Fleischeslust

Foto , CC BY 2.0 , by Cookbookman

Eigentlich wollte ich mal einen richtigen Rant schreiben. Und zwar über Fleisch-Feierei. Fotos von Essen, das kennen wir zur Genüge im Social Web. Ich persönlich finde Menschen, die sich über Essensfotos aufregen, etwas kleinlich und albern: Stellt halt eure Filter besser ein und was ist daran eigentlich der Aufreger, wenn jemand eben sein Essen fotografieren möchte? Anders geht es mir manchmal bei diesen “Mmmmmh, Bacon!!!!1!”-Tweets, den Fotos und Erwähnungen von Double- und Triple-Burgern, Steaks und anderen saftig triefenden Fleischlichkeiten in Pfannen, auf Grills und Tellern. Da verdrehe ich in Gedanken die Augen und denke mir: Leute, also bitte. Wir wissen doch nun wirklich langsam, dass übermäßiger Fleischkonsum nicht unproblematisch ist. Und ihr betreibt hier auch noch die krasse Verherrlichung und zeigt allen, dass ihr nicht zu diesen spaßbefreiten Vernunftesser_innen gehört und suhlt euch dazu in eurer tierischen Freude. Tolle Wurst.

Aber Halt: das hier sollte ja nur eigentlich ein Rant werden. Wird aber keiner, kein richtiger jedenfalls. Denn, beim Drüber-Nachdenken über diese Fleischeslust kam ich ins Grübeln: genaugenommen esse ich auch immer noch Fleisch, ab und zu. Selten zwar, aber dennoch. Trotz fast dreijährigem Versuch, dies soweit wie möglich und immer mal wieder über Wochen auf Null zu reduzieren, ist es mir nie ganz gelungen. Die Wahrheit ist: ich finde Fleisch wirklich unglaublich lecker. Ich habe immer die vegetarisch oder gar vegan lebenden Menschen beneidet/bewundert (oder mich manchmal auch gewundert), die einfach sagen können: es schmeckt mir halt nicht so. Ich brauche es nicht. Eigentlich finde ich es eklig. Und ich meine jetzt erstmal aus einem rein geschmacklich-genießenden Blickwinkel, keinem moralischen-ethischen (der natürlich genauso Berechtigung hat). Aber zu diesen Leuten gehöre ich nicht. Vermutlich fand ich deshalb auch das an dieser Stelle unvermeidliche Buch “Tiere Essen” von Jonathan Safran Foer so ansprechend: denn er gab selbst zu, gerne Fleisch zu essen (bzw. gegessen zu haben). Dass ihm der Abschied davon nicht leicht fiel. Und er blickte nicht nur auf die Greuel der Fleischindustrie, sondern auch auf die soziale Bedeutung des Essens. Er hat mich wahnsinnig überzeugt. Eigentlich. Fast.

Statt also, wie ursprünglich gedacht einen Rant zu schreiben über die sich selbst feiernden Fleischvertilger, versuche ich mich an einer Spurensuche zur Frage: Warum essen wir Fleisch? Warum fällt es uns (bzw. mir) eigentlich so schwer, auf Fleisch zu verzichten? Denn, ich zumindest habe mich schon viel mit dem Thema Lebensmittel- und Fleischindustrie beschäftigt, und selbst wer dies nicht absichtlich getan hat, konnte vermutlich nicht umhin in den letzten Jahren ein paar Fakten aufzuschnappen. Darüber, was für eine ökologische Katastrophe die Riesenställe sind. Über Gülleseen, die ins Trinkwasser suppen. Die Mengen an verabreichten Antibiotika – selbst an gesunde Tiere – damit sie die Massenhaltung überhaupt überleben können. Die daraus resultierende Gefahr von Resistenzen. Die Wassermassen, die zur Fleischerzeugung benötigt werden. Das Weideland, dass nicht für Menschen- sondern für Tierfutter verwendet wird. Für das viel zu viele Wälder weichen müssen. Die völlig überzüchteten Mutanten-Hühnchen, die so schnell wachsen, dass ihre Beinchen brechen. Die geschredderten Hähnchen-Küken, die abgeschnittenen Ringelschwänze, die völlige Unmöglichkeit art-typischer sozialer Verhaltensweisen. Die Liste lässt sich noch mit vielen unschönen bis grauslichen Details fortsetzen, mit größtenteils wenig erbaulichen Folgen für Mensch- und Tiergesundheit. Und es wird immer mehr – Deutschland zum Beispiel ist gerade auf dem Weg, einer der größten Fleischexporteure der Welt zu werden.
Wir wissen so vieles, doch bei Fleisch werden wir offenbar schwach. Woran liegt das? Die Zahl der Vegetarier_innen, obwohl angestiegen in den letzten Jahren, macht immer noch nur um die 10% der Bevölkerung aus. Viele sagen, sie könnten das halt einfach nicht mit dem Fleischverzicht. Doch das ist mir etwas zu simpel. Es klingt doch verdächtigt oft nach: “Ich will das nicht.” (“…und ich will es auch nicht versuchen oder darüber nachdenken und nun geh weg und lass mich in Ruhe meinen Burger essen”).

Andere sagen – so wie ich – dass sie es eigentlich versuchen. Oder zumindest darauf achten, was sie kaufen und wieviel. Aber das “gute Fleisch” ist oft eine Mär. Es sind immer noch nur wenige Siegel und Produktionsstätten, die so etwas wie “artgerechtes”, also möglichst leid-freies und umweltschonendes Fleisch garantieren können. Bei allem anderen, auch wenn es nicht vom Discounter sondern vom Metzger kommt und “irgendwie gut” aussieht, brauchen wir uns da nicht viel einreden. Daher geht das mit dem “guten Fleisch” oft schon deshalb nicht, weil es außerhalb von Städten mit hoher Bio-Verbreitung wie Berlin nicht überall zu kriegen und für die meisten auch einfach zu teuer ist. Obwohl viele Menschen sich das sicher vornehmen, findet der Ab-und-Zu-Fleischkonsum der Bemühten vermutlich doch oft unter anderen Bedingungen statt. So wie der Döner neulich nachts (“Ich war so betrunken”) oder die Schinkensemmel am Bahnhof (“Ich war so in Eile”) oder die Datteln im Speckmanteln auf der Party (“Die standen da und ich musste…!!”). Viele Situationen, wo wir natürlich nicht wissen, wo das Fleisch herkommt, und wo es uns egal ist oder eben egal sein muss.

Tradition, Sozialisation und Geschmack

Warum wir Fleisch essen: ein nicht unerheblicher Grund dafür ist sicher, dass wir es eben so gewöhnt sind. Die traditionellen Gerichte der “deutschen Küche” von Nord nach Süd, Ost nach West sind Fleischgerichte. Natürlich waren und sind dies “Festgerichte”, die früher an Sonn- und Feiertagen auf den Tisch kamen – unter der Woche gab es noch in der Kindheit unserer Eltern und Großeltern sicher viele fleischlose Tage. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich dies stark gewandelt. Dass Lebensmittel erschwinglicher wurden war natürlich erstmal ein Segen. Und so haben wir uns alle an unsere regelmäßigen Fleischmahlzeiten und unsere Frühstückssalami gewöhnt. Bis wir dann ziemlich verwöhnt waren. Und die Gerichte so wie die Weihnachtsgans unser familiäres Bindemittel wurden, unser Heimatgefühl, unser Ritual. Und selbst wenn das mit dem familiären Frieden an Weihnachten dann mal wieder nicht so klappt: wenigstens war die Gans schön knusprig.

Wie ich schon sagte: ich finde Fleisch furchtbar lecker. Es kombiniert Geschmackskomponenten, die eine sehr schnelle und einfache Bedürfnisbefriedigung bieten: salzig, fettig, herzhaft. Hinzu kommt die Konsistenz: saftig oder knusprig und kau-ig (wenn es ein Fachwort für die Befriedigung des Zubeissens gibt, ich wäre interessiert). Aber, mit Jonathan Safran Foer gefragt: Was rechtfertigt unser Genuss? Ich finde das eine berechtige Frage – fürchte aber, viele werden sich insgeheim oder auch recht laut denken: Mein Genuss rechtfertigt ziemlich viel. Essens-Genuss ist eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit, weil sie weitaus mehr befriedigt als nur blankes Hungergefühl. Und hier ist ein Knackpunkt: Durch unsere Küche und selbst die vielen internationalen Einflüsse, die aber doch meist irgendwie “eingedeutscht” (und d. h. oft: aufgefleischt) werden, kennen wir immer noch zu wenige wohlschmeckende vegetarische Alternativen. Es fehlt an Fantasie, an Angeboten, an Gewohnheit. An durchschnittlichen Bahnhöfen etwa packt mich regelmäßig die Ratlosigkeit – das Käsebaguette mit extradick fettiger Remoulade und labbrigem Salat oder doch das Ciabatta mit den erschrocken bleichen Tomaten und dem angegilbten Mozzarella? Damit hat es sich meistens mit den vegetarischen Möglichkeiten (von veganen ganz zu schweigen), und ich kaue lustlos eine trockene Brezel runter. Dabei gibt es so viele leckere Dinge, mit denen sich etwa fleischlos ein Sandwich belegen lässt. Fleischlose Küche ist für viele mit dem Vorurteil behaftet, schrecklich gesund und spaßlos salat-, sprossen- und grünzeug-lastig zu sein. Dabei kann es in Wahrheit alles mögliche sein. Fettig, salzig, knusprig, süß, würzig (und auch grün und gesund – wenn gewollt). In jedem Fall: vielseitig. Nur ist dieses Wissen leider noch nicht recht angekommen bei den Snack-Ketten, den Bahn-Bistros und Gaststätten hierzulande. Ein bißchen Kreativität und Inspiration würde oft schon reichen, um statt den Käsespätzlen noch einige weitere vegetarische Alternativen auf die Karte zu nehmen. Natürlich ist das alles schon besser als vor fünf, zehn, fünfzehn Jahren – aber ich spreche auch aus einer großstädtischen Perspektive heraus, und die ist beileibe nicht die Norm. Dass eine Mahlzeit ohne Fleisch keine richtige ist, ist immer noch ein Gefühl, dessen sich viele nicht erwehren können.

Fleisch, Geld und Status

Ich hatte es oben schon angesprochen: Fleisch essen, und auch welches Fleisch, ist natürlich auch eine Geldfrage. Essenszubereitung, die Auseinandersetzung mit vegetarischen Alternativen und Möglichkeiten: Wer hat dafür Zeit? Wer hat das soziale Umfeld, das sich das Monde Diplomatique-Sonderheft zur Welternährung kauft und neugierig den Spitzkohl aus der grünen Kiste angelt? Wenn der Alltag stressig ist und jeder Cent dreimal ausgegeben, erwarte ich von niemandem mehr Energie und Fantasie als für eine Salami-Fertigpizza vonnöten ist – die im Vergleich zur “Spinaci” auch nach etwas schmeckt. Ein spottbilliges Hähnchenschnitzel ist schnell in der Pfanne und verlässlich. Dass vielleicht vegetarische Alternativen gesünder und wömöglich günstiger wären, ist ein Wissen, das oft in Zusammenhang mit sozialer Schicht, mit Bildung und Wohlstand steht. Es von weniger Privilegierten einzufordern, für die es vielleicht aus Zeit und Geldgründen oder auch Tristesse keine Perspektive ist, finde ich vermessen. Und, um zum Einstieg zurückzukehren: wenn jemand ein Foto von einem edlen und hübsch garnierten Fleischgericht postet, bin ich ja in Wahrheit viel milder gestimmt. Schnell legt uns da die Doppelmoral nahe, was okayer kulinarisch wertvoller Fleischgenuss ist und was schlechter Billig-Fleischgenuss, auch ohne vorgezeigte Tierschutz-Label und Demeter-Siegel.

Statt moralischem Zeigefinger sollte ein Ziel genussvolle und erschwingliche fleischlose Alternativen für alle sein. Vielleicht, indem wir immer die besten Sandwiches nachkaufen, bis es mehr davon gibt. Indem wir die guten Orte weiterempfehlen. Die mit dem fleischlosen Essen, das erstmal nicht ausschließlich gesund oder kalorienarm sein muss, sondern erschwinglich, lecker und befriedigend. Damit es das irgendwann mal überall gibt.

Aber halt! Heißt es jetzt nicht immer wieder, dass gerade der Fleischverzehr in Entwicklungs- und Schwellenländern am rasantesten ansteigt? Dass da ein riesiger Fleischhunger wächst, weil Fleisch Wohlstand bedeutet und Statussymbol? Die hauen jetzt also rein und wir sollen verzichten? Nun, um ehrlich zu sein: durchaus. Nicht, dass der ansteigende Fleischkonsum eine gute Entwicklung wäre, mit all seinen ökologischen Folgen – aber eine verständliche allemal (Gründe: siehe oben). Zudem wird in Industrieländer immer noch gut das Doppelte pro Kopf vertilgt. Wir haben also noch deutlich Luft nach unten, bevor wir uns hier ungerecht behandelt fühlen müssen gegenüber den Entwicklungsländern (LOL).

Manneskraft und so

An der oben zitierten Statistik zum Anteil der vegetarisch essenden Menschen in Deutschland fehlte übrigens noch ein Detail: Es wird davon ausgegangen, dass es weitaus mehr Vegetarierinnen als Vegetarier gibt (nicht mehr ganz aktuelle Zahlen aus dem Jahr 2001 sagen: 13% Frauen, 3% Männer). Fleisch zu essen mag für viele Männer nicht nur eine Frage von Geschmack oder Tradition sein, sondern auch – bewusst oder nicht – immer noch mit einem bestimmten Bild von Männlichkeit zusammenhängen. Die Werbebilder, in denen Männer die blutigen Steaks auf den Grill hauen, wirken meist wie überzeichnete Klischees. Doch trotz sexistisch-dümmlichen Herrenwitzen wie dem Schnitzel-und-Blowjob-Tag, in denen die Verbindung einer stereotypen “Männlichkeit” und Fleischverzehr mittlerweile gipfelt, hängen viele noch an ihr. Jüngstes und eindrückliches Beispiel ist die Kochzeitschrift “Beef”, über deren Cover ich mich regelmäßig aufregen oder beömmeln kann. “Beef” setzt auf den in den letzten Jahren gestiegenen Trend zum Selbst-und-edel-Kochen und versucht sich dabei an einer pseudoreformierten Form des Mannes mit Männlichkeitsbedürfnis, der zwar kocht, aber in der Statussymbol-Mercedes-Variante des Kochens, mit Nobelgrill, High-Tech-Ofen und Kobe-Rind (fairerweise sollte ich anmerken: ein von mir verspotteter Bekannter versicherte, dass die Rezepte darin durchaus spannend sind). Dass dabei Fleisch im Mittelpunkt stehen muss und folglich Mann (kochend oder nicht!) und Fleisch untrennbar verbunden sind, daran lässt der Titel jedenfalls keinen Zweifel. Die mit verbissener Üppigkeit aufgehäuften Fleischberge auf dem Magazin-Cover machen jedoch manchmal einen leicht verzweifelten Eindruck. Vielleicht sehen sie die Felle bereits davonschwimmen? Fleisch zu essen, um einem steinzeitlich anmutenden Geschlechterstereotyp gerecht zu werden, erscheint mir jedenfalls eine denkbar schlechte Motivation.

Das Problem mit der Rettung der Welt

Müssen wir denn nun eigentlich alle vegetarisch leben? Nun, weder diese Erwartung noch diese Hoffnung habe zumindest ich nicht. Mit der Rettung der Welt ist das ja so eine Sache. Ebenso wie wir jeden Tag essen müssen, sehen und hören wir in der Regel alle Nase lang Dinge, die uns alarmieren könnten. Dinge, für die wir uns einsetzen müssten. Verhaltensweisen, die wir anpassen sollten. Müll, den wir trennen sollten. Energie, die wir sparen sollten. Und irgendwann nagt da diese Frage: rette ich damit jetzt gerade wirklich die Welt? Macht dieses Schnitzel den Unterschied, diese Bratwurst? Wurst und Fleisch sind im Supermarktregal ohnehin schon so weit entfernt von ihrem Ursprung, dass ich sie kaum mit den Greuel in Verbindung bringe, die das Schwein dafür erleiden musste. Gleichzeitig erscheint der Ruf nach der Verantwortung der Verbraucher_innen allzu oft wie ein Vorwand der Politik, eben keine Politik zu machen und bloß die Lobbyverbände nicht zu verprellen. Dass das politische Leitbild des „mündigen Verbrauchers“, der nur ausreichend informiert werden muss, um die in jeder Hinsicht vernünftige Konsumentscheidung zu treffen, so nicht existiert, zeigt sich gerade bei Ernährungsfragen sehr deutlich. Viele der ökologischen/Tierschutz-Probleme der Fleischindustrie müssen eben doch auf politischer Ebene angegangen werden.

Um die lange geschweifte Klammer nun wieder zu schließen: ab und zu Fleisch essen ist also schon verständlich, darüber zu twittern, es zu fotografieren und zu feiern aber nicht? Sounds like Doppelmoral to me. Angesichts der harten Fakten aber reflektionsfreie “Fleisch = geil!!” Nachrichten in die Welt zu blasen, wird mir wohl auch weiterhin sauer aufstoßen. Vielleicht konnte ich ja ein paar Anregungen liefern, darüber nachzudenken, was wir essen (und fotografieren) und warum. Unser Fleischhunger richtet blindwütige Zerstörung und Grausamkeiten an. Doch selbst wenn wir die ökologisch-moralische Argumente nachvollziehen können, wir bringen sie offenbar nur schwer in Zusammenhang mit dem, was auf unseren Tellern liegt. Unser Handeln scheinen sie oft nicht ausreichend zu beeinflussen (und ich beneide die, für die das schon außer Frage steht). Und deshalb sollten wir vielleicht auch mal mehr über andere Dinge reden, die fürs Essen, für unser leibliches Wohl ganz entscheidend sind: Über Geschmack und Zutaten und Rezepte. Über Genuss! Und darüber, wie der auch ohne Fleisch geht. Verdammt gut nämlich.

43 Antworten zu “Fleischeslust”

  1. Martin Heike sagt:

    Umami hat vielleicht seinen Anteil an der sogenannten Fleischeslust, die möglicherweise eine Umami-Freude ist.

    • Auto_focus sagt:

      z.T. sicher. Aber so einfacher Bacon… der schmeckt schon von allein ;)

      • Martin Heike sagt:

        Umami ist kein Zusatz, sondern hat es tatsächlich als Neuzugang in die Geschmacksklassen (Rezeptoren auf der Zunge) geschafft :) salzig ist nicht die Geschmacksqualität, die wir als *lecker* wahrnehmen, sondern umami ist das eigentliche lecker. Das „von alleine“ ist das umami.

  2. thefan1968 sagt:

    Prima Artikel, der das mal unverkrampft beleuchtet…

    Fehlt wirklich nur noch der Hinweis, dass wir als Säugetier eben zu jenen Tierarten gehören, die sich aus beiden Quellen ernähren… schon immer.
    Auch unsere Vorfahren ernährten sich ewiglich von Wurzeln und Beeren und freuten sich, wenn es gelang ein Mammut in die Grube zu schubsen.. ;-)

    Das es heutzutage hier Probleme gibt, die gelöst werden müssen, ist allerdings unbestritten.

    • Auto_focus sagt:

      Danke. Wobei das mit dem Allesfresser i.d.R. auch bedeutet, dass wir eben auch ohne Fleisch können – vielleicht nicht während des Heranwachsens – aber als Erwachsene durchaus. Oder zumindest mit deutlich reduzierten Fleischmengen.

    • Daniel sagt:

      du nimmst mir die worte aus dem mund :) bei vielen dingen geht unsere evolution mit verantwortung einher. wenn wir nicht leben wollen wie unsere vorfahren aus den höhlen, so müssen wir der vernunft folgen und unsere menschlichen gelüste unterdrücken. nur weil ein weibchen auf der straße herunläuft, dürfen wir es nicht gleich anspringen. nur weil wir viel fleisch zur ständigen verfügung haben, müssen (oder dürfen?) wir es nicht gleich essen.

      für viele ist fleischverzicht ein ständiger kampf gegen die eigene natur. und das muss offenbar auch so sein.

      toller artikel.

  3. Wie schön, dass es jemand mal auspricht: Fleisch is(st sich) verdammt lecker, aber Genuss geht auch ohne Fleisch. Nur an Bahnhöfen, beim 0815 Bäcker oder in vielen gutbürgerlichen Gaststuben und Imbissbuden ist man noch nicht auf der Trichter gekommen. Dabei können Sandwiches auch Fleisch so lecker sein!
    Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen in eine Panik-Starre verfallen, sobald man ihnen ankündigt, dass ohne Fleisch gekocht wird. Ich erkläre es mir mit dem Angst vor dem Unbekannten, mangelnde Flexibilität und fehlender Aufklärung. Und versuche dann mein bestes, sie von den Freuden eines Auberginen-Fritter-Burgers zu überzeugen!

    • Auto_focus sagt:

      Ich hab jetzt vor kurzem in London die tolle Erfahrung gemacht, wie gut das geht mit dem vegetarischen „Fastfood“. Die Sandwich-Kette „Pret à manger“ (oder auch die Lebensmittelabteilung bei Marks & Spencer) haben jeweils ein komplettes Regal nur vegetarische, abwechslungsreiche Sachen. Es war ein Paradies… Ich glaube auch, dass ein guter möglicher Weg ist, die Leute hier quasi „zu verführen“. :)

  4. nagareboshi sagt:

    Hm, jetzt fühle ich mich aber ein bisschen schlecht, dass ich mein Essen fotografiere. Dabei ist mir nie in den Sinn gekommen, dass ich womöglich auch Fleisch fotografiere und es damit vielleicht verherrliche. Oder andere diesen Eindruck davon bekommen. Allerdings preise ich nicht das Fleisch an, sondern das Essen an sich, also insgesamt.
    Schöner Artikel!

    • Auto_focus sagt:

      Danke! Und wie gesagt, gegen Essen fotografieren habe ich ja eigentlich nichts. Aber freut mich, wenn ich ein paar Denkanregungen geben konnte…

  5. dieKadda sagt:

    du sprichst

  6. dieKadda sagt:

    *hüstel*

    nochmal von vorne

    du sprichst mir aus der Seele! Genauso geht es mir auch! ich drücke das immer aus mit „im Herzen Vegetarierin, aber…“ und genauso ist es auch.

    Bei mir ist es aber so, zumindest beobachte ich das auch so an mir, vielleicht kennen das andere auch.

    Die ganzen (Er)Kenntnisse rund um Fleischessen an sich und die Sozialisation damit, kenne ich. Total gut. Jonathan Safran Foers Buch fand ich deswegen schnell langweilig, ich fand nämlich nicht, dass da was neues drin stand (aber das Buch ist total gut, das weiß ich schon!)
    Bei mir wechseln sich aber Phasen ab. Phasen, in denen ich Fleisch absolut gar nicht auf meinem Teller haben *kann* – Phasen in denen das Ethische im Vordergrund steht und ich es wirklich eklig finde. Also so richtig. Einfach vom Kopf her. Phasen bestimmt vom frontalen Cortex, könnte man sagen ;)
    und dann wiederum Phasen, in denen sich aus irgendwelchen Gründen das Stammhirn einschaltet und sagt: „Gib mir Fleisch“. und dann MUSS ich das haben.

    Meine Erklärung ist folgende: In Zusammenhang mit Schwangerschaft und Stillzeit hatte ich mal richtig heftigen Eisenmangel, weil ich Vegetarierin war. Also wirklich heftigen Eisenmangel. Warum ich keine Tabletten nehmen konnte – diese Details erspare ich mal. Irgendwas mit Verdauung muss genügen. Wer schonmal schwanger war, weiß bescheid ;)
    Sowas merkt sich der Körper und steuert gegen. Seit dieser quasi krisenhaften Erfahrung von Mangel im Körper, reagiere ich sehr heftig auf Eisenmangel und muss dann Fleisch essen. Steak. Rindfleisch! wenigstens eine Portion! das Verlangen ist wirklich… erschüttend!

    deswegen ist für mich „kein Fleisch“ leider keine Lösung, die ohne Leiden zu machen ist. Aber ich achte eben, wenn es denn zu diesem Stammhirneinsatz kommt, sehr genau darauf, was für ein Fleisch es ist, das ich esse. Und das kann man dann ja super machen: Wenn man nur so selten Fleisch isst, kann man sich auch teures Neuland und Naturland-Fleisch leisten.

    ich hoffe, das wird jetzt hier nicht als biologistisch gesehen. Und bitte schon gar nicht als Widerspruch zu deinem Artikel. Wie gesagt: spricht mir aus der Seele. <3

    • Auto_focus sagt:

      Freut mich, dass dir der Artikel gefällt! Und was diese biologische Seite angeht – ich hab das gerade im Zusammenhang mit Schwangerschaft schon öfter gehört. Und die Erfahrung, dass eine bestimmte Sache dem Körper gerade so gut tut, dass mensch sie nicht lassen kann/möchte, kennen sicher einige. Ist vielleicht nicht die Regel, aber kein Faktor, den – zumindest ich – einfach so als Willensschwäche abtun würde :)

  7. dieKadda sagt:

    PS: und um diese Stammhirnphasen schnell zu beenden nehme ich dann Eisentabletten – das geht nämlich mittlerweile auch gut. Zumindest in Maßen. :) und es gibt dann immer sehr viel rote Beete. fand ich früher voll eklig – mag ich mittlerweile voll gerne.

  8. „Unser Fleischhunger richtet blindwütige Zerstörung und Grausamkeiten an.“

    Nicht nur der Hunger nach Fleisch, sondern allgemein der Verzehr tierischer Produkte. Ein Blogeintrag, in dem sich Autor_in selbst nicht ganz klar zu sein scheint, ob nun der eigene, vereinzelte Fleischkonsum (für sich selbst) entschuldigt werden soll, oder doch ein Plädoyer für eine nicht einmal halbherzige Lösung (Vegetarismus) angestrebt wird. Am Ende gelingt in meinen Augen beides nicht. Wer an diese Angelegenheit reflektiert und emphatisch herangeht, der wird wangsläufig zu dem Schluß kommen, dass es keinen ethisch und ökologisch motivierten Vegetarismus oder gar „ab und zu Mord“ geben kann, sondern das Ziel ein möglichst veganes Leben sein muss.

    • rtavi sagt:

      Und dieser Kommentar ist wieder ein gutes Beispiel dafür, warum viele Fleischesser sofort auf Durchzug stellen, wenn sie vegetarisch/vegan hören. Wenn ich mir anhören muss, ich sei ein Mörder weil ich gerne mal ein Steak oder auch ein Brathendl esse, dann fühle ich mich nur angegriffen, aber bestimmt nicht motiviert, weniger Fleisch zu essen.

      Die industrielle Tierhaltung ist grausam und umweltschädlich und auf vielfache Weise problematisch, aber die Schlachtung eines Huhnes mit dem gewaltsamen Tod eines Menschen gleichzusetzen, überzeugt bestimmt keine „normalen“ Verbraucher auf Sojahack umzusteigen. Im Gegenteil, dadurch bekommen Vegetarier/Veganer nur den Ruf von durchgeknallten Fanatikern weg.

      • Auto_focus sagt:

        Sachte, sachte: ich wüde mich freuen, wenn hier niemand als Mörder oder Fanatiker bezeichnet wird. Ich kann die vegane Lebensweise und die Gedanken dahinter verstehen, denke aber es ist aufgrund sehr vieler Faktoren für viele Menschen schlicht nicht vorstell- oder machbar – noch nicht, wer weiß. Daher ist es imho nicht zielführend, wenn man Vegetarismus von vorneherein als „halbherzig“ abtut. Das mit den „zwangsläufigen Schlüssen“ ist so eine Sache. Was rational verständlich ist, muss deshalb trotzdem noch nicht dazu führen, dass ich in der Lage bin, meine Lebensweise so stark umzustellen. Aufgrund von Lebensumständen, sozialen Faktoren, Gewohnheiten. So lange wir tierische Produkte verzehren, sollten wir uns aber natürlich für eine Politik einsetzen, die sich um Haltungsbedingungen etc. kümmert, und uns fragen, ob wir nicht doch schrittweise etwas an unseren Gewohnheiten ändern können – und warum wir dem eigentlich so skeptisch gegebenüber stehen (was ich bei vielen überzeugten Fleischessern erlebe). Und die, die schon überzeugt sind: die Anderen für das fleischlose – und im Zuge dessen vielleicht irgendwann auch tierlose – Essen begeistern.

      • Wenn bekannt ist, dass die (industrielle) Tierhaltung und -tötung grausam, unweltschädlich und auf vielfache Weise problematisch ist, warum ist denn da überhaupt noch eine Motivation vorhanden, Fleisch zu essen?

        Dieser Versuch, Veganer/Vegetarier in die ausgegrenzte Position „der anderen“ zu schieben, ist schlicht und ergreifend plump und entbehrt jeglicher (Selbst-)reflektion. Ganz davon abgesehen, dass persönliche Beleidigungen („Fanatiker“) eine konstruktiven Dikussion sicherlich nicht weiterbringen. Es mangelt mir an jeglichem Verständnis, wie man Leid & Tod für sein eigenes Wohlergehen in Kauf nehmen kann und dies auch noch als „normal“ / „selbstverständlich“ ansehen kann.

  9. Martin Heike sagt:

    Es geht nicht um mich. Ich habe eine extrem hohe Geschmacksknospenstimulationskompetenz. Danke.

  10. Auto_focus sagt:

    Danke für deinen Beitrag! Volle Zustimmung zum Thema Zugänglichkeit. Ich denke es sind noch nicht mal die i.d.R. falschen klischeehaften Vorurteile (Veganismus sei esoterisch-sektenhaft etc.), die Leute da abschrecken, sondern der Gedanke „Ist das nicht alles schrecklich kompliziert?“ und „Wie soll das denn gehen?“. Natürlich sind Veganer hier nicht in einer Bringschuld – jeder kann sich ein Kochbuch kaufen oder in einen entsprechenden Laden gehen. Aber die gibt es halt auch nicht überall – außerhalb von Ballungszentren/Großstädten wird es schon schwieriger, und es ist viel Eigeninitiative gefragt. Da versandet das Interesse leichter – könnte ich mir vorstellen.

  11. Auto_focus sagt:

    Weiterhin viel Erfolg! Nachdem ich Foer gelesen hatte, viel mir das eine Weile recht leicht – aber dann hat sich der Effekt irgendwie „abgenutzt“ und ich wurde wieder schwach. Dabei beschäftige ich mich wirklich viel damit und kenne alle grausligen Details. Jetzt nach dem Artikel bin ich wieder motivierter – hoffe es ergeht noch anderen so. :)

  12. Auto_focus sagt:

    Ich schätze da gibt es wirklich große Unterschiede. Ich kenne doch recht viele Menschen, die meinen, sie würden ja *eigentlich* gern mehr verzichten, aber…

  13. Auto_focus sagt:

    Oh, dass die Lebensmittelindustrie generell ein großes Problem hat (bei nicht-tierischen Produkten im Sinne von Ausbeutung von Mensch und Umwelt) ist mir schmerzlich bewusst. Gerade die Almeria ist da ein schlimmes Beispiel. Aber ich konnte auch nicht alle Probleme der Lebensmittelindustrie in einen Text packen – plus, ich habe ja gerade dargestellt, dass es halt nicht bloße Triebsteuerung ist mit dem Fleisch, es ist ein Faktor neben sozialen, wirtschaftlichen… Und dass die erschwinglichen, vegetarischen Lebensmittel am besten auch aus guten Produktionsbedingungen kommen sollte – natürlich wünsche ich mir das, und erhoffe mir da politische Einflussnahme und bewussten Konsum. Trotzdem denke ich, dass Fleisch(produktion) eines der größten Probleme bleibt, daher hab ich mich erstmal darauf konzentriert.

  14. Auto_focus sagt:

    Oh danke, werde ich mir sobald wie möglich ansehen! Und danke für das Lob. :)

  15. antifotografierfraktion sagt:

    Ich habe lang Fleisch gegessen. Dann lang vegetarisch. Und seit einigen Jahren vegan. Ich fand Fleisch lecker und kann verstehen, wieso man es gern isst. Die meisten sind ja auch damit aufgewachsen, dass es ganz normal ist, Fleisch und Wurst zu verzehren. Was mich inzwischen etwas aufregt, ist dieses „Ich bin ja so lässig, ich esse noch Fleisch!“-Gehabe, das auf vielen Netzkanälen auftaucht. Garniert gerne, wie von Dir beschrieben, mit dem letzten instagram-Geblinker eines „guten Steaks“. Manchmal habe ich fast das Gefühl, es ist so eine Art Gegenbewegung zum gern und viel (und zu Unrecht) gedissten Veganismus.

    Ich fand den Umstieg aufs rein Vegane für ein paar Wochen etwas krass, weil ich arger Milchprodukteverherrlicher war, aber man gewöhnt sich dann doch recht schnell um. Ich habe so viele neue leckere Lebensmittel und Gerichte in mein Repertoire aufgenommen, dass mir lang überhaupt nichts aus den vorherigen 30 Jahren gefehlt hat. Und inzwischen, sollte ich mal einen Käseanfall haben, kaufe ich mir eben veganen Käse. (Oder ich drehe völlig durch und erlaube mir eine Scheibe Käse.)

    Mit Ultrastrenge kommt man nie weiter, wenn man auf etwas verzichten möchte. Eher mit Information, Recherche und, wie Du selbst schreibst: Genuss. Und mit Neuentdeckungen. Fleisch fehlt mir (im Gegensatz zu Käse) interessanterweise: nie. Selbst wenn ich mal in der Heimat bin und meine Mutter für die anderen ein früheres Fleischleibgericht zaubert. Das ist für mich einfach kein Essen mehr, inzwischen.

  16. FaulheitFTW sagt:

    Schade, dass man als Fleischesser als so abgestumpft und pauschal faul dargestellt wird. Streckenweise werden hier Sachen reininterpretiert, die meiner Meinung nach überhaupt nicht zutreffen. Ich mag einfach Fleisch und ja, ich habe mich auch schon mit fleischlosen Gerichten auseinander gesetzt. Schmecken auch. Aber sollte ich deswegen auf Fleisch verzichten? Nö, denke ich nicht.

    • Auto_focus sagt:

      Ich weiß nicht ganz, wo du „faul und abgestumpft“ rausliest. Es ist ein Mix aus Faktoren, der bei einer mehr zutreffen, bei anderen weniger.

      • FaulheitFTW sagt:

        Das ist schön, dass du das so siehst. Trifft aber leider nicht bei jedem zu, denn als Fleischesser erfährt man von Veganern/Vegetariern meist eine etwas andere „Behandlung“. Btw, rausgelesen aus dem 2. Absatz von Charles. Vllt. auch zu viel Interpretation meinerseits. ;)

  17. Ben sagt:

    „Dass das politische Leitbild des “mündigen Verbrauchers”,
    der nur ausreichend informiert werden muss, um die in jeder Hinsicht
    vernünftige Konsumentscheidung zu treffen, so nicht existiert, zeigt
    sich gerade bei Ernährungsfragen sehr deutlich. Viele der
    ökologischen/Tierschutz-Probleme der Fleischindustrie müssen eben doch
    auf politischer Ebene angegangen werden.“

    Den Teil finde ich schwierig, weil er für mich nach Bevormundung klingt. Vielleicht war es nicht so „ökodiktatorisch“ gemeint, wie ich es interpretiert habe, aber ich persönlich möchte schon lieber selber entscheiden, was ich kaufe. Ich hätte allerdings nichts dagegen, wenn artgerechte Tierhaltung Gesetz wäre, das Fleisch damit deutlich teurer, und ich gezwungen, öfter vegetarisch zu essen. Schon heute leiste ich mir Rind nur ca. 1 Mal im Monat aufgrund des Preises, im Gegensatz zu Huhn, Pute, Schwein, das ich fast täglich zu mir nehme (mit zunehmend schlechtem Gewissen).

    • Auto_focus sagt:

      Aber um nichts anderes als solche Dinge – gesetzliche Regulierung von artgerechter Tierhaltung etc. – geht es mir ja dabei. Natürlich sollst du selbst entscheiden können, was du kaufst :) Aber bestimmte Dinge können zum einen die Verbraucher_innen gar nicht oder nur wenig beeinflussen, und zum anderen ist es ein Trugschluss zu glaube, dass die Menschen nur informiert und aufgeklärt werden müssen, weil eben noch andere Faktoren (soziale, finanzielle…) Kaufentscheidungen beeinflussen. Die Verbraucherforschung sieht das politische Leitbild des „mündigen Verbrauchers“ mittlerweile kritischer, weil empirische Studien darauf hindeuten, dass wir uns doch auch viel von unserem Umfeld, unseren Gewohnheiten beeinflussen lassen (vereinfacht ausgedrückt).

  18. Auto_focus sagt:

    Was sind denn das für merkwürdige Pauschalisierungen? Du kennst eine esoterische Vegetarierin und deswegen sind alle so? Auch das Argument mit den Schneidezähnen habe ich noch nie gehört – und selbst wenn, was soll das hier genau beweisen? Im übrigen höre ich das Gejammer über die angeblich esoterischen und missionarischen Veganer_innen oder Vegetarier_innen weitaus öfter von als das ich tatsächliche solche Menschen treffe. Anyway, ich werde weiterhin versuchen, eine von denen zu werden, die du „auf den Tod nicht ausstehen kannst“. Vielleicht solltest du versuchen, deine negativen Emotionen auf lohnenswerte Ziele zu richten.

    • illith sagt:

      Ich kenn aus Onlinezusammenhängen sowohl viele Eso-VeganerInnen (wobei menier Wahrnehmung nach die eher in der Raw- und Vollwet-Ecke des Spektrums zu finden sind), als auch besonders viele aus dem linken Spektrum, die alles, was auch nur im entferntesten mit Religion, Spiritualität und Esoterik zu tun hat zum Teufel jagen (haha)

      Dieses angebliche Schneidezahn-Argument ist mir in 16 Jahren Vegan-Praxis noch nicht untergekommen, sehr wohl aber in schöner Regelmäßigkeit das Heranziehen der Eckzähne zum Beweis unseres natugegebenen Fleischfressertum. Nicht sehr überzeugend, wenn ich mir die Dinger so anseh…^^ (ich gehör aber btw nicht zu denen VertreterInnen der Ansicht, dass der Menschen SCHON IMMER(tm) herbivor gewesen ist)

  19. Kinch sagt:

    „Man frage eine/n Veganer_in oder eine/n Vegetarier_in mal, warum wir denn Schneidezähne haben.”

    Zum schneiden? Schonmal einen Apfel gegessen? Und hast du mal versucht mit den Schneidezähne Fleisch zu schneiden?

    Ich habe schon viele alberne Argumente gegen Vegetarismus gehört, aber das ist selbst mir neu.

    P.S.: Zum Knacken von Schalen setzt man übrigens die Eckzähne ein.

  20. illith sagt:

    Mit gebratenem Seitan geht das schon ganz gut. Als ich den das erste Mal gegessen hab, hab ich zweimal innegehalten und nochmal ganz genau die Zutatenliste auf der Dose durchgelesen, weils mir gar nicht geheuer war :D

  21. anna sagt:

    Fleisch wird mit den Mahlzähnen verkleinert. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen gesehen, die ihr Fleisch wie ein Hase seine Karotte isst.

    Mit Hömöopathie kenn ich mich nicht aus, kann aber aufgrund des Placeboeffekts wirken. Und der Placeboeffekt wirft natürlich wissenschaftliche Fragen auf, die man nicht messen kann.

  22. Elle Nerdinger sagt:

    Danke für diesen sehr eingängigen Artikel zu einem Problem über das ich mich auch lang genug aufrege. Ein Kilo Schweinefleisch kostet mittlerweile unter 4 Euro. Ist das sexy? Ich konnte diesen Bacon-Hype nie verstehen.

  23. map sagt:

    Brandon Grotesque.

  24. DonDahlmann sagt:

    Ich habe in den letzten zwei Jahren meinen Fleischkonsum erheblich eingeschränkt. Nicht nur, weil ich mich über Massentierhaltung informiert habe, sondern auch von alleine. Ich habe einfach nicht mehr so viel Lust auf Fleisch, also esse ich lieber Vegetarisch. Aber – ganz grundsätzlich haben wir ein Lebenmittelproduktionsproblem, das betrifft nicht nur Fleisch aus Massentierhaltung. Wer glaubt, Bio-Fleisch sei besser, mag sich mal diese ARD-Doku anschauen (http://www.youtube.com/watch?v=Nx1f5pq6Ddk), [Vielleicht nicht vorm Mittagessen]. Selbiges gilt für Fisch (Beifang, Überfischung http://www.youtube.com/watch?v=WSFezAgi2Fo) und die Milchprodukte der Vegetarier kommen auch nicht immer von glücklichen Kühen, die auf der Weide stehen. Und das Spiel kann man weiter drehen: Woher kommt das Mehl für die Brötchen? Welche Backtriebmittel werden genutzt? Und warum überhaupt, denn jeder, der schon mal Brot selber gemacht hat weiß, dass man außer Hefe oder Sauerteig keine Hilfsmittel benötigt. Das Käsebrötchen am Bahnhof kann im Grunde genauso miserabel hergestellt sein, wie das mit Salami (Obwohl: bei Salami und Leberwurst gilt der alte Satz, dass man das nur kaufen sollte, wenn man weiß, wer es gemacht hat).
    Kurz gesagt: Es macht wenig Sinn, wenn sich Vegetarier und Fleischesser in Kommentarspalten bekriegen, man sollte eher dafür sorgen, dass die Lebensmittelproduktion generell anders wird. Die Frage ist aber: Ist das überhaupt noch möglich?

  25. […] Kleinerdrei: Fleischeslust […]

  26. Ich kann deinen Standpunkt zu weiten Teilen verstehen und danke dir für den Ausführlichen Input. ganz deiner Meinung bin ich aber nicht an jeder Stelle. Beispielsweise bin ich der Meinung, dass nichts anderes das Ziel sein kann, als ein allgemeiner Veganismus. Natürlich stimme ich mit dir überein, dass 2 getötete Tiere besser sind als 7 getötete Tiere, aber es sind immer noch zwei zu viel. Und es ist richtig, dass jeder seine Grenzen hat, an die er stösst. Aus diesem Grund schreibe ich von einem „möglichst“ veganem Leben. Diese Grenzen verschieben sich natürlich beständig.

    Wenn du übrigens vegan lebst, allerdings viel Plastik kaufst / dein Laptop den ganzen Tag läuft / du Palmöl nicht meidest, dann sind dies Kompromisse, jedoch keine ethisch motivierten. Du sagst ja (hoffentlich) nicht, dass du aus ethischer Überzeugung Palmöl nicht meidest, sondern vermutlich ist die Motivation dieses Kompromisses Bequemlichkeit o.ä..

    Ich sehe in meinem Beitrag keine Verurteilung von Menschen, die an ihrem Verhalten arbeiten, um damit langfristig bei einer veganen Lebensweise anzukommen. Wenn das Verhalten sich allerdings da hin ändern soll, dass das Ziel ist, „nur“ noch (z.B.) 2 Tiere pro Woche leiden und sterben zu lassen, dann empfinde ich das nicht als ausreichend.