Gerechtigkeit auf Knopfdruck? Über Sinn und Unsinn eines Twitter-Melde-Buttons

Foto , CC BY-NC 2.0 , by iNkMan_

Derzeit findet vor allem in Großbritannien eine Diskussion statt, ob Twitter eine vereinfachte Möglichkeit bieten soll, um Nutzer_innen melden zu können, die andere beleidigen und bedrohen. Diese Debatte geht jedoch am Kern vorbei wenn wir nicht über das reden, was wirklich dahinter steckt.

Alles fing damit an, dass Caroline Criado-Perez, Aktivistin und Mitgründerin der Non-Profit-Organisation The Women’s Room, eine Kampagne leitete, damit weiterhin wenigstens eine Frau auf britischen Banknoten abgebildet sein würde.

Elizabeth Fry verschwindet zwar immer noch zu Gunsten Winston Churchills von der 5-Pfund-Note, doch dank Criado-Perez und ihrer Mitstreiter_innen wird nun auf der 10-Pfund-Note Jane Austen an Stelle von Charles Darwin erscheinen. Lizzy Bennett FTW!

Ein kleiner, aber feiner Sieg gegen die Bank of England, den Criado-Perez jedoch nicht allzu lange genießen konnte, da sie bereits wenige Stunden nach Veröffentlichung ihres Kampagnenerfolgs vor allem auf Twitter mit Beleidigungen und Drohungen attackiert wurde und dieser Strom hasserfüllter Nachrichten auch bis heute nicht abgerissen ist – von sexistischen Beschimpfungen bis hin zu Vergewaltigungs- und Morddrohungen ist alles dabei.

Backlash Bingo

Woher kommt dieser Hass? Criado-Perez hat alle Kriterien erfüllt, die zum vollen Ausmaß von Trollerei führen:

Eine Frau? Check!
In der Öffentlichkeit? Check Check!
Mit feministischer Agenda? Bingo!

Das heißt online heutzutage: Backlash Big Time!

Die Jezebel-Bloggerin Lindy West unterstreicht zu Recht, dass es sich bei diesen fast ausschließlich von Männern ausgehenden Drohungen um eine politische Agenda handelt: Es geht darum, Frauen gezielt zum Schweigen zu bringen. Sie mit so viel Hass zu überschütten und dermaßen zu verunsichern, dass sie es am Ende bereuen, sich öffentlich im Sinne feministischer Ziele geäußert zu haben und schließlich aus Angst gänzlich verstummen.

Criado-Perez zog sich nicht zurück, sondern machte die Angriffe sichtbar und beschwerte sich darüber, dass es viel zu umständlich ist, die entsprechenden Nutzer_innen bei Twitter zu melden.

Das dazugehörige Formular ist versteckt, sollte nur von der bedrohten Person selbst ausgefüllt werden und braucht gefühlt eine Million Angaben, bevor es abgesendet werden kann. Quasi die Definition von ätzend, vor allem, wenn man gerade zig Leute auf diese Weise melden muss: Criado-Perez sprach zwischenzeitlich von 50 Droh-Tweets pro Stunde.

Eine ihrer Unterstützer_innen setzte schließlich eine Petition auf, um die Missbrauchmeldefunktion bei Twitter zu vereinfachen und das Unternehmen somit in eine Verantwortung zu nehmen, die es zu lange ignorierte.

Seitdem unterschreiben immer mehr Leute die Petition und die Diskussionsbeiträge nehmen zu.

Vor- und Nachteile auf Knopfdruck

Was kann Twitter tun, um seine Nutzer_innen vor solchen Angriffen zu schützen? Ist das überhaupt die Aufgabe von Twitter und nicht die der jeweiligen Polizei? Eröffnet solch ein Melde-Button nicht in erster Linie die Möglichkeit Accounts zu kicken, die zwar nicht gegen Vorschriften verstoßen, aber die einer_einem schlicht nicht passen? Gavia Baker-Whitelaw spricht in diesem Zusammenhang sogar von einem Äquivalent zu einer Twitter-basierten DDoS-Attacke.

Gerade als jemand, die selbst schon von solchen Troll-Angriffen betroffen war (ihr erinnert euch, da war so eine Sache im Januar und plötzlich hatte ich Bingo) und deren Lebensraum im Netz dadurch bis zur Unbenutzbarkeit beeinträchtigt wurde, verfolge ich die aktuelle Diskussion mit großem Interesse.

Eine finale Meinung zum Melde-Button habe ich trotzdem noch nicht, was ganz einfach daran liegt, dass sich die dahinterstehenden Probleme nun mal nicht auf Knopfdruck lösen lassen (so wunderschön das auch wäre).

Reporting-Systeme, die über einen Einzelklick funktionieren, sind in der Regel automatisiert, d.h. ab einer bestimmten Anzahl von Flags wird der Content runtergenommen/gelöscht und/oder die_der User_in gesperrt, so geschehen z.B. mit den Videos von Anita Sarkeesian.

Auf Twitter passiert dies bereits über den Spam-Block-Button, der meines Wissens nach aber eben aufgrund des einfacheren Vorgangs genauso genutzt wird, um Troll-Accounts zu „melden“ – allein daran zeigt sich bereits die Krux des geforderten Buttons.

Eine rein manuelle Moderation ist angesichts der Tweets, die täglich weltweit gepostet werden, personell jedenfalls nicht umsetzbar. Twitters Bearbeitungssystem besteht aus automatisierten sowie manuellen Prozessen wie auch jetzt aus einem Blogpost hervorging, mehr Transparenz lassen sie jedoch bisher vermissen.

Ironie und Sarkasmus? Wer garantiert, dass die Moderator_innen gut genug geschult sind und vorurteilsfrei handeln? Wie kann sich eine zu Unrecht gebannte Person trotzdem schnell wieder Zugang zu ihrem Account verschaffen?

Und was nutzt ein erfolgreiches Reporting über den Melde-Button, wenn Trolle einfach den nächsten Account anlegen können? Wenn sie die Sperrung lediglich als Herausforderung begreifen und dadurch ihre Vorstellung von der großen feministischen Weltverschwörung bestätigt sehen?

Eine technische Lösung wie sie gerade in Form des Melde-Buttons gefordert wird, klingt einfacher und wirksamer, als sie es am Ende sein kann.

Es ist kein „Twitter-Problem“

Noch etwas macht den Melde-Button nicht automatisch zum Allheilmittel: Sexismus und Misogynie werden nicht erst durch bestimmte Online Tools oder Anonymität hervorgerufen, sie werden dadurch sichtbarer gemacht.

Nicht Twitter macht sexistisch/rassistisch/homophob/transphob/blergh, sondern es stellt lediglich die Ansichten der Menschen dar, die Twitter benutzen – die guten wie die beschissenen. Und Twitter ist daher auch mitnichten die einzige Plattform, auf der so etwas geschieht.

So wie Criado-Perez nicht die einzige Frau ist, die unter solchen Online-Angriffen leidet – und auch nicht die erste, die sich dagegen wehrt.

Ihre Geschichte ist aufgegriffen worden, weil ihr Kampagnenerfolg noch genug Wucht hatte, so dass sich die Medien dafür interessieren. Sie wird zudem von reichweitenstarken Personen wie Caitlin Moran oder Stella Creasy unterstützt – ja, so simpel ticken Mainstream-Medien nun mal (Hooray for blogs!).

Und nennt mich Party Pooper, aber die Festnahmen von Twitter-Nutzern, die Caroline Criado-Perez und Stella Creasy über die Plattform drohten, betrachte ich auch eher als Ausnahme, die entsteht, da beide Frauen öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Es gilt noch zu prüfen, ob aus der jetzigen Diskussion ein nachhaltiges Bewusstsein entsteht und die notwendige Sensibilisierung bleibt, ob die Behördenmühlen auch mahlen, wenn keine Medien hingucken. Damit reden wir im übrigen immer noch „nur“ von den Geschehnissen in Großbritannien – wie erfolgreich eine solche Anzeige im deutschen Rechtssystem wäre, ich weiß es nicht.

Trolls will be trolls?

Davon abgesehen ist es aber gut und wichtig, dass diese Diskussion erstmals verstärkt mit der Frage im Hinterkopf geführt wird, wie ernst Online-Sexismus und -Misogynie bislang genommen wurden und wie Betroffene besser geschützt werden können.

Denn egal, ob es jetzt „Don’t feed the trolls!“ heißt, oder „Boys will be boys!“ – vom bloßen Ignorieren geht hier nichts weg. Im Gegenteil.

Ich schließe mich da map an:

Ich finde auch: “Don’t feed the trolls” ist keine Option mehr. Es war eigentlich auch noch nie eine. Trolle verschwenden nicht nur Zeit. Sie nehmen die Lust sich einzubringen. Sie üben Macht aus. Die Macht die wir™ ihnen zugestehen.

Nun ist ein Problem, dass der Trollbegriff heutzutage quasi schon alle Leute umfasst, die sich im Netz irgendwie daneben benehmen. Da dieses „daneben“ aber von Rickrolling bis Morddrohung rangieren kann, ist ein einheitliches Vorgehen allein gegen „Trolling“ noch schwer zu vermitteln und wird daher zu oft als „so ein crazy Internetding“ abgetan (Nicht wahr, liebe Holzmedien?).

Waren Trolle früher „nur“ jene Menschen, die andere Menschen (sehr romantisch formuliert) aus reinem Spaß an der Freude auf die Online-Palme bringen, bestehen sie heute vorwiegend aus Leuten, die sich zu gezielten Attacken zusammenrotten und natürlich aus solchen, die ihren Hass quasi im Vorbeigehen auskübeln – einfach, weil es geht.

Gemeinsam ist ihnen allen das fehlende Schuldbewusstsein: Meinungsfreiheit!!einself! Man wird doch wohl noch sagen dürfen! Die müssen das aushalten können! It’s just the internet, stupid!

(Wer Ähnlichkeiten zur Argumentation der Sexismus-Apologet_innen erkennt, darf sich einen Keks nehmen.)

It’s just stupid, internet! Meinungsfreiheit bedeutet nämlich nicht, andere Menschen ohne Konsequenzen beschimpfen und bedrohen zu können und sie schließlich komplett verdrängen zu wollen.

Nehmen wir den Lebensraum Internet ernst

Deswegen Twitter-Button, hin oder her: Das Internet ist ein Lebensraum und es geht bei den beschriebenen Attacken nicht um ein paar „nervige“ Kommentare, sondern um reale Drohungen. Nehmen wir das ernst, damit Andere, denen wir unseren Lebensraum erst noch vermitteln müssen, das ebenso tun.

Wir müssen bessere Wege finden, mit Attacken und Drohungen umzugehen und Betroffene zu unterstützen. Wir müssen Betroffene besser und schneller schützen. Sei es in Form eines leichteren Reportings (allerdings nicht so, wie es in der Petition gefordert wird), über eine Polizei die sich mit „diesem Internet“ tatsächlich auskennt, eine transparentere Moderationspolitik von Plattformen, die eindeutige Einordnung von Vergewaltigungsandrohungen in den Richtlinien von Online-Diensten, das Verkneifen von „Don’t feed the trolls“ wenn ihr das nächste Mal erlebt wie sich jemand gegen sie wehrt oder schlicht und ergreifend: durch gemeinsames Lautwerden, durch Solidarität.

18 Antworten zu “Gerechtigkeit auf Knopfdruck? Über Sinn und Unsinn eines Twitter-Melde-Buttons”

  1. h_in_b sagt:

    zudem ist das gemeine: wenn es zu einem halbautomatischen ‚flagging
    down‘ system kommt, werden die entsprechenden ♂-trolle natürlich auch
    fleißig auf den roten knopf drücken. dann seinen – zu unrecht gebashten
    und downgeflaggten – account wieder beim support freizukämpfen, wenn sich der hate
    mob erst mal eingeschossen hat und die aussicht besteht, dass sich der vorgang wiederholt, ist eigentlich auch nicht zumutbar.

    wenn
    mir ein autofahrer den mittelfinger zeigt, kann er (zumindest
    theoretisch) wegen beleidigung belangt werden.

    damit das internet kein
    rechtsfreier raum bleibt, sollte hier ähnliches – auch niedrigschwellig –
    möglich sein. zumal es in dem kontext ja nicht nur um beleidigungen,
    sondern oft auch um (sehr konkrete) drohungen handelt.

    hier eine
    formalisierte und institutionalisierte form zu schaffen ist – meiner
    meinung nach – überfällig (mich wundert der fakt, dass sich hier niemand
    verantwortlich fühlt…).
    just my two cents
    h

    • Kinch sagt:

      Drohungen und Beleidigungen sind auch dann strafbar, wenn sie per Internet erfolgen.

      • h_in_b sagt:

        des woas i a. mir geht es nicht darum, ob ein tatbestand erfüllt ist, sondern um einen konkreten, einfachen und formalisierten weg um ihn zu melden… ich persönlich hab das gefühl, das man das unkomplizierter gestalten könnte – um eben schneller sachen melden zu können…

        ganz konkret: soll ich mit dem ausgedruckten screenshot zur polizei gehen – oder gibt es da jemanden, der meine mails mit angehängtem screen haben möchte, oder, oder, oder…

        das ich nicht wüsste, zu wem ich gehen soll und/oder wer zuständig sein könnte mag nichts heißen… vielleicht bin ich ja nur schlecht informiert…

        cheers
        h

        • Kinch sagt:

          „mir geht es nicht darum, ob ein tatbestand erfüllt ist, sondern um einen

          konkreten, einfachen und formalisierten weg um ihn zu melden”

          Entschuldigung, aber inwiefern unterscheidet sich die Anzeige von Beleidigungen

          während der Autofahrt durch Anzeige von Beleidigungen durchs Internet?

          „ganz konkret: soll ich mit dem ausgedruckten screenshot zur polizei gehen –

          oder gibt es da jemanden, der meine mails mit angehängtem screen haben möchte,

          oder, oder, oder…”

          Ich würde die Polizei fragen, die sagen schon, was sie wollen. Darüberhinaus

          ist mir hier auch nicht der Unterschied zum Mittelfinger klar. Schickst du der

          Polizei ein Photo vom ausgestreckten Mittelfinger?

          Ich denke, die Behauptung das Internet sei ein rechtsfreier Raum, sollte man

          mittlerweile auch ein wenig faktisch untermauern können. Es stimmt, dass

          Delikte übers Internet, insbesondere Drohungen, Beleidigungen und Stalking,

          nicht immer ausreichend verfolgt werden. Was ich aber so mitbekomme, liegt das

          keineswegs an den formalen Kriterien, sondern schlicht an der Unlust der

          Staatsanwaltschaft. Das sind keine Probleme, die man mit Gesetzen in den Griff

          bekommt, sondern damit, dass man diese Leute wegen Arbeitsverweigerung vor die

          Tür setzt.

  2. Enno sagt:

    Ich bin für den Report-Button, sofern ein paar Rahmenbedingungen stimmen. „Don’t feed the trolls“ skaliert nicht, heute muss „klare Kante“ gelten. Und nachdem ich so meine Erfahrungen mit einigen Trollen und deren justiziablen Äußerungen gemacht habe, sehe ich längst gewisse Grenzen überschritten. Wichtig ist, dass so ein Report-Button nicht automatisch funktioniert: Es darf natürlich nicht genügen, dass einfach sehr viele Leute draufklicken. Dahinter muss eine Moderation stehen und die Moderatoren müssen entsprechend geschult sein. Ich bin sicher, Twitter kriegt das besser hin als Facebook beim Penishund. Klar kann sich zwar jeder Troll danach einen neuen Account klicken, aber das ist schon etwas mehr Arbeit. Meiner Erfahrung nach beginnen sie erstmal auf ihren „echten“ Accounts (oft noch unter ihrem bürgerlichen Namen). Und wenn der gesperrt wird, tut das definitiv weh. Und nicht vergessen, wir reden hier nicht von ein wenig Kindergarten-Du-Arschloch sondern von handfesten Bedrohungen, schweren Beleidigungen bis hin zur Androhung von Mord und Vergewaltigung. Wer schonmal einen Stalker hatte (oder so jemanden kennt), weiß, wie ekelhaft, verunsichernd und alles andere als harmlos solche Verbalattacken sind. Natürlich bleibt am Ende eine Grauzone. Ich glaube aber, sie ist kleiner, als die Grauzone, die wir heute haben.

  3. Natanji sagt:

    Ich verstehe ja nicht, warum man Twitter und Facebook wie nicht jedem Forenbetreiber auch zumuten kann, *alle* Beschwerden einzeln zu prüfen. Manuell.

    Die Konzerne machen scheiß viel Kohle. Egal ob Twitter oder Facebook. Und dennoch glaube ich nicht, dass man für ein Land wie Deutschland mehr als 3 Mitarbeiter anstellen müsste. So groß ist der Anteil an abuse-posts einfach nicht.

    Noch ein Gedanke: ich glaube schon, dass es viele Menschen gibt die diesen Scheiß von ihrem normalen privaten Account aus schreiben. Man wiegt sich ja in Sicherheit. Alle Tweets und Follower zu verlieren ist für die meisten Nutzer ziemlich bitter. Die meisten Arschlöcher erwischt man mit dem Bannhammer doch recht empfindlich. Es muss weh tun, dann ändert sich vielleicht was.

    • Guru Pu sagt:

      Daß Beschwerdenprüfen und sinnvoll darauf Reagieren kann man von den Betrieben verlangen, die diese Webseiten betreiben. Ich glaube sogar, im Prinzip ist der politische Wille dazu da, es hat nur noch keiner wirklich angepackt. Was können wir Konkretes tun? Eine Menge:
      * Unseren Bundestagsabgeordneten bitten, einen Gesetzesvorschlag auf den Weg zu bringen – am besten indem wir ihnen gute und einfache Formulierungen an die Hand geben.
      * Einen Vorschlag ausarbeiten und per Petition dem deutschen Bundestag vorlegen (Okay, Petitionen an den Bundestag sind ein Plazebo)
      * Unseren Europaparlamentarier bitten, das Problem in einer Europäische Richtlinie zu regeln.
      * Ein europäisches Bürgerbegehen auf den Weg bringen (braucht etwa eine Million (elektronische) Unterschriften aus allen möglichen Ländern)
      * In einem Musterprozeß von einem größeren Webseitenbetreiber verlangen, daß er seine Kunden vor Diffamierungen und Drohungen schützen muß und dieses von einem möglichst hohen Gericht in einem auch für andere verbindlichen Urteil festschreiben lassen.
      * Mit all diesen Ideen um Gepäck die Verbände der Internetwirtschaft und die großen Anbieter davon überzeugen, daß freiwillig selber handeln die bessere Option sein könnte.

      • Kinch sagt:

        Ja, noch mehr Gesetze wird sicherlich helfen.

        Nur mal zur info: Twitter hat sich persönlich entschuldigt und will mehr Mitarbeiter für die Bearbeitung von Abuse-Reports einstellen.

  4. Bubblefish sagt:

    Trolle sind auch die Leute, die eine andere, evtl. unliebsame Meinung haben. Internet funktioniert doch inzwischen nur noch als Konsensmedium, jede mögliche Diskussion wird durch Blocken, Bannen, Shitstormen, Hellbanning, Filterbubble etc. sinnlos gemacht – durchdachte Kommentare schreiben lohnt doch gar nicht mehr. Ich weiss auch keine Lösung, da Hassattacken auch inakzeptabel sind. Jedes Gegenmittel führt aber auch weiter in die Filterblase.

    • Kinch sagt:

      Nur mal zur Klarstellung: Trolle sind Leute, die Störkommunikation betreiben. Die bringe gar keine Meinung in eine Diskussion ein, sondern stören die Diskussion. Das ganze Thema hat daher auch nichts mit Diskussionskultur zu tun, weil es niemals um eine Diskussion ging.

      • blub sagt:

        Ja nur wer eine unliebsame Meinung vertritt stört ja auch. Ich wurde auf Twitter schon oft als Troll beschimpft wenn ich ein Gegenargument in einer feministischen Diskussion eingebracht habe. Daher kann ich übrigens auch klar sagen dass nicht nur Männer online Frauen beschimpfen, sondern dass dies umgekehrt genauso passiert.

        • Anne Wizorek sagt:

          Als Troll bezeichnet zu werden, ist keine Beschimpfung und daher auch nicht gleichzusetzen mit Beleidigungen und Bedrohungen, auf die ich mich im Text beziehe.

          Davon abgesehen, wurde nie behauptet, dass Frauen keine Trolle sein können – ich selbst habe mit genug Beispielen auf Twitter zu tun. Der überwiegende Teil ist jedoch männlich und das nicht nur in meinem Fall.

  5. vanguard sagt:

    Das war schon grob überflüssig; eine Fraktion, die alles ausser die gebetsmühlenartige Wiederholung der eigenen Argumente sofort als Hatespeech meldet und in den gleichen Topf wie Vergewaltigungsandrohungen reinwirft, hat auch kein wirkliches Interesse an einer Diskussion.

    Worum es also eigentlich geht, ist von den Betreibern diverser Internetdienste (meistens explizit gegen deren Willen) einen Mechanismus zu fordern, der abweichende Denkmuster und Meinungen ausblendet und unsichtbar macht. Klar, damit werden durchaus einige echte Drohungen und Beleidigungen (deren Existenz niemand leugnet) filtern können, doch diese dienen Ihnen sowieso besser, wenn man sie der Öffentlichkeit preisgibt um die Gegenseite zu dämonisieren.

    Folgerichtig bleibt nur die Angst, andere könnten den Mechanismus ebenfalls manipulieren und Sie würden somit die Geister nicht mehr loswerden, die Sie selber gerufen haben. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sich aus dieses Problem effizient für Sie lösen lässt; Sie besetzen schlicht die entsprechenden Moderationspositionen mit überzeugten Verfechtern ihrer Meinungsfreiheit. Es besteht kein Zweifel, dass eine solche Echokammer viele wertvolle Denkanstösse produzieren wird.

    Trotzdem haben sie natürlich Recht, ich höre nicht auf zu existieren, nur weil jemand einen Knopf drückt. Meine Überzeugungen überleben auch die Löschungen dieser Aneinanderreihung von Nebensätzen; wir existieren alle im gleichen Realraum. Die meisten meiner Freunde mögen zwar resiginieren und haben sich deshalb schon lange aus dem Diskurs zurückgezogen, aber das Fehlen von Meinungen impliziert nicht deren Gleichschaltung.
    Einen schönen Nachmittag!

    • Anne Wizorek sagt:

      Eine Fraktion, die alles was auch nur Worte wie „weißer heterosexueller Mann“ enthält sofort als Genderwahnsinn/Gehirnwäsche bezeichnet und in einen Topf mit Nazi-Propaganda wirft, hat auch kein wirkliches Interesse an einer Diskussion.

      Kleine Auswahl an den Bezeichnungen gefällig, die ich und andere Feminist_innen auf Twitter (und anderen Online-Kanälen) so zugewiesen bekommen?

      Feminazis
      faschistoide Hipster-Feministinnen
      hinterfotzige Lügnerinnen
      Hipster-Fötzchen
      Gehirnwäschehexen
      Kackenhässliche selten dämliche Fotze

      Hinzu kommen Androhungen der Verstümmelung, Vergewaltigung und der Wunsch, dass ich doch tot sein möge.

      Das „Wir haben doch nur Interesse an einer Diskussion“-Feigenblatt können Sie sich daher getrost klemmen.

      Und ich wiederhole mich gerne mehrmals, denn den Teil meines Textes haben Sie ja offen ignoriert:

      Es ist keine Zensur wenn Konsequenzen dafür gefordert werden, dass Menschen beschimpft und bedroht werden.

      Es ist keine Zensur wenn Konsequenzen dafür gefordert werden, dass Menschen beschimpft und bedroht werden.

      Es ist keine Zensur wenn Konsequenzen dafür gefordert werden, dass Menschen beschimpft und bedroht werden.

      Davon abgesehen: Bloß weil sich jmd auf Twitter, also in der Öffentlichkeit, befindet, heißt das noch lange nicht, dass Sie und Ihre Freunde [sic] einen Anspruch darauf haben, mit der Person in ein Gespräch, geschweige denn eine Diskussion zu treten. Wenn die Person keinen Bock auf Interaktion hat, muss das akzeptiert werden (das ist ein Prinzip, das Offline übrigens genauso gilt). Genau das Gegenteil ist aber der Fall. Ich weiß schon gar nicht mehr wie oft ich am Ende in regelrechten Tweet-Tiraden dafür beschimpft wurde, dass ich mich nicht auf Antworten einließ. Auf Twitter kann ich jedoch nicht den Raum wechseln, so wie ich es vermutlich offline tun würde. Insofern bleibt einzig und allein Blocken als Alternative, wenn ich den Raum nicht ganz aufgeben will. Ich beschimpfe und/oder bedrohe dabei dennoch niemanden.

      Aber dieses Bild zeigt eben auch sehr gut, was mit solchen kontinuierlichen, laut Ihrer Definition, „Diskussionsversuchen“ eigentlich bezweckt werden soll: Verdrängung.

      Gezielte Verdrängung meiner Meinung und Stimme, Verdrängung meiner Person – nur, weil ich bestehende gesellschaftliche Strukturen in Frage stelle und deren Defizite aufzeige und das nicht mit Ihrer Meinung und der Ihrer Freunde [sic] konform geht. Meinungsfreiheit sieht aber anders aus. Das Sichtbarmachen von Hasskommentaren hat daher auch rein gar nichts mit irgendeiner Dämonisierung zu tun: Die Kommentator_innen demaskieren sich selbst durch ihre Aussagen.

      Und bevor es heißt, dass ich ja gar nicht mit Menschen diskutiere, die anderer Meinung sind, als ich (ist es nicht dufte, wie ich Ihre Argumentation bereits vorausahnen kann?): Ich diskutiere gerne und das mitnichten nur mit Menschen, die meine Ansichten komplett vertreten. Sie mögen es kaum glauben, aber allein schon unter Feminist_innen gibt es da einiges zu besprechen! Gegenseitiger Respekt muss jedoch die Basis für eine Diskussion sein. Sehe ich diesen nicht, gehe ich sie auch nicht ein. Diese Entscheidung ist mein gutes Recht, gerade im Netz, wo die Interaktion von Angesicht zu Angesicht fehlt oder wie im Fall von Twitter, die Anzahl der eigentlich notwendigen Zeichen für eine ausführliche Antwort.

      Trotzdem vielen Dank für Ihren Kommentar, der wirklich bestes Anschauungsmaterial für die Punkte meines Textes ist!

      • kikaninchen sagt:

        hm, vanguard hat doch gar nichts dergleichen geschrieben, oder kennst du ihn schon länger und beziehst dich auf andere kommentare?

    • Natanji sagt:

      Bedrohungen sind offensichtlich KEINE Meinungsfreiheit.
      Beleidigungen auch nicht. Es
      geht nicht ansatzweise darum, Diskussionen zu unterdrücken. Es geht
      darum, dass Menschen ihr Recht auf die Teilnahme
      an der öffentlichen Debatte verspielen, wenn sie andere bedrohen. Bedrohungen sind nämlich nur dazu gut, die Debatte zu unterdrücken und werden von armen Gestalten vorgenommen, die argumentativ nicht mithalten können, aber zu scheiße im Kopf sind, ihre Meinung mal zu überdenken.

      Wer andere wegen Diskussionen im
      Netz mit Mord bedroht, braucht auch echt keinen Twitteraccount, sondern eine Zelle.

  6. […] Brianna Wu, Julie Pagano, Adria Richards, Ashe Dryden… es gibt ja allein in der letzten Zeit, und nicht nur im englischsprachigen Raum, so viele Beispiele dafür wie Hate Speech und Gewaltandrohungen dazu […]