„Das ist nicht mein Problem“ – die irrsinnige Rezeptpflicht für die Pille danach

Foto , CC BY-NC 2.0 , by Mike Janssen

Es ist Freitagnachmittag und eine Freundin braucht die Pille danach. Sie geht in das Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt, ein Krankenhaus mit Notambulanz, das gleiche in dem sie aus dem gleichen Grund vier Jahre zuvor schon war. Sie rechnet damit vor 20 Uhr mit dem Rezept in einer Apotheke sein zu können, das Medikament dort abholen zu können.

Im Krankenhaus wird sie angehalten, auf eine Ärztin zu warten, für eine Untersuchung. Die Freundin wundert sich, sie will nicht gynäkologisch untersucht werden, aber sie braucht das Rezept. Ihr wird von einem Krankenpfleger mitgeteilt, dass sie es ohne transvaginalen Ultraschall nicht erhalten könne, so würde das nun mal laufen, sie könne es ja woanders probieren.
Die Freundin macht sich auf den Weg ins nächste Krankenhaus. Dort wird ihr gesagt, dass man ihr nicht helfen könne, da das Krankenhaus keine Gynäkologie habe. Desweiteren würde sie ohne Untersuchung  wohl nirgends Erfolg haben, da man ja eine Schwangerschaft ausschließen müsse. Sonst wäre das ja Mord, sagt man ihr. Mord.

Sie beginnt vor Wut zu weinen. Geht zurück ins Hospital zum Heiligen Geist, will dort mit der diensthabenden Ärztin sprechen. Sie ist immer noch aufgelöst, wird vom Pfleger ignoriert. Sie fragt ihn, seit wann das so sei, dass man einen Ultraschall machen müsse, fragt ihn nach der gesetzlichen Grundlage. Er sagt, er wisse das nicht, aber das sei so, er habe da nichts zu entscheiden und könne nichts für sie tun. Sie weiß von einer befreundeten Krankenschwester, dass ein transvaginaler Ultraschall für ein Rezept für die Pille danach keine Pflicht sei, er höhnt, dass die sie ihr dann geben solle. Er bittet sie zu gehen oder es sich zu überlegen, sie will erst mit einer Ärztin sprechen. Da droht er ihr, die Polizei zu rufen, wenn sie jetzt nicht ginge. Ein anderer Arzt kommt, bittet den Pfleger die Ärztin anzurufen, diese kommt. Und erklärt das gleiche: kein vaginaler Ultraschall, kein Rezept. Sie halte sich nur an Vorgaben ihres Chefs. Die Freundin fragt, ob sie riskieren soll, schwanger zu werden und abtreiben zu müssen, die Ärztin sagt, das sei nicht ihr Problem. Die Freundin weist darauf hin, dass man eine bestehende Schwangerschaft mit einem hCG-Test auch weniger invasiv feststellen könne, doch nichts hilft. Sie wird weggeschickt.

Zu keiner Zeit kann sie ein Vier-Augen-Gespräch mit einer Ärztin führen, zu keiner Zeit wird darauf eingegangen, wie es ihr geht, welche Gründe sie dafür haben könnte, nicht mit dieser Untersuchung einverstanden zu sein, obwohl sie aufgelöst ist und weint.

„Du musst dich regelrecht vergewaltigen lassen, denn so fühlt sich das für mich an, das ist der Grund nach dem mich niemand gefragt hat, der Grund weshalb ich diese Untersuchungen hasse.

Für die, die ihm noch nicht begegnet sind: ein vaginales Ultraschallgerät sieht ein bisschen aus wie ein Dildo, ist ein langer Stab mit einem einem etwas breiteren Schallkopf und wird, Überraschung, vaginal eingeführt. Ich kam während meinen Schwangerschaften in den Genuss von einigen sehr unterschiedlichen vaginalen Ultraschallsituationen. Bei einer sehr erfahrenen Ärztin, zu der ich Vertrauen hatte und die gut damit umgehen konnte, schnell und schmerzlos. Während einer Notsituation im Krankenhaus, bei einer Ärztin in Ausbildung, die so viel Kontaktgel benutzte, dass es auf dem Heimweg noch aus mir tropfte, die während der Untersuchung bohrte, schob, drückte und, während sie mir weh tat, schimpfte, dass ich mich mehr entspannen müsse. Bei einer niedergelassenen Ärztin, die erst das Kontaktgel auftrug und dann eine Art Kondom über das Gerät zog, so dass immerhin nichts tropfte. Aber angenehm? Nee. Dabei war ich immer damit einverstanden gewesen, wurde nicht mit einem Ultraschall erpresst, um eine andere Gesundheitsleistung zu erhalten, schäme mich nur so mittel für meine Vulva, habe keine Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt, die diese Untersuchung zur Tortur machen könnten.

Doch ist ein transvaginaler Ultraschall  für die Herausgabe der Pille danach wirklich notwendig?

Wenn Ärzt_innen ihn verlangen, wird das damit begründet, eine Schwangerschaft ausschließen zu wollen. Dabei ist bei einer Frühschwangerschaft so früh nicht viel zu sehen, außer z.B. ob ein Follikel geplatzt ist, also ein Eisprung stattgefunden hat oder ob die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut ist. Teil des normalen Zyklus. Eine Schwangerschaft gilt offiziell erst als solche, wenn ein befruchtetes Ei sich in die Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat. Das lässt sich im Frühstadium durch einen Schnelltest mit Urin oft einfacher und schneller feststellen. Ich bin selbst schon mit positivem Schwangerschaftstest zur Gynäkologin, die mich nach transvaginalem Ultraschall bat, zu einem späteren Termin wiederzukommen, weil noch nichts zu sehen war. Auch für Schwangerschaften in späterem Stadium reicht ein Urintest. Vaginalultraschalle sind zwar ein gutes Mittel, um rechtzeitig festzustellen, wenn sich ein Ei außerhalb der Gebärmutter eingenistet hat, aber um sowas geht es in diesem Fall nicht. Mit einem transvaginalen Ultraschall kann man auch nicht feststellen, ob jemand Geschlechtsverkehr hatte. (Und es überprüfen zu wollen ist unverschämt, demütigend und hat keinen medizinischen Nutzen.) Die meisten Ärzt_innen verlangen ihn nicht.

Muss denn überhaupt für eine Herausgabe der Pille danach die Schwangerschaft festgestellt werden?

Nein. Die Pille danach verzögert, wenn zur rechten Zeit gegeben, einen Eisprung, erschwert die Einnistung eines befruchteten Eis. Gegen eine bestehende Schwangerschaft richtet sie nichts aus, schadet einem Embryo nicht. Es gibt seit 2009 noch eine 5-Tage-Pille (auf der Basis von Ulipristalacetat), die teurer ist und deren Auswirkungen auf bereits bestehende Schwangerschaften noch nicht erforscht sind (so wie bei ungefähr jedem Medikament, Arzneimittelforschung an Schwangeren ist, sagen wir mal, unüblich), aber es ist möglich, darüber aufzuklären, dass es unterschiedliche Pillen gibt, auf diese Pille zu verzichten und stattdessen ein Präparat auf der Basis von Levonorgestrel zu verschreiben.

Es gibt genügend Medikamente, die stärkere Nebenwirkungen haben als die sogenannte „Hormonbombe“ Pille danach (fo realz: dann ist eine Schwangerschaft der Krieg der Hormone), und sie sind freiverkäuflich (lebensgefährlicher Leberschaden mit Paracetamol, anyone?). Und es gibt so viele Gelegenheiten, in denen man Medikamente verordnet bekommt, die unter Umständen einer Schwangerschaft schaden könnten oder deren möglicher Schaden noch nicht erforscht ist (Anästhesie, Psychopharmaka), für die es reicht, auf einem Blatt Papier „schwanger ja/nein“ anzukreuzen oder die Frage mündlich zu beantworten, sofern man überhaupt danach gefragt wird, und für die man keinen Urintest oder gar Ultraschallnachweis erbringen muss, um behandelt zu werden. Und nicht zuletzt kann man das Rezept für die Pille danach auch bei Haus- und Allgmeinärzt_innen bekommen.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfielt zwar Untersuchung und Rezeptpflicht zu erhalten, um zu überprüfen, ob es Anzeichen für eine Gewaltproblematik gebe und zu verhindern, dass Frauen nach der Aushändigung des Arzneimittels in dieselbe Situation zurückgingen, in der der ungeschützte Geschlechtsverkehr stattgefunden habe. Das klingt für mich jedoch nach einem vorgeschobenen Grund. Eine transvaginale Ultraschalluntersuchung eignet sich nicht, um Gewalt festzustellen oder gar zu verhindern, eine erzwungene Ultraschalluntersuchung, um die Pille danach zu erhalten, ist eine zusätzliche Gewaltsituation (man spricht bei vaginaler Penetration gegen den eigenen Willen üblicherweise von Vergewaltigung) und nimmt einer von Gewalt betroffenen Person die Mündigkeit, selbst Gesprächszeitpunkt und -ort zu wählen, ganz abgesehen davon, dass es einer von häuslicher Gewalt betroffenen Person ganz sicher nicht hilft, wenn der Zugang zu schwangerschaftsverhütenden Medikamenten eingeschränkt ist. Nicht zuletzt steckt im Vorwurf, Frauen gingen bei Rezeptfreiheit der Pille danach zurück in Gewaltverhältnisse, eine ordentlich Portion Victim Blaming. Nicht cool, DGGG, nicht cool.

Es gibt einfach keinen guten Grund für einen vaginalen Ultraschall. Warum wird das dann überhaupt gemacht?

Ich habe einige Ideen. Zum Beispiel denke ich an den Versuch in nicht wenigen Bundesstaaten in den USA, (transvaginale) Ultraschalle vor Abtreibungen gesetzlich zur Bedingung zu machen (pdf). In acht Staaten ist es Pflicht, in zwei davon muss das Ultraschallbild gezeigt und beschrieben werden. (In vier dieser Staaten “dürfen” Schwangere immerhin weggucken.) Das hat zum einen den Zweck, Schwangere zu beschämen (die Hoffnung, dass sie sich bei einem sichtbaren Herzschlag gegen eine Abtreibung entscheiden) und ist zum anderen eine Restriktion, die den Zugang zu Abtreibungen erschwert, weil viele für den Besuch einer der wenigen Kliniken, die noch Abtreibungen vornehmen, oft Stunden fahren müssen und diese Reise so ein zusätzliches Mal aufbringen müssen. Medizinische Gründe gibt es dafür nicht, auch Ärzt_innen wehren sich dagegen.

Eine andere Idee hat mit Geld zu tun. Einen Ultraschall durchzuführen ist kostspieliger als einen Teststreifen in Urin zu halten oder ein Gespräch zu führen. Soweit ich weiß, verdienen Ärzt_innen, beziehungsweise Krankenhäuser an solchen Untersuchungen, sofern sie privat abgerechnet werden. Auch wenn man die Pille danach selbst bezahlen muss, wenn man über 20 Jahre alt ist, die Behandlung, die zu einem solchen Rezept führt, ist eine Kassenleistung. Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, in denen Ärzt_innen, obwohl das verboten ist, mit dem Unwissen ihrer Patientinnen spielen und Beratung oder sogar Untersuchung und Ultraschall privat in Rechnung stellen.

Die Freundin geht einige Stunden später mit Begleitung ins Bürgerhospital. Dort erhält sie das Rezept ohne Wartezeit nach einem kurzen, freundlichen Gespräch, in dem nur geklärt wird, wann die letzte Periode war, wann der Geschlechtsverkehr stattfand und sie darauf hingewiesen wird, die Tablette schnell zu nehmen und einen Nachfolgetermin mit ihrem_ihrer Gynäkolog_in zu machen. Das ist alles. Sie hat Glück, wohnt immerhin in einer Großstadt, hat in Frankfurt mehrere Krankenhäuser mit unterschiedlichern Trägern zur Wahl.

Aber was wäre, würde sie in einer ländlicheren Region leben? Was, wenn sie von einem einzigen Krankenhaus abhängig wäre, kein Auto zur Verfügung hätte oder abends keinen zuverlässigen öffentlichen Nahverkehr?

Der Kampf um reproduktive Rechte wird zur Zeit weltweit weniger über Verbote und immer mehr über Zugangsbeschränkungen ausgetragen. Das Problem steckt sowohl in Lehrmeinungen als auch uninformiertem Personal, ist krankenhausspezifisch und kulturell, klebt strukturell in der Gynäkologie des Hospitals zum Heiligen Geist wie in einer misogynen Gesellschaft. Menschen mit Uterus wird nicht zugestanden, eigene Entscheidungen über ihren Körper zu treffen. Das Machtgefälle, das zwischen Ärzt_innen und Patient_innen besteht, zeigt sich daran besonders krass.

Es geht nicht nur um katholische Krankenhäuser wie in Köln, Augsburg, Regensburg, Oldenburg, Münster und dass diese vergewaltigten Frauen Abtreibungen und sogar Verhütung verweigern (oder bei der Pille danach aus Unkenntnis Abtreibung und Verhütung miteinander vermischen). Das Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt ist ein Stiftungskrankenhaus, nicht in kirchlicher Trägerschaft. Zugang zu Notfallkontrazeptiva sollten nicht nur vergewaltigte Frauen haben. Und Krankenhäuser sollten sich nicht dadurch auszeichnen, dass sie Hilfesuchenden medizinische Versorgung verweigern.

Rezeptfreiheit nao!

Allesallesalles ruft nach Rezeptfreiheit für die Pille danach. Die Weltgesundheitsorganisation empfielt es. In fast allen europäischen Ländern (Ausnahme: Polen, Italien und Deutschland) und in den USA ist sie bereits rezeptfrei erhältlich. Keine Wartezeiten oder Ablehnung in Krankenhäusern oder Praxen mehr, also auch eine bessere Wirksamkeit durch schnellere Einnahme. Geringere Abhängigkeit von infrastrukturellen Gegebenheiten. Die Möglichkeit wie bei anderen Medikamenten auch, eine Notration für den Fall der Fälle vorher zu besorgen. (Sie dann schneller einnehmen zu können.) Sich nicht rechtfertigen müssen, sich für einen Verhütungsunfall nicht beschämen lassen zu müssen, nicht mehr bevormundet zu werden und diese Entscheidung über den eigenen Körper selbst treffen zu können. Die Pille danach auch von anderen Menschen besorgen lassen zu können, die Verantwortung für (Notfall-)Verhütung besser teilen zu können.

Beratung, zum Beispiel zu Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten, können auch Apotheken leisten. Wenn die Pille danach rezeptfrei wäre, wäre sie leichter zugänglich für Jugendliche, angenehmer und konfliktfreier zu erhalten für Trans*Männer und genderqueere Menschen mit Uterus, unkomplizierter zu besorgen für Menschen, die nicht stundenlang in Krankenhäusern rumwarten können, weil sie Erwerbs- und oder Pflegearbeit leisten müssen. Und niemand müsste mehr mit einem vaginalen Ultraschall erpresst werden.

Was für Erfahrungen habt ihr gemacht? Welche Hindernisse musstet ihr auf dem Quest zur Pille danach überwinden? Was ging gut? Und was wünscht ihr euch?

Die Pille danach – Mythen und Wirklichkeit (pdf, pro familia)

Nachtrag:

Einen Tag nach diesem Text hat der Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages beschlossen, die Verschreibungspflicht von Notfallverhütungsmitteln nicht aufzuheben.

Auf Twitter ging am gleichen Tag der Hashtag #wiesmarties herum und aus der Idee, sich untereinander beim Zugang zu Notfallkontrazeptiva zu helfen, wurde der Account Freie Pille Danach gegründet.

Hier in den Kommentaren gab es die Idee, eine Website aufzusetzen, bei der man auf einer Karte eintragen kann, bei welchen Krankenhäusern und Ärzt_innen der Versuch, die Pille danach zu bekommen, mit Problemen verbunden war. Kann und will jemand mit Skills und Zeit sich daran setzen, so eine Seite zu bauen und zu betreuen? Es wäre so toll! Butzelmann aus den Kommentaren hat sich gekümmert, dankeschön! Hier könnt ihr eure positiven wie negativen Erfahrungen eintragen.

67 Antworten zu “„Das ist nicht mein Problem“ – die irrsinnige Rezeptpflicht für die Pille danach”

  1. Jessie sagt:

    Danke für deinen tollen Beitrag!

    Ich war vor einigen Wochen in einer ähnlichen Situation wie deine Freundin und habe mich ein wenig ängstlich, aber eigentlich optimistisch auf den Weg zum Krankenhaus (an einem Samstag Mittag!) in einer kleineren Stadt (30.000 Einwohner) gemacht. Dort empfand ich es erstmal schon als unangenehm, dass ich mein Anliegen in Anwesenheit anderer PatientInnen/deren BegleiterInnen vortragen musste. Dann wurde mir mitgeteilt, dass ich das Rezept nur von der Gyn des Krankenhauses bekommen könnte (weiß nicht, ob da ne Untersuchung notwendig gewesen wäre – ich schätze mal schon, weil sonst hätte ich es ja auch von jemand anderem bekommen können) und die wäre gerade im Kreißsaal, und das könnte jetzt noch ein paar Stunden dauern. Und wenn ich später wiederkäme, wäre sie vielleicht auch wieder beschäftigt. Ich solle doch bitte einfach bis Montag warten und dann zu meiner regulären Gyn gehen, schließlich wirke die Pille danach bis zu 72 Stunden.
    Ich bin dann auch (ärgerlicherweise) immer eingeschüchterter geworden und wollte auch nicht unbedingt vor den ganzen Leuten diskutieren, und bin dann einfach gegangen und habe erstmal im Auto eine Runde geheult, weil ich mich echt hilflos und auch irgendwie erniedrigt gefühlt habe, als müsste mir das alles total peinlich sein. Im nachhinein ärgere ich mich, dass ich da nicht einfach mal ein bisschen Rabatz gemacht habe, aber in der Situation war ich einfach… ja. Eingeschüchtert.

    • Robin Urban sagt:

      Und hast du dann wirklich gewartet oder doch nochmal woanders probiert?

      • Jessie sagt:

        Ich habe tatsächlich bis Montag gewartet, weil ich fast schon Angst hatte, nochmal in dieses Krankenhaus zu gehen. Letztlich war ich tatsächlich „nur“ etwas überpanisch (ich hatte zwei Tage vorher nachts Durchfall, aber da es – wie die Ärztin mir später erläutert hat – nicht per definitionem tatsächlich „Durchfall“ war, gab es keine Beeinträchtigung), aber wie man im KH mit mir umgegangen ist, finde ich nach wie vor heftig – auch wenn es im Vergleich zu anderen hier geschilderten Situationen ja total harmlos war…

  2. Robin Urban sagt:

    Na, dann erzähle ich mal!

    Bei mir passierte ein Verhütungsunfall vor einigen Jahren. Ich müsste 23 gewesen sein, also durchaus in der Lage, die gesamte Situation zu reflektieren.

    Da mein Freund und ich immer doppelt verhüteten, mussten zwei Faktoren aufeinander treffen:

    1. die Sicherheit der Pille war nicht mehr gewährleistet (im besagten Monat habe ich einmal ca. eine Stunde nach der Einnahme gekotzt – sorry)
    2. die Sicherheit des Kondoms war nicht mehr gewährleistet (zum ersten und einzigen Mal verrutschte es nämlich – Murphy’s Law)

    Wir beide voll die Panik (naja, ich mehr als er), ob gerechtfertigt oder nicht, sei dahin gestellt. Es war Samstagnacht. Zum nächsten Krankenhaus wäre es eine mindestens halbstündige Fahrt gewesen, also beschlossen wir, bis zum nächsten Morgen zu warten, was dann ja immer noch sehr früh gewesen wäre.

    Wir fanden heraus, welcher Arzt sonntags Notdienst hatte, glücklicherweise direkt im nächsten Dorf. Wir fuhren hin und ich ging allein rein, weil der Vater meines damaligen Freundes selbst Arzt ist (allerdings Urologe) und er fürchtete, das er erkannt wird (…).

    Bei der Ärztin bekam ich die Pille OHNE Untersuchung. Allerdings musste ich mir sowohl von ihr, als auch von der Arzthelferin einige wirklich extrem unverschämte Blicke gefallen lassen. Sie ließ mich die Geschichte zweimal erzählen und ließ keinen Zweifel daran, dass sie mir nicht glaubte. Und obwohl ich damals den Begriff noch nicht kannte und mich noch nicht sehr mit Feminismus beschäftigt hatte, war das schlicht und ergreifend eines: slutshaming. Dabei wirkte ich zwar etwas derangiert (ich wollte an diesem Tag sowieso früh wieder heim und hatte keine Klamotten zum Wechseln mit), war aber angezogen wie immer (Chucks, Shirt, Jeans) und hatte auch sonst nichts an mir, was auf eine wilde Partynacht o.ä. hindeuten könnte. Auch habe ich die Sache sehr ruhig und geordnet geschildert, weshalb für Außenstehende, vor allem für Fachleute, hätte klar sein müssen, dass mir keine Gewalt angetan worden ist und ich auch nicht unter Schock stehe.

    Jedenfalls bekam ich die Pille, musste dann noch in ein anderes Dorf fahren zur Notapotheke und mir dort von der Apothekerin den selben unausgesprochenen Vorwurf gefallen lassen.

    Fazit: Die Untersuchung blieb mir glücklicherweise erspart, vielleicht aber auch nur, weil die werte Frau Internistin war und daher nicht die passende Gerätschaft vorrätig hatte. Aber dennoch fühlte ich mich gedemütigt und würde das heute nicht mehr unkommentiert stehen lassen!
    Am schlimmsten war für mich allerdings der Preis, da dieser Vorfall in eine Zeit fiel, in der ich als Studentin mit ca. 500 Euro im Monat auskommen musste. Mein Freund bezahlte zwar die Hälfte, aber trotzdem.

    Zur IV-Untersuchung: Hatte ich erst letzte Woche wegen undefinierbaren Schmerzen. Ein Grund, weshalb ich mir demnächst wohl einen neuen Gynäkologen suchen werde: Der gute Doktor hielt sich nicht mal mit einem kurzen „Jetzt entspannen Sie sich“ auf und wollte auch ansonsten wohl einfach nur fertig werden. Es tat nicht viel weh, aber dennoch kann ich mir angenehmere Dinge vorstellen!!

  3. Mina sagt:

    Danke für diesen Text.

    Ich kenne viele Frauen, die bereits die Pille danach nehmen mussten. Ich selbst bin schon zwei Mal in die blöde Situation gekommen. Dieses einsetzende Schamgefühl sollte endlich durch erwachsenen Umgang und Aufklärung ausgelöscht werden. Egal wie man in die Lage kommt: es ist doch eh für die Frau selbst am ärgerlichsten, blödesten, unangenehmsten, wenn man die innere Uhr ticken hört (nur 12 Stunden Zeit, um eine potenzielle Schwangerschaft zu verhindern: jetzt go go go, zack beeil dich!) und sich der Druck so unfassbar aufbaut. Niemand, die ich kenne, hat sich jemals die Pille danach verschreiben lassen, „weil sie kann“ – oder aus sonstigen niederen Beweggründen, die immer so gern subtil mitschwingen.

    Ich hatte bisher Glück: beides Mal nach kurzem sachlichen Gespräch über letztes Mal Blutung, Geschlechtsverkehr, etc. bekommen, gefragt worden ob ich noch ein neues Rezept für die Pille brauche, danke, schönen Tag noch. Ich verstehe nicht, was daran so schwer ist, und bin nachträglich wirklich dankbar für die tollen Ärztinnen und Apotheker_innen, die ich damals hatte.

  4. Mic sagt:

    Eine rezeptfreie Pille könnte man auch unversichert kaufen, so wird auch das noch zum Riesenproblem. Kaum ein Arzt/Krankenhaus scheint jemals Selbstzahler überhaupt in Erwägung zu ziehen, darf es die doch, so rein theoretisch, nicht geben. Ich bin nach dem Lesen jedenfalls sehr froh, die beiden Situationen wenigstens nicht in Kombination erlebt zu haben, wäre dann wohl ohne Pille geblieben.

    Und danke, dass der Text nicht voraussetzt, dass nur Frauen schwanger sein könnten.

  5. Eule sagt:

    Mein Erlebnis liegt schon viele Jahre zurück (über 10). Ich ging damals in einer ähnlichen Situation wie Robin ins nächstgelegene Krankenhaus – ein katholisches Krankenhaus. Der diensthabende Arzt (ausgerechnet ein Mann, ob er Gynäkologe war, weiß ich nicht mehr) hat mir einen Vortrag gehalten und was über „vorsichtig sein“ erzählt und mir das Rezept für die Pille danach dann ohne Untersuchung ausgestellt. Das wäre heute vielleicht schon wieder anders.
    Was mich nervt ist, dass in solchen Vorträgen der implizite Vorwurf steckt, die Betroffenen gingen mit dem Thema irgendwie leichtfertig um. Das war bei uns nie der Fall und dürfte bei den wenigsten, die die Pille danach brauchen, der Fall sein. (Mein Freund war damals frisch geschieden und hatte schon Kinder.)

    Außerdem hat mich damals das ganze Setting und die Belehrung sehr beschämt. Dabei hatte ich nichts anrüchigeres getan, als Geschlechtsverkehr mit meinem Partner zu haben – und selbst wenn, ginge das doch den Arzt verdammt noch mal nichts an!

  6. Félin sagt:

    Ich hab die Pille danach zweimal nehmen müssen.

    Einmal vor vielen Jahren war ich in der Uniklinik Münster, weil ich aus irgendwelchen Gründen vergessen hatte, mit der Pille wieder anzufangen und es mir natürlich erst nach dem Sex eingefallen ist. Das Schwierigste daran war, die Gyn zu überzeugen, dass das wirklich ein Verhütungsfehler ist (ach was, man kann die Pause auch mal verlängern). Wenn ich 16 und nicht so informiert gewesen wäre, wäre ich vermutlich ohne Rezept gegangen.

    Dann war ich vor 2 Jahren oder so nochmal bei einem Frauenarzt. Ich hatte die Pille abgesetzt, weil ich die Kupferkette wollte – und als wir ein Wochenende nicht daheim waren, ist prompt das Kondom abgerutscht. Da durfte ich mir einen Vortrag anhören, wie unverantwortlich das von mir sei, keine Pille zu nehmen.

    Einer Freundin ist das hier (im Ruhrgebiet) mal passiert: sie hatte in der Silvesternacht Sex mit ihrem Partner, aber aus gesundheitlichen Gründen nur mit Kondom verhütet. Das ist geplatzt – sie hat an Neujahr eine Tour durch fünf Krankenhäuser gemacht, inklusive Uniklinik, und niemand hat ihr die Pille danach verschreiben wollen. Auf anderem Wege war das dann möglich.

    Achja, eine Kommilitonin, die in Bochum arbeitet im Krankenhaus sagt, die verschreiben gar keine Pille danach mehr, würde ja eh fünf Tage wirken, dann könne man auch zum normalen Frauenarzt. Dass die besser wirkt, je früher man sie nimmt, ist dabei wohl irrelevant.

  7. Magdalena sagt:

    Mir hat der Arzt in einer Bereitschaftspraxis, nachdem ich ihm meinen Zyklus vorgerechnet hatte, das Rezept verweigert, da ich bis zum Eisprung noch mindestens vier Tage Zeit hätte und Spermien im Körper maximal 48 Stunden leben würden. Auf meinen Einwand, dass Spermien in der Gebärmutter bis zu fünf Tage überstehen, meinte er, das sei unwahrscheinlich und eine hundertprozentige Sicherheit gäbe es auch mit der Pille danach nicht. Ich war zu perplex, um auf dem Rezept zu bestehen, war hinterher aber so verunsichert und wütend, dass ich abends noch mal in die Praxis gegangen bin. Die dann diensthabende Ärztin hat mir, nach einem Vaginalultraschall und dem Kommentar, meine Gebärmutterschleimhaut sähe doch schon nach mittlerer Zyklusphase aus, das Rezept ausgestellt.

    Ich werde heute noch wütend, wenn ich daran denke, dass mir von dem Arzt die Fähigkeit abgesprochen wurde, selber eine rationale Entscheidung zu treffen und ich die Pille durch sein Verhalten erst zehn Stunden später nehmen konnte. Gleichzeitig habe ich mich absolut abhängig gefühlt, was in so einer Situation einfach nicht sein darf.

    Ich finde ein beratendes Gespräch durchaus sinnvoll, um eine absolut unnötige Einnahme der Pille danach zu vermeiden. Aber das kann auch in der Apotheke stattfinden. Letztlich sollte eine so persönliche Entscheidung jede Frau selber fällen können. Immer.

  8. Ich musste sie letztes Jahr nehmen. Da meine Frauenärztin am Samstag immer zu hat, hab ich mir in meiner Gegend den nächstbesten Hausarzt gesucht, nachdem ich meine Freundin gefragt habe, was ich denn jetzt machen solle. Und dann bin ich dahin, hab sogar vorhin angerufen. Und dann sagt mir die Tussi von Arzthelferin, warum ich denn nicht zum Frauenarzt gegangen bin à la „Sie wissen schon, dass Sie zum Fraunarzt dafür eigentlich gehen sollen?!“. Das fand ich wirklich unverschämt, da ich jetzt auf die Schnelle halt nur Hausärzte in der Nähe gefunden habe und wenn es doch bei denen auch möglich ist, warum man mir dann solche Fragen stellt.
    Na ja auf jedenfall nach einem kurzen Gespräch bekam ich das Rezept und gut war´s.

  9. Judith sagt:

    Ich habe einmal versucht, die Pille danach an einem Freitag Nachmittag zu bekommen. Ich habe bei zwei Krankenhäusern angerufen. Bei beiden haben die Typen am Telefon nur ein abweisendes „So etwas bekommen Sie bei uns nicht“ hervorgewürgt und mich trotz Nachfrage nicht informiert, an wen ich mich stattdessen wenden kann. Dann habe ich versucht herauszufinden, welche ärztlichen Notdienste es gibt. Der Typ an der Hotline meinte, ich müsse zu meiner Frauenärztin oder zur Hausärztin, denn der Notdienst würde erst um 18h beginnen und wäre nur für Leute gedacht, die ihre eigene Ärztin nicht erreichen können. Ich hab dann den Einwand gewagt, dass ich keine Frauenärztin hätte und meine Hausärztin freitags nur bis mittags geöffnet hat. Das könne nicht sein, Ärzte hätten freitags nachmittags geöffnet. Äh. Ja. Danke für das Gespräch, können Sie mir denn bitte trotzdem sagen, wo ich dann ab 18h hingehen kann? Widerwillig hat er mir dann den Namen der Bereitschaftsgynäkologin gesagt.

    Ich bin also um 18h da hin. Die Ärztin war super nett und hat mich dann nach dem (völlig unkomplizierten) Ausstellen des Rezeptes noch gefragt, ob ich Bedarf an einem Gespräch über Verhütung habe. Als ich ihr sagte, es handele sich um einen Unfall, ich wisse ansonsten gut Bescheid, war das Thema gegessen. Auch die Apothekerin hat sich wie eine normale Apothekerin verhalten und nur gefragt, ob ich darüber informiert sei, wie ich das Medikament einnehmen müsse.

    Kurz: Die Telefonate mit den Männern bei den Krankenhäusern und der Hotline waren super ätzend; die Ärztin und die Apothekerin haben sich respektvoll und professionell verhalten.

    Seitdem habe ich übrigens eine Packung in der Schublade, die ich mir in Holland in der Drogerie besorgt habe. So ein Verhütungsunfall passiert einem zwar meist nur alle Jubeljahre, aber wenn es passieren sollte, habe ich bestimmt nicht noch mal Lust, mich mit solchen Leuten rumzuärgern. Wer kann schon sagen, ob ich dann zufällig wieder so eine nette Ärztin finde, oder ob ich mich nicht doch wie hier berichtet mit einem Ultraschallgerät vergewaltigen lassen muss.

  10. Claire sagt:

    Wenn ich Text und Kommentare lese, weiß ich erst, dass ich wohl verdammtes „Glück“ hatte, zum Zeitpunkt, als ich die Pille danach benötigte, für längere Zeit in Dänemark gewesen zu sein. Dort konnte ich einfach in die Apotheke gehen und sie kaufen, für dänische Preisverhältnisse kam sie mir sogar richtig günstig vor (~12-15€). Dass ich diese Möglichkeit in Deutschland nicht habe macht mich mehr als wütend. Zumal alle Einwände gegen eine Rezeptfreiheit sich nur leicht widerlegen lassen: http://www.profamilia.de/fileadmin/profamilia/stellungnahme_pro_familia_anhoerung_gesundheitsausschuss-2013-4-17.pdf

  11. Ich hab sie auch zweimal nehmen müssen – beide Male ein blöder Unfall, und da ich meinen Zyklus gut kenne, wusste ich auch, dass ich wirklich gerade in einer ziemlich heiklen Phase war.

    Das erste Mal bin ich zu meiner Frauenärztin, ich weiß grad gar nicht mehr, ob sie einen Ultraschall gemacht hat. Aber ich finde die Prozedur generell nicht schlimm, daher hab ich auch nix unangenehmes in Erinnerung. Ansonsten hat sie mir direkt zugestimmt, dass es besser sei, die Pille danach zu nehmen und hat mir ohne Probleme sofort ein Rezept ausgestellt. Kein blöder Kommentar oder so.

    Beim zweiten Mal bin ich in eine medizinische Hochschule in die Notfallsprechstunde (es war Wochenende). Da hab ich erst mal ewig gewartet, und habe dann sowohl einen Schwangerschaftstest mit Urin machen müssen, als auch eine normale vaginale Untersuchung – die hat ein echt inkompetenter Arzt durchgeführt. Hab mich ziemlich unwohl gefühlt, weil der wirklich nicht so wirkte, als wisse er, was er da tue. Als ich dann darum bat, ein Rezept für das nicht-Hormon-basierende Präparat mit Ulipristalacetat zu bekommen, meinte er, das hätten sie nicht in der Krankenhaus-internen Apotheke und er könne mir das nicht geben, er kenne das nicht und das gehe nicht. Und das obwohl ich ja wusste, wie das Präparat heißt und alles. Keine Chance. Also bin ich ohne Rezept wieder los und bin danach zu einem Gynäkologen, der Notfalldienst hatte. Der hat mir das Rezept sofort und ohne Untersuchung ausgestellt, gar kein Problem. Aber dafür durfte ich mir dann einen Vortrag über die Hormonspirale anhören, die laut ihm das perfekte Verhütungsmittel sei. Ich finde immer wieder beeindruckend, wie gut andere Leute wissen, wie die perfekte Verhütung für mich aussieht…

  12. Klara sagt:

    Einmal. Nach einer Vergewaltigung.
    Nach „Oh- ich lebe noch“ war: Bin ich jetzt schwanger? der Gedanke der mich so geflash hatte. Ich war damals gerade 19 und neu in der Stadt, bin einfach zur nächstbesten Gynpraxis und hab gesagt, dass ich jetzt sofort und unbedingt gehört werden müsste. Die Ärztin war freundlich und fragte ruhig und klar nach. So Punkt für Punkt und hat mich erstmal so ganz grundsätzlich runtergeholt- also mir erst einmal klar gemacht, was mir da eigentlich gerade passiert war.
    Die Pille danach war für sie selbstverständlich. Sie hat mir die Wahl gelassen mich zu untersuchen oder nicht und diese ganzen Sachen.

    Glück?
    Ich glaub ich bin da einfach nur an jemanden geraten der Herz und Verstand benutzt hat. So müsste das finde ich allen Frauen gehen, die zum Frauenarzt gehen- egal wieso. Ob jetzt für Pille normal oder Pille danach (manche wollen ja auch Pillen fürs Kinder kriegen und haben ein ähnliches Theater).

  13. Max sagt:

    Meine damalige Freundin hat die Pille nicht vertragen so dass wir immer mit Kondom verhütet haben. Irgendwann kam der Tag an dem das Kondom gerissen ist. Da meine Freundin damals noch Ausbildung gemacht hat und die 7:30 begonnen hat und der Arzt erst 8 Uhr auf gemacht hat bin ich mit Zykluskalender und ihrer Krankenkarte (Wir wussten nicht ob sie die Pille danach auch über meine Krankenkarte abrechnen können) zum Gynäkologen gegangen um das Rezept zu holen. Natürlich gab es jede Menge fragender Blick im Warteraum. Nach einer längeren Aufklärungsstunde durch den Gynäkologen habe ich allerdings das Rezept bekommen. Auf die Idee bei mir eine Ultraschalluntersuchung zu machen sind sie natürlich nicht gekommen ;)

    Also schickt demnächst die Männer hin!

    p.s. das ganze ist Mittlerweile auch schon 12 Jahre her.

  14. Ich hatte bisher zum Glück erst einmal eine Situation, wo wir eine Pille danach brauchten. Zum Glück waren wir da grade auf den Kanaren, fuhren 10 Minuten zum nächsten Krankenhaus, wo man uns nach kurzer Wartezeit sagte, dass wir einfach zur Apotheke sollten. Dann nach wenigen Minuten googlen die Notapotheke gefunden, hin, konnten die Pille danach einfach so mitnehmen. War noch nicht mal teuer. Offenbar geht es in vielen Ländern auch einfach. What’s your excuse, Deutschland?

  15. loosy sagt:

    Ich hatte das Problem einmal, wegen eines geplatzten Kondoms. Natürlich am Sonntag. Nachdem ich herausgefunden hatte, wer Notdienst hatte, kam ich nach relativ kurzer Wartezeit dran. Das Rezept gabs dann auch recht unproblematisch, allerdings musste ich mir anhören, warum zur Hölle ich „das Kind“ nicht haben wollte. Ich sei doch immerhin schon 22…

  16. Sigi Oepke sagt:

    Ich bin glücklicher Weise in der priviligierten Position, Apothekerin zu sein und alle meine Apotherinnen-Freundinnen haben eine Pille danach im Medizinschränkchen und eine von denen hat mir in meiner Notsituation ausgeholfen, natürlich ganz ohne Moralkeule.
    Je mehr ich höre, was für eine Tortur das ist, bei einem einfachen Verhütungsunfall (Kondome sind eben nicht aus Superman-haut) oder gar einer Vergewaltigung an so eine einfache, gut verträgliche Schwangerschaftsverhinderung ranzukommen, muss ich euch leider etwas empfehlen, das mir zuwider ist: Besorgt sie euch vorher. Bildet meinetwegen Banden und eine von euch hat sie daheim. Sprecht mit eurem Gyn, wenn er / sie verständig ist, versteht er / sie eure Bedenken, nachts (und verhütungsunfälle passieren v.a. nachts) durch die Gegend fahren zu wollen und ne Ambulanz zu finden, die nicht den Zeigefinger erheben will. Ein/e gute/r Gyn weiß auch, wie schnell die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Pille danach runtergeht, wenn’s sein muss konfrontiert sie / ihn mit dem Zeitfaktor. Nix mit 5 Tagen, schon in den ersten 48h fällt die Wahrscheinlichkeit signifikant. Wenn euch jemand erzählt, sie würde nach 5 Tagen ja auch noch wirken, hat da wer keine Ahnung von Statistik, denn nach 5 Tage wirkt sie nurnoch bei einem Bruchteil der Patientinnen.
    Dies ist ein Ratschlag, der mich verdammt traurig macht, denn ich wäre gern Teil eines funktionierenden und nicht misogynen Gesundheitssystems. Und aus anderen Gründen bin ich eine verdammt große Freundin der Rezeptpflicht (Leberschaden durch Paracetamol war da schonmal ein super Beispiel). Aber das Thema Pille danach zwingt mich leider, euch hier nen privaten (!) Rat zu geben, der mir -professionell eigentlich unangenehm ist.

  17. Bummelzug sagt:

    Hm, bei all den Berichten frage ich mich: wäre es nicht an der Zeit, eine Webseite aufzusetzen, bei der Betroffene kurz und knapp auf einer Karte markieren können, bei welchen Krankenhäusern dies ein Problem war und bei welchen nicht?

    • fröken von Horst sagt:

      Die Idee finde ich fantastisch. Dafür könnte man bestimmt mit pro familia zusammenarbeiten. Finden sich hier Menschen, die die Skills und die Zeit haben, das aufzusetzen und zu betreuen?

  18. Mel sagt:

    Ich befand mich bisher einmal in der Situation, die Pille danach zu benötigen. Das Ganze war vor ein paar Jahren (5?), deswegen weiß ich leider nicht ob das heutzutage noch genauso problemlos abläuft.
    Es war ein Sonntag, wir haben beim Ärztlicher Bereitschaftsdienst Bayern angerufen und uns wurde ein gynäkologischer Bereitsschaftsarzt durchgegeben in der Nähe (bzw auf der Wegstrecke Nachhause von BaWü nach Bayern)…rein in die Praxis, ein kurzes Gespräch und schon hatte ich das Rezept und die Adresse einer Notfallapotheke. Irgendwie war mir die Geschichte damals eh schon total unangenehm und ich bin ganz froh, dass es ohne großes Hickhack über die Bühne ging.
    Ich weiss es nicht sicher, aber ich glaub so eine Situation wie von euch geschildert hätte mich am Ende vielleicht sogar in die Flucht geschlagen…

  19. Ishtar sagt:

    Ich war einmal darauf angewiesen. Meine Hausärztin (die seit diesem Tag nicht mehr meine Hausärztin ist) hat mein Ansinnen geradeheraus und ohne Begründung oder auch nur Nachfragen abgelehnt. Ich war ohnehin schon emotional nicht eben stabil ind em Moment, und fühlte mich völlig ignoriert und für nicht voll genommen. Ich war erschüttert und schon ziemlich verzweifelt. Auf mein zögerliches Nachfragen kam dann ‚Gehen Sie zum Gynäkologen.“ In der gynäkologischen Praxis – die mich ohne Zögern in den Terminplan schob – war das dann zum Glück eine Sache von 5 Minuten und einem kurzen Gespräch zu den Umständen und meinem Zyklus.

  20. Julia Seeliger sagt:

    Danke für den Artikel! Ich werde dazu auch noch was schreiben, denn ich finde es skandalös, dass man den Frauen nicht zutraut selbst festzustellen, ob sie schwanger sind. Hinzu kommt, dass jede Frau, die die Pille danach will, wahrscheinlich am Ende auch abtreiben würde. Was ist das für eine (christliche? patriarchale?) Frauen-Bevormundung?

    Insgesamt brauchte ich die Pille danach in meinem Leben so drei Mal. Einmal davon in Polen, das war eine lustige Odyssee, bis wir beim dritten Krankenhaus einen Arzt gefunden hatten, der ein Rezept ausstellte (in Polen dürfen sich die Ärzte anscheinend auf ihr Gewissen berufen und die Ausstellung eines Rezepts verweigern). Untersucht wurde ich da nicht, aber es war auch Nacht. Bei den anderen beiden Fällen wurde einmal der Vaginalultraschall gemacht (den ich zwar nicht schlimm finde, aber unnötig und ich setze mich gerne mit gegen diese sinnlose und frauenbevormundende Praxis ein).

    Nicole: wie versprochen habe ich bei den Grünen angefragt und die sehen das mit dem Vaginalultraschall nicht als skandalös an. Das finde ich skandalös.

    • fröken von Horst sagt:

      Danke, dass du nachgefragt hast. Vielleicht kommt ja noch eine Antwort von Monika Lazar?

  21. Anna sagt:

    Eine Freundin aus meiner Heimat erzählte mir vor ein paar Jahren, dass sie von ihrem Exfreund zum Sex gezwungen wurde, nachdem sie die Beziehung beendete (a la „ein letztes Mal noch). Als sie am nächsten Tag zu ihrer Gynäkologin ging und nach einer recht langen Wartezeit von der Arzthelferin ins Sprechzimmer gebracht wurde, wurde ihr von der Helferin ein schnippisches „Vielleicht sollten Sie lernen, wie man richtig verhütet“ zugeworfen. Sie ist (zum Glück) nicht auf den Mund gefallen und erwiderte sofort „Klappt auch so gut, wenn man vergewaltigt wurde!“, woraufhin die Arzthelferin verstummte. Dennoch sah ich bei der Schilderung die Scham in ihrem Blick, wie verletzt sie sich fühlte. Sie hat den Vorfall so auch ihrer Ärztin vorgetragen, die auch versprach, mit ihrer Angestellten zu reden. Aber ehrlich: Womit haben Frauen es verdient, an einem Ort, der eigentlich Sicherheit und Schutz bieten sollte, der als Beratungsort in schwierigen psychischen und körperlichen Situationen gilt, in einer so schrecklichen Art behandelt zu werden? Und das von geschultem, professionellem (!!!) Personal?
    PS: Sie erhielt die Pille danach problemlos, aber war noch eine ganze Zeit später sauer und verletzt durch den Vorwurf, der ihr gemacht wurde.

  22. Theresa sagt:

    „„Du musst dich regelrecht vergewaltigen lassen, denn so fühlt sich
    das für mich an, das ist der Grund nach dem mich niemand gefragt hat,
    der Grund weshalb ich diese Untersuchungen hasse.““

    Oh mein Gott, bitte hört auf, denn ich lese das ständig, alles sofort mit Vergewaltigung zu vergleichen. Wenn es nicht tatsächlich um Vergewaltigung geht, sprecht nicht davon. Das schlägt Vergewaltigungsopfern so ins Gesicht, das ist so abartig…

    • julianeleopold sagt:

      Ausgehend davon, dass hier in den Kommentaren auch sexuelle Gewalt als Grund für den Bedarf für die Pille danach angegeben wurde, kann ich diesen Kommentar nicht recht nachvollziehen. Darüber hinaus fände ich persönlich den Verzicht auf Attribute wie „abartig“ konstruktiv.

    • fröken von Horst sagt:

      Und wenn ein Vergewaltigungsopfer genau deshalb diese Untersuchung verweigert und diesen Vergleich selbst zieht? Ich halte es nicht für abwegig, erzwungene, unerwünschte vaginale Penetration Vergewaltigung zu nennen; dafür ist unerheblich, ob es sich um Finger, Penisse oder medizinische Geräte handelt oder ob sie mit „Gewalt“ oder Erpressung erzwungen wird.

  23. sunny sagt:

    Verstehe nicht ganz, warum es Victim Blaming sein soll, wenn eine Frau in ein gewaltvolles Abhängigkeitsverhältnis zurückkehrt, aus dem sie sich nicht selbst befreien kann. Das Gegenteil ist doch der Fall. Was nicht ganz passt, dies als Argument für eine Rezeptpflicht zu nehmen.

    • fröken von Horst sagt:

      Weil der Frau schuld daran gegeben wird, zurückzugehen / sie u. U. von Ärzt_innen dafür beschämt werden zurückzugehen statt sich „retten zu lassen“ und nicht in Betracht gezogen wird, dass Frauen auch in gewaltvolle Abhängigkeitsverhältnisse zurückgehen, um sich und oft auch ihre Kinder zu schützen. Shit is complex.

      • sunny sagt:

        Das ist die andere Betrachtungsweise, ja. Auf der anderen Seite kann dies natürlich ein Ausgangspunkt sein, da raus zu kommen – ohne beschämt zu werden. Ich frag mal bei Gelegenheit meine Mutter. Die hat mal in einem Frauenhaus gearbeitet.

  24. […] “Pille danach” ist in Deutschland vergleichsweise schwer zu bekommen. Nicole berichtet bei kleinerdrei über Probleme, die Pille danach zu bekommen und auch darüber, dass manche Frauenärzte vor der […]

  25. […] Rezeptpflicht für die Pille danach unbedingt abschaffen! Warum, legt Kleinerdrei noch mal dar: […]

  26. Ich war zum Glück noch nie in der Situation, die Pille danach zu brauchen, auch wenn ich seit 2004 nur noch mit Kondomen verhüte. In der Schweiz hätte ich die Pille danach problemlos nach einen Beratungsgespräch in der Apotheke bekommen.

    Eine andere Möglichkeit, die mit deutlich weniger dummen Blicken und Kommentaren, wie sie hier leider mehrfach geschildert wurden, an Notfallverhütung ranzukommen ist übrigens, sich eine Packung einer bestimmten Sorte ganz normaler Pillen zu besorgen und mehrere davon auf einmal zu nehme. Unter http://www.notfall-verhuetung.info/info/praeparate_d.htm findet ihr die verschiedenen Präparate, wo auch genau erklärt wird, wieviele eine nehmen muss. Im Prinzip ist das nix anderes als die Pille danach, weil die gleichen Hormone enthalten sind, nur in geringerer Konzentration. Deshalb muss eine die dann wirklich wie Smarties essen, damit sie genauso wirkt.

    Also beim nächsten Gyn-Besuch sich eine der dort aufgelisteten Pillen verschreiben lassen und in den Schrank legen. Bei Bedarf muss eine dann nicht panisch zum nächsten Arzt rennen und sich auch keine dummen kommentare anhören. Denn die normale Pille wird von jeder Gyn total problemlos (wie Smarties) verschrieben.

  27. machinelady sagt:

    Danke für diesen Text!

    Ich musste die Pille danach einmal nehmen, mit 16, wegen eines geplatzten Kondoms. Im ersten Krankenhaus hat die diensthabende Ärztin mir erzählt, sie könnte das nicht ohne Zustimmung meiner Eltern machen und sie müsste jetzt bei meinem Vater zu Hause anrufen (um 2 Uhr nachts), bevor sie das Rezept ausstellen kann. Das wollte ich nicht, daraufhin wurde mir gesagt, ich müsse mir schon überlegen, ob ich jetzt lieber kurz Ärger mit meinen Eltern haben oder schwanger werden möchte. Alles klar, danke auch… Wir sind gegangen und zum nächsten Krankenhaus gefahren, da ging es auch ohne Zustimmung der Eltern und ohne Untersuchung.

  28. map sagt:

    Ich würde dich bitten die Umgangsformen halbwegs zu wahren und Verständnis zu haben wenn mal ein paar Stunden während der Arbeitszeit niemand dazu kommt Kommentare freizuschalten. Schön wäre ausserdem wenn du nicht Wegwerf-Adressen ala Mailinator benutzen würdest, die landen bei vielen sowieso automatisch im Spam.

  29. […] so laufen kann, wenn mensch sich in der Lage sieht, die “Pille danach” zu benötigen, beschrieb vor wenigen Tagen Nicole von Horst – und stellt die Idee in den Raum, auf einer online einsehbaren Karte zu verzeichnen, bei […]

  30. Steffi sagt:

    Ich habe in den 21 Jahren in denen ich jetzt schon Geschlechtsverkehr habe, genau 3x auf die Pille danach zurückgreifen müssen. 1x war ich betrunken und sehr jung und die anderen beiden male ist klassisch der Gummi gerissen. Ich hatte 3x Glück! Einmal habe ich die Pille danach von einem Hausarzt der Bereitschaft hatte verschrieben bekommen, einmal von der Uniklinik in Freiburg und einmal von meiner eigenen Frauenärztin. Alles ohne Ultraschall oder sonstigem blöden Gelaber. Aufklärung, Rezept, wieder gehen. Danke :) P.S.: Nur von dem Bereitschaftsarzt habe ich noch den Tip bekommen nicht in die nächste Wochenendapotheke zu fahren, sondern lieber die zu nehmen die etwas weiter weg wäre – die nächste sei nämlich sehr konservativ und hätte die Pille danach evtl. nicht auf Lager.

  31. Nordendfrau sagt:

    Ist bei mir ewig her.War aber ähnlich umkompliziert wie im Bürgerhospital. Interessant ist nur, dass das Bürger und das Hospital zum Hl.Geist in Frankfurt dem selben Träger gehören.

  32. Theorem sagt:

    Hier gibts ne Pille Danach Map http://pilledanach.de.pl/

  33. GwenDragon sagt:

    Übel, dass eine sich durch eine Frau(!) mit einem Medizingerät penetrieren lassen muss, um ein Rezept für die Notfall-Pille zu bekommen. Die Ärztin hat ein Mitgefühl wie ein Verg…er.

  34. GwenDragon sagt:

    Wissen Sie überhaupt, was eine Vergewaltigung in einer gynäkologischen Praxis ist, wie sich das anfühlt? Kennen Sie die Erfahrung erzwungener vag. Untersuchungen?
    Lassen Sie es, Betroffenen das Wort Vergewaltigung zu verbieten. Und schreiben sie Betroffenen nicht vor, wie sich (k)eine Vergewaltigung anfühlt, was eine ist!

  35. Nina sagt:

    Ich kenne zufällig genau jenes Hospital zum Heiligen Geist aus einer genau so gelagerten Situation (evtl. sogar mit demselben Personal?), und ich kann ebenfalls nichts Gutes berichten.

    Im Gegensatz zur Freundin der Autorin musste ich beides machen – sowohl den Urin-, als auch den Ultraschalltest. Beides zusammen zog sich etwa 4 1/2 Stunden (war an einem Sonntag). Auch mir wurde von der Ärztin gesagt, ich solle mich „einfach mal entspannen“ und warum ich denn jetzt überhaupt kein Kind wolle?! In dieser speziellen Situation ist die Frage einfach unangebracht, wie ich finde, und geht die Ärztin auch generell gar nichts an.

    Nicht genug der Demütigung zum Erhalt des heiligen Rezepts, wurde ich in voller Anwesenheit der zweiten Wartenden, die in der selben Situation und ebenfalls mit ihrem Freund dort war, darüber aufgeklärt, dass keine Schwangerschaft besteht und ich daher „geeignet“ sei, die Pille danach zu bekommen.

    Wenn ich heute darüber nachdenke, packt mich die kalte Wut darüber, wie man in schlechter Talkshowmanier vom genervten (Sonntags-?)Personal als Dummchen behandelt wird, das einfach nur zu blöd war, zu verhüten, und dafür den Krankenhausbetrieb in Anspruch nimmt. Das sollte so nicht sein und ich stimme zu 200% zu, dass die Pille danach einfach leichter zu bekommen sein sollte – nicht, um den Anreiz der Unvorsicht zu erhöhen, sondern ganz klar, um Vermeidungsverhalten auf Grund der unangenehmen Hürden zu minimieren.

    Ich war, nichts desto trotz, nochmal wegen eines anderen Vorfalls im Heilig Geist, auf einer anderen Station. Da hat man sich ganz vorbildlich um mich gekümmert, hat meine Beschwerden ernst genommen, war unterstützend und aufmerksam.

  36. Butzelmann sagt:

    Ich bräuchte mehr Berichte (Name des Krankenhauses, Ort, Jahr des Vorfalls, und ob gute Erfahrung oder schlechte), dann würde ich die in eine dynamische Karte eintragen. Wenn mal ein Anfang gemacht wurde mit einigen dutzend Einträgen, kommen bestimmt automatisch mehr dazu.

    Ich schlage vor, dass die Leute ihre Erfahrungen hier posten – oder direkt selbst bei crowdmap.com/map/pilledanach/ eintragen.

  37. Nora sagt:

    Ich habe einmal die Pille dannach nehmen müssen, auf Grund eines geplatzen Kondoms. Es war Wochenende, abends, und ich bin in die Rettungsstelle der Berliner Charite gegangen. Verglichen mit den Storys die man hier liest, hatte ich wohl Glück. Schwangerschaftstest, kurzes sachliches Gespräch mit dem Arzt, Rezept.
    Der erzwungene Schwangerschaftstest hat mich dennoch sehr geärgert. Ich habe damals NFP gemacht und wusste mit Sicherheit, dass in meinem Zyklus zu diesem Zeitpunkt noch kein Eisprung erfolgt war und ich definitiv nicht schwanger bin. Wurde mir natürlich geglaubt und auf dem Urintest bestanden. Ich habe mich entmündigt und nicht ernstgenommen gefühlt.
    Bislang dachte ich immer, gut, die Ärzte müssen sich auch absichern… Aber es stimmt, bei vor einer Röntgenuntersuchung will auch niemand ein Teststäbchen sehen. Da reicht ein Kreuz bei „Nein“.

  38. Sarah sagt:

    Bei mir war mal mit 18 nach einem geplatzten Kondom nicht nur das Problem, dass mich das katholische Krankenhaus weggeschickt hat, sondern auch das ich über meine Mutter – einen Drachen – privat versichert war und panische Angst hatte, dass sie mir den Kopf abreißt wenn die Rechnung ins Haus flattert. Ich wurde dann in einem evangelischen Krankenhaus untersucht und als die Frauenärztin ein Stück Kondom bei der vaginalen Untersuchung gefunden hat war sie nicht mehr ganz so von oben herab wie davor und hat mich sogar umsonst behandelt nachdem ich ihr von meinem Versicherungsproblem erzählt habe.
    Prinzipiell kam ich mir schon sofort pauschal verurteilt (Minderjährige hat nicht verhütet etc.) vor als ich den Krankenschwestern und der Ärztin mein Anliegen vorgetragen habe – als dann der ‚Beweis‘ auftauchte dass ich zumindest versucht hatte zu verhüten wurden sie gleich freundlicher. Der schlechte Beigeschmack ist aber für mich geblieben.

  39. […] Frauen in Deutschland wirklich ist, wenn sie in die Lage kommen, die Pille danach zu benötigen, könnt ihr hier im Text und den Kommentaren nachlesen. Oder einfach mal mit Frauen sprechen, die schon mal darauf angewiesen […]

  40. carlotta sagt:

    Hier gibt es die Pille danach auch online: http://www.lona24.de/Pille-danach
    Das habe ich in einem Zeitungsartikel gelesen und mir die Seite gleich angesehen. Um die Pille danach bestellen zu können, müssen nur ein paar allgemeine medizinische Fragen beantwortet werden (finde ich über das Internet schon fragwürdig), dann guckt da ein Arzt drüber, stellt ein Rezept aus und die Pille wird einem zugeschickt. Angeblich kommt die Pille per Express-Versand und ist in 24-48 Std. da. Billig ist das ganze nicht, aber eben ohne Ultraschalluntersuchung.

    P.S.: Ich habe mit der Pille danach ähnliche Erfahrungen wie die oben beschriebenen gemacht. Gut, dass wir uns austauschen.

  41. Cat sagt:

    Ich habe die Pille danach zweimal selbst genommen (vor über 15 Jahren), jedes Mal nach einem Verhütungsunfall (gerissenes Kondom). Ich war 1x in der nächstbesten Gynäkologiepraxis + Apotheke zu normalen Öffnungszeiten und 1x in Notfallambulanz + Apotheke mit Notdienst. In der Gyn-Praxis wurde ich untersucht, habe dann aber unkompliziert ein Rezept bekommen. In der Ambulanz wurde ich glaube ich nicht untersucht (ich erinnere mich nicht mehr genau) und bekam mein Rezept. Ich war damals privatversicherte Studentin (mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze), musste also meine Arztbesuche und Medikamente immer erstmal selbst bezahlen. Und meine Krankenversicherung fühlte sich für Verhütungsangelegenheiten offenbar auch nicht zuständig. Das war das deutlich größere Problem, denn die Aufschläge für die Notfallambulanzen waren echt nicht ohne, insbesondere, weil der beteiligte Cismann auch nur mäßig unterstützend war.

    Ein weiteres Mal habe ich (in einer anderen Stadt) die Pille danach für meine damalige Liebste (Butch mit Transmanntendenzen) besorgt, die in der Nacht zuvor beim Ausgehen vergewaltigt worden war und danach zu mir nach Hause gekommen war. Eine Schwangerschaft wäre eine absolute Katastrophe für sie gewesen (und hätte definitiv eine Abtreibung nach sich gezogen), Besuche beim Gynäkologen waren für sie auch sonst schon eine immense Belastung, und in der Situation war sie wirklich nicht in der Verfassung, sich auch nur in ein Gyn-Wartezimmer zu setzen, geschweige denn mit irgendwem außer mir über den Grund für den Pille-danach-Bedarf zu sprechen. Also bin ich losgegangen (Notfallambulanz + Apotheke mit Notdienst) und habe so getan, als hätte ich einen „normalen“ Verhütungsunfall gehabt. Auch diesmal habe ich unkompliziert und definitiv ohne Untersuchung das Rezept und die Pille danach bekommen, auch wenn ich die Stunden, die ich mit deren Beschaffung verbracht habe, wirklich lieber bei meiner Liebsten geblieben wäre, anstatt sie in dieser Situation alleine zu lassen (mal abgesehen davon, dass es auch für mein emotionales Wohlbefinden besser gewesen wäre, nicht das Gefühl zu haben, über die Vergewaltigung nicht die Wahrheit sagen zu können).

  42. […] „Das ist nicht mein Problem“ – die irrsinnige Rezeptpflicht für die Pille danach: […]

  43. Félin sagt:

    Ausgehend von diesem Artikel hat mir eine Freundin noch erzählt, dass sie vor Jahren, mit 14 Jahren, auch die Pille danach genommen hat aufgrund geplatzten Kondoms, und sich anhören durfte, dass das ja nicht sein müsse, dass sie jetzt schon Sex habe und man werde das den Eltern erzählen und so.

  44. Ruby sagt:

    Hm, ist das evtl. von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich? als ich die mal brauchte sollte ich mir in der nächsten Apotheke nen Schwangerschaftschnelltest holen und den im KH machen, damit die dort eine bestehende Schwangerschaft ausschließen könnten.
    Ob eine generelle Rezeptbefreiung für dieses Medikament der richtige weg wäre, darüber bin ich mir nicht klar, muss mich in das Thema erst einlesen. Aber als Mutter denke ich an verantwortungslose Teenager (wie gerade erst neulich im Bekanntenkreis erfahren) und bin mir nicht so sicher ob eine Rezeptbefreiung bei dieser Zielgruppe ein sinnvolles Signal wäre. Aber eine solche Behandlung , also zwangsweise Untersuchung über sich ergehen lassen zu müssen, halte ich für vollkommen unnötig und unzumutbar.

  45. _Teal_ sagt:

    In Großbritannien gibt es die Pille danach rezeptfrei in der Apotheke und Ärzt_innen dürfen legal über’s Internet beraten. Daher kann mensch die Pille danach bei einer dieser Online-Praxen legal nach Deutschland bestellen. Ansonsten lohnt es sich auch, bei einem Besuch auf der Insel kurz in eine Sexual Health Clinic zu gehen, wo mensch (vollkommen ohne Versicherung o.ä.) die PD (und andere Verhütungsmittel inkl. Kondome sowie alle möglichen Tests auf STI) kostenlos bekommt. Außerdem gibt es die PD in ärmeren Städten/Stadtteilen kostenlos in der Apotheke, und es ist total normal, die PD auszuhändigen, auch wenn kein akuter Notfall vorliegt, sondern einfach so zur Sicherheit.

  46. Lucy sagt:

    Ich habe die Pille danach ein Mal gebraucht, an einem Sonntag. Ich musste etwa eine Stunde lang in einem Krankenhaus warten, habe einen Urin-Schwangerschaftstest gemacht und eine Belehrung bekommen. Dann musste ich in eine Notfallapotheke fahren, die auch weiter weg war, und 20 Euro zahlen. Die Behandlung im Krankenhaus hat 60 Euro gekostet und mein Vater hat die Rechnung bekommen. Ich war damals 17 und es war mir schon ein bisschen peinlich.
    In Mexiko, einem streng katholischen Land, in dem Abtreibung überall außer in der Hauptstadt illegal ist, bekommt man die Pille danach in jeder Apotheke ohne Rezept für 5 Euro oder weniger. Sogar in den katholischen Apotheken.
    Ohne Belehrung und Aufklärung allerdings, was meiner Meinung nach nicht gut ist.
    Ich finde, in Deutschland sollte die Pille danach einen angemessenen Preis haben und zwar frei verkäuflich sein, jedoch sollte in der Apotheke über die Risiken aufgeklärt werden – natürlich ohne Demütigung, aber wissen, wie viele Hormone man seinem Körper gibt und was das mit einem macht; wie genau die Pille wirkt, in welchem Zeitraum man sie nehmen sollte und dass man sie nicht als regelmäßiges Verhütungsmittel nutzen soll, ist wichtig.

  47. […] Amis haben’s ja vorgemacht und auch hierzulande ist eine rezeptfreie Abgabe der Pille danach dringend geboten; in Österreich geht das schließlich auch (und nicht nur da). Noch ist es nicht sowiet, daß wir […]

  48. […] Gar nicht so viele Kilometer über der Landesgrenze sieht es anders aus, Nicole schrieb über die irrsinnige Zustände in Deutschland. In Italien können sich Ärzt_innen “aus Gewissensgründen” weigern, das Präparat […]

  49. Alex_a sagt:

    Meine Geschichte ist inzwischen auch schon fast 10 Jahre her; ich war damals 15, mit meinem ersten Freund ganz neu zusammen, sehr jung, naiv und verliebt und mir wäre der (un)ausgesprochene „Vorwurf“, praktisch nicht verhütet zu haben, sogar zu machen gewesen – obwohl ich massive Zweifel an der von meinem damaligen, 3 Jahre älteren Freund vorgeschlagenen Verhütungsmethode „aufpassen“ hatte, hab‘ ich mit ihm geschlafen und mir erst hinterher richtig Gedanken drüber gemacht und nachgerechnet…. Ich hatte aber richtiges Glück, weil weder Wochenende noch Feiertag war und ich eine phantastische Frauenärztin hatte, in deren Praxis ich am nächsten Tag sehr diskret und freundlich nach einem kurzen Gespräch mit einer Fachangestellten das Rezept bekam – trotz meines Alters und der ehrlich geschliderten Situation ohne abschätzige Blicke oder belehrende Kommentare. Die hat es auch nicht gebraucht, ich hab mich selbst genug geschämt und bin danach nie wieder leichtfertig mit Verhütung umgegangen. Trotzdem kann es ja passieren, dass die PD gebraucht wird und ich finde es unglaublich, dass um ein Medikament gebettelt werden muss, als gäbe es keinen Anspruch auf körperliche, sexuelle und medizinische Selbstbestimmung. Gut zu wissen, dass es im Notfall alternative Bezugsquellen gibt. Vielen Dank für den Artikel und für Eure Kommentare!

  50. […] Ebenso finden sichgute Texte auf kleinerdrei […]

  51. […] Wir können alle wissen, dass die “Pille danach”, auch laut Empfehlung der WHO, rezeptfrei werden MUSS. Es […]

  52. […] Wir, ich und so viele klügere Menschen, reden uns seit langem den Mund fusselig und schreiben uns die Hände wund. Warum ein Mann, der nie in die Lage kommen wird ungewollt schwanger zu werden, der nie […]

  53. kleinerbär sagt:

    Ich kann diesem Beitrag nur zustimmen. Wie kann es in Österreich funktionieren, bei uns aber nicht? Alles ist unnötig kompliziert.

  54. Konrad sagt:

    Ich gebe zu, dass ich gar keinen Tau habe, was die rechtliche Situation hier betrifft aber: kann so ein Rezept nicht /jeder/ zugelassene Arzt ausstellen? Und zahlen muss man das Ding doch selbst, damit ist es doch sicher ein Privatrezept, oder? Macht es dann nicht Sinn, dass sich Initiativen gründen, bei denen Ärzte – oder von Ihnen bevollmächtigte – zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar sind und einfach formlos das entsprechende Rezept aushändigen? Ohne Untersuchung, ohne Brimborium, einfach nur, um dem bürokratischen Monster zu genügen?

  55. Maria sagt:

    Erstmal großes Lob an den Autor dieses Beitrags.

    Die PD musste ich mir auch erbetteln, zwar nicht wegen dem Rezept, sondern um überhaupt einen Termin zu bekommen! Da ich kurze Zeit vorher erst in diese Gegend gezogen war, hatte ich noch keinen Frauenarzt gefunden. Nachdem das Missgeschick mit dem gerissenem Kondom nun einmal passiert war, rief ich eine Frauenarztpraxis an. Schilderte meine Situation, wurde aber sofort abgewimmelt als ich bestätigte, dass ich Neukundin bin. Begründung: Patientenstopp. Ich rief fünf weitere Praxen an. Jedes mal das selbe. Ich war kurz davor in Tränen auszubrechen, ich fühlte mich im Stich gelassen und war erschrocken über die Ignoranz und die kalte, beinahe genervte Art der Sprechstundenhilfe. Klar denkt Ihr jetzt, dass es PD auch vom Allg.-Hausarzt gibt, aber mir war es wichtig bei einer Gynokologin zu sein, da es ja schon ein intimes Thema ist. Naja Ende der Geschichte, die Einzige die mir einen Termin gab, war eine Allgemeinmedizinerin. Dort bekam ich es auch problemlos. Trotzdem bin ich fassungslos, dass man als Frau so behandelt wird!
    Es muss sich etwas ändern!!

  56. […] „Das ist nicht mein Problem“ – die irrsinnige Rezeptpflicht für die Pille danach, gefunden auf KleinerDrei […]

  57. Lara sagt:

    Hallo zusammen,
    Vor kurzer Zeit befand auch ich mich in der Lage die Pille danach nehmen zu müssen um nicht ungewollt schwanger zu werden. Natürlich passierte uns das Missgeschick mit dem gerissenen Kondom nachts, so dass auch keine Arztpraxis mehr offen hatte. So rief ich zunächst den ärztlichen Notdienst an um zu erfragen ob eine Praxis nicht vielleicht doch Notdienst hat. Dort wurde mir mitgeteilt ich müsste in die nächste Ambulanz ins Krankenhaus aber ob ich die Pille danach dort bekäme könne man mir nicht sagen. So fuhr ich also mit meinem Freund mitten in der Nacht in das nächste Krankenhaus mit Notambulanz ca. eine halbe Stunde entfernt. Die nette Dame an der Information teilte mir jedoch mit ich dürfte nicht zur Ambulanz, da es sich bei einer Verhütungspanne ja nunmal nicht um einen Notfall handele und ich die Pille danach ja auch noch bis 5 Tage nach dem Missgeschick nehmen könne. So verließ ich das Krankenhaus und begab mich in das nächste mit Ambulanz. Auch hier bekam ich die gleiche Antwort. Trotz mehrmaligem Bitten und der Erklärung dass ich mitten in den fruchtbaren Tagen sei und ich am nächsten Tag von 5 bis 19 Uhr wegen der Arbeit unterwegs wäre wurde ich nicht mal bis zu einem Arzt vor gelassen. Nach einer sehr sehr kurzen und schlaflosen Nacht rief ich bei meiner Frauenärztin an. Die Arzthelferin am Telefon war jedoch alles andere als freundlich zu mir die Ärztin könne ich erst nachmittags erreichen und am Telefon wäre es unmöglich ein Rezept auszustellen. Im Endeffekt habe ich die Pille danach nach langer rumtelefoniererrei dann doch noch bekommen und sie etwa 19 Stunden nach dem Missgeschick nehmen können. Nun zum eigentlichen Grund meines Posts. Glücklicher Weise wird die Pille danach nun endlich rezeptfrei ab nächstem Jahr denn so behandelt zu werden ist erniedrigend und unmöglich. Ich frage mich wo die sogenannte Kompetenz des Personals an dieser Stelle gewesen sein soll? Eine Pille danach kann bis zu 5 Tage danach eingenommen werden (ellaone). Ja natürlich, es ist allerdings nur eine Wirksamkeit möglich wenn der Eisprung noch nicht statt gefunden hat. Eine Nidationshemmung ist nicht sicher belegt. Natürlich handelt es sich nicht um einen richtigen Notfall wie z.B. bei einem Autounfall etc. aber eine Frau hat das Recht die Pille danach so schnell wie möglich nehmen zu können. Was ist mit Frauen die vergewaltigt wurden? Die Frage danach wurde mir zum Beispiel gar nicht gestellt auch ohne das Beisein meines Freundes in der zweiten Klinik. Die Rezeptfreiheit für die Pille danach ist meines Erachtens dringend überfällig gewesen und wird das Sexualverhalten Jungendlicher auch nicht groß verändern denn sie haben auch ohne Rezeptfreiheit Sex und kommen in solche Situationen. Doch wenigstens hat jetzt bald jede Frau egal in welchem Alter die Möglichkeit ohne Erniedrigung die Chance schnellstmöglich die Pille danach einzunehmen. Egal aus welchem Grund sie sie nehmen muss.
    LG