Ganbatte (*)

Foto , CC by 2.0 , by t-mizo

Es gibt Menschen, die schon in ihrer Kindheit oder Jugend lange währende Leidenschaften für Tätigkeiten oder Dinge entwickelten. Ich hingegen habe viele Sachen ausprobiert und alles irgendwann wieder aufgegeben. Vermutlich, weil ich nicht schnell genug bedeutsame Erfolgserlebnisse hatte. Es ist nicht immer leicht, jene Dinge zu finden, für die man brennt.

Ich tanzte als Kind Ballett, ich spielte erst Blockflöte, dann zwei Jahre lang Geige und später ein bisschen Gitarre. Wenn ich mir vornahm, einen Pullover zu stricken, so wurde daraus meist nur ein zu kurz geratener Pullunder. Mal abgesehen von diversen schiefen Röckchen und Mützchen für die Monchhichis habe ich in meinem Leben genau drei Kleidungsstücke genäht: eine blauweiß-karierte Kochschürze und ein pinkes Ensemble, bestehend aus bauchfreiem Oberteil und engem Rock, um Madonna zu imitieren.

Ich versuchte mich wenige Wochen lang darin, Fotografieren zu lernen, samt dem Erstellen von Schwarzweiß-Abzügen, weswegen ich gerne einmal für mehrere Stunden das Bad meiner Kölner Wohngemeinschaft okkupierte. Das Equipment zieht seither mit mir von Stadt zu Stadt, weil es einem Menschen gehörte, der mittlerweile nicht mehr lebt, und an dem ich sehr hing.

Ich fing an, für den Turniertanz zu trainieren, scheiterte aber an den hohen Ansprüchen meines damaligen Tanzpartners, der bereits Profi war. Ich ging in den Tennisclub und war im Badmintonverein. Ich hatte Unterricht für Steptanz und war schon Mitglied in mindestens zehn Fitness-Studios. Mühe beim Skifahren gab ich mir erst mit 17, als ich in einen Jungen verliebt war, der eine Skilehrer-Ausbildung hatte. “Alle haben ein Hobby, nur du nicht!”, warf mir mir meine Mutter da schon mal vor. Dann stellte ich mich kurz in Frage und legte mich wieder ins Bett, um zu lesen. Das war vermutlich das Einzige, für das ich mich kontinuierlich interessierte.

MEINS!

Vor mehr als einem Jahrzehnt las ich in einer Zeitschrift einen Artikel über das Bloggen und kurze Zeit später hatte ich auch ein Blog. Es bestand noch aus manuell gepflegten HTML-Seiten, die ich jeden Tag aktualisierte, aktualisieren musste! Das Blog war meine erste selbst gebaute Webseite.

Über viele Jahre hinweg war das Bloggen ein grundsätzlicher, notwendiger Bestandteil meines Lebens. Tage, an denen ich nicht gebloggt hatte, fühlten sich falsch an. Mittlerweile sind Blogs nichts Außergewöhnliches mehr und zwischenzeitlich hatte ich sogar mehrere Jahre lang beruflich sehr viel damit zu tun. Aber die Dringlichkeit, Bloggen zu müssen, verspüre ich leider nicht mehr so häufig, vor allem nicht in meinem privaten Blog. Das stimmt mich manchmal traurig, aber ich ändere dennoch nichts daran. Meine Passion ging nach und nach verloren – und es kam keine neue nach.

UNTÄTIG AM TELLERRAND

Es war nichts mehr da, für das ich mich nicht nur interessierte, sondern für das ich brannte. Etwas, mit dem ich mich unbedingt beschäftigen musste, sogar wenn ich total müde und erschöpft war. So leer und unausgefüllt guckte ich anderen dabei zu, wie sie sich für Dinge begeisterten: Anke, die mit Hingabe angefangen hat Geschichte zu studieren oder Caro, die sich mit Leidenschaft dem Bikram-Yoga widmet und sich gerade endlich ihren Traum erfüllt, in L.A. eine dreimonatige Bikram Teacher Ausbildung zu machen. Ich beneide (in a good way) Anne und viele andere feministische Aktivistinnen für die Leidenschaft und Klarheit, mit der sie ihre Ziele verfolgen. Was nicht bedeutet, dass ich mich nicht auch für diese Dinge einsetze, nur nicht mit jener Ausdauer, die man braucht, um etwas richtig gut zu machen.

Außerdem gibt es in meinem Umfeld Frauen, die gerade programmieren lernen. Das finde ich großartig – es ist aber auch nichts für mich. Während meiner Zeit als Webdesignerin vor zehn Jahren habe ich versucht, ActionScript (die Programmiersprache für – igitt – Flash) zu lernen, und bin dabei schnell an meine Grenzen gestoßen. Es genügt mir, HTML und CSS zu ‚können‘. Ich fühle mich außerdem dem Druck der Konkurrenz nicht gewachsen. Ihr Wissen ist mir kein Ansporn, sondern schüchtert mich ein. Der Wille, es dennoch zu schaffen, ist einfach nicht groß genug.

Bewundernswert finde ich auch jene Frauen, die trotz vollem Terminkalender Kram basteln und Kleidungsstücke selber stricken, häkeln oder nähen. Die, die sich dafür wunderschöne Stoffe und Wolle kaufen – und letztere womöglich sogar noch selbst spinnen und färben. Aber auch das ist nichts für mich, denn in meinem Herzen bin ich immer noch die ungeduldige, grobmotorische Frau mit den zu kurzen Pullundern.

MEINS, MEINS!

Während der diesjährigen Berlinale schaute ich mir einen japanischen Film an. Der Regisseur war anwesend und erzählte uns zum Einstieg etwas auf Japanisch. Das dauerte ziemlich lange und ich verstand absolut gar nichts. Obwohl ich in der Zwischenzeit schon viele japanische Filme gesehen habe, hatte bei keinem seiner Worte auch nur eine Ahnung, was sie bedeuteten. Anschließend trug der Dolmetscher vor, was der Regisseur uns gerade mitgeteilt hatte. Auch ihn verstand ich kaum – obwohl er Englisch sprach. Die Situation erinnerte mich daran, dass es mir während meiner Japanreise im November 2011 nicht anders ergangen war.

Ich denke seit dieser Reise jeden Tag mindestens ein Mal daran, wieder dorthin zu fliegen. Dieses Gefühl der Sehnsucht nach einem Land hatte ich in dieser Form nicht mehr seit meiner Liebe zu Italien, die vor über zwei Jahrzehnten dazu geführt hatte, dass ich nach dem Abitur als ragazza alla pari (Au-Pair-Girl) in Rom gewesen war. An so etwas war mit Japan allerdings gar nicht zu denken, meine finanziellen Umstände erlaubten mir schließlich nicht einmal mehr eine Reise dorthin. Deshalb gab ich meinen Empfindungen für das Land und der Beschäftigung mit japanischen Dingen auch nur sehr selten nach.

Während ich auf der Berlinale dem japanischen Dolmetscher zuhörte, war mir aber auf einmal klar: Ich werde in diesem Jahr wieder nach Japan fliegen und durchs Land reisen. Und dieses Mal will ich mehr sagen können als “Dankeschön”, möchte ich wenigstens ein Gefühl für die Sprache haben und einfache Dinge in Restaurants und Geschäften entziffern können.

Seit sechs Wochen besuche ich einen Japanisch-Sprachkurs an der Volkshochschule – gerade sind allerdings Osterferien und diese Pause bringt mich fast um. Ich habe Glück, denn wir sind nur etwa 15 Teilnehmende und das Tempo ist genau richtig für mich. Dennoch ist es hart: Ich habe nach meiner Zeit als Au-Pair keine Sprache mehr gelernt und danach nur noch ein Mal Mitte der neunziger Jahre etwas Text für ein Theaterstück auswendig gelernt.

LERNEN

Momentan verwenden wir fast noch keine japanischen Schriftzeichen. Es gibt drei unterschiedliche Sorten davon: zwei Silben-Alphabete (Hiragana und Katakana) und die ehemals chinesischen Schriftzeichen Kanji. Letztere bräuchte man eigentlich nicht, denn mit den Silben-Alphabeten kann man alles schreiben. Die Hiragana werden aber hauptsächlich für grammatikalische Elemente wie Partikeln und Endungen verwendet und die Katakana sind für Worte da, die aus dem Englischen oder anderen Sprachen kommen. Ich mag sie nicht, weil ich noch nicht den Dreh heraus habe, die Worte zu erkennen, selbst wenn ich sie mühsam entziffert habe. Dabei erscheint es, sobald man die Bedeutung weiß, immer ganz einfach:

reinkotoo = raincoat = Regenmantel
naifu = knife = Messer
supuun = spoon = Löffel

Die Silbenalphabete kann ich mittlerweile mit ein paar Ausnahmen. Das heißt aber nicht, dass ich nun auf einen japanischen Text mit Katakana und Hiragana gucke und sofort erkenne, was dort steht. Silbe für Silbe muss ich die Worte entziffern. Ich bewege selbst beim stillen Lesen oft die Lippen mit – auch in öffentlichen Verkehrsmitteln. Da mein Vokabular noch sehr eingeschränkt ist, kenne ich aber die meisten Wörter nicht, und weil diese immer ohne Abstände aneinander gereiht werden und es selten Kommas gibt, ist es schwierig, zu erkennen, welche Silben überhaupt zusammen gehören und so ein Wort bilden. Ich übe das, indem ich auf Twitter niedlichen japanischen Tier-Accounts folge und zu entziffern versuche, was über den Häschen, Igelchen und Kätzchen geschrieben steht. Mittlerweile kann ich einhändig den Text aus dem Tweet in den Translator kopieren und darin wiederum mit Fragmenten des Tweets herumexperimentieren, um Silben zu überprüfen. Der Translator kommt leider sehr schnell an seine Grenzen, was das Ausspucken verständlicher Sätze anbelangt.

KANJI

Dass die Übersetzungen so schlecht sind, liegt zum einen sicherlich an der japanischen Satzstruktur, zum anderen daran, dass in den Tweets auch Kanji verwendet werden. Sie haben mehrere Bedeutungen, können kombiniert werden und so wiederum andere Bedeutungen haben. Ein Kanji wird je nach Lesart auch unterschiedlich ausgeprochen. Für Menschen mit westlich sozialisierten Lesegewohnheiten ist es total schwierig, sie sich zu merken und voneinander zu unterscheiden. Kanji kommen aber überall vor, selbst in Kinderbüchern. Um sich im japanischen Alltag zurecht zu finden, muss man also auf jeden Fall auch Kanji lesen können. Sonst versteht man immer nur Fragmente – selbst wenn man Profi im Lesen der Silbenalphabete ist.

Deshalb habe ich beschlossen, mir mit Hilfe des Buches Die Kanji lernen und behalten von James W. Heisig auch schon die schwierigen Schriftzeichen beizubringen. Der Autor geht dabei untypisch vor: er nimmt die Schriftzeichen auseinander, weist immer wiederkehrenden Elementen Begriffe zu und strickt daraus für jedes Kanji eine eigene Geschichte, bei der es darauf ankommt, sie sich beim Lernen genau vorzustellen. Selbst seine nicht ganz so naheliegenden Erzählungen kann ich mir gut merken. Ich bin ziemlich überrascht, denn ich habe erst vor ein paar Tagen richtig mit dem Kanji-Lernen angefangen und kann bereits über 50 Schriftzeichen lesen und schreiben. Allerdings habe ich noch keine Ahnung, wie man sie ausspricht. Das kommt erst sehr viel später dran.

PLÄNE

Dass ich mich in so vielen Bereichen vom Können Anderer einschüchtern lasse, aber nicht von all jenen gerade genannten Dingen – die ja nur einen Bruchteil der auf mich zukommenden Schwierigkeiten darstellen – machte mir erst beim Schreiben des Textes so richtig klar, dass es mir wirklich Ernst damit ist, dass ich zum ersten Mal seit langem wieder etwas richtig (können) will. Ich lerne tatsächlich jeden Tag und bin zum ersten Mal in meinem Leben im Besitz von Vokabelkarten und -kästen. Ich bin geradezu überwältigt davon, wie viel Freude es macht, Dinge zu lernen und dadurch eine neue Welt zu entdecken. Dank der vielen Eselsbrücken gewinne ich auch ganz neue Einblicke in meine Vorstellungskraft.

Natürlich habe ich mich auch längst darüber informiert, was bei einem Bachelor-Studiengang, den ich mir weder finanziell noch beruflich erlauben kann, auf mich zukäme. Ich weiß, dass ich für ein japanisches Travel-And-Work-Visum bereits vierzehn Jahre zu alt bin. Ich weiß, dass ich ohne Uni-Abschluss und professionelle Englisch-Kenntnisse kaum eine Chance habe, in Japan zu arbeiten. Dennoch träume ich davon, eimal für eine Weile dort zu leben.

Um mich auch hier möglichst vielen unterschiedlichen japanischen Reizen auszusetzen, verwende ich unterschiedlichste Medien und Techniken: Tweets, Bücher, YouTube-Videos, Filme, Comics, Apps – und im Büro sind mittlerweile sehr viele Gegenstände mit bunten Stickern versehen, auf denen Vokabeln stehen. Aber es macht nur bedingt Spaß, das alles alleine zu machen und zu Hause am Küchentisch mit fiktiven Personen fiktive Dialoge zu üben. Spätestens in einem Monat will ich eine_n Tandempartner_in finden. (Vielleicht liest ja auch ein Japaner oder eine Japanerin in Berlin diesen Text und fühlt sich angesprochen ^^)

P.S.:

Neulich traf ich mich mit einem Bekannten, den ich länger nicht sah, zum Essen. Es gab Ramen und ich erzählte ihm zum ersten Mal vom Japanisch-Unterricht. Als er seine Suppe zu Ende gegessen hatte, war meine Schüssel nach wie vor fast voll. Ich hatte die ganze Zeit geredet und war seltsam euphorisch in Fahrt geraten. Dies war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich wieder für etwas brenne. Es fühlt sich seither fast an wie Verliebtsein.

* ganbatte kann man so ziemlich zu allen Gelegenheiten benutzen, in denen man jemandem Mut machen, ihn_sie anfeuern oder sonst irgendwie mental unterstützen möchte. (Quelle)

Dinge, die mich gerade unterstützen

Ganbare Hiragana-Kurs für iOS (nach der Hälfte alle Silben freizuschalten kostet 0,89€)
Japanese Pocket Trainer für iOS (0,89€)
Google Translator für iOS (kostenlos)
Die Kanji lernen und behalten
Visuelles Wörterbuch Japanisch – Deutsch
Hiragana und Katakana Übungen
Die „Expressions by Scene“-Abteilung auf der Japanese in Anime & Manga-Site

Das Foto über dem Text zeigt die Yurikamome Line in Tokio. Ich bin 2011 ziellos mit ihr durch die Gegend gefahren und konnte mich nicht sattsehen. Was ich gerade erlebe, fühlt sich so ähnlich an.

25 Antworten zu “Ganbatte (*)”

  1. Michaela sagt:

    Ich finde Japan und dessen Kultur und Geschichte sehr faszinierend. Bei mir war der Auslöser damals die Serie Shogun, die mein Interesse an dem Land geweckt hat. Leider habe ich es bis jetzt noch nicht geschafft, mal Japan zu besuchen, geschweige denn, dessen Sprache zu lernen. Ich finde es klasse, daß du Japanisch lernst. Ich habe mir vorgenommen Japan nächstes, spätestens übernächstes Jahr einmal zu bereisen und wenn möglich mit ein paar Sprachkenntnissen.
    Ich wünsche dir viel Erfolg beim Lernen.
    Liebe Grüsse vom Bodensee,
    Michaela

    • ruhepuls sagt:

      danke, michaela.
      dann fang rechtzeitig an mit dem lernen. mit ein paar vorgefertigten brocken kommt man leider nicht weit, wie ich 2011 feststellen musste. so blieb mir wirklich nur das ‚dankeschön‘ als einziges wort, das ich dort sprach : )

  2. Meg sagt:

    Wie schön! Bleib dran!

  3. Feathers McGraw sagt:

    ich war noch nie da, bin aber mit unterbrechungen grade wieder dabei, mehr japanisch weiterzulernen. hab vor diesen sommer auch mal hinzufahren und kann es kaum erwarten. im moment freue ich mich grade seht auf „the wind rises“ welcher jetzt grad hier ins kino kommt…

    • ruhepuls sagt:

      ich drücke dir die daumen mit dem lernen. meine japanisch-lehrerin sagte übrigens, es sei am besten, im frühling oder im herbst nach japan zu reisen. ich glaube, der sommer kann ziemlich anstrengend sein.. falls du reist, freue ich mich über einen bericht.

  4. abrapalabra sagt:

    Vielleicht setzt du deine Pläne irgendwann um, gehst nach Japan, vielleicht sind die Hürden aber zu hoch gesetzt: Visum, Einkommen, Sprache, vielleicht ist es wahrscheinlich dass du irgendwann dran scheitern musst und dann? Ich würde mich fragen ob ich mich letzen Endes nicht davor schützen wollte mich tatsächlich dem auszusetzen, was ich angeblich erreichen wollte..

    Reisen ist immer realistischer zu realisieren in Schwellen- oder Drittweltländer und am einfachsten ist es wohl mit Spanisch nach Mittel/Südamerika zu gehen. Daran hindert dich weder eine megakomplizierte Sprache, noch dein Alter, noch dein Einkommen. Und bei anderen Kontinenten siehts vielleicht mehr oder minder ähnlich aus. Zumindest gibts genug asiatische Länder in denen es günstiger ist zu leben. Aber vielleicht spielen Sicherheitsbedenken etc. da ja auch eine Rolle.

    • ruhepuls sagt:

      ich will doch nicht fort, um fortzugehen, sondern um die japanische sprache zu lernen und die kultur zu verstehen, zu erleben. welchen sinn machte es da, alternativ nach südamerika zu gehen? oder in ein anderes asiatisches land, weil „irgendwas mit asien“ und sogar „schön billig“.
      und wieso sollte ich nicht nach japan verreisen? warum sollte ich woanders hin, wenn ich es doch dort so mag, mich da hingezogen fühle?

      es geht in meinem text um träume und gefühle, nicht um analytische entscheidungen, weil ich unbedingt aus deutschland weg will.

      • abrapalabra sagt:

        vermutlich habe ich dich da falsch verstanden. ich versuchte eher an dem punkt anzusetzen wo du vielleicht deine träume umsetzen willst und objektive hemnisse ansprichst, die dich bei der realisierung derselben hindern, du also deinen großen Traum dort zu leben und zu arbeiten, vermutlich nur eingeschränkt realisieren kannst. und weil es ganz schön viele Kulturen mit fremden Sprachen gibt, ging ich davon aus, dass es vielleicht realistischer ist, die kambodschanische Kultur oder die paraguyanaische oder die malaysianische oder oder kennen zu lernen. Mir geht vermutlich einfach das Verständnis dafür ab sich gezielt nur für ein Land und die eine Sprache zu interessieren. Sorry, falls ich daher nicht den Kern erfasste.

        Kurz aber noch zu „schön billig“ – ich weiß nicht, ob du dich damit abwertend auf meine Schilderung bezogst. Einerseits ist Reisen in „schönBilligländern“ eine zuweilen hinterfragbare Praxis, da man vor Ort von der industriellen „Unentwickeltheit“ profitiert – das tut man aber auch schon mit der Jeans, dem Kaffee, dem Laptop und dem Smartphone. Ganz schön lange interdependenzkette… Andererseits wird dich dein Urlaub in Japan so viel Geld kosten, dass du damit vermutlich über Monate in einem anderen Land verbleiben könntest. Deine Antwort ist aber nun vermutlich, dass du gerade nach Japan willst, koste es was es wolle. Sind offensichtlich also andere Zielsetzungen.

  5. AnnaAliera sagt:

    Dein Text spricht mir aus der Seele, mir geht es oft ähnlich. Bei Dingen die ich gerne mache ( machen würde) lasse ich mich viel zu schnell ein schüchtern von Menschen die das besser können. Sei es Reiten, ein Instrument spielen, nähen. Selbst im Beruf als Software-Entwicklerin, den ich wirklich liebe, zweifle ich ob ich das überhaupt kann, ob ich es überhaupt wert bin darin zu arbeiten, weil andere es doch soviel besser können. Würde auch gerne mal wieder für etwas brennen. Dein Text macht mir Mut :)

    • ruhepuls sagt:

      danke, das freut mich sehr <3
      ist es nicht deprimierend, dass wir viel zu oft denken, andere könnten das, war wir machen, viel besser? ich wünsche dir alles gute!

  6. UH sagt:

    Vielleicht kann Dir 300 words noch etwas Inspiration bieten? Z.B.:http://frenja.wordpress.com/2012/11/21/auf-die-ohren-japanische-podcasts-ii/

  7. svitek sagt:

    Ich finde ja, daß bisher alles großartig gelaufen ist bei dir und sehe deine vielen Anfänge und Endungen als das Schönste, was (dir) bislang passieren konnte. Die Wenigsten kommen nach der Landung auf dem Fließenboden im Kreissaal zum Stehen und wissen wofür Sie brennen. Du bist jedesmal mit entflammten Herz dabei gewesen und hast dein Wesen geformt. Und hast irgendwo doch die Anderen stehen gelassen mit ihrem Wissen und Können. Und manchmal hält man seine Leidenschaft mehr so auf Sparflamme, weil man so sehr damit beschäftigt ist, daß Brennholz zu suchen, anstatt das Ganze mal richtig zu löschen und auf dem Fundament eine Blume zu pflanzen, die einen mit ihrem Duft und ihrer Schönheit weit ins Herz betört. Ich wünsche dir jedenfalls ordentlich Spaß und ganz viele neue, belebende Erfahrungen mit deinem Pflänzchen und freue mich jetzt schon auf deine Reiseberichte.

  8. dan sagt:

    Kendo lernen! :D

    • ruhepuls sagt:

      : ) ich war mal vor drei jahren mit freunden bei einer probestunde – am anderen ende der stadt. ich glaube, das ist nichts für mich. aber vielleicht sollte ich tai chi ausprobieren!
      (ja, ich weiß, falsches land : )

      • dan sagt:

        Kendo ist ja, äh sehr japanisch. sehr eigen. sehr viel Etikette. ich wünschte ich hätte nicht all meine japanisch SprachKenntnisse nach dem Abi verlernt … : /

  9. terschies sagt:

    Hallo Maike, ich würde
    dir gerne, falls du magst einen Teil meiner Japanisch-Sprachlektüre schenken. Ich studierte Ostasienwirtschaft mit Schwerpunkt Japan und lebte auch ein halbes Jahr in Tokyo. Das meiste ist für mich heute vollkommen entbehrlich. Hast du Interesse? Bist du zufällig irgendwann mal in Hamburg?

    • ruhepuls sagt:

      hallo terschies,

      wow. ich bin (fast) sprachlos und total gerührt. ich habe sehr großes interesse, bin aber leider in absehbarer zeit nicht in hamburg. doch juliane, die auch hier schreibt, ist jede woche dort, vielleicht kann sie mir die bücher mitbringen?
      ich versuche morgen einmal, an die mail-adresse hinter dem disqus-account zu schreiben. ich hoffe, das ist ok. (falls die nicht geht, freue ich mich über post an maike at ruhepuls punkt ws

      danke, danke, danke <3

  10. Reinholdine sagt:

    Liebe Maike, hab vielen Dank für diesen wundervollen Text!

    Ich wollte Dir unbedingt diesen Link dalassen, es ist einer meiner liebsten Kanäle auf Youtube (dabei bin ich gar nicht speziell Japanfixiert). Vielleicht gefällt er Dir ja auch! Rachel und Jun machen Videos über alles mögliche rund um Japan, manchmal erklären sie Kulturelles oder Sprachliches, manchmal gehen sie einfach bloß spazieren oder sonstiges Alltägliches…

    Viel viel Spaß beim Lernen!

    Gruß – auch hier vom Bodensee – ,

    Elli

    https://www.youtube.com/user/MyHusbandisJapanese

    https://www.youtube.com/watch?v=hbWPqWDtXAg&list=PLNB5_GMK6YzEw84YeFqorBflgYRgZH78k

  11. Jana sagt:

    Hallo Maike, ich bin gerade nur durch Zufall auf diesen Post gestoßen und er spiegelt exakt das wieder, was zur Zeit (mal wieder) in mir vor geht. Ich bin genauso eine Person, die sich schnell von Dingen begeistern lässt, dann eine Weile Feuer und Flamme dafür ist, aber es genau so schnell wieder fallen lässt, weil man nicht die gewünschten Erfolge damit erzielt.. Ich habe auch mehrere Instrumente und Sportarten ausprobiert, hatte aber nie den Elan durchzuhalten. Eines, was aber immer wiederkehrte, war meine Faszination für Japan. Einige Monate brannte wieder dieses Feuer in mir für dieses Land, umgab mich mit allem möglichen japanischen wie Musik, Sendungen, Essen, Texte, Lernmethoden und Möglichkeiten dort Fuß zu fassen. Aufgrund zweier Dinge erlosch dieses Feuer in mir immer wieder. Einerseits habe ich bis heute niemanden, der meine Faszination für dieses Land so mit mir teilt, also stande ich in meinen Japan-Phasen immer sehr alleine da und zweitens schien es mir finanziell unmöglich einen längeren Aufenthalt dort zu ermöglichen. Die Visa-Bestimmungen zerstörten meine Träume immer wieder aufs Neue. Auch ich verfüge nicht über einen akademischen Abschluss und ich habe auch nicht vor diesen nachzuholen, einfach „irgendwas“ zu studieren um mich in Japan aufhalten zu können. Das scheint mir verschwendete Zeit. Ein weiterer Grund, der mir meine Träume zerstört, ist, dass man von kleinauf alles dafür tut eine möglichst gute Ausbildung in Deutschland zu absolvieren, um die Grundlage für ein gutes Leben zu schaffen, dass es hier einem möglichst gut geht. In Japan steht man wieder ganz unten und kann nicht einmal die Sprache so wie 99% der restlichen Bevölkerung. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt sich somit.. Aber einfach die Tatsache, dass das Thema „Japan“ seit Jahren in regelmäßigen Abständen in mir aufkommt und von einen Tag auf den anderen meinen Tagesinhalt bestimmt, zeigt mir, dass das etwas ist, was in meinem Leben von größerer Bedeutung sein soll und ich dieses Ziel weiter verfolgen soll. Dein Text bestärkt mich in der Hinsicht, dass es Menschen gibt, die genauso fühlen wie ich. Und das sagt mir, dass ich meinen Weg weiter gehen muss. Ich mache derzeit konkrete Pläne zunächst für ein Jahr nach Japan zu gehen, um zu sehen ob meine Vorstellungen auch der Realität entsprechen.
    Der Text ist viel länger geworden als er sollte.. Mich würde interessieren, wie es dir zur Zeit ergeht. Bist du noch aktiv dabei Japanisch zu lernen? Hast du das Feuer in dir nutzen können, um weiter in diese Richtung hinzuarbeiten?

    Ich würde mich über eine Antwort freuen, auch wenn der Post schon relativ alt ist :-)
    Liebe Grüße,
    Jana

    PS: Danke für den Link zum Online-Manga lesen :-) Sehr hilfreich und eine unterhaltsame Art Japanisch zu lernen

    • ruhepuls sagt:

      Liebe Jana,

      herzlichen Dank für deinen langen Kommentar! Ich habe mich so darüber gefreut heute! Wie schön, dass du Pläne schmiedest, um ein ganzes Jahr dort zu leben, und einmal zu sehen, wie sich das anfühlt dort! Vielleicht magst du mir Bescheid geben, wenn es soweit ist. Ich würde sehr gerne erfahren, wie es dir dort ergeht.

      Huch, versehentlich schon abgeschickt. ich schreibe gerade noch an der Fortsetzung meines Kommentars, moment.