Grand Theft Auto 5 hat ein Problem mit Frauen

Foto , © , by Rockstar Games

Dies ist ein Beitrag aus unserer Rubrik kleinergast, in der wir alle Gastartikel veröffentlichen. Dieses Mal kommt er von Pablo.

Pablo Dominguez Andersen lebt als Kulturhistoriker mit einem Faible für Politik, Popkultur und Medien in Berlin. Wenn er nicht GTA 5 spielt, drückt er sich erfolgreich um die Überarbeitung seiner Dissertation über Filmstars zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Pablo singt in Deutschlands bester und inaktivster Wrestling-Punkband Imhoff Youth.

@palmo_imhoff

Grand Theft Auto 5 macht unglaublich viel Spaß, so viel steht fest. Aber welche politische Message vermittelt das Spiel eigentlich? Dieser Frage kann man besonders gut anhand der Darstellung der Geschlechter im Spiel nachgehen. Denn während GTA 5 – wie schon frühere Teile der Reihe – durchaus gesellschaftskritische Töne anschlägt, enttäuscht das Spiel geschlechterpolitisch auf ganzer Linie.

Satire, Subversion und Stereotype im Videospiel-Hit des Jahres

Grand Theft Auto 5 darf schon jetzt als das erfolgreichste Videospiel aller Zeiten gelten. In den ersten drei Tagen nach der Veröffentlichung am 17. September 2013 wurde das Spiel weltweit mehr als 15 Millionen Mal verkauft und spielte einen Rekordumsatz von einer Milliarde Dollar ein. Solche Zahlen sind nicht nur innerhalb der Games-Branche beindruckend: Der durchaus erfolgreiche Hollywood-Blockbuster The Great Gatsby spielte 2013 beispielsweise „nur“ 350 Millionen Dollar ein. Videospiele sind eine Multi-Millionen Dollar Industrie, die längst erfolgreich mit Hollywoodfilmen und populären TV-Serien konkurriert.

Allein die Tatsache, dass ein Spiel wie GTA 5 von Millionen Menschen weltweit gespielt wird, macht es zu einem einflussreichen kulturellen Phänomen, nach dessen politischen Implikationen es sich zu fragen lohnt. Denn als prominenter Teil unserer Alltagskultur macht auch ein Videospiel notwendig politische Aussagen. Es kann gar nicht anders: Kultur ist ein umkämpfter Raum, in dem Identitäten produziert und gesellschaftliche Machtverhältnisse ständig sowohl reproduziert als auch hinterfragt werden. Was vermittelt GTA 5 also denjenigen, die es spielen? Stellt das Spiel gesellschaftliche Hierarchien in Frage, oder stützt es sie?

Aber zunächst zum Inhalt des Spiels: Die Zeiten, in denen es bei Grand Theft Auto primär oder ausschließlich um das Klauen von Autos ging, sind lange vorbei. Auch der neueste Teil der Serie versetzt seine SpielerInnen in die Hauptrolle einer kinoreif erzählten Gangstergeschichte mit Action-Elementen. Die Handlung der Story spielt in Los Santos, einer detailgetreuen virtuellen Parodie von Los Angeles und seiner kalifornischen Umgebung. Man steuert erstmals drei Hauptfiguren durch diese riesige und detailreiche Welt: Michael de Santa, Franklin Clinton und Trevor Philips sind drei Kriminelle (und drei Männer, ab dazu später mehr), die in der vom Spiel erzählten Geschichte zusammenfinden. Diese drei Figuren gilt es durch eine Reihe krimineller Aufträge und aufsehenerregender Coups im Stile eines Heist-Films zu steuern.

Yoga, Kiffen, Leute überfahren

Bekannt geworden ist die GTA-Serie allerdings nicht primär wegen der erzählten Geschichte, sondern wegen der Möglichkeit, sich frei in einer liebevoll und detailreich gezeichneten virtuellen Welt zu bewegen und sich dabei mit allen möglichen Aktivitäten zu vergnügen. Im neuesten Teil sind das u.a. Tennis, Dart, Golf, Armdrücken, Fallschirmspringen, Auto-, Boot-, Flugzeug- oder Fahrradrennen, Jagdausflüge, Seilbahnfahrten, ein Triathlon, Kino- und Psychiaterbesuche, Yogastunden und kiffend vor dem Fernseher sitzen. All diese Möglichkeiten werden nur vom Spaß in den Schatten gestellt, den es macht, in geklauten Autos ziellos auf den Straßen herumzurasen und unbeteiligte PassantInnen entweder gnadenlos über den Haufen zu fahren oder zu erschießen, während man sich Verfolgungsjagden mit der Polizei liefert.

Ist GTA 5 also angesichts dieses Inhalts nun gesellschaftskritisch, komplett konformistisch, oder irgendwas dazwischen? Einerseits, das haben Reviews immer wieder betont, besticht das Spiel durch seinen satirischen Humor. So urteilt z.B. das Videospielmagazin IGM in einem Review, „Grand Theft Auto V is not only a preposterously enjoyable video game, but also an intelligent and sharp-tongued satire of contemporary America.“ In der Tat ist die im Spiel dargestellte Welt vor allem eine bitterböse Karikatur der gegenwärtigen (amerikanischen bzw. kalifornischen) Gesellschaft, die in ihrem Ton bisweilen an den Humor von Serien wie South Park erinnert. Nichts und niemand scheint vor dieser scharfzüngigen Kritik sicher, zahlreiche aktuelle gesellschaftliche Phänomene werden in GTA 5 karikiert und durch den Kakao gezogen.

So heißt Facebook im Spiel „Lifeinvader“ und wirbt mit dem Slogan „Where Your Personal Information Becomes A Marketing Profile (That We Can Sell)”. Der ultra-konservative Sender Fox News findet seine Entsprechung in „Weazel News“, einem Radiosender, der mit dem Claim “Confirming Your Prejudices“ haarsträubend rechte Meldungen und Nachrichten am laufenden Band liefert. Den engen Zusammenhang von amerikanischer Waffenlobby und rechtem Nationalismus karikiert GTA im Namen des Waffenladens „Ammu-Nation“ und seinen dümmlichen Mitarbeitern. Die Bio-Supermarktkette „Grain of Truth“ wirbt mit dem Slogan „Shop With Superiority“ und betont auf der eigenen Website, Bioprodukte zu kaufen „untermauert deinen Status als kultivierter, gebildeter Großstädter“ – ein Gag, bei dem ich unweigerlich an die Kundschaft des expandierenden Bioladens bei mir um die Ecke denken muss.

Satire und Kritik

Der Satiriker, so wusste Kurt Tucholsky, „ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.“ Auch wenn sich über die Frage, ob Satire per se progressiv, links oder kritisch ist, vorzüglich streiten lässt: die obigen Beispiele zeigen, dass zahlreichen Witze im Spiel gesellschaftliches Unrecht, Ignoranz und Ungleichheit sichtbar machen und auf befreiende Weise bloßstellen. Allenfalls könnte man bedauern, dass GTA 5 in seinem Angriff auf alles und jeden bisweilen in ziellosen Zynismus abzudriften droht. Oft genug trifft die Kritik aber genau die Richtigen. Satire hört bekanntlich dort auf kritisch zu sein, wo sie nicht gesellschaftliches Unrecht sichtbar macht, sondern im Gegenteil die ohnehin Schwachen oder Ausgegrenzten bloßstellt und der Lächerlichkeit preisgibt. Diese primär nach unten austeilende Form des Humors – die im Übrigen eine ausgesprochene Spezialität deutscher Medien ist – findet man in GTA 5 selten. Der satirische Grundton des Spiels legt es insofern nahe, GTA 5 tatsächlich als gesellschaftskritisches Spiel zu verstehen.

Ein anderes Bild ergibt sich allerdings, wenn man eine geschlechterkritische Perspektive nicht ausklammert. Zurecht kritisierte die englischsprachige Presse das Game aufgrund seiner stereotypen Darstellung von Frauen. Carolyn Petit befand in ihrem Review für Gamespot, das Spiel sei durch und durch misogyn, werte Frauen ab und stütze und glorifiziere so Sexismus.  Für ihre Äußerung, das Spiel sei frauenfeindlich, wurde die Autorin – trotz ihres ansonsten durchweg begeisterten Reviews mit einer Punktzahl von 9 von 10 Punkten – massiv angefeindet und bedroht. Auch AutorInnen von Forbes, dem Guardian und der New York Times kritisierten den auffälligen Sexismus von GTA 5. Von der Gegenseite wurde diesen KritikerInnen in Kommentaren und Repliken wiederum Heuchelei vorgeworfen: Von einem Spiel, in dem man aus Spaß unschuldige Fußgänger überfährt, könne man keine progressiven geschlechterpolitische Statements erwarten, so war unter anderem in Kommentaren zu lesen.

Tatsächlich kommen Frauen in GTA 5 vor allem als passive Objekte vor, die den handelnden männlichen Figuren im Weg stehen, auf die Nerven gehen oder, wie die Tänzerinnen im Stripclub, als Sexobjekte benutzt werden, um sie dann links liegen zu lassen. Die wenigen weiblichen Figuren, die wenigstens eine Nebenrolle in der Story spielen, taugen kaum als Identifikationsfiguren, im Gegenteil: Michaels Tochter Tracey zeichnet das Spiel als dumm, oberflächlich und unselbstständig. Ihre Mutter, Michaels Frau Amanda, wird ebenfalls als dümmlich, ungebildet und pathologisch geldgeil charakterisiert. Eine der wenigen zumindest potentiellen Ausnahmen ist die Tante des männlichen Protagonisten Franklin, Aunt Denise. Sie ist selbsterklärte Feministin, hält mit Genossinnen konspirative Treffen in ihrer Wohnung ab und skandiert beim Empowerment-Jogging mit ihren Freundinnen feministische Parolen – allerdings zeichnet das Spiel auch Denise als vollkommen lächerliche Figur, die dem männlichen Protagonisten vor allem das Leben schwer macht. Auch sie entpuppt sich so schnell als antifeministische Karikatur einer Feministin – und damit als das Gegenteil einer positiv besetzten Frauenfigur.

Stereotype und männliche Perspektive

Die Tatsache, dass alle Frauenfiguren im Spiel sexistische Stereotype reproduzieren, liegt sicherlich auch am satirischen Gesamtton des Spiels. Tatsächlich lässt GTA 5 an keiner Figur ein gutes Haar, auch nicht an den männlichen. Protagonist Trevor Philips beispielsweise lebt als saufender Sohn einer Stripperin in einem heruntergekommenen Wohnwagen am Rande der Stadt. Er ist ein hässlicher, ungepflegter und gewalttätiger Psychopath. Michael de Santa, dessen Figur deutlich von Mafia-Serien wie The Sopranos inspiriert ist, ist ebenfalls ein tragisch-lächerlicher Charakter. Michael lebt zu Beginn des Spiels als ehemaliger Krimineller aufgrund eines Deals mit dem FIB (so heißt das FBI im Spiel) mit seiner Frau und zwei Kindern in einer Villa in den Rockford Hills. Michaels Familienleben ist in Auflösung, sein Leben erscheint verpfuscht. Er scheitert stetig, er ist die traurige Karikatur eines italoamerikanischen Patriarchen. Auch wenn seine Figur aufgrund ihrer tragischen Züge durchaus Mitleid erregt: Weil Michael selbstgerecht, heuchlerisch, egoistisch, unfähig und gewalttätig ist, taugt er kaum als eindeutig positiv besetzte Identifikationsfigur. Bei den männlichen Nebenfiguren im Spiel setzt sich diese Tendenz fort.

Will man sich GTA 5 nun aber ernsthaft sexismuskritisch nähern, genügt es gerade nicht, die im Spiel dargestellten Figuren daraufhin zu befragen, ob sie ein positives oder negatives, ein realistisches oder verzerrtes Bild der Geschlechter zeichnen. Wie der Kulturtheoretiker Homi Bhabha betont, sollte der Interventionspunkt kritischer Analysen von Stereotypen „verlagert werden von der Identifikation von Bildern als positiv oder negativ hin zu einem Verstehen der Subjektivierungsprozesse, die der Diskurs des Stereotypen möglich (und plausibel) macht.“ Mit anderen Worten: Die Frage ist nicht (nur), wie die Geschlechter im Spiel dargestellt werden, sondern auch, in welche gesellschaftliche Position das Spiel diejenigen versetzt, die es spielen.

Hier offenbart sich schnell das wirkliche Problem: GTA 5 privilegiert eindeutig und ausschließlich eine männliche Perspektive. Es ist ein Spiel von Männern für Männer. Seine drei Protagonisten sind genauso männlich, wie der von den Entwicklern imaginierte Spieler. Der Blick dieses Spielers ist identisch mit dem der drei ebenfalls männlichen Protagonisten. Frauen sind dagegen nur passive Staffage und kommen als Subjekt der Handlung nicht vor. Damit fällt das Spiel im Grunde in den dreifach männlichen Repräsentationsmodus des klassischen Hollywoodkinos zurück, wie er von der feministischen Filmkritik schon in den 1970er Jahren grundlegend kritisiert wurde.

Eine verpasste Chance

Wie gesagt, die männlichen Hauptfiguren des Spiels sind weit entfernt davon, als Vorbilder oder positive Identifikationsfiguren zu funktionieren – aber im Gegensatz zu den randständigen Frauenfiguren sind sie detailreich und damit zumindest ambivalent gezeichnet. Auf genau diesen Punkt von einem Journalisten der New York Times angesprochen, offenbart Sam Houser, Gründer von Rockstar Games und einer der Köpfe hinter der GTA-Reihe, eine erstaunliche Ahnungslosigkeit:

When I asked Mr. Houser if he had thought about the portrayal of women in Rockstar’s games, he said, “Seemingly not as much as I should have.” He added: “These three guys fit with the story we wanted to tell. It would be hard to take one of them and replace him — I mean, I suppose we could have done it, early enough on — with a female character.”

Als ich Mr. Houser fragte, ob er über die Darstellung von Frauen in den Spielen von Rockstar nachgedacht hat, sagte er, “Anscheinend nicht genug.” Er fügte hinzu: “Diese drei Jungs passten zu der Geschichte, die wir erzählen wollten. Es wäre schwer, einen von ihnen zu nehmen und ihn zu ersetzen – ich meine, ich denke wir hätten es schon machen können, früh genug – mit einem weiblichen Charakter.”

Anscheinend hat man sich bei Rockstar also über diese Frage schlicht keine Gedanken gemacht. Obwohl GTA 5 in seinem cineastischen Storytelling stark von aktuellen TV-Serien und Filmproduktionen beeinflusst ist, bleibt das Spiel in Punkto Frauencharaktere Lichtjahre hinter Produktionen wie The Sopranos, Homeland oder Mad Men zurück. Während gerade solche aktuelle TV-Serien vielschichtige, komplexe und widersprüchliche Charaktere beider Geschlechter enthalten und geschlechterpolitische Fragen prominent und explizit verhandeln (und gerade daraus ihren Reiz auf das Publikum entfalten), ignoriert GTA 5 diese einfach.

Das hängt sicherlich damit zusammen, dass Games auch auf Produzentenseite immer noch eine Männerdomäne sind. Die Videospielbranche produziert nach wie vor kaum Spiele mit weiblichen Hauptfiguren, weil sie befürchtet, damit ihre männlichen Konsumenten zu verschrecken. Dass tatsächlich die Hälfte der Videospielgemeinde Frauen sind, nehmen die Vertreter dieser Argumentation dabei ungern zur Kenntnis. Zunehmend formiert sich jedoch auch in der Videospiel-Branche feministischer Protest: gegen die eindimensionale Darstellung von Frauen in Videospielen, gegen die männliche Dominanz in der Games-Branche und gegen die Vorstellung, Videospiele seien nun mal ein Jungs-Ding, zu dem Frauen nichts zu sagen hätten. Aktionen wie die Hashtags #1ReasonWhy und #1ReasonToBe zeigen genauso wie zahlreiche Artikel, Videos und Debatten über Sexismus in Videospielen (mehr dazu z.B. in Lucies Artikel “Not Just Games” hier auf kleinerdrei), dass die Branche im Umbruch ist. Lange wird sich, so scheint es momentan, die Videospielwelt ihre Blindheit in Geschlechterfragen nicht mehr leisten können.

Gegenüber dieser Entwicklung hinkt GTA 5 – das Spiel, das in technischer und spielerischer Hinsicht so viele neue Maßstäbe setzt – leider hinterher. Gerade angesichts der Entscheidung für drei Hauptfiguren erscheint die Tatsache, dass alle drei dieser Protagonisten männlich sind, als eine fahrlässig verpasste Chance. Tatsächlich wäre es ein leichtes gewesen, mindestens einen der drei Charaktere als Frau zu konzipieren, hätte man sich über die Repräsentation der Geschlechter einfach ein paar Gedanken mehr gemacht.

Egal ob als moralisch erhabene Identifikationsfigur oder als durchgeknallte Antiheldin: eine starke Frauenfigur durch die Weiten von Los Santos steuern zu können hätte dem Spiel auch politisch eine ganz neue Dimension verliehen. Nicht nur das: mit Sicherheit hätte – um in einer marktwirtschaftlichen Logik zu argumentieren, denn schließlich muss ein Videospiel zu allererst Umsatz machen – eine weibliche Protagonistin dem Spiel eine Menge zusätzliche Verkäufe bei denjenigen gebracht, die das Spiel nun enttäuscht links liegen lassen. Auch in ökonomischer Hinsicht hätte es sich für die Entwickler also gelohnt, achtsamer mit geschlechterpolitischen Fragen umzugehen.

So großartig GTA 5 in fast jedem Sinne tatsächlich geworden ist – in Sachen Geschlecht hat Rockstar Games seine Hausaufgaben nicht gemacht. Bleibt zu hoffen, dass sich das spätestens bis zum Erscheinen von GTA 6 ändert.

46 Antworten zu “Grand Theft Auto 5 hat ein Problem mit Frauen”

  1. Jens Schmitz sagt:

    WORD! Es ist sehr schade und ich kann nicht nachvollziehen, dass die Möglichkeit eines weiblichen Charakters nicht in Betracht gezogen wurde. Vielleicht wird es ja bei VI dann so weit. Das Spiel benötigt eh ein paar neue Facetten bei der Weiterführung.

  2. Andre Bischkup sagt:

    sorry, aber das ist nur dümmliches Blabla. Manchmal muss/kann/sollte man die Dinge einfach als das nehmen was sie sind, in diesem Fall: ein VIDEOSPIEL! Muss man mittlerweile in alles und jeden eine gesellschafts- oder geschlechtspolitische Aussage reininterpretieren…bzw. das Fehlen eben jener beklagen?!? Wie der Autor schon selber schreibt:“…von Männern für Männer.“ Selbst wenn dem so wäre und es sich rein an Männer richtet…so what? Davon geht die Welt nicht unter und die internationale Frauenbewegung wird sicher auch keinen dauerhaften Schaden erleiden, oder? Das Spiel ist völlig überzogen, JEDER Charakter, ob männlich oder weiblich, ist in irgendeiner Form kaputt und überzeichnet, labil und manchmal auch debil….take it or leave it! mann oh mann….*kopfschüttel*

    • map sagt:

      Ich denke wenn Videospiele als Medium ernst genommen werden sollen, muss diese Diskussion legitim sein. Eloquenter hat das aber bereits Errant Signal in einem Video zusammengefasst: http://t.co/tgdug1ME4W

    • Pablo Dominguez Andersen sagt:

      Man muss ja keine politischen Aussagen in Videospiele reininterpretieren, so als wären vorher keine drin. Wenn ein Spiel „von Männern für Männer“ gemacht ist und so tut, als hätten Frauen in Videospielen nix zu suchen dann IST das eine politische Aussage, die das Spiel macht. Die Politik kommt also nicht in das Spiel, weil ich und andere sie von außen da rein interpretieren. Die Interpretation ist eine politische Kritik von Aussagen, die das Spiel ohnehin macht. Und wenn Du sagst „mir gefällt das aber so und das soll so bleiben und deshalb seid bitte alle ruhig“ ist das auch eine politische Aussage. Und wenn ich (und andere) dem widersprechen dann wird daraus ein politischer Disput, wie er auch anderswo schon längst stattfindet. Insofern: danke für Deinen Einwand.

    • Joe Köller sagt:

      Nur ein Spiel, jaja. Nur ein Buch, nur ein Film, nur ein Witz…

      Dass dich die Darstellung von Frauen in GTA V nicht stört ist okay. Freut mich auch wenn du Spaß an dem Spiel hast, aber weder die eine noch die andere subjektive Empfindung erheben das Vergnügen über Kritik, und es ist wenig hilfreich die dann als Angriff zu intepretieren oder wenigstens selbst anzugreifen. Take it or leave it gilt auch für die Rezeption von solchen Texten. Ich finde es bei ähnlichen Artikeln ja immer besonders interessant, dass Menschen, die offenbar schon die bloße Vorstellung feministischer Kritik zur Weißglut treibt, gleichzeitig den Autorinnen (gen. F.) vorwerfen übertrieben sensibel zu reagieren. Pot, kettle, etc.

      Ich finde es auch müßig „von Männern für Männer“ als Mutmaßung hinzustellen, obwohl die leitenden Figuren bei Rockstar und deren Aussagen zur geplanten Geschichte über Männlichkeit bekannt sind. Ist das, für sich allein genommen, ein Problem? Nein. Aber auch Spiele existieren nicht in irgendeinem Vakuum objektiver Wahrnehmung, die mensch so gern von Texten fordert, und sowohl in der Industrie die sie produziert als auch in der Gesellschaft die sie spielt sind Sexismus und ähnliche -ismen tief verwurzelt. Spiele arbeiten sich schon lange an Vorstellungen und Visionen von maskulinen Idealen ab (Bioshock Infinite, The Last of Us, etc, etc), darüber mal zu reden hat für mich wenig mit reininterpretieren zu tun. Aber hey, Mann wird doch wohl noch ein Spiel für Männer machen dürfen? Und dann noch ein paar tausend.

      Diese Repräsentationsfragen sind nicht nur interessant weil Männer nicht mehr die alleinige Zielgruppe sind und es eigentlich auch nie waren. Ich sollte eigentlich selbst in die Titten und Explosionen Marktforschungsgruppe fallen, stattdessen stört es mich immer die selben Machtfantasien präsentiert zu bekommen. Wenn ich die Worte „Typ“ und „schießen“ aus der Videopieldefinition streiche, wie groß ist der Prozentsatz unseres Mediums, der mit einem Schlag verschwindet? Es wird langweilig, nutzt sich ab, mir macht das alles keinen Spaß mehr.

      Wer weiterhin Vergnügen daran hat soll es gerne genießen, aber das schließt die Diskussion zum Thema nicht aus, es invalidiert sie nicht, es macht sie weder lächerlich noch unnötig. Es wurde eigentlich schon erwähnt, aber wenn das Spiel sich selbst als unpolitisch positioniert, ist das selbst eine politische Aussage, eben eine die dominante, existente Ideologien stillschweigend unterstützt. Ähnlich verhält es sich mit der gleichmacherischen Satire: Wer sich über alles und jeden lustig macht sagt damit letztlich gar nichts, ohne Ambition oder Agenda bleibt die Gesellschaftskritik zahnlos.

      Ich empfehle zu GTA V immer Cameron Kunzelman: http://thiscageisworms.com/2013/09/20/why-is-grand-theft-auto-v-so-conservative/

      In anderem Zusammenhang, es freut mich immer wenn Kleinerdrei etwas zum Thema Videospiele bringt. Bitte mehr <3

      • Andre Bischkup sagt:

        Feministische Kritik bringt mich nicht zur Weissglut…im Gegenteil! Nur ist es der überaus wichtigen Sache überhaupt nicht dienlich, wenn man alles und jeden zu Tode analysieren und kritisieren will. Das ermüdet, das zerfasert das Ganze, das bringt nichts. Man kann und muss vieles kritisch beäugen und unter die Lupe nehmen….aber doch nicht alles.

        • Joe Köller sagt:

          Aus diesem Grund war der Abschnitt auch auf andere Artikel bezogen. Trotzdem fällst du wollend oder unwollend in diese Tradition, was du hier bringst nennt sich Appeal to Bigger Problem Fallacy und Tone Argument. Blicke hier (http://en.wikipedia.org/wiki/Fallacy_of_relative_privation) und hier (http://geekfeminism.wikia.com/wiki/Tone_argument)

        • sturmfrau sagt:

          Mit Verlaub, zu Tode analysieren muss man da gar nichts. Die Übelkeit, die mir die Kehle hochkriecht, wenn ich wieder einmal in Videospielen, Filmen oder Fernsehserien Frauen als charakterfreie, auf Titten und Beine reduzierte Dekoration sehe, die funktioniert reflexartig und vollkommen ohne jegliche Analyse.

          • Andre Bischkup sagt:

            Das gibt natürlich Anlass zur Kritik…aber hier geht es um GTA 5. Und in diesem Spiel werden ja SÄMTLICHE Personen völlig überzogen, abgedreht und kaputt dargestellt…die einzige Sache die man als unausgewogen bemängeln könnte ist eben die Tatsache, das keiner der 3 Hauptcharaktere eine Frau ist. Wobei ich diese Kritik aber auch sehr fragwürdig finde, denn es sollte einem Künstler doch immer noch das Recht zugesprochen werden, selbst zu entscheiden welches Geschlecht seine Hauptfiguren haben. Um dieses Ungleichgewicht zu bereinigen, müsste es mehr Frauen in der Industrie geben, bzw. müsste den Frauen und Männern in der Industrie die einen weiblichen Hauptcharakter schaffen wollen, dieses Recht auch eingeräumt werden. Ich denke schon, das dies von Seiten der Spielefirmen oft verworfen wird, aufgrund von Zielgruppenanalysen, etc.

          • sturmfrau sagt:

            Oh, okay. Die ganze Problematik hat also einen geringeren Stellenwert, weil es sich um GTA5 handelt? GTA5 steht aufgrund seiner grundsätzlichen Überzogenheit außerhalb jeglicher Kritik? Fehlt nur noch ein lapidares „Boah, die versteht das ganze Spiel nicht! Das ist Satire/Spaß/Ironie/Zynismus (Zutreffendes ankreuzen)!“ Weil das Spiel also im Bezug auf andere Aspekte überzogen ist, sind die frauenfeindlichen Elemente zu ignorieren? Damit wiederholen Sie ja nur Ihr altes „Argument“ von oben. Das ist übrigens eine beliebte Art des Derailings, Kritik an Sexismus entgegenzutreten: Man unterstellt dem anderen mangelnden Humor und/oder Überempfindlichkeit. Habe ich selbst schon oft genug erlebt, und ich kann Ihnen versichern, dass das mitnichten spaßig ist. Ganz gleich, ob es sich um Grabschereien, Videospiele, sexistische Werbung oder was auch immer handelt.

            Das grundsätzliche Problem ist, dass all diese Medien Einfluss auf unser Gesamtbild der Geschlechterverhältnisse haben, und da reiht sich GTA5 genau wie viele andere Formate mit ein. Es nützt überhaupt nichts, einer Kritik an Fruchtzwergewerbung (die perfekte, ständig verfügbare Hausfrau und Mutter, die ihren Kindern jederzeit genau das Richtige serviert!) entgegenzuhalten, das sei doch nur Werbung, es ginge allein um Profit und habe mit der Realität nichts zu tun. Das macht die Sache nicht besser.

            Sie gehen davon aus, dass man in der Videospielindustrie einfach keine weiblichen Hauptcharaktere mit Profil sehen will? Dass die Frauen schon von selber kommen würden, wenn sie sich da unterrepräsentiert fühlen würden? Dass die Zielgruppen nicht danach sind? Ich nehme eher an, dass die Spielemacher möglicherweise zu bequem waren, über ihren eigenen Horizont in Sachen Geschlechterrollen hinauszusehen. Dinge kritisch zu betrachten ist anstrengend, beim eindimensionalen Bild der Frau als dekorativen Stripper-Tussi zu bleiben, anregend und amüsant, zumindest, wenn man auf der „richtigen“ Seite sitzt. Vor allem setzt es keine Bewusstwerdung voraus. Wozu auch, wenn’s keiner kritisiert?

          • Andre Bischkup sagt:

            Ich bin mir sicher, das die Leute weibliche Charaktere mit Profil sehen wollen, bzw. das man dadurch auch Leute zum Videospiel bringen würde, die dem bisher ablehnend gegenüberstehen….das Problem ist aber natürlich die Videospielindustriean sich, die sich schwertut mit eingefahrenen Mustern zu brechen. Es müssten Leuten, die solche Figuren einbauen wollen auch die Möglichkeiten gegeben werden, bzw. müssten die Karrieretüren für Frauen in der Branche bereitwilliger geöffnet werden. ABER: In dem Fall GTA 5 haben wir es nicht mit ein paar Kreativen zu tun, die gerne einen weiblichen Protagonisten mit Profil einbauen wollten, dies aber aufgrund von Restriktionen des Publishers nicht konnten, sondern mit ein paar Typen die ne Gangsterstory erzählen wollten, mit Männern in der Hauptrolle…..UND DAS IST IHR GUTES RECHT! Und ja, ich ignoriere in gewisser Weise die frauenfeindlichen Aspekte in diesem Spiel, weil sie hier eben nicht negativ herausstechen….sondern weil in dem Spiel alles und jeder überzogen und kaputt dargestellt wird: Männer, Frauen, Politiker, Polizisten, Teenager, Celebritys, etc. Hätte man die männliche Charaktere in dem Spiel in ein positives Licht gerückt und die Frauen zu negativen Randfiguren degradiert, dann wäre es was anderes….

          • sturmfrau sagt:

            Warum schreien Sie eigentlich so? Natürlich ist es das gute Recht der Spieleschreiber, eine Gangsterstory zu erzählen. Sie bringen es selbst aber ganz gut auf den Punkt: Die „Typen“ wollen die Geschichte nicht anders erzählen, sie wollen die Frauen genau so, wie sie sie darstellen. In der Gangsterstory sind Frauen nicht anders denkbar als als Randfiguren, bräsige Tussies und halbnackte Sexobjekte. Oder zumindest die Spieleschreiber konnten sie nicht anders denken. Das muss man kritisieren dürfen, denn es sagt eine Menge aus über das Frauenbild der Macher, und GTA5 ist Mainstream, kein Randgebiet. Gehen Sie davon aus, dass die Konsumenten GTA5 nicht trotz, sondern wegen des propagierten Frauenbildes cool finden, und schon sind Sie mit der Diskussion mitten drin in der Gesellschaft. Es geht nicht um ein paar Nerds und ihr verschrobenes Weltbild.

            Frauenfeindliche Aspekte stechen nicht negativ heraus? Wär’s nicht auch möglich, dass Sie überhaupt nichts sticht, weil Ihnen der Perspektivwechsel schwerfällt? Alles halb so schlimm, weil Sie das sagen? Ich bin ehrlich gesagt froh, dass die Kritik von einem Mann stammt. Eine Frau hätte sich sicher wieder mal Überempfindlichkeit und Zickigkeit vorwerfen lassen müssen.

          • Andre Bischkup sagt:

            Ob das Spiel ein realistisches Abbild des Frauenbildes der Macher darstellt, wage ich leise zu bezweifeln, denn dann müsste man den Rest des Spiel ebenfalls unter diesem Aspekt betrachten….was zu einem fast schon beängstigenden Ergebnis führen würde;)
            Denn demnach haben die Macher auch ein sehr fragwürdiges Männer-, Politiker-, Sportler-, Promi- und Polizistenbild.

            Grundsätzlich finde ich es auch ärgerlich wenn (wieder mal) so ein fragwürdiges Frauenbild in einem Spiel zelebriert wird…doch bei GTA läuft für mich die Kritik ins Leere, weil das positive Gegenstück fehlt, sprich: die Männer werden im Gegensatz zu den Frauen nicht als positive Heroen dargestellt, sondern genauso klischeehaft, überzogen und negativ.
            Das einzige Ungleichgewicht besteht für mich darin, das die Männer die Haupt- und die Frauen Nebenpersonen sind…..ich persönlich finde es aber sehr fragwürdig, einem Künstler vorschreiben zu wollen, welches Geschlecht seine Hauptfiguren haben müssen;)

          • map sagt:

            Ich glaube du drehst dich hier argumentativ im Kreis. Auch ist mir mittlerweile nicht mehr klar ob GTA V nun nicht kritikwürdig ist, weil es wie ein Michael Bay Film nicht als Kunst ernstgenommen werden muss, oder ob man Kritik nicht äussern darf weil das den Künstler in seinem Schaffen beschränkt.

          • Andre Bischkup sagt:

            Natürlich darf man kritisieren…aber genauso darf man ja wohl die Kritik kritisieren, oder?

            Und das „…du drehst dich argumentativ im Kreis.“ könnte man jetzt auch als Mangel an Gegenargumenten oder den Unwillen diese vorzutragen, auslegen….tu ich aber nicht;)

          • map sagt:

            Ich bezog mich damit mehr darauf, dass du bisher aus meiner Perspektive auf sehr wenige Argumente eingegangen bist und deine wiederholst. Ich denke da kommen wir wohl nicht weiter, so. ¯_(ツ)_/¯

          • Andre Bischkup sagt:

            Hm, ich glaube zwar schon das ich auf diverse Argumente eingegangen bin…aber bitte schön: nenne mir ein spezielles Argument und ich gehe explizit darauf ein :)

          • sturmfrau sagt:

            Es spricht Bände, dass eine weibliche Rezensentin, die das Spiel für seine Frauenfeindlichkeit kritisiert (was der einzige Grund war, warum sie „nur“ 9 von 10 Punkten vergab), für diese Kritik massiv gebasht wurde. Leser der Rezension forderten die Entlassung der Frau und warfen mit Verbalinjurien der übelsten Sorte um sich – nur, weil sie Kritik geübt hatte. In welchem Ausmaß auch im Nachgang zu dieser Angelegenheit mit Sch… geworfen wird, zeigt zu deutlich, wes Geistes Kind viele (ich sage nicht, alle) Konsumenten dieses Spiels sind. Beispiel gefällig?

            „die haben auch immer was rum zuheulen. gta spiegelt nunmal grösstenteils die wirklichkeit wieder und wenn ihr frauen euch wie schlampen verhaltet, was erwartet ihr dann anderes? zieht
            endlich mal den stock aus euren beschissenen arsch es ist nur ein spiel“
            (Quelle: gamona)

            Was ist es jetzt, nur ein Spiel oder die Wirklichkeit? Sehen Sie, da liegt das Problem. Das Etikett „Satire“ wird gern als Ausrede benutzt, und selbst, wenn das alles wirklich als Satire gemeint ist, was ja sein kann, dann versteht es nicht jeder. Die Hasstiraden gegenüber der Rezensentin spiegeln das deutlich.

            Ihnen scheint die „künstlerische“ Freiheit der Spielemacher unglaublich wichtig zu sein. Ich kann Sie beruhigen: Die wird niemand beschränken, auch die heftigste Kritik nicht. Niemand wird dem „Künstler“ vorschreiben, welches Geschlecht seine Hauptfiguren haben sollen. Spannende Gangsta-Videospiele werden auch weiterhin auf dem Markt erhältlich sein, dafür sorgt schon allein der tumbe Teil der Community als Zielgruppe mit seinen Pubertäts-Phantasien.

            Nur noch so zum Schluss: Ihre Aufteilung in „positiv“ und „negativ“ verkürzt die Sichtweise auf die Geschlechterrollen. Ich hätte absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn eine Frau als Charakter vorhanden wäre, die säuft, um sich ballert und Autos klaut. Die wäre auch nicht unbedingt charakterlich „positiv“. Aber sie wäre immerhin nicht das passive Weibchen, der bloße Gegenstand. Die Männer sind immerhin aktiv, sie machen. Das ist ein gravierender Unterschied. Sie mögen einwenden, dass die Überzeichnung der weiblichen Charaktere genau das satirisch aufs Korn nehme. Dem möchte ich gern folgendes Zitat aus dem Originalartikel entgegenhalten:

            „Satire hört bekanntlich dort auf kritisch zu sein, wo sie nicht gesellschaftliches Unrecht sichtbar macht, sondern im Gegenteil die ohnehin Schwachen oder Ausgegrenzten bloßstellt und der Lächerlichkeit preisgibt.“

            Damit ist alles gesagt. Ich wollte Sie ja auch nicht beim Spielen stören oder Ihnen den unbefangenen Spaß daran nehmen. Hau’n se rein.

  3. johannes sagt:

    toll, danke. und nu noch nen flattr button.

  4. derendgegner sagt:

    Duh.

    Bescheuert finde ich, von einem Computerspiel, dass seinen Reiz eben durch seine überzogene politische Unkorrektheit erlangt, umfassende politische Korrektheit fordern. Da überhaupt den Anspruch zu erheben.

    Was ich auf der anderen Seite nicht verstehen kann: Ich hätte mir schon längst die Möglichkeit gewünscht, das Spiel mit einer weiblichen „Heldin“ zu spielen, allein um mal den Spieß im GTA-Männer-Universum umzudrehen. Je mehr ich darüber nachdenke … her damit!

    • map sagt:

      Ich verstehe nicht was für dich den Reiz der überzogenen politischen Unkorrektheit ausmacht, beziehungsweise wie sich daraus eine Legitimation ableitet, die nicht kritikfähig ist.

      Mit fallen da nur zwei Varianten ein: Entweder hat GTA – wie von der Fachpresse unterstellt – eine satirische Ebene, die sich in dem Begriff der „politischen Unkorrektheit“ wiederfindet und hat damit eine explizite politische Aussage. Dann greift obiger Text sehr schön auf was daran problematisch, wenn nicht sogar logisch inkonsistent ist.

      Oder aber GTA wird primär als Zivilisiationsfluchtssimulator genutzt, der es frustierten Spielern erlaubt in einer „politisch unkorrekten“ Welt ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Dann sind sowohl der Akt diese Spiel so zu partizipieren, als auch die Frage ob das Spiel ggf. so intendiert ist, Aussagen die äusserst diskussionswürdig ist. Ich denke von dieser Annahme geht der Text aber nicht aus.

      PS: Zu politischer Korrektheit haben wir auch einen schönen Text: http://kleinerdrei.org/2013/02/political-correctness/

    • Pablo Dominguez Andersen sagt:

      Ich wüsste nicht, wo ich in meinem Text die Forderung nach einem „politisch korrekten“ Spiel erhoben habe. Ich weiß im Übrigen auch gar nicht, was das sein soll.

  5. gangsta sagt:

    Es gibt sicher viele Männer die gerne eine Frau spielen (siehe Tomb Raider), von daher hätte sich der Aufwand vielleicht gelohnt. Ansonsten ist halt die Frage wieviele Frauen das Spiel kaufen würden – genug um hunderte Millionen wieder einzuspielen? Anstatt zu protestieren sollten Feministinnen lieber einen Businessplan schreiben und die Spiele produzieren die sie haben wollen. Männer müssen es genauso machen. Zum Einstieg wäre eine Liste von Krimis mit weiblichen Gangsterbossen interessant.

  6. Peter W. sagt:

    „…eine weibliche Protagonistin dem Spiel eine Menge zusätzliche Verkäufe bei denjenigen gebracht, die das Spiel nun enttäuscht links liegen lassen.“
    Das ist so unglaublich /Ironie an/ repräsentativ /Ironie aus/ und bescheuert…..mir wäre fast nicht mehr eingefallen das ich auch Tomb Raider nicht gespielt habe weil ich männlich bin.

    p.s. Im MultiplayerModus kann man uneingeschränkt eine Frau spielen.

    p.p.s. Macht aber trotzdem niemand.

  7. map sagt:

    Gamespot hat gerade auch eine sehr schöne Zusammenfassung der Problematik die wir hier in den Kommentaren als Metadiskussion führen gepostet: http://www.youtube.com/watch?v=W95xiSksIq0

  8. Auto_focus sagt:

    Das mit der aus Teenagern bestehenden Gamer-Community ist ein Mythos, bereits durch Statistiken recht eindeutig wiederlegt. Die Strukturen sehen anders aus. Natürlich gibt es spielende Frauen mit Wünschen und Vorstellungen, und Debatten darum, was Massenmedien für Bilder und Stereotype repräsentieren, gehören zu allen künstlerischen Prozessen dazu. Inwieweit die Künstler_innen / Produzent_innen darauf eingehen, ist eine andere Frage.

  9. Auto_focus sagt:

    Das wird damit doch gar nicht gesagt.

  10. Auto_focus sagt:

    Nur weil Frauen Spiele mit männlichen Figuren und / oder sexistischen Inhalten spielen, heißt dass ja nicht dass sie sich keine Verbesserungen wünschen – übrigens können sich auch Männer Verbesserungen in diesem Bereich wünschen (und viele tun das auch). Wer spielen will, muss halt auch spielen, was da ist. Aber das heißt nicht, dass nicht bereits viele Spieler_innen (aller Geschlechter) genervt von den Klischees und Stereotpyen sind, die immer wieder reproduziert werden.

  11. Auto_focus sagt:

    Wie schon gesagt ist GTA V eines der erfolgreichsten Spiele aller Zeiten. Spiele mit einer solchen Reichweite beeinflussen unsere allgemeine Wahrnehmung genauso wie zukünftige Spieleproduktionen MASSIV. Zudem ist es ein außerordentlich repräsentatives Beispiel. Es geht hier mitnicht nur um „ein Spiel“.

  12. sturmfrau sagt:

    Quark. Es ging mir lediglich um die Ausgewogenheit der im Spiel dargestellten Rollen. Es wurde von „positiv“ und „negativ“ gesprochen, wobei im Bezug auf die Männer etwas anderes darunter verstanden wird als bei Frauen. Den Unterschied versuchte ich (offensichtlich vergeblich) zu verdeutlichen.

    Sie sind offenbar nicht frei von Stereotypen, oder? Frauen kümmern sich um die Familie, schon per se? Hm. Der Auffassung kann man natürlich sein. Muss man sich aber nicht wundern, wenn man sich dann den Kopf an Kritiken stößt, die diese Einstellung bemängeln. Es soll ja tatsächlich Menschen geben, die noch in dieser Welt aus „naturgegebenen“ Rollenvorstellungen für die Geschlechter leben. Im Bezug auf GTA wurde auch oft argumentiert, es mache nun einmal Spaß, in der Gegend herumzuballern (wenn Kritik an der Gewalttätigkeit des Spiels geübt wurde). Ob man diesem Argument zustimmen muss, lasse ich mal dahingestellt. Aber mal ehrlich: Warum sollten Frauen dann nicht denselben Spaß am Ballern, Leute überfahren und andere Menschen für Sex benutzen haben wie Männer? Weil man das als Frau nicht macht?

    • Auto_focus sagt:

      Außerdem: Das Spiel ist ja auch für Männer kein „Werde ein Gangster“-Werbevideo. Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Es geht um die Frage: Wer ist aktiv handelnd, wer ist passiv? Wer ist dominant, wer hat Macht, wer wird als Objekt behandelt? Das alles beeinflusst uns alle und unsere Wahrnehmung der Welt und voneinander, auf einer viel subtileren Ebene als „Wow, jetzt will ich Gangster werden!“

  13. map sagt:

    Der Artikel ist also von einem Mann geschrieben, aber es kommt keine „männliche Perspektive“ vor? Verstehe ich nicht.

    Desweiteren definierst du einen arbiträren Games-Teilmarkt („Core Gaming vs. FarmVille“) den du als männlich dominiert konstruierst (ohne konkrete Daten) und schliesst daraus dass Frauen da nicht Zielgruppe sind. Ich halte das für einen Kreisschluss.

  14. sturmfrau sagt:

    Dieses Spiel als quasi blanke Leinwand zu betrachten, auf der jeder gemäß seiner individuellen Psyche etwas anderes sieht, halte ich nun doch für reichlich naiv.

    Das Spiel bietet die Möglichkeit, „(…) Nutten aufzugabeln und sie nach dem Akt im Auto übern Haufen zu fahren, um die Kohle wieder einzusacken (…)“. Warum wohl? Ganz sicher nicht, weil die Autoren damit der kritischen, hoch intellektuellen Spielerschaft den gesellschaftlichen Spiegel vorhalten wollte. Man kann sich aber natürlich alles schön reden, wenn man es denn unbedingt will.

    Stellen Sie es sich mit andersherum verteilten Rollen vor, und schon wird es absurd. Das würde keiner wollen, das würde keiner machen. Aber das wäre dann mal wirkliche Satire.

  15. sturmfrau sagt:

    Wie ich oben schon erwähnt habe, glaube ich nicht, dass irgendwer den „Künstlern“ vorschreiben kann, wie sie ihre Spiele gestalten sollen. Wenn sich die „Künstler“ selbst über den Sexismusvorwurf dermaßen ereifert hätten wie die Fans, dann könnte ich Ihr Argument noch nachvollziehen. Das tun die Spielemacher aber gar nicht. Sie räumen bloß ein, offensichtlich nicht genug über die Thematik nachgedacht zu haben (was ich ein bisschen lahm finde, aber vermutlich ist das schon mehr, als man sich wünschen kann). Es gibt dann die Schwarzmaler, die schnell in ihrer Fantasie die Spielepolizei vor Ort sehen, die dann im Namen überdrehter Suffragetten alles zensieren, was auch nur den Anstrich von Diskriminierung in sich trägt. Diese Angst halte ich für unbegründet. Kritik hat doch letztlich auch das Ziel, Perspektiven zu ändern, für Verständnis zu werben und für eine konstruktive Auseinandersetzung zu sorgen. Wenn man sich aber gleich angepisst fühlt, dann kommt so etwas gar nicht erst zustande.

    Ich habe einen anderen Verdacht, warum es die betreffenden Teile der Community so wahnsinnig aufregt: Eigentlich gefällt ihnen das Spiel insgesamt, so wie es ist, unglaublich gut – die frauenfeindlichen Aspekte mit eingeschlossen. Dabei ist es auch irrelevant, ob die Spieler mehrheitlich noch pubertieren oder nicht (wer schon in so jungen Jahren Frauen nicht als Menschen in Augenhöhe wahrnehmen kann, wird es vermutlich auch später nur sehr schwer lernen). Es ist schon praktisch, selbst als abgewrackter (oder wie Herr Bischkup wiederholt anmerkte, total „kaputter“) Mann, den man(n) dann verkörpert, immer noch jemanden unter sich zu haben, an dem man sich abreagieren, auf den man herabsehen kann. Das Spiel ist in der Hinsicht idiotensicher, weil dieses Konzept immer funktioniert. Und ja, das darf man kritisieren, denn solche Dinge haben mit „künstlerischer Freiheit“ nur noch wenig zu tun.

  16. Auto_focus sagt:

    Hier befindest du dich im Bereich von spekulativen Unterstellungen – zumal gespickt mit allerlei Klischees, wie etwa die Annahme, Frauen spielen nur solche und Männer nur solche Spiele (was Quatsch ist). Außerdem ist nicht jedes Entertainment-Produkt mit männlicher Figur sexistisch und für Frauen uninteressant (und umgekehrt gilt das genauso). Es ist auch eine Frage, _wie_ die Figuren gestaltet sind, in welchem Verhältnis sie sich zu anderen Figuren befinden und welche Alternativen es gibt. Das und nichts anderes sagt der Artikel.

    Auch bei Serien wie „Sex and the City“ kann mensch sich fragen (und das wurde auch getan), wie die darin enthaltenen Männerfiguren gestaltet sind, oder warum es darin nur um weiße Frauen geht. Übrigens klingt es so, als wäre es eindeutig, dass alles mit weiblichen Hauptfiguren für Männer nicht interessant / gedacht, und umgekehrt. Das ist natürlich Quatsch.

  17. Joe Köller sagt:

    Was Auto_focus sagt.

    Können sie, tuen sie. Deswegen streiche ich ja auch heraus dass mich _als Mann_ diese Überrepräsentation einer bestimmten Vorstellung von Männlichkeit langweilt, eine andere Perspektive kann ich auch nicht einnehmen. Diese Annahme konstruierst du hier selbery um den bekannten umgekehrten Sexismus von Feministinnen zu belegen.

    Umgekehrt bedeutet die Tatsache, dass verschiedene Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht unterschiedliche Dinge mögen können, nicht, dass hier alles eitel Sonnenschein wäre. Die Einseitigkeit dominanter Repräsentationen (die nicht aus GTA entsteht, für die GTA aber ein fantastisches Beispiel ist) schließt zwangsläufig verschiedene Menschen aus. Natürlich sind das nicht einfach „die Frauen“, das Kollektivbewusstsein Weiblichkeit.

  18. Joe Köller sagt:

    Ist wieso widerlegt? Ach, weil die Frauenquote ja schon erfüllt ist, oder wie? Weil die eigene Zielgruppe die Marktforschung und Vorstellungen der Industrie in Sachen Diversität überflügelt, weil sich Menschen finden die trotz (nicht wegen) problematischer Aspekte spielen, obwohl Verpackung wie Inhalt des Mediums sich immernoch an die holde Männlichkeit anbiedern? Kann ja alles nicht so schlimm sein wenn Frauen trotzdem spielen. Und wen interessieren schon ihre Aussagen zu dem Thema, die harten Fakten sprechen eine klare Sprache: Ladies, es gefällt euch doch auch, gebt es zu.

    „Dafür existiert ein Markt“ sagt leider herzlich wenig darüber aus welche anderen Optionen auch einen Markt finden würden. Es steckt irgendwo zwischen Blindheit und selbsterfüllender Prophezeiung. Das hat sich früher verkauft, das wird sich wieder verkaufen. Weil es schon immer so war.

    • sturmfrau sagt:

      Schließe mich vollumfänglich an. Nur weil es einen Markt für bestimmte Dinge gibt, bedeutet das außerdem noch längst nicht, dass man ihn auch um jeden Preis bedienen muss. Wenn es doch getan wird, kann man davon ausgehen, dass den Machern der marktwirtschaftliche Erfolg wichtiger war, als auf Sexismus zu verzichten.

  19. sturmfrau sagt:

    Seit geraumer Zeit sind der Gatte und ich Besitzer einer PS3, gebraucht gekauft von einem Kollegen. Und da wir beide (auch mein Mann, ganz geschlechter-„untypisch“) nicht auf Baller-, Kampf- und Egoshooter-Spiele stehen, sind wir ständig auf der Suche nach etwas anderem. Es muss gar keine spezifischen „Männer-“ und „Frauenspiele“ geben (ebenso wenig, wie es „Männer-“ und „Frauen-Kartoffelchips“ geben müsste), sondern es wäre einfach schön, wenn die gesamte Palette abgedeckt werden könnte, ohne dass es nötig ist, Frauen oder Männer darin in irgendeiner Weise diskriminierend darzustellen. Spielen soll Spaß machen, und ich finde es ätzend, wenn einem der Spaß an einem ansonsten netten Spiel durch dämliche Geschlechterstereotype verdorben wird. Die verderben übrigens auch meinem Mann den Spaß, der genau so wenig wie ich beim Spielen „Nutten“ überfahren würde, weil’s doch ach so lustig ist (und im realen Leben schon mal gar nicht).

  20. Joe Köller sagt:

    Interessant dass du die Statistik hier irrelevant findest, wo sie doch oben noch als Argument zu gebrauchen war. Und dass du hier mit Personen verschiedener Geschlechter streitest scheint dir auch noch nicht aufgefallen zu sein.

    Schon klar, so viel Genderdekonstruktion wird bei dir wahrscheinlich eher Verwirrung und Unglauben auslösen, aber hier ein Hinweis zur Vorstellung gegenderter Zielgruppen, also dass manche Dinge (Action) nunmal den Geschmack eines bestimmten Geschlechts treffen: Das ist Bullshit. Oh, da finden sich bestimmt ganz viele Männer denen es gefällt. Und dann solche denen es nicht gefällt, und Frauen denen es gefällt, und Frauen denen es nicht gefällt, aus ganz vielen unterschiedlichen Gründen (über die binäre Vorstellung von Geschlecht reden wir ein andermal). Vielleicht gelingt es sogar gewisse Tendenzen in die eine oder andere Richtung zu belegen, daraus allgemeine Logik abzuleiten, wie es dieser Zielgruppengedanke versucht, ist Blödsinn.

    Aber wenn das Geschlecht egal ist, macht das nicht die Kritik absurd? Nicht solange der selbe absurde Gedanke von Entwicklern, Publishern und „für Männer gemacht“ Kommentatoren hochgehalten wird. Hier wird auch keine eierlegende Wollmilchsau aller möglicher Spielkonzepte und Inhalte gefordert: das Problem ist nicht etwa, dass ein Spiel sich auf etwas bestimmtes konzentrieren möchte, sondern dass diese Inhalte medienübergreifend fast durchgehend als männlich oder weiblich kodifiziert werden. Hier wird geschossen, das ist ein Spiel für Männer. So funktioniert es aber nicht.

    Ich kann schwer für „den Feminismus“ reden, aber in meinem Verständnis und bei den meisten Menschen mit denen ich darüber rede, bedeutet Gleichstellung auch nicht in Call of Duty Sims-Elemente und Beziehungen einzubauen, weil es nunmal das ist was Frauen mögen, schon immer gemocht haben, alle miteinander. Sie bedeutet anzuerkennen dass auch Frauen das spielen wollen, dass Soldatinnen knallharte Weltretter sein können. Natürlich heißt es hier achtzugeben, weil es problematisch werden kann wenn eine solche Figur quasi als Mann mit Frauenskin angelegt ist. Spiele, kein Vakuum, hier geht es immer darum wie Darstellungen im Kontext anderer Werke und Inhalte funktionieren. „Schau mal wie ungewöhnlich, wie subversiv“ kann ganz interessant werden, wenn alles andere die selben Stereotypen hochhält. Letztliche basiert beides auf einer verqueren Vorstellung von Normalität und einem geschlechtergebundenen Verhaltenskodex.

    Diese Geschlechterlogik zieht nicht, und der Versuch sie aufrecht zuerhalten ist letztlich für dich und mich genause beleidigend wie für „die Frauen“ mit ihren zugesprochenen Vorlieben. Wir sind aber nunmal alle Individuen, meine Person und mein Spielegeschmack lassen sich nicht einfach mit „männlich, weiß, hetero, Anfang 20“ zusammenfassen. Es trifft alles zu, nur wird den Worten übermäßig und falsch Bedeutung zugeordnet. Ich finde Fußball langweilig, wie eigentlich jeden Sport. Ich mag kein Bier, aber Cocktails. Ich schaue gern Actionfilme, aber Grey’s Anatomy und ähnliches mag ich eigentlich auch.

    Das ist keine Ansammlung „richtiger“ und „falscher“ Vorlieben (die halt geduldet werden). Ich werde auch durch keine davon weniger männlich: Das ist die Austattung die die Natur mir mitgegeben hat und (weil das eigentlich nichts heißt) das Geschlecht dem ich mich zuordnen würde. Ich darf aber selber bestimmen was dass heißt, und nicht die Gesellschaft oder die angebliche Logik kapitalistischer Märkte, die Geschlecht als eine einziges No True Scotsman Argument aufziehen. Wenn das nicht zutrifft, dann bist du halt keine/r mehr.

    Es ist alles ein großer Haufen Unfug.

  21. Joe Köller sagt:

    Interessant dass du die Statistik hier irrelevant findest, wo sie doch oben noch als Argument zu gebrauchen war. Und dass du hier mit Personen verschiedenen Geschlechts streitest scheint dir auch noch nicht aufgefallen zu sein.

    Schon klar, so viel Genderdekonstruktion wird bei dir wahrscheinlich eher Verwirrung und Unglauben auslösen, aber hier ein Hinweis zur Vorstellung gegenderter Zielgruppen, also der Idee dass manche Dinge (Action) nunmal den Geschmack eines
    bestimmten Geschlechts treffen: Das ist Bullshit. Oh, da finden sich bestimmt ganz viele Männer denen es gefällt. Und dann solche denen es nicht gefällt, und Frauen denen es gefällt, und Frauen denen es nicht gefällt, aus ganz vielen unterschiedlichen Gründen (über die binäre Vorstellung von Geschlecht reden wir ein andermal). Vielleicht gelingt es sogar gewisse Tendenzen in die eine oder andere Richtung zu belegen, daraus allgemeine Logik abzuleiten, wie es dieser Zielgruppengedanke es versucht, ist Blödsinn.

    Aber wenn das Geschlecht egal ist, macht das nicht die Kritik absurd? Nicht solange der selbe absurde Gedanke von Entwicklern, Publishern und „für Männer gemacht“ Kommentatoren hochgehalten wird. Hier wird auch keine eierlegende Wollmilchsau aller möglichen Spielkonzepte und Inhalte gefordert: das Problem ist nicht etwa, dass ein Spiel sich auf etwas bestimmtes konzentrieren möchte, sondern dass diese Inhalte medienübergreifend und in den Spielen selbst fast durchgehend als männlich oder weiblich kodifiziert werden. Hier wird geschossen, das ist ein Spiel für Männer. So funktioniert es aber nicht.

    Ich kann schwer für „den Feminismus“ reden, aber in meinem Verständnis und bei den meisten Menschen mit denen ich darüber rede, bedeutet Gleichstellungauch nicht in Call of Duty Sims-Elemente und Beziehungen einzubauen, weil es nunmal das ist was Frauen mögen, schon immer gemocht haben, alle miteinander. Sie bedeutet anzuerkennen dass auch Frauen das spielen wollen, dass Soldatinnen knallharte Weltretter sein können. Natürlich heißt es hier achtzugeben, weil es problematisch werden kann wenn eine solche Figur quasi als Mann mit Frauenskin angelegt ist. Spiele, kein Vakuum, hier geht es immer darum wie Darstellungen im Kontext anderer Werke und Inhalte funktionieren. „Schau mal wie ungewöhnlich, wie subversiv“ kann ganz interessant werden, wenn alles andere die selben Stereotypen hochhält. Letztliche basiert beides auf einer verqueren Vorstellung von Normalität und einem geschlechtergebundenen Verhaltenskodex.

    Diese Geschlechterlogik zieht nicht, und der Versuch sie aufrecht zuerhalten ist letztlich für dich und mich genauso
    beleidigend wie für „die Frauen“ mit ihren zugesprochenen Vorlieben. Wir sind aber nunmal alle Individuen, meine Person und mein Spielegeschmack lassen sich nicht einfach mit „männlich, weiß, hetero, Anfang 20“ zusammenfassen. Es trifft alles zu, nur wird den Worten übermäßig und falsch Bedeutung zugeordnet. Ich finde Fußball langweilig, wie eigentlich jeden Sport. Ich mag kein Bier, aber Cocktails. Ich schaue gern Actionfilme, aber Grey’s Anatomy und ähnliches mag ich eigentlich auch.

    Das ist keine Ansammlung „richtiger“ und „falscher“ Vorlieben (die halt geduldet werden). Ich werde auch durch keine davon weniger männlich: Das ist die Austattung die die Natur mir mitgegeben hat und (weil das eigentlich nichts heißt) das Geschlecht dem ich mich zuordnen würde. Ich darf aber selber bestimmen was dass heißt, und nicht die Gesellschaft oder die angebliche Logik kapitalistischer Märkte, die Geschlecht als eine einziges No True Scotsman Argument aufziehen. Wenn X nicht zutrifft, dann bist du halt keine/r mehr.

    Es ist alles ein großer Haufen Unfug.