie hat auch romantische Erfolge, küsst, tanzt, wächst über sich hinaus. Tina ist verliebt in Jimmie Pesto, den Sohn des Rivalen von Bob, aus der Pizzeria gegenüber, aber auch offen für andere Romanzen. Und ist trotzdem so wunderbar awkward, ich wünschte, mein Teen-Self hätte sie sehen können. (Ihre Figur wurde als erstes als Junge entworfen, der ihr aber sonst sehr ähnlich gewesen sei.)

tina - buns...en

tina -cheekspullmebackin

Tina- itchy crotch

tina - ugh

Tina-Bra

Gene: My nipples are so pointy!

Oh Gene! Gene hat ein sehr positives Verhältnis zu seinem Körper und und zeigt eine besondere Wertschätzung gegenüber den Fähigkeiten seines Darms. Er hat ein kleines Casio und träumt davon, Musiker zu werden, sei es als Komponist für Musicals oder für Werbejingles, für Musik mit seinen Fürzen oder das alles kombiniert.

Gene hat das Herz an der richtigen Stelle, ist meistens gut drauf, ein bisschen naiv. Aber er ist auch (accidentally?) feminist, und wenn jemand Maya Angelou zitiert, dann kann es nur Gene sein.

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Ein kleiner Bruder zum sich wünschen oder auch selbst sein.

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Louise: Kissing is like a fight with lips.

Louise ist die jüngste Tochter und trotz ihrer 9 Jahre vielleicht die Erwachsenste, wenn auch nicht Vernünftigste. Sie hat einen Hang zur Bösartigkeit, weiß Sachen zu ihrem Vorteil zu wenden, ist größenwahnsinnig, hat einen weichen Kern hinter ihrem Bluff, ist die Lauteste, Dominanteste, die Strippenzieherin. Nutzt Gelegenheiten, andere auszunutzen. Ihre Schwachstelle ist ihre pinke Hasenmütze. Ich bin wahrscheinlich am wenigsten wie sie und manchmal macht sie Sachen, die ich so gemein finde, dass ich nicht lache, aber sie ist auch die mit den besten Wortwitzen, ist die, die Bobs Pointen ergänzt. Als einzige aus der Familie wird sie von einer Frau gesprochen, nämlich von Kristen Schaal, an die ich mich von der Daily Show (2008!) noch erinnere.

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Ba-dm-tss amour

Bob’s Burgers ist so voll mit gutem Zeug, dass es sich lohnt, Folgen mehrmals zu gucken. Außerdem ist die Serie eine Goldgrube für Wortspiele und Puns. Die gibt es in drei Formen als Running Gag:
1. Im Intro fährt zu jeder Folge ein anderer Lieferwagen mit Werbung für ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen vor, mit Logos wie “Curiousity killed the rat” oder “Murder she roach – Exterminators”. Eine gesammelte Liste davon mit Erklärungen gibt es hier.
2. Ebenfalls im Intro sind in jeder Folge andere Inhaber_innen im Laden nebenan. Von “Get a loom you two – Couples weaving” bis zum meinem Favoriten “The Massagonyst – Massages for men”. Die Liste dafür ist hier.
3. Im Burgerladen hängt hinter der Theke eine Tafel mit dem Burger des Tages, meist ein Wortspiel mit den Zutaten. Zum Beispiel “We’re Here, We’re Gruyere, Get Used to It Burger “ oder “Mission A-Corn-Plished Burger – Comes with Corn Salsa”. Auch hierfür gibt es zum Glück eine Liste.
Diese Gags haben leider alle gemein, dass sie sehr schnell vorbei sind und einen gezielten Pausenstoppfingertipp erfordern, um sie während der Serie erfassen zu können. Beim Burger des Tages ist es sogar so, dass Bob und Linda oft davor stehen, und manchmal gehen sie nicht aus dem Bild. (Was auch gut ist: die Namen der Folgen, mit Perlen wie “Sheesh! Cab, Bob?” Ich mein, hallo, wie gut!)

Good grief, es gibt sogar Episoden zu Bronies und Pick-Up-Artists:

Prince of Persuasia: [listing tips for attracting women]
Dress like her dad. It releases a hormone called moan-atonin.
When you get into an elevator with a woman, press a higher number than her and then make a big deal about it.
Push her in a lake.
Be one of the tallest guys in the bar and brag about how long your butt-crack is.
Sing a song that you supposedly heard on the radio, and make fun of her for not knowing it.
Use the word „idiot.“
Never make her pancakes. Force her to make you pancakes, in the middle of the night.

Anders als bei den Dinos, wo eher Themen im Vordergrund stehen und ich die Charaktere so mag, obwohl sie große Macken haben und oft problematische Sachen sagen, liebe ich die Belchers, weil sie genau so sind, wie sie sind. Sie müssen nicht die Ansprüche von Role Models erfüllen, weil sie als Figuren vielschichter sind, fast so wie, naja, echte Menschen. Und, das ist wahrscheinlich der Trick: weil Eigenschaften und Äußerungen, die absurd und seltsam sind, im Familienleben der Serie meistens nicht so verhandelt werden, sondern akzeptiert oder hingenommen werden. Weil wir keinen Blick von außen auf die Familie bekommen sondern in die Familie hinein, mit allem #tmi-Content, der im privaten Raum von Familien stattfinden kann und darin normal und sag- und machbar ist. Home is where the fart is.

Und um das alles noch zu toppen ist das das offizielle Video zu Sleater Kinneys New Wave. Geht’s noch cooler?

Bob’s Burgers könnt ihr auf Deutsch auf Comedy Central sehen oder auf Englisch auf Netflix USA.

5 Antworten zu “Bob’s Burgers: Home is where the fart is”

  1. Anne Wizorek sagt:

    Ich muss gerade aufpassen, dass ich hier nicht lauter Lieblingsszenen zitiere, aber eine ist ja definitiv, wo Bob sich die Beine enthaaren lässt, weil Tina das nicht alleine machen möchte und Gene dann auch noch mitmachen will. I <3 the Belchers.

    • fröken von Horst sagt:

      JA, omg, ich LIEBE diese Folge. Eine der ersten, wo mir aufgefallen ist, was für ein guter Vater Bob ist; wegen dem was er für seine Kinder macht und dafür, wie awesome seine Kinder sind.